Eine detaillreich Biografie zum 200. Geburtstag
Florence NightingaleWer kennt ihn nicht, den Namen von Florence Nightingale, der „Lady mit der Lampe“?
Autorin Dr. Hedwig Herold-Schmidt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Jena, Abteilung Volkskund/Kulturgeschichte. ...
Wer kennt ihn nicht, den Namen von Florence Nightingale, der „Lady mit der Lampe“?
Autorin Dr. Hedwig Herold-Schmidt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Jena, Abteilung Volkskund/Kulturgeschichte. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Sozial- und Kulturgeschichte von Gesundheit und Krankheit bzw. Adelsgeschichte im 19./20. Jh.. Da kommt sie natürlich an Florence Nightingale (1820-1910) nicht vorbei.
Diese ausführliche Biografie einer Unbequemen ist das Ergebnis ihrer Arbeiten. Die Autorin versucht die Frau hinter der Legende" heraus zu arbeiten, was nicht immer ganz einfach ist. Florence Nightingale polarisiert auch heute noch.
Die einen sehen in ihr eine Querulantin, eine frustrierte alte Jungfer, die ihre Upperclass-Herkunft dazu benutzt hat, allen möglichen Leuten auf die Nerven zu fallen und sich selbst zu inszenieren. Die anderen stellen sie auf das Podest der Nächstenliebe und stilisieren quasi zur „Heiligen“, zum Engel der Schlachtfelder. Beides ist vermutlich falsch. Wie immer ist ein gesunder Mittelweg das Maß der Dinge.
Auf die einzelnen Lebensstationen, die hier beschrieben sind, will ich gar nicht näher eingehen. Interessant habe ich gefunden, dass sie Statistiken über die Kranken geführt hat. Sie hat Fragebögen entworfen, Daten gesammelt und daraus ihre Schlüsse gezogen. Etwas, was sehr modern anmutet und derzeit in aller Munde ist. Natürlich können ihre Statistiken nicht mit den Hochrechnungen unserer Zeit verglichen werden, aber allein die Tatsache, dass sie sich damit beschäftigt hat, ist erstaunlich. Sie gilt als Erfinderin des „Polar-Area-Diagramms“, einer Darstellung mittels Kreisdiagramm mit unterschiedlicher Radien. Und da alles ohne Tabellenkalkulation und Hightech.
Ihre Beharrlichkeit trägt Früchte. So werden ihre Ideen zu den Reformen des Gesundheitswesen (mürrisch, aber doch) angenommen. Ihre Vorschläge zum Bau eines Modellkrankenhauses, in dem die Kranken in Pavillons unterbracht werden statt in riesigen Baracken, werden zum größten Teil umgesetzt genauso wie ihre Ideen zur Einrichtung von Krankenpflegeschulen. Sie „predigt“ unermüdlich die Mindeststandards der Hygiene. Damit ist sie nicht allein - Mitkämpfer sind u.a. Joseph Lister und Ignaz Semmelweis.
Die Autorin schildert das Leben von Florence Nightingale in chronologischer Reihenfolge sehr sachlich und bemüht, sich von den anderen Biografen nicht beeinflussen zu lassen. Manchmal wirkt es daher ein wenig distanziert.
Am Ende des Buches (S. 291) habe ich einen Fehler entdeckt: Florence Nightingale stirbt am 13.08.1910 und nicht, wie angegeben, 2010. Vielleicht war das auch eine Freud’sche Fehlleistung des Verlages, weil EIN Leben für die Fülle der Aufgaben nicht ausgereicht hat.
Fazit:
Eine ausführliche Biografie zum 200. Geburtstag von Florence Nightingale, die mehr war als der viel zitierte „Angel of Mercy“.
Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.