Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2020

Von Freundschaft und Lügen...

Sieben Lügen
0

Jane Baxter und Marnie Gregory sind seit achtzehn Jahren befreundet und haben zusammen in einer WG in Vauxhall gewohnt. Bis sich Marnie verliebt und auszieht. Als Marnie Jane fragt, ob sie und Charles ...

Jane Baxter und Marnie Gregory sind seit achtzehn Jahren befreundet und haben zusammen in einer WG in Vauxhall gewohnt. Bis sich Marnie verliebt und auszieht. Als Marnie Jane fragt, ob sie und Charles zusammenpassen, lügt Jane zum ersten, aber nicht zu letzten Mal und bestätigt die Frage. Jane kann Charles nicht ausstehen und denkt, dass ihre Freundin zu gut für diesen Mann ist. Was als Lüge begann, zieht weite Kreise und weitere Lügen folgen … bis die Beziehung zwischen den beiden Frauen mehr und mehr darunter leidet und jederzeit zu Bruch gehen kann.

Frauenfreundschaft! An und für sich ein Geben und Nehmen, ein füreinander da sein und einander helfen und zuhören. Was aber, wenn eine Freundschaft einseitig ist und eine versucht, die andere zu manipulieren und zu " besitzen "?
Genau diese Frage hat die Autorin zu einer tollen Geschichte ausgearbeitet.
In sieben Abschnitten, Prolog und Nachwort nicht eingerechnet, erzählt die Autorin wie Lügen, Eifersucht und Erwartungshaltung eine Freundschaft vergiftet. Jeder Abschnitt enthält zudem je eine Lüge, was ein Lügenkonstrukt ergibt, in das sich Jane hineinmanövriert.
Zu Beginn habe ich mich eher schwer getan mit der Art des Aufbaus. Erst einmal geht es leicht langatmig um die Art der Frauenfreundschaft. Und steigert sich dann in eine Abhängigkeit, bei der man erkennt, dass sie nicht gesund sein kann.
Ein Ereignis, eine überraschende Wendung, hat mich dann vollends gepackt und ab da hat mich die Story gefesselt.

Da durchgängig aus der Sicht von Jane erzählt wird und sie den Leser direkt anspricht, gestaltet sich das Ganze phasenweise wie ein Monolog. So bekommt man jedoch nur die Sicht von Jane auf die Frauenfreundschaft zu lesen. Manchmal hätte ich auch gerne Marnies Sicht erfahren. Es wäre spannend gewesen zu lesen, wie sie das Ganze sieht und einschätzt. Den Schreibstil empfand ich erst als gewöhnungsbedürftig. Erst als ich mich eingelesen habe, habe ich die vielen tiefgründigen Passagen entdeckt und schätzen gelernt.

Die Figuren waren, wie oben schon erwähnt, alle ziemlich distanziert beschrieben. Dies aus dem Grund, weil nur die Sicht von Jane auf die Dinge erzählt wird. Für einmal ist die Eingliederung " distanzierte Figuren " kein Manko, sondern passend in den Plot eingefügt. Lange habe ich mich gefragt, was genau an Jane nicht stimmt. Denn die Freundschaft, die sie für Marnie empfindet, geht in Richtung emotionale Abhängigkeit. Und die der Auslöser für eine Wendung ist, die dieses Buch dazu berechtigt, den Titel Thriller zu tragen. Was das genau ist, verrate ich hier natürlich nicht. Doch nicht nur die Psyche von Jane ist interessant und fesselnd. Sehr gefallen hat mir, wie die Themen Magersucht und Demenz eingeflochten wurden. Anhand von Janes Schwester und Mutter werden diese Bereiche sehr sensibel und authentisch erfasst.

"Sieben Lügen " ist ein Thriller der ruhigen Sorte. Ohne viel Blut, Mord und Totschlag bedient er eher die psychologische Schiene.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2020

Sehr fokussiert auf ein Thema!

Sylt oder Sahne
0

Nele Rickmers, 52 Jahre alt, fühlt sich wie ein Walross unter Flamingos. In dem Hamburger Immobilienbüro, in dem sie arbeitet, ist sie die Einzige mit Übergewicht. Kurzentschlossen nimmt sie Urlaub und ...

Nele Rickmers, 52 Jahre alt, fühlt sich wie ein Walross unter Flamingos. In dem Hamburger Immobilienbüro, in dem sie arbeitet, ist sie die Einzige mit Übergewicht. Kurzentschlossen nimmt sie Urlaub und bucht zwei Fastenwochen im Hotel Seemöwe auf Sylt. Was sie sich als einfach vorgestellt hat, wird zur Tortur. Und zeigt ihr gleichzeitig neue Perspektiven für ihr Leben auf.

Die Figur Nele ist überzeugend und authentisch charakterisiert. Gleich zu Beginn, und sehr schnell, spürt man beim Lesen ihre Unzufriedenheit mit sich selbst. Durch ihr Gewicht wird sie eigenbrötlerisch und geht immer seltener unter die Leute. Was wiederum die Beschäftigung Naschen und leider zu wenig Bewegung nach sich zieht. Ein Teufelskreis.
Doch im Lauf der Geschichte macht Nele eine absolut nachvollziehbare Entwicklung durch und wird stärker, bestimmter und sozialer.
Das Grundthema Übergewicht zieht mehrere Unterthemen, wie Essstörung oder Ernährung in der heutigen Zeit mit sich. Diese wurden gut in die Story eingewoben und stiften Nele zur Selbstreflektion an. So zeigt sich am Beispiel von der Protagonistin, wie eine Essstörung von klein an antrainiert werden kann.
Doch die Story beinhaltet auch Themen wie No Plastc oder diverse Sportarten wie Qigong oder Yoga. Ersteres passt so ganz und gar nicht in die Handlung rein und zweites war mir zu langatmig beschrieben.
Der innere Schweinehund gerade im Bezug auf Sport oder gesunde Ernährung kennt wohl nicht nur Nele, sondern jeder von uns. Ich denke, damit man sich auf dieses Buch einlassen kann, sollte man nicht mit einer Topfigur gesegnet sein. Denn dann wird wohl das immer wiederkehrende Thema Abnehmen und / oder Gewichtsprobleme langweilig.

Im Zentrum der Story steht Nele... und das immerzu, denn Perspektivwechsel gibt es keine. Da Nele eine absolut sympathische und authentische Figur ist, hat mich das jedoch nie gestört.
Ein grosser Teil der Geschichte handelt auf Sylt. Und die Insel ist so beschrieben, dass bei mir Sehnsucht nach Meer, Strand und Wärme aufkam. Allerdings wurden hier Passagen eingeflochten, die für mich eindeutig zur Rubrik " Seitenfüller " gehörten. Wie zum Beispiel die lange Abhandlung zu Austern und Austernfischen.
Den Schreibstil von Claudia Thesenfitz, von der ich schon mehr gelesen habe, empfand ich wieder als frisch und unterhaltsam. Wenn auch oft zu sehr auf das Hauptthema und die Protagonistin fokussiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2020

Leichte Ueberzeichnung der Figuren

Der Verrat
0

Nane wird nach langer Haftstrafe entlassen und kommt erst mal bei ihrer Schwester Birgit unter. Denn mit der anderen Schwester, Pia, hat sie keinerlei Kontakt mehr, seitdem sie verhaftet wurde. Der Grund ...

Nane wird nach langer Haftstrafe entlassen und kommt erst mal bei ihrer Schwester Birgit unter. Denn mit der anderen Schwester, Pia, hat sie keinerlei Kontakt mehr, seitdem sie verhaftet wurde. Der Grund ist deren Mann Thomas, der vor 20 Jahren in die Verhaftung Nanes involviert war.
Thomas und Pia bewirtschaften ein grossen Weingut, und als Thomas einen Herzinfarkt erleidet, wirft dies viele alte Geschichten wieder auf. Nicht nur die mit Nane, sondern auch mit Thomas Schwester Margot, die ebenfalls auf dem Weingut arbeitet.
Nun muss auch geklärt werden, wer in Thomas Abwesenheit für das Gut verantwortlich ist.

Erst mal möchte ich bemerken, dass es viel Mut benötigt, in einem Prolog über die herrschende Mückenplage zu schreiben. Doch kaum gedacht, wandelt sich der Prolog und macht eine Szene Platz, die einen Unfall beschreibt. Und genau dieser Unfall ist der rote Faden das ganze Buch über. Was ist bei diesem Unfall, für den Nane zur Verantwortung gezogen wird, geschehen? Nach und nach erfährt man mehr, und diese dosierten Informationen darüber empfand ich als fesselnd.

Als Familienroman konzipiert, ist die Geschichte von der Figurenzahl sehr komplex. Es hat eine Weile gedauert, bis ich sofort die einzelnen Figuren und ihre Verwandtschaft zueinander einordnen konnte. Die Figuren sind zwar entsprechend der Geschichte charakterisiert, wenn mir auch nicht viele sonderlich sympathisch waren. Gerade eine der Hauptfiguren, Pia, empfand ich als sehr kalt und berechnend. Bei Nane, die aus dem Gefängnis entlassen wird, und von der man Rückblicke aus der Vergangenheit erfährt, habe ich mich gefragt, ob sie psychisch gestört ist? So wie auch Margot, die durch ein Ereignis in ihrer Vergangenheit traumatisiert ist ! Und die dritte Schwester im Bunde, Birgit ist eine Ja Sagerin und Probleme unter den Teppichkehrerin. Dann wären noch die Eltern von den drei Schwestern, die auch nicht ganz alltäglich sind. Dann Lissy, die Tochter von Pia und Thomas, die als Einzige halbwegs geerdet scheint. Wenn auch mit Freund David gesegnet, der schon zum Frühstück seine Portion Gras benötigt und als Beruf Sohn ist. Gerade bei der Charakterisierung habe ich den Eindruck, die Autorin hat zu sehr auf die Tube " Extravagante Figuren " gedrückt.
Kompetenzgerangel um die Führung des Weingutes bringt ordentlich Pfeffer in die Geschichte. Dadurch wurde sie nie langweilig oder zäh.

Mich hat die Geschichte, abgesehen von der leichten Überzeichnung der Figuren, gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2020

Auch ohne Vorwissen möglich...

Puppenheim
0

In London werden junge Mädchen vermisst. Junge Ausreisserinnen und obdachlos. Eine Ausreisserin ist wohl auch das rothaarige Mädchen, das in Battersea einen Autounfall verursacht hat. Bevor die Ermittler ...

In London werden junge Mädchen vermisst. Junge Ausreisserinnen und obdachlos. Eine Ausreisserin ist wohl auch das rothaarige Mädchen, das in Battersea einen Autounfall verursacht hat. Bevor die Ermittler sie vernehmen können, ist sie spurlos verschwunden. DI Marnie Rone und DS Noah Jake gehen der Spur nach. Was erst als Unfallermittlung beginnt, entwickelt sich zur Mordermittlung. Denn schon bald wird die erste Ausreisserin tot aufgefunden.


Die Einführung, eine kurze Sequenz, die zwei Jahre vor der Hauptgeschichte handelt, empfand ich als kryptisch. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen. Die Neugier war geweckt!
Da die Geschichte ab da in zwei Erzählsträngen fährt, wird alles deutlicher und klarer.
Erst mal ist da das Ermittlerduo, dem man über die Schulter sieht. Hier hat mich ein paar Mal die Begabung von DS Noah Jake gestört, der die Opfer " liest " und ab und zu " spürt ", was wahr und was gelogen ist. Das hatte für mich etwas leicht unbefriedigendes und in Thrillern ziehe ich handfeste Ermittlungen vor.

Dann werden Kapitel eingefügt, in denen man den Täter, die Opfer und das Motiv schnell ahnt. Hier verschleiert die Autorin nichts. Als Leser ist man also ziemlich von Beginn weg im Bild darüber, wer warum und wen ermordet. Muss aber noch den Ermittlern, die im Dunkeln tappen, folgen. Ich mag das nicht unbedingt, wenn ich weiss, wer der Täter ist und dann dem Ermittlerteam zusehen darf, wie sie lange Zeit im Trüben fischen. Das hat bei mir eine Menge Spannung aus der Geschichte genommen. Denn so wartet man einfach ab, bis die Ermittler auf dem selben Stand sind, wie wir Leser. Und sie durch immer neue Erkenntnisse dann zu dem Wissenstand gelangen, den man als Leser schon lange hatte.

Die Geschichte ist sehr komplex. Mit vielen verschiedenen Figuren, Opfern, Nebengeschichten. Ab und zu hätten meiner Meinung nach unrelevante Details gestrichen werden dürfen, denn ein leichter Überfluss machte sich breit. DI Marnie Rones Vergangenheit hätte zum Beispiel weniger ausschweifend sein dürfen. Dafür sind die Figuren, allen voran die Ermittler, gut charakterisiert. Mir war vor allem Marnie Rone sympathisch. Sie hat einiges in ihrem Leben durchgemacht und kann sich so richtig gut in die Opfer einfühlen. Noah Jack, von dem man einiges über sein Privatleben erfährt, lebt mit einem Mann zusammen. Etwas, was mir auch sympathisch ist. Einzig seine Affinität Dinge zu erspüren, hätte nicht sein müssen, wie oben beschrieben.

Wie der Inhalt, ist auch der Schreibstil von Sarah Hillary detailreich und etwas atemlos. So findet man immer wieder Sätze, die zwar ausschweifend vom Inhalt her und gleichzeitig abgehackt sind.
Anders als in " Seelenkinder " dem vorderen Band der Marnie Rone Reihe, empfinde ich hier in "Puppenheim " , dem Band 3, es nicht nötig über Vorwissen zu verfügen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2020

Die Krähe nicht in Bestform!

Blutige Gnade
0

Der Journalist Peter Johannson wird ermordet … kurze Zeit danach wird Ellen Degener, die Frau eines Geschäftsmannes , tot aufgefunden. Doch noch ist die Mordserie nicht vorbei, auch wenn Kommissarin Mara ...

Der Journalist Peter Johannson wird ermordet … kurze Zeit danach wird Ellen Degener, die Frau eines Geschäftsmannes , tot aufgefunden. Doch noch ist die Mordserie nicht vorbei, auch wenn Kommissarin Mara Billinsky, genannt " die Krähe ", und ihr Kollege Jan Rosen auf Hochdruck ermitteln. Denn weitere Verbrechen geschehen. Können sie die Serie stoppen?



Habe ich in meiner Rezension zu " Brennende Narben ", also einem Vorband, noch geschrieben, dass Mara Billinsky meiner Meinung nach eine herausragende Figur am Thrillerhimmel ist, muss ich leider nach diesem neusten Band, meine Meinung revidieren. Wo die Protagonistin in den vorderen Bänden aussergewöhnlich war .... sehr stur, nicht auf den Mund gefallen und äusserst sympathisch, ist sie in diesem neuen Band nur noch ein Abklatsch ihrer selbst. Schade, wie angepasst sie kuscht, und mir dadurch beim Lesen das Spezielle, das ich so mochte, wegnimmt. Denn ohne die herausragende Figur, ist dieser neuste Thriller aus der Feder von Leo Born, leider nur einer wie viele.

Auch die Handlung scheint mir gemächlicher und weniger gänsehautauslösend als auch schon.
Brisante Szenen werden manchmal durch haarsträubende und überaus eklige Szenen in einem Tierschlachthof gepusht. Auch beliebt, ist anscheinend hier immer mal wieder Mara Billinsky nachts alleine irgendwo stehen zu lassen. Und da sie sich beobachtet fühlt, wird Spannung erzeugt. So kam wenigstens annähernd Gänsehaut auf.

Auch wenn schon in den ersten zwei Kapiteln zwei Mordopfer auftauchen, verläuft der Start ins Buch leicht schleppend. Ab da ist die Suche der Ermittler, und auch meine Neugier nach dem Zusammenhang der Taten, zentral.

Leo Born lässt wie gewohnt mehrere Handlungsstränge nebeneinander laufen. Nach und nach verbinden die sich dann zu einem schlüssigen Ganzen und sind gut verstrickt. Wie gehabt ist dieser Thriller sehr komplex, da oft andere Figuren die Handlung auseinander treiben. Wenigstens wurde weitgehend darauf verzichtet, alte Fälle aus vorderen Büchern der Reihe neu einfliessen zu lassen. Meiner Meinung nach kann man "Blutige Gnade " ohne Vorwissen lesen. Ich rate jedoch dazu, sich erst andere Bücher der Reihe zu Gemüte zu führen. Dies nicht aus Verständigungsproblemen, sondern weil dieser vierte Band nicht der beste der Reihe ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere