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Veröffentlicht am 08.07.2020

Die T-U-F-Methode

Prost, auf die Wirtin
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„Immer wenn es am ungünstigsten ist …“ (S. 9) denkt Kommissar Constantin Tischler, als er am Sonntagmorgen zu einem Mord gerufen wird. Dabei ist er gerade erst nach Brunngries gezogen, lebt noch aus Umzugskartons ...

„Immer wenn es am ungünstigsten ist …“ (S. 9) denkt Kommissar Constantin Tischler, als er am Sonntagmorgen zu einem Mord gerufen wird. Dabei ist er gerade erst nach Brunngries gezogen, lebt noch aus Umzugskartons und sein Dienst beginnt eigentlich erst am Montag, aber darauf hat der Mörder leider keine Rücksicht genommen.

Doch zum Fall. Franziska, die Wirtin des Dorfes, liegt erschossen im Wald und da ihr Mann ein Säufer, extrem eifersüchtig, aufbrausend, gewalttätig und ein Waffennarr ist, gilt er als Hauptverdächtiger. Leider kann Tischler ihm die Tat nicht nachweisen. Ist der Wirt besonders geschickt vorgegangen oder war es jemand anderes?!

„Prost auf die Wirtin“ ist der Auftakt einer humorvollen Krimireihe von Friedrich Kalpenstein. Kommissar Constantin Tischler ist Anfang 30 und hat sich aus München in die Chiemgauer Alpen versetzen lassen, weil man auf dem Land schneller Karriere machen kann und er seine Jugend auf einem Internat in der Nähe verbracht hat. Daher kennt er auch die Gegend und Bewohner noch etwas. Er ist Single, sehr auf seinen Oldtimer, einen Jaguar E-Type 1969, und seine Hightech-Kaffeemaschine fixiert.
Zu Tischlers Mitarbeitern gehört der übereifrige Polizeiobermeister Fink. Fink ist ungefähr gleichalt, immer etwas übereifrig, mit einem Faible für Trachtenjanker und bespricht leider alles mit seiner Mutter – auch aktuelle Ermittlungsstände. Er wird von den Kollegen gemobbt, auch Tischler muss ihn sich erst „zurechtstoßen“. (In dem Zusammenhang fand ich es übrigens sehr witzig, dass Tischler für das kollegiale DU ist, beim Anschnauzen aber siezt.) Doch nicht nur Fink, auch Sachbearbeiterin Luise Brandt treibt Tischler durch ihre eigenmächtigen Aktionen an den Rand der Verzweiflung. Überhaupt scheinen in Brunngries immer alles über alles Bescheid zu wissen und jeden zu kennen – wie das auf dem Dorf eben so ist.

Man merkt dem Krimi an, dass Friedrich Kalpenstein ein großer Fan der Eberhofer-Reihe von Rita Falk ist – schon wegen der Kneipe und dem Metzger mit seinen Leberkäs-Semmeln als Ortsmittelpunkt. Aber für mich hätte es noch etwas mehr Spannung und bayrischer Lokalkolorit sein können und dafür etwas weniger Privatleben des Ermittlers.

Ach ja, wenn ihr wissen wollt, was die T-U-F-Methode ist, müsst ihr das Buch schon selbst lesen .

Mein Fazit: Ein schöner Urlaubskrimi und ambitionierter Auftakt einer neuen Reihe mit etwas Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Eine große glückliche Familie

Caféglück am Meer
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Budbury steht Kopf, alle bereiten die Hochzeit von Laura im Comfort-Food-Café vor. Auch Auburn hilft fleißig mit. Sie hat sich wieder hier niedergelassen, ist mit Finn zusammen, betreibt die Apotheke im ...

Budbury steht Kopf, alle bereiten die Hochzeit von Laura im Comfort-Food-Café vor. Auch Auburn hilft fleißig mit. Sie hat sich wieder hier niedergelassen, ist mit Finn zusammen, betreibt die Apotheke im Ort und kümmert sich mit ihren Geschwistern um ihre an Alzheimer erkrankte Mutter. Auburn scheint endlich zur Ruhe gekommen zu sein. Ihre wilden Jahre sind vorbei, sagt sie (sich) immer wieder. Doch eine winzige Kleinigkeit hat sie bisher erfolgreich verdrängt und vor den anderen verheimlicht. Sie ist verheiratet. Um endlich ganz für Finn frei zu sein, reicht sie die Scheidung ein. Aber ihr Mann Sebastian will vor seiner Zustimmung noch etwas Zeit mit ihr verbringen und herausfinden, ob sie sich nicht doch noch lieben. Auburn war sich ihrer Gefühle für Finn eigentlich sicher, doch als Sebastian vor ihr steht, kommt sie ins Wanken ...

„Caféglück am Meer“ ist der Abschluss der Reihe rund um das Comfort-Food-Café und die Bewohner von Budbury. Ich würde empfehlen, die anderen Bücher vorher zu lesen, dann versteht man die Zusammenhänge und personellen Konstellationen besser.
Budburry ist ein bisschen heile Welt. Natürlich haben die Menschen auch hier Probleme, aber man ist für einander da, hilft sich und am Ende geht es meist gut aus. Man ist eine große, glückliche (Patchwork-)Familie.

Mit Sebastian kommen auch Auburns Gefühle und Erinnerungen wieder. Sie waren jung und haben das Leben in all seinen Facetten genossen. Ihre Ehe war ein Rausch und sie beide zu dieser Zeit selten nüchtern. Irgendwann ist ihr dann klar geworden, dass es so nicht weitergehen kann und sie hat ihn verlassen. Jetzt scheint Sebastian eine bessere Version seiner selbst zu sein und kämpft um sie. Aber kann Auburn ihm wirklich trauen? Er war schon früher ein guter Schauspieler.
Und dann zieht sich Finn auch noch zurück, um ihr genügend Zeit und Raum zu geben, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden. Sie steckt in einer echten Zwickmühle, um die ich sie nicht beneidet habe.

„Caféglück am Meer“ von Debbie Johnson ist ein schöner romantischer und spannender Schmöker für kurzweilige Lesestunden. Bis zum Schluss ist Auburn unsicher, für wen sie sich entscheiden soll. Auch das Flair der englischen Küste ist der Autorin wieder sehr gelungen. Das Buch macht Lust auf Urlaub in Dorset und die Köstlichkeiten des Comfort-Food-Cafés. Mir persönlich war es an einigen Stellen nur etwas zu viel Drama.

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Veröffentlicht am 12.04.2020

Die Uhrmacherin

Das Erbe der Altendiecks
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Bremen 1766: Gesche ist die Tochter des aufstrebenden Uhrmachermeisters Johann Altendieck. Sein Vater Nicolaus hat das Geschäft begründet und wirft immer noch ein Auge auf die Werkstatt. Dabei bildet er ...

Bremen 1766: Gesche ist die Tochter des aufstrebenden Uhrmachermeisters Johann Altendieck. Sein Vater Nicolaus hat das Geschäft begründet und wirft immer noch ein Auge auf die Werkstatt. Dabei bildet er ganz nebenher Gesche als Urmacherin aus, obwohl sie als Frau natürlich nie in dem Beruf arbeiten können wird. Aber sie hat das Altendieckche Erbe – graue Augen, Erfindergeist und Händchen für Uhrwerke. Als der Rat der Stadt Johann mit dem Bau der neuen Standuhr für den Ratssaal beauftragt, riskiert dieser alles – auch die Feindschaft mit dem bisherigen Ratsuhrmacher Albert Greven.
Elf Jahre später steht Gesche vor einer schweren Entscheidung. Sie hat etwas entwickelt, was den Ruf der Familie und vor allem ihr Ansehen wiederherstellen könnte, aber da sie „nur“ eine Frau ist, wird ihr niemand zuhören. Sie findet einen Strohmann – doch kann sie ihm wirklich trauen?

„Das Erbe der Alrendiecks“ erzählt die Stadtgeschichte Bremens von 1766 bis 1848 anhand der fiktiven Geschichte der Altendiecker Uhrmacherdynastie. Die erwähnte Uhr im Rathaus und Gesches Erfindung (die ich hier natürlich nicht verrate) gibt es wirklich, auch die historischen Hintergründe sind real.

Ich habe das Buch als zweigeteilt empfunden. Die erste Hälfte ist ein echter historischer Schmöker, die abenteuerliche Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach Glück, Erfolg und Anerkennung. Gesche weiß schon früh, dass sie in die Fußstapfen ihres Vaters und Großvaters treten und Uhrmacherin werden will, zur Not über Umwege. Sie ist sehr dickköpfig und weiß sich durchzusetzen, außerdem ist sie risikofreudig und mutig – alles das, was eine Frau damals besser nicht war.

Die zweite Hälfte des Buches wurde von der Politik und Stadtentwicklung bestimmt. Hier ist mir die Familie Altendieck leider etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt worden und diente als Rahmenhandlung, wobei mir die Darstellung der Zustände während der französischen Besetzung / Eingliederung sehr gut gefallen haben.
Am Ende wird dann noch die Brücke zur Industrialisierung geschlagen. Teure Einzelanfertigungen der Taschenuhren sind nicht mehr zeitgemäß, es entstehen erste Manufakturen für günstige Modelle, weil die Menschen z.B. wegen der Ausweitung des (Verkehrs erstmals auf die genaue Uhrzeit angewiesen sind – ein sehr spannendes Thema. Auch auf Bremens Rolle als Tor nach Amerika, die Vormärz-Bewegung und beginnende Demokratie (Gleichstellung der Stände, aber auch von Frauen und Männern) wird eingegangen.

Zum besseren Verständnis gibt es am Ende des Buches ein sehr umfangreiches Glossar.

Mein Tipp für alle, die sich für sie Geschichte Bremens um die Wende des 18. Jahrhunderts interessieren und Familienromane über mehrere Generationen mit starken Frauen mögen.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Das Erbe

Der Klang des Herzens
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Konzertgeigerin Isabel ist Mitte 30 und seit 9 Monaten Witwe. Sie verkriecht sich in ihrer Trauer, öffnet keine Post, geht nicht mehr arbeiten. Zum Glück ist ihre Tochter Kitty mit 15 schon sehr erwachsen ...

Konzertgeigerin Isabel ist Mitte 30 und seit 9 Monaten Witwe. Sie verkriecht sich in ihrer Trauer, öffnet keine Post, geht nicht mehr arbeiten. Zum Glück ist ihre Tochter Kitty mit 15 schon sehr erwachsen und kümmert sich um das Notwendigste, auch um ihren kleinen Bruder Thierry, der seit dem Tod seines Vaters nicht mehr spricht. Isabel ist geschockt als sie erfährt, dass ihr Mann ihr nur Schulden hinterlassen hat und sie das Haus verkaufen muss. Als sie von einem entfernten Onkel ein Anwesen auf dem Land erbt, bricht sie alle Brücken hinter sich ab und zieht mit ihren Kindern dahin – ohne es sich vorher wenigstens mal anzusehen. Das Haus ist eine Ruine, es gibt keine Heizung, warmes Wasser oder einen Kühlschrank. Bis zu seinem Tod hat ihr Mann sich um alles gekümmert, auch um die Kinder, damit Isabel sich auf ihre Karriere als Geigerin konzentrieren konnte, außerdem hatten sie Personal. Jetzt muss sie komplett neu anfangen und alles selber machen. Zum Glück ist ihr Nachbar Bauunternehmer und bietet ihr an, die notwendigsten Reparaturen zu übernehmen.

9 Jahren lang hat sich Laura um Mr. Pottisworth in seinem heruntergekommenen Herrenhaus gekümmert. Der Alte war unausstehlich, unhöflich und beleidigend. Kathy hatte ihn so satt. Doch jedes Mal, wenn sie alles hinschmeißen wollte, überzeugte ihr Mann Matt sie, weiter durchzuhalten. Pottisworth hatte ihnen nämlich versprochen, dass sie das Haus erben und ihre Pläne für die umfangreiche Sanierung sind längst fertig. Dafür verzeiht sie Matt seit Jahren immer wieder seine Affären. Aber als jetzt Isabel das Haus statt ihrer erbt und Matt sich immer abweisender verhält, beginnt Laura ihr Leben zu überdenken.

„Der Klang des Herzens“ ist 2010 schon mal auf deutsch erschienen und wurde jetzt überarbeitet und neu aufgelegt. Es ist leicht geschrieben und liest sich wunderbar flüssig. Ich habe es an nur einem Tag verschlungen. Die Handlungsstränge sind sehr ausgewogen, an einigen Stellen zwar etwas vorhersehbar, dafür haben mich andere echt überrascht.

Das alte Haus mitten im Nirgendwo hätte ich wahrscheinlich nie betreten oder wäre nach der ersten Besichtigung schreiend weggerannt, aber die romantische Lage am See entschädigt für vieles. Isabel findet in dieser Abgeschiedenheit endlich wieder zu sich, beginnt sogar wieder, Geige zu spielen. Doch ihr neuer Alltag ist geprägt vom Dasein als Hausfrau und Mutter. Ich konnte ihre Überforderung sehr gut nachfühlen. Ihre Wandlung zur selbständigen und selbstbewussten Frau und Mutter hat mir gut gefallen.
In Laura konnte ich mich zwar auch einfühlen, hätte an ihrer Stelle aber einige Entscheidungen anders getroffen. Ihr Mann flirtet gern, ist sehr charismatisch und gewohnt zu bekommen, was er will. Ich an ihrer Stelle hätte ihm nicht so viel durchgehen lassen.
Am meisten mochte ich Isabels Kinder Kitty und Thierry. Kitty ist schon sehr weit für ihr Alter und übernimmt viel Verantwortung, aber sie ist auch mitten in der Pubertät und manchmal herrlich altklug. Thierry blüht wie seine Mutter in der Natur auf, dabei hilft ihm Matts Angestellter, der schweigsame Byron. Die beiden sind sich sehr ähnlich und Byron wird sein neues männliches Vorbild.

Jojo Moyes schreibt in ihrem neuen alten Buch sehr unterhaltsam und mitfühlend über Trauer, Verlust, Geheimnisse, Neuanfänge und die Kraft der Musik.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Immer im August …

Mitten im August
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… macht Familie Milani Urlaub auf Capri, aber dieses Jahr ist ihr Sohn Jack allein mit seiner Freundin Sofia im Ferienhaus. Sie wollen die Semesterferien dort verbringen und ein Praktikum bei einem berühmten ...

… macht Familie Milani Urlaub auf Capri, aber dieses Jahr ist ihr Sohn Jack allein mit seiner Freundin Sofia im Ferienhaus. Sie wollen die Semesterferien dort verbringen und ein Praktikum bei einem berühmten Meeresbiologen machen. Eines Morgens wird Jacks Leiche in einem auf dem Wasser treibenden Ruderboot gefunden. Er wurde erstochen, von Sofia fehlt jede Spur. War es eine Beziehungstat?

Enrico Rizzi ist Polizist auf der Insel, auf der es sonst eher ruhiger zugeht. Wenn er nicht gerade kleinere Delikte verfolgt, widmet er sich mit Leidenschaft dem ökologischen Obst und Gemüseanbau auf den Feldern und Gärten seines Vaters. Der Tote im Ruderboot ist sein erster Mordfall und sein Chef ist davon gar nicht begeistert. Wenn Rizzi das Boot nicht an Land gezogen hätte, wäre der Fall nämlich gleich an die Kollegen von Neapel gegangen. Aber auch so reißt der Chef der dortigen Mordkommission die Ermittlungen an sich, Rizzi und seine neue Kollegin Cirillo werden zu Handlangern degradiert.

„Mitten im August“ ist der Auftakt einer neuen, unterhaltsamen Capri-Krimireihe und perfekt, um wenigstens in Gedanken reisen zu können. Die Handlung ist nicht zu blutig aber trotzdem spannend und man erfährt viel über Land und Leute. Zudem hat mir gefallen, wie mit den Erwartungen des Lesers / Hörers gespielt wird. Die Verdachtsmomente gehen in eine bestimmte Richtung und werden durch die Ermittlungen immer wieder bestärkt, trotzdem kommen ausreichend Zweifel auf, um sich nie ganz sicher zu sein.

Die Vergangenheit der Polizisten wird immer wieder kurz angerissen, aber ich hätte mir weiterführende Informationen gewünscht. Enrico Rizzi scheint geschieden zu sein und eine neue Freundin zu haben (das war für mich nicht ganz eindeutig). Antonia Cirillo wurde degradiert und zwangsversetzt, außerdem lebt ihr Sohn bei seinem Vater. Warum, wird bisher leider nur angedeutet, aber vielleicht erfährt man im nächsten Band mehr.
Rizzi ist sehr zielstrebig und will den Fall unbedingt vor den Kollegen aus Neapel lösen. Leider übergeht er Cirillo dabei immer wieder, er scheint sie nicht als gleichgestellte Kollegin zu sehen. Außerdem tauschen sie sich (noch?) zu wenig über ihre Ermittlungsergebnisse aus. Das verärgert Antonia, doch sie hält sich zurück.

Mein Fazit: Ein gemütlicher Urlaubskrimi mit viel Flair und interessanten Hintergründen zu Meeresbiologie und Umweltschutz. Von Johannes Klaußner sehr gut gelesen.

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