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Veröffentlicht am 16.09.2020

Düster und rasant – Spannung statt Romance

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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"Jeder wird dich verraten. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Preises. Freundschaft ist reine Illusion."

Wir schreiben das Jahr 2044. Die Welt ist eine andere geworden, seitdem einige Staaten, darunter ...

"Jeder wird dich verraten. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Preises. Freundschaft ist reine Illusion."

Wir schreiben das Jahr 2044. Die Welt ist eine andere geworden, seitdem einige Staaten, darunter die USA, geflüchteten Elben Asyl gewährt haben. Viele Menschen fürchten sich vor ihnen und ihrer angeblich verlorenen Magie, andere verachten sie, aber alle sind sich einig darüber, dass die Elben streng kontrolliert werden müssen. Die Auflagen reichen von implantierten Chips zur Überwachung des Gemütszustands und Tötung durch Giftimplantaten bis hin zur staatlich organisierten Zwangserziehung der Elbenkinder. Upperclass-Mädchen Luz tangiert all dies relativ wenig, bis auf den Familienchauffeur Tyrasil hat sie wenig mit Elben zu tun – abgesehen von der Tatsache, dass ihr Vater Jago Chef der Elbensicherheitsbehörde ist. Aufgeregt fiebert Luz ihrem ersten Date mit Niall entgegen, für den sie schon lange heimlich schwärmt. Er führt sie nicht etwa in einen angesagten Club oder in ein schickes Restaurant aus, sondern mitten in den gefährlichsten Bezirk San Franciscos: das Elben-Ghetto. Dort soll ein Poetry Slam stattfinden und Niall möchte unbedingt, dass Luz den Vortrag des Regimekritikers Darel anhört. Nicht gerade romantisch, aber Niall hat seine Gründe. Plötzlich kommt es jedoch zu einer Razzia und die Location wird ausgerechnet vom Gefolge Jagos gestürmt, der nicht ahnt, dass seine eigene Tochter sich unter die "Aschefresser" gemischt hatte. Als Luz ohne sein Wissen festgenommen wird, rechnet sie damit, dass ihr Vater ausflippen wird vor Wut, dass er ihr verbieten wird, Niall wiederzusehen, dass sie jahrelang Hausarrest bekommen wird… - Sie ahnt nicht, dass ihr weitaus Schlimmeres bevorsteht. Tatsächlich gerät ihre Welt aufgrund einer winzigen Blutprobe derart ins Wanken, dass sie fortan sogar um ihr Leben fürchten muss. Mit einem Mal steht sie selbst auf der Abschussliste ihres Vaters.

Kaum hatte ich den Klappentext gelesen, war meine Neugier auf die Story entfacht! Ich habe San Francisco schon oft bereist und war daher begeistert vom Setting des Romans – die häufig in Nebelschwaden gehüllte City by the Bay bildet in meinen Augen den perfekten Rahmen für eine gesellschaftskritische Dystopie! Gerne hätte ich noch mehr vom einzigartigen Flair dieser Stadt gelesen.

Für mich war es das erste Werk von Autorin Rena Fischer und gespannt stürzte ich mich in die Handlung, die abwechselnd aus der Perspektive der Hauptfiguren Luz, Niall und Darel erzählt wird. Zum Glück hatte ich vorab den Hinweis auf das ausführliche Personen- und Sachregister im Anhang entdeckt, welches nicht nur unheimlich nützlich ist, wenn man zwischendurch schnell mal nachblättern möchte, welche Figur zu welcher Familie bzw. Organisation gehört, sondern auch verdeutlicht, wie ausgeklügelt dieser Roman ist. Die Autorin hat hier wirklich an alles gedacht – von Familienzweigen über politische Gruppierungen und Gesetzestexte bis hin zur Aussprache der ungewöhnlichen Namen. Wow! Ich war schwer beeindruckt und gleichzeitig auch etwas besorgt, ob ich nicht den Überblick verlieren würde. Diese Sorge hätte ich allerdings nicht haben müssen, denn obwohl man gleich mit allerlei Fakten und Charakteren konfrontiert wird, folgt immer sofort eine entsprechende Erklärung.

Das Werk ist geprägt von düsteren, futuristischen Elementen, die keineswegs abwegig und an den Haaren herbeigezogen erscheinen; viele der erwähnten Technologien wird es mit ziemlicher Sicherheit in naher Zukunft geben. Der Konflikt zwischen Menschen und Elben (sowie zwischen den Elben untereinander) wird extrem fesselnd beschrieben. Hin und wieder erinnerten mich die schrecklichen Gesetzesauflagen und Bestrafungen an die Behandlung der Juden während der NS-Zeit.

Luz tat mir richtig leid – es ist unglaublich, welche Schicksalsschläge innerhalb kürzester Zeit auf das Mädchen einprasseln. Alles in ihr sträubt sich (zu Recht!) dagegen, auf Darels Hilfe angewiesen zu sein. Immer wieder wird deutlich, dass sie ihm nicht vertrauen kann. Niall hingegen ist der klassische nette Junge, doch auch er hat Geheimnisse vor Luz. Vor lauter Action kommt es hier allerdings nicht zum Hin und Her einer klassischen Dreiecksgeschichte. Überhaupt ist der romantische Aspekt eher unterschwellig vorhanden; Drama, Verrat, Intrigen, dunkle Absichten - kurzum: der Kampf von Gut gegen Böse - ist der eigentliche Schwerpunkt. Luz überrascht alle (- inklusive sich selbst und den zur Gefühlskälte erzogenen Darel -) mit ihrem Kampfgeist. Meine Lieblingsfiguren waren übrigens nicht die drei Hauptfiguren, zu denen ich trotz allen Mitfieberns keine richtige Nähe aufbauen konnte, sondern Luz‘ beste Freundin Kelly (die immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, wenn sie nicht gerade singt) und der charismatische Dunkelelbe Adrasel, den ich weitaus interessanter als Darel fand.

Der Schreibstil ist energiegeladen und rasant, einfach absolut mitreißend! Man kommt kaum zum Durchatmen, ständig folgt eine unerwartete Wendung auf die nächste; all meine Theorien konnte ich regelmäßig über den Haufen werfen und von Neuem losrätseln. Ein großes Lob vergebe ich für die authentischen Dialoge; sie passten zu den Figuren wie die Faust aufs Auge und kamen ganz ohne übertriebenen Jugendslang aus. Toll!

Fazit: Eine fantasievolle, komplexe, kritische Story mit nicht perfekten, facettenreichen Hauptfiguren. Definitiv ein spannender Reihen-Auftakt!

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Nahtloser Übergang von Band 1

Riviera - Der Weg in die Freiheit
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Ich habe den zweiten Band der Riviera-Saga von Julia Kröhn direkt im Anschluss an Band 1 gelesen. Neulesern*innen würde ich in jedem Fall auch empfehlen, zunächst den Vorgänger zu lesen, um sich ein vollständiges ...

Ich habe den zweiten Band der Riviera-Saga von Julia Kröhn direkt im Anschluss an Band 1 gelesen. Neulesern*innen würde ich in jedem Fall auch empfehlen, zunächst den Vorgänger zu lesen, um sich ein vollständiges Bild von den Charakteren machen zu können.

Im Hinblick auf die Handlung kann man auch ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte einsteigen, da zu Beginn eine recht umfangreiche Zusammenfassung der wichtigsten Informationen erfolgt. Das habe ich dieser Form noch bei keinem historischen Band einer Reihe so erlebt und habe es als sehr angenehm empfunden (- vor allem, weil der Roman somit ohne zahlreiche Wiederholungen auskommt).

Handlungszeitraum: 1938 bis 1945.

Der Zweite Weltkrieg bricht aus. Salome nutzt ihre Position als Reiseleiterin, um Juden aus Deutschland ins vermeintlich sichere Ausland zu schmuggeln. Die Freundschaft zu ihrer Kindheitsfreundin Ornella zerbricht beinahe gänzlich, da beide Frauen in denselben Mann verliebt sind. Während Félix‘ Herz für Salome schlägt, nutzt Ornella einen günstigen Moment aus, um ihn zur Heirat zu nötigen. Doch anstatt sich in die Familie zu integrieren, wird Félix im Widerstand aktiv und begibt sich auf gefährliche Missionen. Mittendrin im Flüchtlingschaos begegnet er Salome wieder und beide können ihre Gefühle füreinander nicht länger ignorieren. Aber das Schicksal scheint gegen ihr gemeinsames Glück zu sein…

Ornellas Verhalten hat mich furchtbar aufgeregt – sie stellt sich bewusst zwischen zwei Liebende, um ihren Willen zu bekommen und ist anschließend wütend, dass sie Félix‘ Liebe nicht erzwingen kann. Vor allem zu Beginn ist ihre devote, krampfhaft um Aufmerksamkeit heischende Art ihm gegenüber kaum zu ertragen. Auch Félix, so edle Motive er für sein Handeln auch haben mag, ist für mich eher ein unsympathischer Charakter. Einzig Salome erscheint mir mittlerweile reifer und nachvollziehbarer in ihrem Handeln. Schade um die einst so innige, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Freundschaft zwischen den Frauen – ihre Entzweiung hat die Autorin äußerst realistisch geschildert. In meinen Augen war es dieser Mann nicht wert.

Ebenfalls erschreckend authentisch beschrieben sind die Verbrechen und die Angst, unter der die Verfolgten zu jener Zeit leiden mussten. Tausende werden deportiert und kaltblütig ermordet. Familien werden auseinandergerissen in ihrem verzweifelten Kampf ums Überleben. Schonungslos legt Frau Kröhn hier das Grauen des Krieges offen und man kann nur bestürzt den Kopf darüber schütteln, dass Menschen einander so viel Leid zufügen. Es ist ein Buch gegen das Vergessen, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt, was gerade in Zeiten wie diesen wichtiger denn je ist. Zudem wird am Beispiel von mutigen Aktivisten in der französischen Résistance gezeigt, dass man seine Menschlichkeit nicht vergessen darf, auch wenn dies bedeutet, das eigene Glück zu opfern, um das Leben eines anderen Menschen zu retten. Dass die Autorin bei dieser Buchreihe eine intensive Recherche betrieben hat, steht außer Frage.

Erneut habe ich nur lobende Worte für den wunderbar angenehmen Erzählstil. Einziges Manko: In einigen Dialogen ist mir dieses Mal die leicht gestelzte, etwas unrealistisch geschwollene Wortwahl aufgefallen, speziell bei Félix - wie geschrieben für einen Roman, aber wer würde im realen Leben so reden? Die Distanz zu den Figuren, die ich zuvor verspürt hatte, störte mich dieses Mal kaum, da ich bereits daran gewöhnt war und einfach nur noch wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Zum Abschluss gab es sogar ein, zwei positive Überraschungen.

Man darf keinen seichten Sommerroman erwarten; vielmehr handelt es sich um ein tiefgründiges Werk, in dem menschliches Leid und nicht perfekte Charaktere zu Zeiten des Krieges porträtiert werden. Abschließend blieb bei mir nach dem Lesen ein recht nüchternes Gefühl zurück – was allerdings nicht am Thema Holocaust lag, sondern daran, dass mich die Geschichte als Ganzes schlichtweg nicht mitreißen konnte. Viele inhaltliche Aspekte waren interessant, aber nach wie vor gab es langatmige Passagen, die es auch in kürzerer Version getan hätten und die Hauptfiguren waren unterm Strich keine Protagonisten, deren Schicksal mir sonderlich nahegegangen wäre. Mir ist bewusst, dass man nicht jeden Charakter mögen muss, um von einem Roman begeistert zu sein, doch hier haben mich maximal die Nebenfiguren und das tragische Schicksal der jüdischen Bevölkerung berührt.

Fazit: Solider historischer Roman, frei von Kitsch und Romantik.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Erfrischend andere Grundidee, leider schwach in der Umsetzung

Gods of Ivy Hall, Band 1: Cursed Kiss
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Griechische Mythologie vor dem Hintergrund einer amerikanischen Uni – was für eine grandiose Idee von Autorin Alana Falk! Dementsprechend gespannt war ich auf Erins Geschichte, da ich ohnehin ein Faible ...

Griechische Mythologie vor dem Hintergrund einer amerikanischen Uni – was für eine grandiose Idee von Autorin Alana Falk! Dementsprechend gespannt war ich auf Erins Geschichte, da ich ohnehin ein Faible für College Love Stories habe und erst kürzlich ein Seminar über griechische Göttinnen in der Literatur besucht hatte. Aufgrund des vorherrschenden Hypes um das Werk waren meine Erwartungen relativ hoch und wurden nur bedingt erfüllt; wirklich vom Hocker gerissen hat mich die Lektüre leider nicht.

Hades, Herrscher über die Unterwelt nutzte einst einen schwachen Moment von Erin aus, als sie erfüllt war von Wut und Verzweiflung. Sie ließ sich auf einen fatalen Deal mit ihm ein und muss ihm seitdem wöchentlich ein neues Opfer, eine neue Seele bringen, denn sie ist als unsterbliche Rachegöttin für ihn im Einsatz. Erin wählt dabei gezielt nur jene Männer aus, die es in ihren Augen auch 'verdient' haben – z.B. brutale Schlägertypen. Nichtsdestotrotz leidet sie unter diesem grausamen Pakt - auch wenn Hades sie im Gegenzug ihre verstorbene Schwester sehen lässt, hat das Ganze schlichtweg einen schalen Beigeschmack. Erin weiß nämlich, dass sie ihre Opfer durch einen Kuss zu einem seelenlosen Leben verdammt. Plötzlich taucht der charismatische Arden auf und zum ersten Mal gerät Erin in Versuchung, einen Jungen rein aus Eigeninteresse küssen zu wollen. Zeitgleich weiß sie, dass sie dies niemals zulassen darf, denn es wäre Ardens Untergang. Dumm nur, dass ihre Gefühle für ihn immer stärker werden…

Den Einstieg in die Story habe ich als sehr vielversprechend und fesselnd empfunden, schon allein aufgrund des Mythologie-Backgrounds flog ich begierig durch die Seiten, um mehr über Erin, ihre Freunde und ihre außergewöhnliche Situation zu erfahren. Nach und nach tauchten allerdings immer mehr Längen auf, die wortreich umschrieben wurden, ohne dass es mit der Story voranging. Ich war des Öfteren versucht, einige irrelevante Abschnitte zu überfliegen, habe mich aber durchgebissen und auf eine Überraschung gehofft. Diese gab es durchaus ab und zu, doch der Mega-Twist, bei dem dann endlich etwas mehr Spannung aufkam, konnte das Ruder nicht mehr herumreißen und den eher mäßigen Gesamteindruck positiv abmildern. Der Schreibstil war leicht verständlich, schön gespickt mit bildreichen Beschreibungen, leider auch ein wenig ausschweifend und mit einigen Wiederholungen.

Erin, die weibliche Hauptfigur, war mir nicht zwingend unsympathisch, aber es fiel mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen und mich mit ihr zu identifizieren – irgendwie blieb sie mir durchgehend fremd und ihr Verhalten schwankte permanent zwischen waghalsig und naiv. Arden, der männliche Counterpart, war mir natürlich aufgrund des Plots generell suspekt, da ich dazu tendiere, in allem Unerwarteten zunächst einmal Gefahr zu wittern. Im Hinblick auf die Ausarbeitung seiner Figur fehlte mir hier zwar auch etwas Tiefe, was ich jedoch nicht als sonderlich schlimm empfunden habe, da mein Hauptfokus ohnehin auf Erin lag und mich an Arden eher seine Rolle in der Handlung interessierte. Das Flirt-Geplänkel zwischen den beiden Protagonisten, aus deren Perspektive abwechselnd in Ich-Form erzählt wird, hat mich emotional nicht packen können; anfangs war es noch ganz witzig, bevor es zum langatmigen Hin und Her ausartete. Schon klar: sie wollen sie küssen und dürfen es nicht…big deal! Tatsächlich hätte ich gerne mehr über die Nebencharaktere erfahren, da diese trotz erheblich geringerer Szenenanzahl weniger blass als die Hauptfiguren wirkten; vor allem zusätzliche Details zu Mayas Hintergrundgeschichte hätten mich interessiert.

Das wunderschöne, geschmackvolle Cover in ansprechenden Grüntönen und mit goldfarbenen Elementen durchsetzt ist ein absoluter Eyecatcher und macht sich vortrefflich im Bücherregal! – Hier wurde bei der Covergestaltung ganze Arbeit geleistet.

Fazit: Trotz einiger überraschender Wendungen recht zäh – ein paar Kapitel weniger hätten völlig ausgereicht. Vor allem der Mittelteil war enttäuschend, Anfang und Ende (samt Cliffhanger) hatten dagegen Pfeffer. Schade um die kreative Grundidee – da hätte man meines Erachtens viel mehr draus machen können! Fans von Jugendliteratur mit Interesse an griechischer Mythologie könnten dennoch Gefallen daran finden. Für mich stellt das Buch kein Must-Read dar, sondern fällt in die Kategorie 'kann man mal gelesen haben'.

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Leider eher mittelmäßig

Dream Again
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Ich wollte diesen Roman so gerne lieben, da ich ein Riesenfan von Mona Kastens Again-Reihe und ihrem sensationellen Schreibstil im Allgemeinen bin! Seit Bekanntgabe des Erscheinungsdatums hatte ich diesem ...

Ich wollte diesen Roman so gerne lieben, da ich ein Riesenfan von Mona Kastens Again-Reihe und ihrem sensationellen Schreibstil im Allgemeinen bin! Seit Bekanntgabe des Erscheinungsdatums hatte ich diesem Werk entgegengefiebert und konnte es gar nicht erwarten, endlich die Story zu Jude und Blake zu lesen. Meine Erwartungen waren dementsprechend (zu) hoch.

Einst hatte Jude das beschauliche Woodshill verlassen, um in L.A. ihren Traum von einer gefeierten Schauspielerin zu leben. Während es mit ihrer Karriere zunächst steil bergauf ging, zerbrach ihre Beziehung zu Blake Andrews, ihrer Jugendliebe. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen; Judes Stern am Hollywoodhimmel ist verglommen und die junge Frau flüchtet pleite und gedemütigt zu ihrem Bruder Ezra nach Oregon – denn ihre Eltern sollen vorerst nichts von ihrem Misserfolg erfahren. - Zu sehr schämt sie sich, dass all das Geld, welches die Eltern in den Schauspieltraum ihrer Tochter investiert hatten, nun verloren ist. Jude ist fulminant gescheitert und mental am absoluten Tiefpunkt angelangt. Zu ihrer eigenen Enttäuschung kommt Reue hinzu: sie weiß, wie sehr sie Blake damals mit ihrer Entscheidung verletzt hatte. Jude verfügt über keinen High School-Abschluss, was ihre Chancen bei der Jobsuche erheblich mindert und am Ende ist sie so verzweifelt, dass sie selbst für erniedrigende Arbeiten dankbar sein muss. Leider hat das mietfreie Wohnen bei Ezra einen entscheidenden Haken: Blake ist sein Mitbewohner, ausgerechnet! Und dieser ist alles andere als erfreut, als Jude plötzlich vor ihm steht. Fortan macht er sich einen Spaß daraus, ihr die kalte Schulter zu zeigen, mit anderen Mädchen vor ihrer Nase zu flirten und sie spüren zu lassen, dass er ihr nicht verzeihen wird. Auch wenn er dabei höchst überzeugend wirkt – sich selbst kann er nichts vormachen: Jude geht ihm noch immer unter die Haut…

Hinsichtlich der Cover-Gestaltung, die eine wunderbare Ergänzung zu den vorherigen Bänden der Reihe darstellt, war ich begeistert! Der wunderschöne Blauton, welcher die Pärchen-Abbildung umrahmt, verleiht dem Cover etwas Tiefgründiges und zeitlos Schönes. Diesen Tiefgang hätte ich mir auch von der Handlung gewünscht, die eher seicht und recht ereignislos dahinplätschert. Bis auf den Nebenplot zu Ezra habe ich die Entwicklung nicht als spannend empfunden. (Es ist nicht so, dass ich zwingend enorm viel Action - im Sinne von unerwarteten Wendungen, außergewöhnlichen Momenten, etc. – erwarte…nur langweilig und unnötig in die Länge gezogen sollte es eben nicht sein.)

Die Unbeschwertheit, mit der Blakes Charakter im Vorgänger-Band ("Hope Again") so einnehmend und sympathisch beschrieben worden war, fehlte mir hier komplett. Ja, er ist niedergeschlagen (nicht nur wegen Jude, sondern auch wegen seinen gefährdeten Karriereplänen als Sportler), aber sein Witz und der spezielle Charme, der ihn ausmachte, schimmern beinahe gar nicht durch. Das alles, gepaart mit Judes permanentem Selbstmitleid und ihren Selbstzweifeln, wirkte insgesamt sehr erdrückend und schlichtweg deprimierend. Beide Hauptfiguren konnten mich emotional nicht erreichen, blieben für mich blass. Die Idee eines Wiedersehens mit den anderen Charakteren der Reihe (Allie & Kaden, Dawn, etc.) finde ich in der Theorie großartig, die Umsetzung hier kam mir allerdings erzwungen und ein wenig lieblos ausgearbeitet vor. Selbiges gilt sowohl für das große Geheimnis hinter Judes Drama in L.A. (- das absolut vorhersehbar war -) sowie für das Ende, bei dem sich sämtliche Probleme wie durch Zauberhand in Wohlgefallen auflösen und Jude quasi alles in den Schoß fällt.

Fazit: Für mich ist diese Geschichte der zweitschwächste Band der Reihe (nach Teil 2, "Trust Again")…wobei der Begriff 'schwach' in Zusammenhang mit Mona Kasten Jammern auf hohem Niveau ist, denn rein in Bezug auf einen bildreichen, meisterhaft sprachgewandten Schreibstil und die Erschaffung des unverwechselbaren Woodshill-Settings ist sie unübertroffen. Lediglich Handlungsinhalt und die Gestaltung der Hauptcharaktere haben mir dieses Mal leider nicht gefallen. Ich hoffe inständig, dass es doch noch eine überraschende Again-Fortsetzung geben wird, denn trotz aller Kritik an diesem Werk liebe ich diese Buchreihe und lege speziell die Bände 1, 3 und 4 jedem Fan von New Adult Romanen ans Herz!

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Weniger wäre mehr gewesen

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Dieses knapp über 500 Seiten umfassende Werk stellt den Auftakt zu einer Familiensaga dar, deren Haupthandlungsorte Berlin sowie Binz sind; dort befinden sich die Immobilien der wohlhabenden Familie von ...

Dieses knapp über 500 Seiten umfassende Werk stellt den Auftakt zu einer Familiensaga dar, deren Haupthandlungsorte Berlin sowie Binz sind; dort befinden sich die Immobilien der wohlhabenden Familie von Plesow und sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Beide Häuser, das Grand Hotel und das Astor, streben nach Eleganz, Opulenz und sind um den schönen Schein bemüht. Welch tragische Dramen, Machtkämpfe und Intrigen sich teilweise hinter den Fassaden abspielen, bleibt den meisten Gästen verborgen.

Zunächst war ich ein wenig erschlagen von der Vielzahl der Figuren – es sind wirklich zahlreiche Charaktere, in dessen Gedanken man Einblick erhält. Die vergleichsweise hohe Anzahl an unterschiedlichen Perspektiven (diverse einzelne Familienmitglieder, ihre Angestellten, …) vermittelt einen ungewöhnlich umfangreichen Überblick über die damalige Gesellschaft(sordnung) und hat zur allgemeinen Spannung beigetragen, allerdings konnte ich zu den wenigsten Protagonisten wirklich Nähe aufbauen, viele waren mir schlichtweg unsympathisch. Von Bernadette, der in meinen Augen die bedeutendste Rolle zukam, war ich positiv überrascht; sie durchlebt im Laufe der Handlung einen Wandel, der sie am Ende des Werkes zu meiner Lieblingsfigur werden ließ. Das massive Konstrukt an Nebenhandlungen war mir persönlich zu viel; eine Geschichte mit ein paar weniger Handlungssträngen hätte mir deutlich besser gefallen. Mir ist bewusst, dass der erste Band einer Reihe dazu dienen soll, die Weichen für den Fortlauf der Story zu stellen; doch gerade aus diesem Grunde hätte ich mir lieber weniger 'Drumherum' und stattdessen einen größeren Fokus auf die verbleibenden Perspektiven gewünscht.

Ich hätte nicht mit so viel Brutalität und Action gerechnet – prinzipiell kann ich solche Szenen schon lesen, ich hatte sie lediglich nicht im vorliegenden Werk erwartet, welches mir über große Strecken wie ein Krimi erschien. Das hat dem Ganzen etwas von der ursprünglichen Leichtigkeit genommen und letztlich den Leseeindruck mit einem leicht negativen Touch getrübt.

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr angenehm empfunden; er strotzt vor bildreichen Beschreibungen und viele Ausdrücke, entsprechen der Alltagssprache der damaligen Zeit, was ich bei historischen Romanen immer besonders mag. Insbesondere die zu Anfang jedes Kapitels gewählten Zitate fand ich sehr inspirierend und treffend gewählt. Auch das wunderschöne Cover möchte ich lobend hervorheben; die Abbildung passt perfekt zum vornehmen Grand Hotel.

Fazit: Es ist definitiv kein 'typischer' historischer Roman, was ja nicht schlecht sein muss. Wer neben einer turbulenten Familiengeschichte auch für Action zu begeistern ist, wird dieses Werk lieben.

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