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Veröffentlicht am 15.09.2016

Familiengeschichte mit mörderischem Ende

Moffenkind
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Muss ein Krimi immer zwangsläufig mit Mord und Totschlag beginnen? Ich finde nicht. Jörg Böhm hat hier ein wunderbares Buch über eine Familie geschrieben, in der erst nach mehrmaligen Hinsehen, bzw. beim ...

Muss ein Krimi immer zwangsläufig mit Mord und Totschlag beginnen? Ich finde nicht. Jörg Böhm hat hier ein wunderbares Buch über eine Familie geschrieben, in der erst nach mehrmaligen Hinsehen, bzw. beim Lesen klar wird hier, ist einiges im Argen.
Es beginnt mit einer Kreuzfahrt. Die gesamte Familie ist mehr oder weniger gezwungen die Kreuzfahrt mitzumachen, denn auf ihr soll der 90jährige Geburtstag der Patriarchin der Familie Nissen, Wilhelmina, gebührend gewürdigt und gefeiert werden. Damit auch wirklich alle dabei sind, wurde die Kreuzfahrt kurzerhand für alle gebucht. Dabei sind auch noch Lutz Darling und seine Frau. Eigentlich ist Darling ein Konkurrent der Kaffee-Firma Nissen, umso erstaunter ist die Familie als sie erfahren, dass Darling und seine Frau von Wilhelmina Nissen auch zu dieser Kreuzfahrt eingeladen wurden. Jetzt würde man eigentlich eine beschauliche Familienreise mit Vorbereitungen auf das Fest erwarten. Aber in der Familie gärt es. Jeder hat ein Problem mit Wilhelmina. Da sie jedoch die Patriarchin ist und das Sagen hat, widerspricht ihr niemand. Trotzdem brodelt es in allen. Bei allen macht sich Unmut breit. Als Wilhelmina in einer ruhigen Stunde ihrem Sohn Karl mitteilt, dass Lutz Darling nach der Reise mit in das Geschäft einsteigt und als Geschäftsführer ihm vor die Nase gesetzt wird, ist dieser hochgradig empört. Und es werden weitere Konflikte sichtbar. Wilhelmina hat sich so ziemlich bei jedem in die persönlichen Angelegenheiten eingemischt. Und so geht es weiter. Während des Lesen spürt man förmlich, wie sich die Luft vor einem Unwetter über allen zusammenbraut. Es wird etwas passieren, das ist ganz klar. Auch die kleinen Abschnitte "des Mörders" zwischendurch machen dem Leser klar, hier verfolgt jemand ganz konsequent sein Ziel.
Lest selbst, was alles noch passiert - es lohnt sich in jedem Fall. Jörg Böhm hat hier gekonnt Vergangenheit und Gegenwart in eine absolut authentische Geschichte verpackt. Spannend erzählt, gelingt es Böhm die Geschichte rückwärts aufzurollen und trotzdem im Geschehen voran zu treiben. Die Ausflüge in die Vergangenheit betreffen offensichtlich alle Mitglieder der Familie. Interessant fand ich diesen Krimi geschickt auf in eine Kreuzfahrt zu verpacken. Hier stimmen alle Details. Und das Ende ist grandios. Während des Lesens ist man immer wieder versucht, selbst Vermutungen über den Täter und den Hintergrund anzustellen. Es nutzt gar nichts. In einem spannenden Finale zieht Jörg Böhm noch einmal alle Register und es gelingt ihm alle offenen Fragen zu klären. Als Leser sitzt man da und denkt sich, dass man mit diesem Ende und der Aufklärung so nicht gerechnet hätte.
Eine absolute Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne für diesen tollen Krimi.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das unheimliche Grundinger-Haus

Das Grundinger-Haus
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Vivienne kommt wenige Tage vor Weihnachten von einem einjährigen Aufenthalt aus den USA zurück. Hier absolvierte sie ein Praktikum und will sich nun intensiv auf ihr Studium der Psychologie in Deutschland ...

Vivienne kommt wenige Tage vor Weihnachten von einem einjährigen Aufenthalt aus den USA zurück. Hier absolvierte sie ein Praktikum und will sich nun intensiv auf ihr Studium der Psychologie in Deutschland vorbereiten. Sie wird von Clara, ihrer besten Freundin am Bahnhof abgeholt und gemeinsam wollen sie die Zeit vor Weihnachten genießen. Diese überredet sie auch gleich mit zur Weihnachtsfeier im Ort zu kommen. Hier begegnet ihr Steve. Er ist ihr bereits aufgefallen, sie fühlt sich merkwürdig berührt und von ihm angezogen. Zu einem Gespräch mit ihm kommt es nicht, trotzdem kann sie ihn nicht vergessen. Am nächsten Tag lernt sie Thomas kennen, der sich auch gleich mit ihr verabredet und sie vor Steve warnt. Sie solle sich nicht mit ihm einlassen, er wäre gefährlich. Auch in den nächsten Tagen hat sie mehr Kontakt zu Thomas als zu Steve, obwohl der sie deutlich mehr interessiert. Und es kommt ihr so vor, als würde sie beobachtet und verfolgt werden. Aber auch Steve empfindet ähnlich wie Vivienne und lässt nicht locker. Beide treffen sich und Steve erzählt ihr von seiner Kindheit im Grundinger Haus - einem Kinderheim, in dem ihm Schreckliches widerfahren ist. Und dann verschwindet Clara einfach. Sie waren doch verabredet. Vivienne versteht die Welt nicht mehr. Und es gibt keine Nachricht von ihr. Vivienne ist sehr beunruhigt, auch wenn sie sich kurz vorher mit Clara gestritten hatte.
Und plötzlich nimmt diese Geschichte in rasanter Geschwindigkeit an Fahrt auf. Viviennes Bedrohungsängste werden akuter. Und ihre Unruhe bestätigt sich, als sie und ihre Eltern unverhofft entführt werden.
Warum das alles passiert, was alles noch geschieht, lest es selbst - es lohnt sich wirklich. Mit hat dieser Thriller extrem gut gefallen. Ich fand ihn ausgesprochen spannend und auch die Geschichte um das Grundinger-Haus fand ich wirklich gut.
Mir hat die Protagonistin Vivienne wirklich gut gefallen. Sie kam als spröder Charakter sehr glaubhaft daher und auch die anfängliche Schwärmerei für Steve, mit der sich sehr schwer getan hat, ist wunderbar erzählt. Auch die Auflösung war eine echte Überraschung und hat mich begeistert.
Ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe verdiente 5 Lesesterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Nightingale Schwestern sind etwas Besonderes

Die Nightingale-Schwestern
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In den 30er Jahren ist es für junge Mädchen in London eine Auszeichnung am Nightingale Hospital zur Krankenschwester ausgebildet zu werden. Um überhaupt angenommen zu werden, muss die Bewerbung schon außergewöhnlich ...

In den 30er Jahren ist es für junge Mädchen in London eine Auszeichnung am Nightingale Hospital zur Krankenschwester ausgebildet zu werden. Um überhaupt angenommen zu werden, muss die Bewerbung schon außergewöhnlich sein. Oft bleibt diese Ausbildung nur den besser gestellten Mädchen vorbehalten. Junge Frauen aus dem armen Teil der Bevölkerung haben selten eine Chance. Und doch gelingt es Dora Doyle einen der begehrten Plätze zu ergattern. Für sie ist es die vielleicht einzige Möglichkeit um aus ihrem Leben etwas Besseres zu machen. Und sie kann so dem verhassten Stiefvater Alf entkommen, der sich bereits seit mehreren Jahren an ihr vergeht. Dora kommt im Schwesternwohnheim mit in das Zimmer zu Helen Tremayne. Sie ist bereits schon etwas länger im Wohnheim und kennt sich bereits im Krankenhaus aus. Das Problem von Helen ist, ihre Mutter ist die Vorsitzende des Verwaltungsrates der Klinik und setzt sie bereits mit dieser Position unter Druck. Sie muss ihrer Mutter peinlichst genau alles mitteilen, was im Krankenhaus geschieht. Für die anderen Schwestern wirkt sie dadurch wie eine Spionin in den eigenen Reihen und wird gemieden. Freunde hat sie gar nicht. Die dritte im Zimmer ist Millie. Millie ist die Tochter eines Adligen und soll durch eine standesgemäße Heirat den Familiensitz erhalten. Für Millie ist die Ausbildung die derzeit einzige Möglichkeit diesem Zwang zu entgehen. Umso schlimmer für sie ist, dass sie als einzige die Probezeit nicht ernst genug genommen hat und diese nun noch einmal wiederholen muss.
Und es gibt weitere angenehme und unangenehme Begleitpersonen in diesem Buch. Da sind die anderen Lehrschwestern, die sich für etwas Besseres halten und ihren Begleiterinnen durch Intrigen und Neid das Leben schwer machen. Und auch die Ausbildungsschwestern haben es in sich. Sie versuchen mit zum Teil übertriebener Strenge die Mädchen auf den rechten Weg zu bringen.
Diese drei Mädchen sind mir beim Lesen sehr ans Herz gewachsen. Ihr Leben und ihre Ausbildung war zu dieser Zeit eine echte Herausforderung und doch um einiges entbehrungsreicher als in der heutigen Zeit. Umso interessanter für mich zu erfahren, was man ihnen damals an Konvention und Strenge auferlegt bekam. Und trotzdem gelingt es den Protagonistinnen sich zu befreunden und gemeinsam diesen großen Anforderungen gerecht zu werden.
In einem wunderbar flüssig erzählten Stil erfahren wir hier viel vom Leben in den dreißiger Jahren und auch vom persönlichen Umfeld der Heldinnen. Und dieses Buch beinhaltet ja nur ein Jahr ihrer Ausbildung. Schon beim Lesen wird klar, hier muss es weitergehen, es ist noch nicht alles zu Ende erzählt. Umso erfreuter bin ich, dass bereits die nächsten Bände angekündigt sind. Hier die Leseempfehlung an alle und verdiente 5 Lesesterne.

Veröffentlicht am 09.08.2020

Einfach nur schön

Heute schon für morgen träumen
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Auch wenn der Titel fast ein wenig nichtssagend klingt, war das Buch von Lori Nelson Spielman im Nachhinein etwas ganz besonderes für mich. Ich kannte bereits ein Buch von ihr und war auf dieses Buch sehr ...

Auch wenn der Titel fast ein wenig nichtssagend klingt, war das Buch von Lori Nelson Spielman im Nachhinein etwas ganz besonderes für mich. Ich kannte bereits ein Buch von ihr und war auf dieses Buch sehr gespannt.

Poppy lädt ihre Nichte Emilia zu einer Reise nach Italien ein. Emilia, die als einzige selten aber wenigstens regelmäßig aus der Familie Kontakt zu Poppy hatte, kann sich nur schwer entschließen dieses Angebot anzunehmen. Die gesamte Familie ist angetreten und will ihr diese Reise ausreden. Ihre Großmutter droht ihr sogar. Und doch entschließt sich Emilia gegen den Widerstand der Familie zu dieser Reise. Zum Glück ist sie nicht allein, ihre Kusine Lucy begleitet sie. Beide wissen nicht, warum diese Reise stattfindet, warum sie Poppy begleiten sollen.

Das Zusammentreffen mit Poppy ist dann doch ganz anders als erwartet. Sie macht so einen herzerfrischenden Eindruck auf beide Mädchen. Sie verspricht ihnen mehr von ihrem Leben und dem Fluch der auf der Familie liegen würde zu erzählen.
Abwechselnd erfahren wir von Emilia, Lucy und Poppy in der Gegenwart und ihren Erlebnissen. Aber die rückblickenden Erzählungen von Poppy sind es, die einem beim Lesen berühren.

Für mich sind es diese "Begegnungen" die die Bücher von Lori Nelson Spielman so lesenswert machen. Ihre Art zu schreiben schafft eine Verbindung mit den Protagonisten und man kann gar nicht anders als weiterzulesen. Man hofft und leidet mit ihnen. Und es ist nicht klar, ob das Buch so ausgehen wird, wie man hofft.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Interessanter Thriller

Anna O.
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… „Der Geist ist eine Welt für sich, und er vermag, aus Hölle Himmel und aus Himmel eine Hölle zu schaffen.“…

Der Psychologe Dr. Benedict Price ist Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen wurden. ...

… „Der Geist ist eine Welt für sich, und er vermag, aus Hölle Himmel und aus Himmel eine Hölle zu schaffen.“…

Der Psychologe Dr. Benedict Price ist Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen wurden. Er praktiziert in der Schlafklinik The Abbey, die sich vor allem mit Schlaf und Schlaflosigkeit beschäftigen. Völlig überraschend wird er vom Justizministerium beauftragt die schlafende Anna Ogilvy aufzuwecken. Anna O. wird beschuldigt vor vier Jahren ihre beiden Freunde und Geschäftspartner auf brutalste Art und Weise ermordet zu haben. Aber der Fall kann nicht gelöst werden, da Anna sich seit dieser Tat in einem tiefen Schlaf befindet und es bisher noch niemandem gelungen ist, sie aufzuwecken.

Für den engagierten Psychologen Ben ist das die große Chance. Bereits vor vier Jahren war er in dem Fall involviert und ist mit den Fakten bestens vertraut. Er hat auch schon mehrere Ideen, wie es ihm gelingen kann Anna wieder aufzuwecken.

Das Interesse an dem Fall ist groß. Nicht nur die Bevölkerung möchte die Mörderin endlich verurteilt wissen. Je tiefer sich Ben in den Fall engagiert, umso klarer wird, dass es viele Beobachter gibt, die ihm auf die Finger schauen. Und überhaupt, ist Anna O. wirklich die Mörderin, so wie es alle damals vermuteten, oder gibt es noch weitere offene Fragen.

Schon allein die Thematik war ausgesprochen spannend. Erzählt wird aus der Sicht verschiedenster Personen und wir bekommen auch Auszüge aus Annas Tagebuch zu lesen. Beim Lesen wird einem relativ schnell klar, nicht alles ist so, wie es scheint. Auch die Ausflüge in die Psychologie vor allem in den Problematiken der Schlaflosigkeit und des Schlafwandelns sind absolut spannend und lehrreich. Aber gibt es so etwas im wirklichen Leben?

Spannend und vor allem gut erzählt war es in jedem Fall. Die Lösung zum Schluss war wirklich überraschend. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente vier Lesesterne.

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