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Veröffentlicht am 02.04.2020

Versprüht spaßige "Sex and the City"-Vibes, ansonst aber eher mittelmäßig

Passion on Park Avenue
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Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High Society, Dinner Abende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und ...

Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High Society, Dinner Abende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und macht viel Spaß, mehr als eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist der Auftakt der "Central Park"-Trilogie jedoch nicht.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in Kleid, High Heels und mit Sonnenbrille zu sehen, die sich von der blauen Silhouette der Skyline abhebt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erste Sätze: "Naomi Powell fand, dass es ohnehin keine gute Art gab, um herauszufinden, dass der Mann, mit dem man seit drei Monaten mit jemandem verheiratet war. Aber von der Existenz einer Mrs. Brayden Hayes durch die Todesanzeige des miesen Betrügers zu erfahren? Das war definitiv die schlimmste."


Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Die Idee, jeder der drei betrogenen Frauen in einem Band ihr Happy End zu schenken, finde ich grundsätzlich gut, auch wenn das natürlich kein neues Konzept ist. Auch dass die erfolgreiche Unternehmerin, die ganz im "Rags to Riches" Stil aus dem Nichts ein Modeimperium geschaffen hat, das Accessoires verkauft, durch einen Mann wieder an ihre dunklere Vergangenheit erinnert wird und sich deshalb vor ihm verschließt, ist kein Modell, dass man nicht schon irgendwo so gelesen hat. Doch wenn man ohne große Erwartungen an den Roman herangeht und über die schlichte Story hinwegsieht, ist das eine gemütliche Geschichte für einen warmen Tag auf der Terrasse oder einen Ausflug nach Balkonien.


"Er hatte sich für sie entschieden, weil sie interessant war. Ein Rätsel, das er unbedingt lösen wollte. Denn eine Sache benötigte Oliver wirklich mehr als alles andere. Eine Ablenkung von seinem eigenen Leben."


Denn nach einem sehr oberflächlichen Anfang, der statt der Gefühle der Protagonistin lieber ihre Kleidung inklusive der Marken ihres Outfits beschreibt, wurde die Geschichte im weiteren Verlauf doch eine Spur emotionaler und bedachter. Zwar plätschert die Geschichte, die bald fast nur aus Szenen besteht, in denen sich Oliver und Naomi in verschiedenen Kontexten begegnen und abwechselnd angiften und anschmachten, abgelöst von dem ein oder anderen Mädelsabend mit Claire und Audrey, gemütlich und ohne große Höhepunkte vor sich hin, Lauren Layne hat es aber geschafft, durch ein eingestreutes, ernsteres Thema und den hinreißenden Umgang der Charaktere damit, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen. Die Rede ist von der Krankheit, die Olivers Vater Walter so nachhaltig verändert und ihr gemeinsames Leben zunehmend schwieriger gestaltet hat: Alzheimer. Wie sich die Krankheit auf das Vater-Sohn-Verhältnis ausübt, welcher Frust und welche Verwirrung damit verbunden sein kann, wenn man nie weiß, mit was man gerade zu rechnen hat und was das für einen Sohn bedeutet, wenn man seinen Vater jeden Tag ein Stückchen mehr verliert, war wirklich toll ausgearbeitet. Nicht zuletzt durch Olivers und Naomis Engagement haben die beiden sonst recht flachen Protagonisten, deren Geschichte aus der personalen Erzählperspektive geschildert wird, mehr Profil erhalten und wurden mir nach einiger Zeit doch noch sympathisch.


"Naomi neigte ihm das Gesicht entgegen, und einen Augenblick lang stockte Oliver der Atem. Ein unbekanntes Gefühl überkam ihn. Verlangen, ja. Lust, sicherlich. Aber dieser Augenblick war etwas anderes. Irgendwie voller, als ob diese Frau nicht nur in diesem Augenblick zu ihm gehörte, nicht nur für eine Nacht, sondern für immer."



"Doch noch" schreibe ich, weil ich zu Beginn mit der eigensinnigen Protagonistin einige Probleme hatte. Klar, sie ist eine Bad-Ass-Heldin, die keine Rücksicht nimmt, sich schnappt, was sie will und es deshalb zu großem Erfolg gebracht hat, doch warum die starke Karrierefrau dabei als streitlustig, provokant, stur, sehr nachtragend und zickig dargestellt werden musste, konnte ich nicht ganz verstehen. Welche gemeinsame Vergangenheit Oliver und Naomi verbindet, erfahren wir leider schon zu Beginn, sodass wir kein Geheimnis haben, das wir lösen müssten. Stattdessen habe ich mich immer wieder gefragt, warum Noami Oliver sein Verhalten mit neun (!!!) Jahren nicht einfach verzeihen und seinen Charakter jetzt als Maßstab nehmen kann und war von ihrer unnötigen Kleinlichkeit mit der Zeit ein wenig angenervt. Bei Oliver war mit wiederum nicht klar, warum er nach der "großen Enthüllung" so wüten auf sie ist und keinerlei Verständnis für sie aufbringt, nur um dann plötzlich vor ihrer Tür zu stehen. Das erschien mir einfach nicht glaubwürdig, so wie an sich alles, was zwischen den Beiden gestanden hat. Das Drama und die unnötige Verwirrung zwischen den Beiden schien mir irgendwie erzwungen und unnatürlich, was nicht ganz zu ansonsten charmanten, unterhaltsamen, flüssigen Stil passte.


"Wenn der Kuss am Samstag ein Versprechen gewesen war, dann war dies eine Erfüllung. Diese Art von Kuss ruinierte eine Frau für sämtliche andere Küsse in der Zukunft."


Schade ist auch, dass wir von möglichen spannenden Nebenhandlungssträngen wenig erfahren. Was genau Naomi arbeitet, wie sie es geschafft hat, ihr Unternehmen aufzubauen, ihre Beziehung zu ihrer Mutter, wie sich die Freundschaft zu Claire und Audrey entwickelt hat und der Film, der über sie gedreht werden soll - all dies wird nur in wenigen Sätzen abgeschmettert, obwohl diese spannenden Nebengeschichten durchaus das Potential gehabt hätten, die ansonsten recht schlanke Geschichte zu tragen. Doch das muss an Kritik jetzt genügen. Das Ende hat mir wieder deutlich besser gefallen und Lust auf die beiden anderen Teile gemacht, in der Claire auf Olivers Freund und Bauunternehmer Scott trifft und Audrey sich ihren Gefühlen für ihren langjährigen Freund Clarke stellen muss. Ich bin schon gespannt!



Fazit:

Glamour, Mode, neureiche Unternehmer, alter Geldadel, High-Society, Dinnerabende und die endlosen Möglichkeiten von New York - "Passion on Park Avenue" versprüht definitiv "Sex and the City"-Vibes und macht viel Spaß, mehr als eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist der Auftakt der "Central Park"-Trilogie jedoch nicht. Dennoch - wenn man ohne große Erwartungen an die Geschichte herantritt, macht sie definitiv Lust auf mehr!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
0

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Kein Thriller - eher ein solider, gut durchdachter Krimi

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" ...

Auf den Roman bin ich in der Verlagsvorschau der Bastei Lübbe gestoßen und wurde sofort vom spannenden Klapptext und dem reißerischen Cover gefesselt. Was aber als "Spannung pur von Schwedens neuer Top-Thrillerautorin" angekündet war, liest sich eher wie ein zwar solider aber etwas langatmiger Kriminalroman und von Thriller-Atmosphäre ist hier nicht viel zu spüren. Nichtdestotrotz legt die eigentliche Kriminaljournalistin mit ihrem Debüt eine spannende Verbindung aus "Cold Case" und "Hot Case" vor und macht mit ihrem klaren Stil und ihren interessanten Protagonisten Lust auf mehr.

Das Cover sticht vor allem wegen der geschickten Farbgebung und des dominanten Titels ins Auge. Das Motiv - ein See, Wald und Himmel - kann erst nach dem Lesen des Buches klar dem Inhalt zugeordnet werden, regt jedoch schon beim vorherigen Betrachten die Fantasie an. Durch die dunkle, blaustichige Farbgebung wird die düstere Atmosphäre im stürmischen Winter Schwedens und das "Cold" im Titel hervorgehoben während die roten Akzente im Untertitel, Autorenname, der Schattierung und dem Boot den blutigen "Hot Case" teil repräsentieren. Besonders hilfreich sind auch die kleine Karte von Südschweden sowie das grobe Personenverzeichnis in den Leselaschen. Anstatt von Kapiteln sind die Geschehnisse nach Tagen eingeteilt während die einzelnen Abschnitte ohne Überschrift oder Nummerierung starten. Insgesamt also eine wirklich runde Gestaltung.

Ebenso spannend, wie es der Klappentext verspricht, beginnt dieser Thriller mit einer jungen Mutter, die alleine in den frühen Morgenstunden des Orkantiefs Rut gegen einen vermummten Täter um ihr Leben kämpft. Wer jedoch hofft, in diesem Tempo und mit dieser Intensität auf Verbrecherjagd zu gehen und gleichzeitig in die Wirrungen eines alten Falls einzutauchen, hat nicht die Rechnung mit Tina Frennstedt gemacht. Sie zieht es vor, zuerst ihr Cold Case- Team, ihre Protagonistin und die Gegend ausführlich vorzustellen, wodurch Handlung und Spannung sehr schnell wieder abfallen. Das erste Drittel wird vor allem auf die Einführung verwendet und wird danach vom aktiven Fall beherrscht: ein dänischer Serienvergewaltiger und -mörder der nach dem Ort seines ersten Verbrechens als "Valby-Mann" bezeichnet wird taucht nach jahrelanger Inaktivität an der Küste Südschwedens auf. Da der Täter schon seit Jahren von der dänischen Polizei erfolglos gesucht wird, tauchen auch unter der Ermittlung von Tess und ihrem Team keine neuen Spuren auf. Erst als der Valby-Mann abgelenkt einen Fehler macht und einen Fingerabdruck hinterlässt, kann Tess seine Fährte aufnehmen … und die führt sie direkt zu einem weiteren, als abschließbar geltenden Fall, der sie schon seit langem beschäftigt: das Verschwinden der jungen Annika...

Relativ bald wird klar, dass der aktuelle Fall um den Valby-Mann vor allem dazu dient, für Spannung zu sorgen während auf einer tieferen Ebene die Geschehnisse von damals wieder aufgerollt werden. Wie es einem Cold-Case-Fall oft gemein ist, stehen alte Ermittlungsfehler, mittlerweile verstorbene Zeugen, verwischte Spuren und verjährte Kleinstrafen dem Team im Weg und die Suche nach neuen Hinweisen erweist sich als alles andere als leicht. Auch wenn dieser Handlungsstrang deutlich weniger rasant anläuft als der aktuellere, hat mich das "Damals" sofort mehr gepackt, da ich den Fall um den Valby-Mann als etwas über konstruiert wahrnahm. Von dem her fand ich es sehr schade, dass die Autorin nicht, wie es der Titel impliziert, ihren Hauptfokus auf den Cold Case Fall gelegt hat sondern sich in vielen Teilen vor allem auf den "Tempomacher" im Hier und Jetzt fokussiert. Lange Zeit habe ich dann wenigstens aus einen spannenden Zusammenhang zwischen den zwei Handlungssträngen gehofft - dass die Verbindung beider Fälle im Endeffekt geradezu banal ist, ist eine weitere Sache, die mich ein wenig enttäuscht hat.

Besser noch als der aktuelle Fall konnte das Wetter der Atmosphäre einheizen. Der wütende Sturm Rut und der erbarmungslose schwedische Winter passen sehr gut zum Fall und kreieren eine eher bedrückte Stimmung. Definitiv ein kluger Schachzug der Autorin, die ansonsten eher geradlinig und ohne große stilistische Mittel schreibt. Ihre Sprache ist auch in der Übersetzung sehr zielstrebig und klar verständlich, sodass man gut den nüchternen Stil einer Journalistin herauslesen kann. Das steht jedoch ein wenig ihrer eigenen Protagonistin im Weg, der ich trotz vieler Informationen nicht wirklich nahe gekommen bin. Ganz im Gegenteil: die vielen persönlichen Probleme und Hintergründe der Ermittlerin wirkten sogar kontraproduktiv indem sie das Tempo immer wieder ausbremsten und die Aufmerksamkeit vom Fall ablenkten. Natürlich will man zu Beginn einer Krimi-Reihe die Ermittler kennenlernen, aber hier kamen viele Informationen vor, die man auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte erwähnen können da sie weder zum Verständnis der Person noch zum Vorankommen im Fall beitragen. Sehr schön fand ich jedoch die Darstellung der Nebencharaktere im Annika-Fall. Vor allem die Perspektive von Annikas Mutter Anita, die immer wieder eine Stimme bekommt, ist sehr einfühlsam und mit teilweise mehr Tiefgang geschildert als die Protagonistin.

Spannend ist auch, dass gegen Ende immer wieder Rückblenden aus dem Jahre 2002 eingeschoben werden. Hier erfahren wir die Nacht von Annikas Verschwinden aus ihrer Ich-Perspektive oder aus der Sicht von einigen Zeugen, was Stück für Stück offenbart, was damals wirklich passiert ist. So sind wir den Ermittlern oft einen kleinen Schritt voraus und können bis zum Ende miträtseln, wer es gewesen ist. Auch wenn sich am Ende nicht alle meiner Ideen und Theorien als richtig erwiesen haben, war ich sehr zufrieden mit der Auflösung. Denn am Ende ergeben alle kleinen Andeutungen geschickt zusammen ein überraschendes aber stimmiges Gesamtbild, während außerhalb des Falles genügend Anknüpfungspunkte und Probleme für die Fortsetzung verbleiben. Auch wenn mir für einen Thriller deutlich Spannung und Atmosphäre gefehlt haben und ich den Roman also eher als Krimi verorten würde, habe ich fest vor, mich auch der Fortsetzung zu widmen und bin schon sehr gespannt, auf welche alten Geheimnisse Tess und ihr Team dann stoßen.



Fazit:

Liebhaber Skandinavischer Kriminalromane werden bekommen, was sie sich erhoffen: ein solider, gut durchdachter Krimi mit vielen Irrwegen, Finten und einer überraschenden Auflösung. Wer aber auf einen atmosphärischen Thriller hofft, wird hier enttäuscht werden - um durchgehend spannend zu sein ist das Privatleben der Figuren zu weit ausgerollt und der "Tempomacher" wirkt zu konstruiert.

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