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Veröffentlicht am 15.03.2018

Mord im Schatten des Wilzenbergs

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Jan Römer und seine Kollegin Stefanie „Mütze“ Schneider recherchieren für einen Artikel über einen ungelösten Mordfall, der zwanzig Jahre zurückliegt.

Die damals 19-jährige Sonja wurde mit nur einem dünnen, ...

Jan Römer und seine Kollegin Stefanie „Mütze“ Schneider recherchieren für einen Artikel über einen ungelösten Mordfall, der zwanzig Jahre zurückliegt.

Die damals 19-jährige Sonja wurde mit nur einem dünnen, roten Kleid bekleidet tot im Wald gefunden: Gestorben durch einen einzelnen, tödlichen Stich ins Herz. Neben der Leiche fand man eine Spieluhr, die das Lied „Hush, little baby“ abspielte.

Jan und Mütze suchen die Mutter, sowie die ehemaligen Freundinnen der Toten auf, doch niemand will so recht mit den Journalisten sprechen. Lediglich von einem Gästehaus im Wald ist die Rede.

Weitere Recherchen rufen den Verfassungsschutz auf den Plan und die Journalisten müssen sich fragen: Was ist damals wirklich mit Sonja geschehen?

Als es eine weitere Tote gibt, bei der man eine Spieluhr findet, steht zu befürchten, dass der Mörder von damals wieder aktiv geworden ist.


Nach „Die Lichtung“ hat mir auch der vorliegende dritte Fall - den zweiten habe ich bislang nicht gelesen - des Journalistenduos Jan und Mütze wieder gut gefallen.

Neben der eigentlichen Recherche gibt es auch immer wieder Abschnitte, in denen „Der Uhrenmacher“ zu Wort kommt. Der Uhrenmacher steht eindeutig mit den Geschehnissen von vor zwanzig Jahren in Verbindung, doch wie diese aussehen, ist lange Zeit nicht ganz klar.

Einen dritten Teilbereich nimmt Jan Römers persönliche Situation ein: Seine Noch-Ehefrau will einen neuen Job annehmen und dafür mit dem gemeinsamen Sohn nach Bayern ziehen und obwohl die beiden das gemeinsame Sorgerecht haben, stellt sie Jan mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen. Die bevorstehende Trennung von seinem Sohn belastet Jan und er weis nicht, wie er mit der Situation umgehen soll.

Alles drei verwebt Linus Geschke zu einer spannenden Geschichte, in der auch – wie ich finde – trotz allem der Humor nicht zu kurz kommt. Besonders Jans Freund Arslan hat mich doch das eine oder ander mal zum Lachen gebracht.

Die Umstände von Sonjas Tod können dann dank Jan und Mützes akribischer Spurensuche ebenfalls geklärt werden und es zeigt sich, wozu schamhaftes Schweigen am Ende führen kann.

Allenfalls das Cover mit dem Auto an einem Feldweg wollte nicht so recht zur Geschichte passen.

Veröffentlicht am 02.11.2017

eine geballte Ladung Adrenalin

Niemals
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Jenny Aaron soll zu ihrer alten Einheit zurückkehren, doch das Adrenalin, das damit einher gehen würde, würde auch ihre Rekonvalenzenz beeinträchtigen.

Da erfährt Jenny, dass sie 2 Milliarden Euro von ...

Jenny Aaron soll zu ihrer alten Einheit zurückkehren, doch das Adrenalin, das damit einher gehen würde, würde auch ihre Rekonvalenzenz beeinträchtigen.

Da erfährt Jenny, dass sie 2 Milliarden Euro von ihrem Todfeind Holm geerbt hat. In Marrakesch versucht sie, mehr über seine Beweggründe herauszufinden. Doch ihr wahrer Feind wartet schon auf sie.

„Niemals“ ist der zweite Teil der Trilogie um die erblindete Polizistin Jenny Aaron und er ist voller Adrenalin. Wie um seinen Vorgänger zu spiegeln, ist dieses Mal das Cover schwarz und der Titel in weißer Schrift. Der gelbe Buchschnitt gefällt mir noch immer nicht.

Auch im zweiten Teil treibt Herr Pflüger die Handlung gekonnt voran, allenfalls die eingeschobenen Rückblenden waren mir hier und da zuviel und ich wäre lieber im Hier und Jetzt geblieben. Zumal ich nie ganz sicher bin, welche Details aus den Rückblenden für die aktuelle Situation von Bedeutung sind und so waren mir diese Abschnitte oft zu ausführlich. Dennoch war es interessant, mehr über den Hintergrund der Figur Jenny Aaron zu erfahren und ich kann besser nachvollziehen, wie sie zu der Frau wurde, die sie ist.

Jenny Aarons Fähigkeiten sind sicher beeindruckend, doch wieder habe ich mich gefragt, ob eine blinde Person dies alles wirklich leisten kann. Anders als ihre Teamkollegen konnte sie mich nicht restlos davon überzeugen.

Trotz dieser Zweifel bin ich gespannt, wie es mit Jenny weitergeht und freue mich auf den dritten, (hoffentlich) abschließenden Teil.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Familienrezepte und -geheimnisse

Das Brombeerzimmer
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Nach dem plötzlichen Herztod ihres Mannes ist Nora lange Zeit wie am Boden zerstört. Bis sie ein Jahr später auf den Brief von Klara, Julians Großtante, stößt. Offensichtlich stellen beide Frauen gern ...

Nach dem plötzlichen Herztod ihres Mannes ist Nora lange Zeit wie am Boden zerstört. Bis sie ein Jahr später auf den Brief von Klara, Julians Großtante, stößt. Offensichtlich stellen beide Frauen gern eigene Marmeladen her und Julian bat um ein Rezept, mit dem er Nora überraschen wollte.
Kurzentschlossen fährt Nora in den kleinen Ort am Bodden, um Klara zu besuchen. Es wird ein Besuch, der lang gehütete Geheimnisse aufdeckt.

Anne Töpfer hat mit „Das Brombeerzimmer“ einen sehr schönen Roman über das Leben geschrieben: Darüber, wie wichtig Familie sein kann, aber auch darüber, dass ein jeder mit Verlust und Trauer auf seine Weise umgeht und das alles seine Zeit braucht.
Sympathische Protagonisten tragen die Geschichte, in der es nicht nur um das Einkochen von Marmelade & Likören geht, auch wenn diese Tätigkeit einen großen Raum einnimmt. Klara lernt der Leser als resolute, aber auch herzensgute alte Dame kennen, die sich ungern etwas sagen lässt und ihren Kopf durchsetzen will. Nora hingegen ist noch ganz in ihrer Trauer gefangen und beginnt nur zaghaft, sich dem Leben ohne Julian zu öffnen. Da ist Katharina eine gute Zuhörerin und Freundin. Selbst Julian lernen wir durch Noras Erinnerungen kennen.
Lediglich Klaras „Das erzähl ich später“ oder „Darüber möchte ich jetzt nicht reden“ hat mich hier und da gestört.
Aufgepeppt und abgerundet wird dieser Roman durch die verschieden Rezepte zu den Marmeladen und Liköre, die mit abgedruckt sind und die man direkt ausprobieren möchte.

Veröffentlicht am 08.01.2017

tödliche Maya-Rituale

Mooresschwärze: Thriller
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Der gewaltsame Tod ihres Bruders hat Julia Schwarz den Beruf der Rechtsmedizinerin ergreifen lassen. Mit ihrer Arbeit möchte sie dazu beitragen, Tätern ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Zur Zeit ...

Der gewaltsame Tod ihres Bruders hat Julia Schwarz den Beruf der Rechtsmedizinerin ergreifen lassen. Mit ihrer Arbeit möchte sie dazu beitragen, Tätern ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Zur Zeit bekommt sie es mit einem Fall eines Serienmörders zu tun, der seinen Opfern seltsame Symbole in die Bauchdecke tätowiert. Gemeinsam mit Kriminalkommissar Florian Kessler versucht Julia, die einzelnen Puzzleteile zusammen zu setzten und kommt dabei einer obskuren Maya-Vereinigung auf die Spur.

„Mooresschwärze“ von Catherine Shepherd ist nicht das erste Buch, das die Autorin geschrieben hat, aber das erste, das ich gelesen habe.

Frau Shepherd führt darin den Leser in die Welt der Rechtsmedizin. Also genau dorthin, wohin auch der Körper einer verstorbenen Person gebracht wird, will man mehr über die Art und Weise des Todes erfahren. Die Autorin macht dies sehr plastisch, indem sie uns gleich zu Anfang an einer Obduktion „teilhaben“ lässt. Diese wirkte recht lebensecht auf mich.

Mit Julia Schwarz und Florian Kessler haben wir es mit zwei Ermittlern zu tun, die beide auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, mehr über die Toten, den Täter und seine Denkweise oder auch seine Motivation herauszufinden und sich so optimal ergänzen können. Dieses Zusammenspiel hat mir recht gut gefallen.

Auch darüber, mehr zu den privaten Hintergründe der Ärztin zu erfahren, habe ich mich gefreut. So werden die Figuren für mich lebensecht und greifbar. Allerdings fand ich die Erwähnung von Julias Bruder, den Verlust, den die gesamte Familie erlitten hat, an manchen Punkten als zu viel und ich hätte mir gewünscht, die Autorin würde sich mehr dem aktuellen Geschehen widmen.

An mancher Stelle konnte ich nicht nachvollziehen, warum die Ermittler nicht bestimmte Rückschlüsse zogen oder mit einer wichtigen Person nicht gesprochen haben, aber alles in allem hat mich dieser Thriller gut unterhalten.

Veröffentlicht am 30.09.2016

schleppender Beginn, aber dann sehr überzeugend

Sieben minus eins
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Sam Berger ist sich sicher, einem Serienmörder auf der Spur zu sein, der es auf 15-jährige Mädchen abgesehen hat. Sein Chef jedoch ist ganz anderer Meinung, denn „so etwas gibt es in Schweden nicht“ und ...

Sam Berger ist sich sicher, einem Serienmörder auf der Spur zu sein, der es auf 15-jährige Mädchen abgesehen hat. Sein Chef jedoch ist ganz anderer Meinung, denn „so etwas gibt es in Schweden nicht“ und bremst seinen Untergebenen bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus. Da auch die Beweislage eher dünn ist, hat Berger keinen leichten Stand, bis er eine erste Spur findet und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse.

„Sieben minus eins“ ist der erste Teil einer neuen Serie rund im Kriminalkommissar Berger und ich gebe zu, ich hatte schon einige Schwierigkeiten, in das Buch hinein zu finden.
Auf den ersten Seiten tröpfelt die Geschichte vor sich hin: Es gibt zwar ein entführtes Mädchen, aber keine Leiche und irgendwie scheint die Suche still zu stehen oder gar nicht erst in Angriff genommen zu sein. Berger und sein Chef verheddern sich in gegensätzliche Ansichten und als sie jemanden ausfindig machen, der mit allen Tatorten in Verbindung zu stehen scheint, zieht sich das Verhör ewig in die Länge.
Doch dann gibt es plötzlich eine Kehrtwende im Geschehen: Ankläger werden zu Angeklagten, Vernommene zu Vernehmenden. Das fand ich recht verwirrend und vollkommen unerwartet. Auch hatte ich den Eindruck, ab hier einen ganz anderen Roman zu lesen. Kurz habe ich mich gefragt, ob der Autor vergessen hat, die ersten 100 Seiten noch einmal zu überarbeiten, sodass sie besser zu den folgenden gepasst hätten.
Denn die haben es in sich und ich mochte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Zu viele Dinge offenbaren sich, Zusammenhänge werden ersichtlich und böses aus der Vergangenheit der Protagonisten kommt ans Licht.
Selbst als am Ende der Schuldige gestellt werden kann, ist kaum noch etwas so, wie Berger und seine Kollegin gedacht hätten.
Bis auf den Beginn hat mich „Sieben minus ein“ wirklich überzeugt und ich bin neugierig auf weitere Fälle des Sam Berger.