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Veröffentlicht am 08.04.2020

Ein Herzenshörbuch

Liliane Susewind - Ein Eisbär kriegt keine kalten Füße
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Dies ist der 11. Band der Lilliane Susewind Reihe, die zu Recht ein Dauerbrenner ist. Die Bände müssen nicht zwangsläufig in der chronologischen Reihenfolge gehört werden, um sie zu genießen.

Lilliane ...

Dies ist der 11. Band der Lilliane Susewind Reihe, die zu Recht ein Dauerbrenner ist. Die Bände müssen nicht zwangsläufig in der chronologischen Reihenfolge gehört werden, um sie zu genießen.

Lilliane Susewind ist inzwischen 11 Jahre alt. Seit bekannt wurde, dass sie mit Tieren sprechen kann, war der Presserummel um sie groß und sie ist noch immer fotoscheu. Doch langsam bessert es sich und sie kann sich wieder freier bewegen.
Während der Hochzeitsvorbereitungen der Zoodirektorin Evelyn Essig-Steinmeier und dem Tierparkdirektor Herrn Grimm-Hartmüller auf Hochtouren laufen, kommt ein Hilferuf eines anderes Zoos an: Das Eisbärenkind Milky hat seine Mutter infolge einer Krankheit verloren und ist nun verwaist. Eisbärenmänner scheren sich nicht um den Nachwuchs, könnte dann nicht der Zoo, in dem die berühmte Tierdolmetscherin Lilliane Susewind arbeitet, weiterhelfen? Eisbärenkinder sind in Zoos sehr beliebt, doch ihre Aufzucht ist schwierig! Aber natürlich will Lilli dem Kleinen in Not gerne helfen. Allerdings entpuppt der sich als eisgezeichneter Frechdachs! Er ist wild und liebt es zu kitzeln. Seine Energievorräte scheinen unerschöpflich!
Auch der neue Tierarzt Dr. Schrummfinkel ist von Milky ebenso fasziniert wie von den Ligern und den Hängebauchschweinferkeln. Ständig macht er irgendwelche Fotos, was nicht nur Lilli nervös macht. Selbst die Tiere mögen ihn nicht, was stört sie nur so sehr?

Vor3 Jahren habe ich das Buch mit meinen Töchtern gelesen. Dieser Band ist eindeutig der Lieblingsband meiner Großen (12) die Milky so sehr ins Herz geschlossen hat, dass wir unbedingt noch das Hörbuch brauchten. Auch wenn mit dem hochbegabten gutaussehenden total beliebten Jesajah ein Junge eine zentrale Figur einnimmt, dies ist eindeutig ein Mädchenbuch. Das läßt sich aber auch schon an dem zuckersüßen Cover entnehmen. Ja, denn die Geschichte ist auch süß, aber nicht unerträglich süß, sondern genau richtig. Denn in ihr steckt noch viel mehr! Es ist teilweise so spannend und dramatisch, daß meine Töchter ganz still wurden um zu lauschen. Die Kleine hatte Tränen in den Augen so unerträglich spannend und auch ungerecht fand sie das Geschehen. Da das Buch ab 8 Jahren zum Selberlesen empfohlen wird, gibt es natürlich ein wirklich glückliches Ende.
Sehr lustig fanden die Mädchen, wie Milky den Tierarzt in Schrumpf-Pinkel umtaufte, wir überlegten uns, daß Schlumpf-Pinkel auch lustig wäre und so wurde auch die Sprachkreativität angeregt. Milky ist zwar ein ganz Wilder, hat aber im Nu die Herzchen der Kinder erobert! Sein höchstes Lob eisgezeichnet ist bei uns ebenso in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen wie: „Oh, wie schön, ich habe kalte Füße!“ Nebenbei erfahren die jungen Hörer natürlich auch einiges über die jeweiligen Zootiere. Eisbärenmänner kümmern sich nicht um den Nachwuchs. Ein Punkt über den wir bis dato nie nachgedacht haben. Die Kinder eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers heißen Liger und gibt es tatsächlich (das mußten wir doch nachschauen!). Das Buch dreht sich um Freundschaft, Verantwortung und Hilfsbereitschaft für Tiere und daß man auch mal was wagen muß. Nicht zuletzt stellt Lilli auch fest, wie sehr sie an ihrer Gabe hängt und dass sie gar nicht mehr traurig darüber ist, dass sie nicht so ist wie andere Mädchen. Wir finden es auch toll, daß Lilli anders ist! Sonst hätten wir nicht so mit ihr gebibbert, gelacht und mitgefiebert! Meine Jüngste findet diesen Band zu traurig, den Verlust von Milkys Mutter mag sie nicht. Aber ich gebe meiner Großen recht, dass dieser Band dennoch auch einer der lustigsten ist. Die Haustiere Frau von Schmidt und Bonsai laufen geradezu zu Hochform auf und Milky ist einfach zu drollig!

Johannas Meinung: Dies ist mein absoluter Lilli-Lieblingsband! Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, da sie mit viel Liebe und Herz geschrieben ist. Ich habe mich während des Hörens immer so gefühlt, als würde ich in die Geschichte eintauchen. Besonders witzig sind wieder Frau von Schmidt und Bonsai. Catherine Stoyan trifft bei Frau von Schmidt genau ihren Ton und Charakter, vornehm und ein bisschen eingebildet, mit dem Herz am rechten Fleck. Sie gibt jeder Person immer eine eigene Stimme. Die von Milky fand ich zu Beginn nicht so passend, aber als ich mich eingehört habe, fand ich sie o.k. Milky ist total süß und die Vorstellung, dass Eisbären kalte Füße bekommen könnten, richtig witzig.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Wunderschöner Reihenauftakt

Die Schule der kleinen Ponys - Ein Heuhaufen voller Geheimnisse
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Monka (genannt Mo) Winter ist 10 Jahre alt und lebt den Traum vieler Mädchen: sie wächst auf dem elterlichen Gestüt auf, auf dem sowohl edle Großpferde gezüchtet, als auch Ponys in der Ponyschule ausgebildet ...

Monka (genannt Mo) Winter ist 10 Jahre alt und lebt den Traum vieler Mädchen: sie wächst auf dem elterlichen Gestüt auf, auf dem sowohl edle Großpferde gezüchtet, als auch Ponys in der Ponyschule ausgebildet werden! Jetzt, da endlich die Sommerferien anfangen, kann sie die warmen Tage mit ihrem Pony Dr. Paul richtig genießen. Doch ihre Mutter die bekannte Springreiterin bricht sich bei einem Unfall den Arm und benötigt nun Unterstützung. Solange ihre Mutter verhindert ist, soll sie selbstständig die Ponyschule übernehmen.Vor so viel Verantwortung hat Mo echt Bammel. Ob sie das wohl alleine schafft? Außerdem muss sie mit Eugen, ihrem Patenonkel und Stallmeister und ihrem Bruder Ben beobachten, wie Flex, das Leitpony das Gatter öffnet und die Herde freilassen will. Einer unbekannten Reiterin gelingt es, Flex zurück zu drängen und das Gatter wieder zu verschließen. Wer ist diese Unbekannte und warum ist sie schneller geflohen, als sie sich bedanken können? Mo scheint ein aufregender Sommer bevorzustehen.

Wenn man das Buch zur Hand nimmt, fällt einem sofort die liebevolle Gestaltung auf. Nicht nur die fröhlichen Farben, die auch die Illustrationen im Inneren leuchten lassen, nein, gleich im Einband ist eine bunte Lagekarte von Hof und Umgebung abgedruckt. Neben den zahlreichen Illustrationen ranken sich auch kleine Grashalme mit Wiesenblumen um die Seitenzahlen, was einfach süß aussieht. Neben diesen gibt es auch noch liebevoll gestaltete Listen, die Mo benötigt, um ihren Lesern das Leben auf dem Hof und seine Abläufe besser zu erklären und auch für ihr Lieblingskeksrezept für Schoko-Hafer-Kekse und eine Bastelanleitung für ein passendes Lesezeichen zum Buch. Leider war Mo wohl etwas übereifrig beim Backen, denn sie hat bei der Zutatenliste das erforderliche Ei vergessen aufzuzählen. Wenn man aber das wirklich einfache und gut nachzubackende Rezept ordentlich durchliest, fällt einem diese kleine Panne direkt im 1. Arbeitsschritt auf. Wir haben das Rezept gleich nachgebacken, als Hausaufgabenmotivationshilfe in Corona-Zeiten, da wir alle Zutaten vorrätig hatten und so wenig Mehl benötigt wird, dass auch in Zeiten der Mehlknappheit backen noch möglich ist. Es ist sehr einfach und sehr lecker! Das sollen wir nun öfters backen!

Mo ist ein selbstbewusstes junges Mädchen mit einem großen Herzen für ihre Familie, die Familientiere und besonders ihr eigenes Pony Dr. Paul, dass durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist. Ihr Leben ist für viele Leserinnen ein Traum, der wird ihnen auch nicht genommen, denn Mo ist mit ihrem Leben rundum zufrieden, trotz der Sorgen und Nöte, die sie in diesem Auftaktband beschäftigen. Denn natürlich kommt Mo hinter das Geheimnis der fremden Reiterin, eines Mädchens in ihrem Alter, das ausgesprochen gut Reiten kann und sogar ihr noch etwas beibringen kann. Nun haben sie ein gemeinsames Geheimnis und planen zusammen, wie sie.... aber das ist ja pssst! Geheim! Diese Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt und man fühlt sich dadurch sofort mit Mo verbunden und kann gleich auch mit ihr kichern, während Mo die Wahrheit hinter dem Unfall ihrer Mutter verrät, der dieser so peinlich ist, dass sie es nicht verraten will. Dass Mo auch Schwächen und Ängste hat, macht sie nur noch sympathischer und bringt sie den Leserinnen gleich näher. Meine Jüngste die so alt ist wie Mo, meinte gleich, dass sie sich die Leitung der Ponyschule wohl nicht zutrauen würde, aber das macht Mo ja selbst auch mordsmäßigen Respekt! Der Showdown ist sehr aufregend und altersgerecht. Natürlich löst sich alles in Wohlgefallen auf und man kann sich bereits auf die nächsten Abenteuer dieser Sommerferien mit Mo und ihrer geheimnisvollen neuen Freundin freuen!

Sehr schön finde ich, dass auch in diesem Buch vermittelt wird, wie wichtig es ist, dass Ponys und Pferde ihren Reitern vertrauen können. Das erreicht man am Besten dadurch, dass man ihnen nicht seinen Willen aufzwingt, sondern auch ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Das mag zwar die Ausbildungszeit verlängern, lohnt sich aber allemal, da ein entspannterer Umgang am Ende winkt.

Das Schriftbild ist sehr augenfreundlich und entspannt für junge Leser. Die Kapitel haben eine überschaubare Länge und werden mit witzigen Überschriften, die die Neugier wecken und hühnerstarken Vignetten, eingeleitet.

Ein sehr schöner Auftaktband, der bei jungen Pferdefans die Liebe am Lesen wecken kann!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Lesejury für dieses Leserundenexemplar!

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Sehr cool!

Plötzlich: Millionär! (Band 1)
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Leo ist 12 Jahre alt, lebt in bescheidenen Verhältnissen, hat nette, verständnisvolle Eltern, einen besten Freund namens Masud und einen heimlichen Schwarm namens Miriam. Immer wenn er sie sieht, wird ...

Leo ist 12 Jahre alt, lebt in bescheidenen Verhältnissen, hat nette, verständnisvolle Eltern, einen besten Freund namens Masud und einen heimlichen Schwarm namens Miriam. Immer wenn er sie sieht, wird er stumm wie ein Fisch. Aber das ist nicht sein größtes Problem: er ist ein Türreisender! Ein bitte was? Ja, richtig gelesen, ein Türreisender. Immer wenn er eine Tür mit Hilfe der Klinke öffnet und sie durchtritt, kann es sein, dass er an einem völlig anderen Ort und zu einer völlig anderen Zeit landet und nicht einfach im Zimmer oder Flur nebenan. Das ist so schräg, dass er sich noch nie getraut hat, es jemanden zu erzählen, aus Angst, man könne ihn für verrückt halten. Was ihm so alles passiert, wenn er auf Türreise geht, ist bisweilen ganz schön krass und da muss er echt einfallsreich sein, um sich aus den Situationen zu befreien, in die er sich da hinein manövriert hat. Er weiß ja auch nicht, ob es hinter der nächsten Tür nicht noch schlimmer wird, oder ob er doch nur den Nachbarraum erwischt. Als er sich aus einer besonders brenzligen Situation durch eine Tür rettet traut er seinen Augen kaum: er steht in einem Palast mit livriertem Dienstboten. Ist er jetzt etwa Millionär?

Alle Welt hat gerade Probleme, aber doch nicht solche wie Leo! Die Idee der Türreisen finden wir total witzig und neu! Das glaubt einem aber doch auch wirklich niemand, gerade weil er keine Möglichkeit hat, sein Türenproblem zu beweisen!

Leo ist einem auf Anhieb sympathisch mit seiner offenen Art und seiner Schüchternheit gegenüber dem nettesten Mädchen überhaupt! Diese sympathische Art hilft ihm aber leider nicht weiter, als er mal wieder von einer Tür in eine nicht gerade gastfreundliche Parallelwelt katapultiert wird und die Flucht aus dieser es auch keineswegs besser macht. Wieviel kann Leo eigentlich noch ertragen und ist er kreativ genug, aus diesem Schlamassel wieder herauszufinden? Klar, schafft er das, immer und immer wieder. Sein Ideenreichtum ist bewunderswert und noch dazu ausgesprochen witzig! Noch witziger machen es allerdings die zahlreichen Illustrationen mit Comic-Sprechblasen oder Geräuschausdrücken. Offiziell wird diese neue Reihe des Dreamteams Bertram/Schulmeyer als Comicroman gelistet. Da meine Töchter ziemlich lesefaul sind, haben wir in der letzten Zeit viele Comicromane gelesen. Diese haben sich leider oft durch dünne Geschichten und viele Illustrationen mit kaum Text ausgezeichnet. Hier ist es anders. Diese Geschichte hat Substanz, Herz und Humor. Leo macht eine echte Entwicklung mit, er lernt die Welt in einem anderen Licht kennen, hinterfragt, auch sich. Das finden wir prima, vor allem, weil es mit stetigem Gekicher verbunden ist. Die Illustrationen sind zahlreich, ohne die Geschichte zu dominieren oder gar zu erschlagen. Sie tragen die Storyline und unterstreichen sie mit pointierten Strichen. Dadurch werden die Erlebnisse von Leo und seinen neuen Freunden bzw. seiner neuen Hauptbezugsperson Ludwig, viel unmittelbarer. Wir haben uns dadurch so in dieses Abenteuer verliebt, dass wir auf eine Fortsetzung hofften, wobei uns klar war, dass wir dann wohl auf den liebgewonnenen Ludwig würden verzichten müssen. Das ist wohl tatsächlich so, denn schon im Herbst wird Leo das nächste Türabenteuer erleben und wir freuen uns schon jetzt darauf!

Ein echter Lesespaß, der auch Lesemuffel begeistern kann mit seinem Humor, seinen Illustrationen und seiner Hintersinnigkeit. Oder wie meine Tochter (10) meint: sehr cool!

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Eine Hommage an den Meister des Grauens, mit Humor

Friedhof der Krustentiere. Ein Küstenkrimi
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Dieser Titel ist Programm, denn ich empfinde ihn als Hommage an Stephen King und es ist nicht nur der Titel, der dem Meister des Horrors huldigt. Aber keine Sorge, auch wenn dieser Band deutlich gruseliger ...

Dieser Titel ist Programm, denn ich empfinde ihn als Hommage an Stephen King und es ist nicht nur der Titel, der dem Meister des Horrors huldigt. Aber keine Sorge, auch wenn dieser Band deutlich gruseliger als der vorherige war, ist es immer noch ein humorvoller Krimi gespickt mit skurillen Gestalten und friesischer Frische.

Halloween naht und Tadje, eine der Zwillingstöchter des inzwischen zum Polizeihauptmeister beförderten Thies Detlefsen macht ihr erforderliches Praktikum im frisch eröffneten Hotel auf der Hallig Westeroog. Der alte Kasten zieht, die Heizung streikt und wunderliche Dinge geschehen. Die ersten Gäste machen dort ein Seminar zum Thema „Hellsehen und Hellfühlen“ unter der Leitung der ehemaligen Schulelternvorsitzenden. Doch es sind die seltsamen Erscheinungen und die Geschichte dieses ehemaligen Kinderheimes, die Tadje einen Schauer über den Rücken jagen. Der Sohn des Eigentümers hat vor 42 Jahren dort seine Zwillingsschwestern ermordet. Aber auch an der Küste geht es nicht geruhsam zu. Eine Einbruchsserie verunsichert die Bewohner, der neue Starfriseur Eddi mit seinen scharfen Scheren bringt den Salon Alexandra zum Beben und Tante Telse ist mit dem gelobten Mustang des Schimmelreiters verschwunden. Bis beide gemeinsam im Watt wieder auftauchen, wobei der geflutete Oldtimer in besserem Zustand ist, als die ermordete Tante. So hatte sich Nicole Stappenbek ihre Rückkehr in die verschlafene Dorfwache nicht vorgestellt!

Es klingt absurd, übertrieben und nach jeder Menge uriger Gestalten, die man einfach ins Herz schließen muss, um mit ihnen über das Leben und seinen Lauf zu lachen. Ein aufziehender Herbststurm erhöht nicht nur die Schwierigkeiten der Ermittler immer und überall zugleich zu sein, er macht die Situation auch dramatischer und unheimlicher. Nachdem es im letzten Band der Reihe die Runde aus dem Imbiss nach Hamburg in die Großstadt verschlagen hat, sind nun fast alle wieder da wo sie hingehören und es gibt ein Wiederhören mit allen, die das fiktive Fredenbüll zu einem unvergesslich skurrilen Ort machen. Aber natürlich kommen auch ein paar neue, interessante Charaktere hinzu, sonst würde Fredenbüll bei der Anzahl der Leichen die Thies und Nicoles Weg pflastern, bald aussterben. Sehr charmant fand ich auch, dass ein Trauernder aus einem früheren Fall wieder die Bühne betritt und die Jugend zur Digitalisierung der Verwandschaft beitragen will. Denn neben den klassischen Gruselelementen aus Klassikern des Genres gibt es hier ein neues Grauen, das der Moderne, die omnipräsente Alexa, die ihren eigenen Kopf hat, sich bestens in der Fußballgeschichte auskennt, aber unbedingt den am Knie operrierten Piet Paulsen, zur Ernährungsumstellung bringen und vom Imbiss fernhalten will. Denn Alexa hört alles, aber eben nur, solange man in ihrer Nähe und nicht im Imbiss ist! Diese Idee finde ich eine lustige Ergänzung, Alexa als Onkelsitterin. Denn auch die Imbisstruppe wird nicht jünger, da wird man bisweilen zwangsdigitalisiert, oder doch nicht? Da Alexa in Fredenbüll steht, ist sie netterweise, genauso eigensinnig wie die übrigen Bewohner und nicht vorhersehbar. So kann man sich auch von diesem Küstenkrimi des Halloweengrauens, immer wieder erschaudernd überraschen lassen.

Nach zweifachem Sprecherwechsel und dem Ausscheiden von Hinnerk Schönemann und Bjarne Mädel liest nun der Autor seine ungekürzten Werke selbst. Klar, er weiß ja schließlich am Besten, wie er sich die Pointen gedacht hat, aber er versteht sie auch wirklich entsprechend zu lesen. Nicht immer sind die Autoren auch gute Sprecher, aber Krischan Koch, der eben neben Kurzfilmen, Filmkritiken und Krimischreiben auch Kabarett macht, kann es halt. Dabei finde ich es sehr positiv, dass ich anders als bei seinen Vorgängern, beim Klang seiner Stimme kein Gesicht vor meinem inneren Auge habe und so meiner Fantasie keine Grenzen bei der Visualisierung der bunt gewürften Truppe in Fredenbüll und auf Hallig Westeroog gesetzt sind. Pointiert, aburd und frischisch trocken, erweckt er diese Verbrechensserie des Grauens zum Leben.

Ich bin ja ein bekennender Fan von Tonträgern und die Hörbuchhülle ist wieder so toll gestaltet, dass sie einfach ein Gewinn ist, außerdem findet man auf ihr Rezepte aus der Geschichte. Wer diese liest wird feststellen, dass der Autor auch gerne kocht und zwar mit Gefühl. Die Rezepte sind also auch für Köche nach Gefühl, weil genaue Mengen- Zeit- und Temperaturangaben fehlen. Dadurch ist aber auch klar: Variieren nach eigenem Geschmack erwünscht!

Eine frech-fröhliche Hommage an Stephen King und andere Klassiker des Genres, eingebettet in die beliebte Küstenkrimireihe rund um Thies Detlefsen und die skurrilen Gestalten aus dem Imbiss „De hidde Kist“. Deutlich spannender und gruseliger als der Vorgänger, blitzt die gute Laune immer wieder durch, wie die Sonne in dem aufziehenden Herbststurm über Fredenbüll.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Einzigartig!

Hilfe, ein Spiegelbill
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Silas ist ein zehnjähriger zurückhaltender Junge. Seine Eltern sind beide Ärzte und haben sich entschlossen in diesen Sommerferien 6 Wochen für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. In dieser Zeit soll er zu ...

Silas ist ein zehnjähriger zurückhaltender Junge. Seine Eltern sind beide Ärzte und haben sich entschlossen in diesen Sommerferien 6 Wochen für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. In dieser Zeit soll er zu seiner Oma Heidi ans andere Ende der Stadt ziehen. Diese betreibt dort das urgemütliche „Café Spiegel“ dessen Wände jede Menge Spiegel zieren und wo es die besten Kuchen, Pfannkuchen und Waffeln gibt. Doch zu seinem Entsetzen muss er feststellen, dass Oma ihn für 6 Wochen Kinderferienbetreuung angemeldet hat, ganz alleine! Das macht ihm etwas Angst und er vermisst auch sehr seinen besten Freund Rocco, der mit seinen Eltern verreist ist. Der erste Tag verläuft auch ziemlich mäßig und die Aussicht auf den Nächsten macht ihn schon ein bißchen nervös. Da fällt sein Blick in den Spiegel und er stutzt! Sein Spiegelbild macht sich selbstständig! So lernt Silas seinen Spiegelbill Salis, seinen Begleiter in allen Lebenslagen kennen. Der findet Silas Leben viel zu öde und so beschließen sie für einen Tag zu tauschen. Silas zieht in die Spiegel-Kommandozetrale und beobachtet Salis an seiner Stelle im Feriencamp. Was er dort sieht, lässt ihn staunen!

Schüchterne Kinder haben es oft schwer und wünschen sich oftmals mutiger zu sein, einen Beschützer zu haben oder ähnliches. Hier hat Silas einen Tag lang die Möglichkeit Zuschauer in seinem eigenen Leben zu sein. Spannend oder beängstigend, das kann man so oder so sehen. Silas beneidet sein anderes Ich um seine Kühnheit, gleichzeitig fürchtet er aber auch die Konsequenzen, denn das Bild, das die anderen nun von ihm bekommen, ist ja ein ganz anderes als bisher! Muss er den neuen Erwartungen nun gerecht werden? Eine wirklich aufregende Frage, die hier mit viel Einfühlungsvermögen und Humor weitererzählt wird. Für uns war es wirklich originell, eine noch nie dagewesene Geschichte und das kommt ja gar nicht mehr oft vor, dass man so etwas entdeckt. Dabei ermutigt Salis Kinder mehr zu wagen und mehr auszuprobieren, um sich selbst und ihre Grenzen besser kennenzulernen, ohne sich dabei zu verbiegen. Dies erfolgt stets sehr behutsam, ohne dass sich über den vorsichtigen, schüchternen Silas lustig gemacht wird. Man muss ihn einfach gerne haben! Außerdem überrascht diese Geschichte immer wieder, auch wenn man als Mutter letztendlich zugeben muss, dass es anders ja eigentlich gar nicht sein kann... für Kinder ist es aber einfach nur verblüffend. Sehr gut gefiel uns, dann man immer mitten in Silas Gedanken zu stecken scheint und alles mit ihm zu teilen scheint, die Freude, die Verunsicherung und die Spannung. Die Erzählweise ist leicht und mitnehmend, da fliegt man als geübter Leser geradezu durch die Geschichte, weniger geübte Leser finden es aber wenigstens nicht so anstrengend und freuen sich auf den Fortgang der Geschichte, die noch dazu von fröhlichen Illustrationen von Meinhard Berger aufgelockert wird. Die Schrift ist angenehm, ebenso wie die Zeilenabstände. Es ist schon ein „richtiges“ Buch für junge Leser und kein Leseanfängerbuch mehr, aber nimmt dennoch Rücksicht auf die Bedürnisse der Zielgruppe ab 8 Jahren. Die Kapitel werden jedesmal mit Überschriften eingeleitet, die neugierig machen, auf das, was da kommen mag und haben einen angemessenen Umfang.

Wie Salis mag Autorin Heike Abidi gerne Abwechslung und Herausforderungen, weshalb sie auch gerne zwischen den Genres wechselt und sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch Sachbücher, oder Frauenromane (gerne auch unter dem Pseudoym Anna Paulson) schreibt.

Absolut empfehlenswert!

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