Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2020

Die Garantie für Dauergrinsen und Bauchmuskelkater

Das legt sich wieder
0

Betty, Susanna und Caro gehen seit Kindertagen durch dick und dünn. Jede Höhe, jede Tiefe des Lebens haben sie zusammen gemeistert. Ein spontaner Segeltörn entpuppt sich aber nicht als eine lustige Seefahrt ...

Betty, Susanna und Caro gehen seit Kindertagen durch dick und dünn. Jede Höhe, jede Tiefe des Lebens haben sie zusammen gemeistert. Ein spontaner Segeltörn entpuppt sich aber nicht als eine lustige Seefahrt mit vielen Anekdoten, sondern es kommt endlich einmal alles auf den Tisch, was schon lange im Verborgenen schwelte. Und da gerät nicht nur das Boot in Schieflage…

Ich habe selten so ein schräges Buch gelesen wie es „Das legt sich wieder“ von Steffi von Wolff ist. Mit spitzer Zunge, Sarkasmus an genau den richtigen Stellen, einer Playlist aus den 1990ern, deren Hits zum Mitsingen verleiten und einer guten Dosis Humor lässt sie hier im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen und lädt den Leser ein, Gast auf der Sabeca zu sein und in See zu stechen.
Die drei Frauen verbindet eine wundervolle Freundschaft, die sie über die Jahre zusammengeschweißt hat. Doch im Verlauf des Segeltörns kommen da Sachen zum Vorschein, die auf dem ersten Blick doch lieber im Verborgenen geblieben wären.
Aber genau das macht die teilweise brüllend komischen Szenen so lesenswert und interessant, denn Steffi von Wolff strickt hier eine Geschichte in schönster Sitcom-Manier.
Da wird hier ein Sektchen gepichelt und da eine Pommes verdrückt, von Kaufsucht und Affären gesprochen und sich gegenseitig beim Schlammcatchen im Watt an den Haaren gerupft. Ich habe wirklich ein Dauergrinsen im Gesicht, wenn ich die skurrilen Szenen lese, den schlagfertigen Dialogen lausche und bei der – manchmal nicht ganz alltäglichen - Problembewältigung mit dabei bin.
Die Figuren sind facettenreich angelegt und reichen vom Kellner mit Vorliebe für Innereien über zwielichtige Kiezgrößen, vom skrupellosen Ehemann bis hin zum Frauentrio, das zusammenhält wie Pech und Schwefel. Sie alle bereichern die abwechslungsreiche, kurzweilige Geschichte mit ihren Auftritten und sorgen so für Dauergrinsen und Bauchmuskelkater vor Lachen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2020

Geschichte zum Anfassen

Gut Greifenau - Goldsturm
0

Der Erste Weltkrieg ist zu Ende und auf Gut Greifenau sind die Folgen immer noch zu spüren. Rebecca und Konstantin versuchen das Gut nach bestem Wissen und Gewissen am Laufen zu halten, aber es wird immer ...

Der Erste Weltkrieg ist zu Ende und auf Gut Greifenau sind die Folgen immer noch zu spüren. Rebecca und Konstantin versuchen das Gut nach bestem Wissen und Gewissen am Laufen zu halten, aber es wird immer schwieriger. Plötzlich ist das Geld nichts mehr wert, die Inflation treibt unaufhörlich den Preisverfall voran.
Greifenau kann nur in Konstantins Händen bleiben, wenn er einen Erben vorweisen kann.
Ganz anders bei Katharina – ihr und ihrem Mann geht es finanziell ausgesprochen gut, die Kinder entwickeln sich prächtig und so möchte sich Katharina endlich den Traum vom Medizinstudium erfüllen. Doch hier scheint sie ihr Glück zu verlassen….

Endlich, endlich geht es weiter auf Gut Greifenau und ich bin wieder total fasziniert, was Hanna Caspian an guten Ideen und mitreißenden Szenen zu Papier gebracht hat. Es ist, als hätte es die Lesepause nicht gegeben und ich bin sofort wieder mittendrin im Geschehen.
Feodora hat immer noch Haare auf den Zähnen und sie ist sich für keine Intrige, für keine Lüge zu schade und sät Zwietracht, wo immer sie kann. Sie trägt immer noch die Nase recht oben und bildet sich auf ihre adelige Herkunft etwas ein, obwohl der Adelstand abgeschafft wurde. Ich habe mich immer wieder bemüht, sie zu verstehen, aber sie und ich – wir werden einfach keine Freunde. Diese Frau raubt einem den Verstand.
Rebecca hat es nicht leicht, sich gegen ihre Schwiegermutter zu behaupten, aber sie setzt gekonnt die Ellenbogen ein, um das Gut für sich und Konstantin zu erhalten. Was sie an Schicksalsschlägen wegsteckt, ist nicht einfach zu verkraften und ihr gebührt mein ganzer Respekt.
Katharina könnte eigentlich glücklich sein, wird sie doch von Julius auf Händen getragen. Er verwöhnt sie und die Kinder nach Strich und Faden und ermöglich ihr ein fast sorgenfreies Leben. Doch er spielt mit falschen Karten…
Das Leben auf dem Gut zur Zeit der Hyperinflation wird von Hanna Caspian sehr bildhaft und anschaulich geschildert. Die Veränderungen nach dem Krieg sind auch für den Leser zu spüren. Der Wind weht rauer, der Ton wird schärfer und man spürt, dass die einzelnen Existenzen bedroht sind. Hunger und Resignation, Verzweiflung und Angst machen sich breit, scheinen förmlich aus den Seiten zu springen und vermitteln so einen authentischen Einblick in das Leben zu Beginn der 1920er Jahre.
Die Figuren haben sich von Buch zu Buch weiterentwickelt, dürfen ihre charakterlichen Eigenarten ausleben, ihre Ecken und Kanten dem Leser präsentieren und werden so zu echten Persönlichkeiten. Man merkt auch in „Goldsturm“, dass sie an Reife und Erfahrung gewonnen haben, daran gewachsen sind und kann ihre Entscheidungen nachvollziehen bzw. mittragen. Ich freue mich mit Rebecca über die gute Nachricht, dass sie schwanger ist. Ich bin sauer auf Julius, weil er Katharina hintergeht und ich fiebere mit, ob das Gut fortbestehen wird.
Ich hoffe, dass Hanna Caspian noch viele gute Ideen hat, um die Bewohner von Gut Greifenau durch die Goldenen Zwanziger, das Dritte Reich und die Jahre des Wirtschaftswunders zu begleiten, denn ich liebe diese Buchreihe, seine Figuren und das Gut. Mir sind die Bewohner und die Bediensteten im Verlauf der einzelnen Bände zu guten Freunden geworden, die ich nicht mehr missen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2020

Horror und Grausamkeiten an der Ostsee

Nebelmeer
0

Die Dünen am Priwallstrand geben ein furchtbares Geheimnis frei, denn dort wurde die skelettierte Leiche einer jungen Frau gefunden. Birger Andresen zieht seine Schlüsse und erkennt, dass der Täter nach ...

Die Dünen am Priwallstrand geben ein furchtbares Geheimnis frei, denn dort wurde die skelettierte Leiche einer jungen Frau gefunden. Birger Andresen zieht seine Schlüsse und erkennt, dass der Täter nach einem bestimmten Muster vorgeht und es einen ähnlichen Fall vor Jahren schon einmal geben hat. Als eine weitere, geschundene Frauenleiche gefunden wird ist klar, dass hier ein grausamer Serientäter sein Unwesen treibt. Ida-Marie und Birger ermitteln und ahnen nicht, dass sie tief in die Abgründe einer kranken Seele blicken und sich selbst in Lebensgefahr begeben…

„Nebelmeer“ ist ein spannender Regio-Krimi, der den Leser mit verstörenden Szenen und abgrundtiefen Blicken in das Böse einer menschlichen Seele in Schach hält.
Was zuerst wie eine zufällige Begegnung aussieht, entpuppt sich beim näheren Hinsehen nach einem absolut perfekt ausgeklügelten Plan und dieser zeigt mit einer nie geahnten Brutalität die unkontrollierte Gewalt und Perversion des Täters auf.
Es entstehen wahre Horrorszenarien beim Lesen und diese Bilder brennen sich tief ein und lassen mich sprach- & fassungslos zurück.
Birger und ida-Marie ermitteln, aber sie tappen immer wieder im Dunkeln. Nichts scheint richtig zusammenzupassen und doch ist das dieses gewisse Gefühl, das Birger verfolgt, denn er glaubt einen Hinweis übersehen zu haben.
Die Jagd nach dem Mörder ist quer durch Lübeck und entlang der Ostseeküste angelegt und bringt so nicht nur ein paar schöne Ecken der Stadt zum Vorschein, sondern die Hansestadt dient auch als perfekte Kulisse für das ausgeklügelte System des Täters, sich seine Opfer zu suchen, sie willenlos zu machen und in seine Gewalt zu bringen.
Hier wird jedes noch so kleine Puzzleteilchen an Hinweisen genau beleuchtet, solange gedreht und gewendet bis es passt und dadurch entsteht ein sehr komplexer Fall, der mich regelrecht an die Seiten kettet. Ich kann einfach das Buch nicht aus der Hand legen und gebe nicht eher Ruhe, bis die letzte Seite gelesen und der Fall gelöst ist.
Jobst Schlennstedt ist eben ein Garant für spannende Küstenkrimis

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2020

Ein Highlight 2020 !

Turmschatten
3

„Wenn man Bestien jagt, wird man selbst zur Bestie“

Ephraim Zamirs Haushälterin wurde brutal niedergeschossen – von einem 13-jähringen, glühenden Anhänger des NS-Regimes. Seine braunen Kameraden dringen ...

„Wenn man Bestien jagt, wird man selbst zur Bestie“

Ephraim Zamirs Haushälterin wurde brutal niedergeschossen – von einem 13-jähringen, glühenden Anhänger des NS-Regimes. Seine braunen Kameraden dringen in den Turm ein, der Zamir als Wohnung dient. Sie ahnen nicht, dass sie dabei eine Tragödie auslösen, die es so in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gegeben hat. Denn Zamir will Gleiches mit Gleichem vergelten…

Noch nie habe ich ein Buch gelesen, das mich so bewegt hat wie „Turmschatten“. Ich bin noch immer hin und weg von dieser Intensität, mit der die fiktive Geschichte vor den Hintergründen von realen Straftaten in der Bundessrepublik Deutschland erzählt wird.
Ephraim Zamir hat als jüdisches Kind im Zweiten Wellkrieg durch die Nazis seine Eltern und seine Geschwister verloren, war in Auschwitz Zeuge des Holocausts und schwört auf Rache. Sein Plan ist gut durchdacht und lässt die Mitglieder des braunen Sumpfes an eigenen Leib spüren, wie sich Leid, Folter, Qualen und Todesangst anfühlen.
Peter Grandl bindet hier die schrecklichen Szenen des Geiseldramas von Gladbeck, das Oktoberfest-Attentat und viele andere brutalen Verbrechen aus der jüngeren Vergangenheit in seinen Roman ein und lässt sie wieder erschreckend lebendig werden.
Vor dem Hintergrund der verbrannten Nazi-Ideologie zeigt er auf, was passieren kann, wenn man auf Rache pocht und welche Ausmaße die falschen Ideale annehmen können.
Das wahrgenommene Bild verzerrt sich im Verlauf des Buches und lässt so die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmen.
Schlägt man sich erst noch auf die Seite von Ephraim Zamir, weil ihm, seiner Familie und Millionen von Juden Unrecht getan wurde, so erschreckt man im Verlauf des Buches immer mehr über die Rachegelüste dieses Mannes, die all das Böse und Schlechte in ihm hervorbringen. Dass dieser Mann mit seinen mehr als siebzig Jahren zu solchen Gräueltaten fähig ist, die mit einer Akribie und Perfektion ausgeführt werden, lässt mir kalte Schauer über den Rücken jagen. Auch er hat Helfershelfer und ich bin über seine Verbindungen erschüttert. Hier wird mit technischen Raffinessen gearbeitet, die mich nachdenklich stimmen und ins Grübeln kommen lassen.
Seine Opfer, allesamt Mitglieder der braunen Vereinigung, werden hier weder beschönigt noch verherrlicht, sondern bekommen vom Autor die Fratze des Bösen auf den Leib geschneidert. Hinter jedem Eiferer der braunen Werte steht ein ganz persönliches Schicksal und der Autor erklärt, wie es dazu gekommen ist, dass jeder Einzelne zum glühenden Verehrer der hirnverbrannten Ideen eines einzelnen Phantasten geworden ist.
Fehlentscheidungen der vor Ort anwesenden Polizei werden ebenso an den Pranger gestellt wie die Quotengeilheit der Presse und des Fernsehens – für eine gute Story sind viele bereit, ihr eigenes Ich aufzugeben, zu verkaufen und Menschenleben zu aufs Spiel zu setzten, anstatt sie zu retten.
Das Ganze gipfelt in einer Aufforderung der Öffentlichkeit, per Online-Voting auf Hinrichtung oder Gnade mit den Tätern abzustimmen.
Mit jeder schrecklichen Szene, mit jeder Misshandlung und jedem Detail, das aus dem Leben der Geiseln bekannt wird erhöhen sich die Klicks…wie es ausgeht, müsst ihr selbst lesen, denn es fehlen mir ehrlich gesagt die richtigen Worte, um dieses Buch treffend zu beschreiben.
Nur so viel – ein Pageturner mit packenden, erschreckenden, voyeuristischen Szenen, die mich nicht mehr loslassen.
Für mich ein Highlight !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2020

Lass die Sonne in dein Herz

Der Schmetterlingsgarten
0

Im Garten von Contessa Farnese finden sich viele wunderschöne Blumen und uralte Bäume – ein Erbe ihres Vaters, der von seinen vielen Reisen in die ferne Welt all die exotischen Pflanzen mitgebracht hat. ...

Im Garten von Contessa Farnese finden sich viele wunderschöne Blumen und uralte Bäume – ein Erbe ihres Vaters, der von seinen vielen Reisen in die ferne Welt all die exotischen Pflanzen mitgebracht hat. Diese sind nicht nur Erinnerungen an eine bessere, längst vergangene Zeit, sondern sie helfen auch Contessa Farnese, ihr wundes Herz zu heilen. Inmitten dieser floralen Pracht sorgt Lucia dafür, dass niemand in diesen verwunschenen Garten eindringt. Doch auch Lucia hat ihre dunklen Geheimnisse und die kommen ans Tageslicht, als mit Biologe Martin die Welt plötzlich bunter und lebhafter wird. Er ist auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Schmetterling und so flattert er ins Leben von Lucia und bringt dieses ordentlich durcheinander. …

„Der Schmetterlingsgarten“ ist ein pudrig zarter Liebesroman, der mit ganz viel Sonne und dem Zauber Capris den Leser begeistert.
Der opulente Garten der Contessa wächst, dank bildhafter Beschreibung der Autorin, direkt vor dem inneren Auge und man kann sich stundenlang darin aufhalten und Neues entdecken. Wer wie ich, die Gardini Hanbury und den Parco Sigurta kennt, der kann sich in etwa vorstellen, wie wunderschön der Garten der Contessa ist und man fühlt sich auf Anhieb wohl darin.
Die Geschichte lebt zum einen von der quirligen Lucia, die sehr impulsiv und trotzdem liebenswert ist, die mit ihrer Vepsa über die Insel brettert und im wahrsten Sinne des Wortes viel Staub aufwirbelt.
Zum anderen gibt es den ruhigen Gegenpol, die Contessa, die mit ihrer liebenswürdigen Art den Leser verzaubert. Ich mag sie und ihre Liebe zu ihren Pflanzen sehr.
Martin ist ein bisschen der verpeilte Wissenschaftler, der erst nicht so richtig aus sich heraus kann, aber dann lernt, auf sein Herz zu hören.
Während um ihn herum die Schmetterlinge flattern und er die Entdeckung seines Lebens macht, fühlt er, wie sich die Schmetterlinge in seinem Bauch ausbreiten und er sich zu Lucia immer mehr hingezogen fühlt.
Dann gibt es noch den schmierigen Alessandro, Lucias Mann, der sich für keine Lüge, keine Intrige zu schade ist, um an Geld zu kommen und andere Menschen auszubooten und an die Wand zu spielen.
Maria Mattisek bietet durch die Rückblenden der Contessa und die regelmäßigen Einblicke in Martins und Lucias Leben sehr viel Abwechslung. Man ist somit immer direkt mittendrin im Geschehen, bekommt ein Blick in das Leben und die Gedanken und- Gefühlswelt der Figuren und fiebert mit.
Die Autorin verwebt hier die Schönheiten von Capri mit einer frühlingshaften, leichten Geschichte. Sie lässt ein wenig Spannung aufkommen, sorgt mit ein paar Kniffen und Wendungen für Aufregung und Herzklopfen und präsentiert so einen warmherzigen Roman, der für gute Unterhaltung sorgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere