Eine Kleinstadt voller Geheimnisse
Die Kleinstadt Miracle Creek im US-Bundesstaat Virginia: Mit dem Umzug in die Vereinigten Staaten erhofft sich der koreanische Einwanderer Pak Yoo mit seiner Frau Young und seiner Tochter Mary ein neues ...
Die Kleinstadt Miracle Creek im US-Bundesstaat Virginia: Mit dem Umzug in die Vereinigten Staaten erhofft sich der koreanische Einwanderer Pak Yoo mit seiner Frau Young und seiner Tochter Mary ein neues Leben. Er bietet in einer Scheune eine Sauerstofftherapie an. Doch an einem Tag im August geht ein Tank plötzlich in Flammen auf. Menschen werden verletzt. Zwei Personen sterben sogar: Kitt Kozlowski und Henry, der achtjährige Sohn von Elizabeth Ward. Die Mutter wird angeklagt, die Beweise scheinen erdrückend. Ihr werden Brandstiftung, Körperverletzung, Mord und versuchter Mord vorgeworfen. War es ein tragischer Unfall? Oder hat sie wirklich ihren eigenen Sohn umgebracht? Während des Prozesses, in dem verschiedene Zeugen aussagen, wird zunehmend klar: Jeder von ihnen etwas zu verbergen…
„Miracle Creek“ ist der Debütroman von Angie Kim.
Meine Meinung:
Der Aufbau des Romans wirkt gut durchdacht und funktioniert hervorragend. Er besteht aus mehreren Teilen und beginnt mit dem „Vorfall“ am 26. August 2008, der in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Young erzählt wird. Dann gibt es einen Zeitsprung von einem Jahr und der Roman teilt sich auf vier Prozesstage auf, die aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt werden. Zum Schluss gibt es mit „Danach“ eine Art Epilog, der im November 2009 spielt und wieder die Sicht von Young wiedergibt. Eingestreut sind zwischendurch mehrere Grafiken und Listen.
Sprachlich ist der Roman zunächst nicht besonders auffällig. Dennoch ist der Schreibstil eindringlich. Detailreiche Beschreibungen machen den Roman anschaulich.
Die Charaktere sind gleichzeitig interessant, vielschichtig und authentisch gestaltet. Die Protagonisten sind keine klassischen Sympathieträger, doch ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen. Trotz der Fülle an unterschiedlichen Personen fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten.
Auf fast 500 Seiten ist das Tempo – trotz mehrerer Wendungen – zwar nicht durchgängig hoch. Dennoch kommt keine Langeweile auf, denn es ist spannend, die Charaktere zu ergründen und ihren Lügen und Geheimnissen auf die Spur zu kommen.
Inhaltlich ist der Roman sehr facettenreich und komplex, denn es geht um weitaus mehr als nur ein Gerichtsdrama. Ich fand es interessant, etwas über die hyperbare Oxygenierung zu erfahren, die vorab erklärt wird und die ich bisher nicht kannte. Mit den Geheimnissen und Problemen der verschiedenen Protagonisten sowie ihre Schicksalen kommt darüber hinaus eine Vielfalt an Themen in die Geschichte, die mich emotional berühren konnte und mich immer wieder zum Nachdenken angeregt hat.
Das atmosphärisch starke Cover mit dem Feuerschein gefällt mir außerordentlich gut. Positiv anzumerken ist, dass nicht nur die Optik der amerikanischen Originalausgabe übernommen wurde, sondern auch der passende Titel.
Mein Fazit:
Mit „Miracle Creek“ ist Angie Kim ein beeindruckender Debütroman gelungen, der mich sowohl bewegen als auch fesseln konnte. Eine Lektüre, die ich wärmstens empfehlen kann.