Keine neue Idee in diesem Genre - aber exzellent umgesetzt
Shaw Mercer, erfolgreicher Manager und stadtbekannter Playboy, muss dringend seinen Lebensstil ändern. Mit seinen Eskapaden könnte er die Wahl seines Vaters zum Bürgermeister verhindern und auch die anderen ...
Shaw Mercer, erfolgreicher Manager und stadtbekannter Playboy, muss dringend seinen Lebensstil ändern. Mit seinen Eskapaden könnte er die Wahl seines Vaters zum Bürgermeister verhindern und auch die anderen Mitglieder seiner Familie in der Öffentlichkeit bloß stellen. Deshalb muss eine feste Beziehung her, auch wenn sie nur vorgetäuscht ist. Da kommt Willow ins Spiel, die er bei einem von ihm verschuldeten Autounfall kennenlernt. Als Hörbuchsprecherin verdient sie bei weitem nicht genug, um ihre an Alzheimer erkrankte Mutter professionell betreuen zu lassen. Deshalb arbeitet sie nebenher als Begleitung für alleinstehende Herren. Dieser Job hat für sie aber auch Grenzen - „Extraleistungen“ bietet sie nicht, auch wenn manche Männer sich das durchaus wünschen. Shaws Angebot, seine Freundin zu spielen, verbunden mit der Bezahlung von 250.000 Dollar, kommt ihr daher gelegen. Mit gemischten Gefühlen nimmt sie es an, denn sie fürchtet sich vor der gegenseitigen Anziehung.
Ich habe dieses Buch mit sehr gemischten Gefühlen begonnen. Einerseits hatte ich schon von der Autorin viel Gutes gehört und freute mich auf ihr deutsches Debüt. Andererseits gibt es Geschichten dieser Art wie Sand am Meer. Verlorene Heldin trifft dominanten Womanizer, natürlich verlieben sie sich und reiten gemeinsam in den Sonnenuntergang. Meine Erwartungen waren daher nicht all zu hoch. Doch Kreig hat mich eines Besseren belehrt.
Auch wenn es nicht wirklich Unterschiede zu anderen Geschichten dieses Genres gibt, hat „All of me“ einfach dieses gewisse Etwas, das die Leserin zwar langsam, aber doch stetig wachsend an das Buch fesselt. Ein bedeutender Punkt ist natürlich die mehr als deutlich spürbare Erotik, die sich in einigen, sehr heißen und niveauvollen Szenen entlädt. Auch wie sich Shaw und Willow abseits des Bettes auf einer seelischen Ebene näher kommen, ist berührend. Wie beide erkennen, dass der jeweils andere deutlich mehr Persönlichkeit hat als vordergründig erkennbar, ist gut kreiert und steigert sich im genau richtigen Tempo.
K. L. Kreig zeigt auch, wie es im politischen Business zugeht. Hier wird schmutzig gekämpft, die Wahrheit muss verborgen werden, um Erfolg zu haben. Was auch immer der politische Gegner herausfinden kann, um den eigenen Aufstieg zu verhindern, birgt Gefahren. Nicht nur, wie in diesem Fall, für den Bürgermeister, sondern auch für seine gesamte Familie. Wieviel ist man als Mitglied dieser Familie also bereit zu opfern, um den Sieg zu erringen? Oder aber - wie in Shaws Fall - gewinnt man viel mehr, als man erwartete?
Natürlich gibt es Stolpersteine. Hier in Form von Willows Exfreund, der Shaw ganz sicher nicht kampflos das Feld überlassen will. Scheint er zunächst ein netter Kerl zu sein, ist er aber letztlich der Fiesling, der das Buch mit einem unerwartet spannenden Cliffhanger enden lässt. Dazu gibt es ein Nachwort der Autorin, das mich für die Fortsetzung dieser Dilogie das Schlimmste erwarten lässt. Gut, dass wir nicht Monate auf die den nächsten Teil warten müssen.
Ein Buch also, das mich positiv überrascht hat und von einer Autorin, von der ich über diese Reihe hinaus ganz sicher mehr lesen möchte.