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Veröffentlicht am 20.04.2020

Überzeugt nicht

Das Grab im Médoc
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Auf Kommissar Lagarde folgt Kommissarin Pauline Castelot. Nach elf Bänden ist Schluss mit Barfleur und der Normandie, Maria Dries nimmt uns zukünftig mit nach Bordeaux: "Das Grab im Médoc" ist Auftakt ...

Auf Kommissar Lagarde folgt Kommissarin Pauline Castelot. Nach elf Bänden ist Schluss mit Barfleur und der Normandie, Maria Dries nimmt uns zukünftig mit nach Bordeaux: "Das Grab im Médoc" ist Auftakt einer neuen Serie um Kommissarin Pauline Castelot.

Pauline ist Chefin einer Sonderermittlungstruppe, die, wenn sie nicht Cold Case's bearbeiten, heikle aktuelle Fälle übernehmen. Seit kurzer Zeit werden im Gebiet rund um Bordeaux nachts des öfteren Weingüter überfallen. Dabei wird teurer Wein gestohlen. Als eines Nachts ein Weinbauer getötet wird, wird das Team um Pauline dazu gerufen. Schnell stellen sie fest, dass die Weindiebstähle wohl nicht unbedingt etwas mit dem Tod von Armand zu tun haben. Also heisst es weiter ermitteln...

Mir ist der Einstieg schwer gefallen. Auf den ersten 100 Seiten werden laufend neue Personen eingeführt. Als Leser weiss man nicht, wer davon wirklich wichtig ist und wer weniger. Wer gut, wer böse ist. Wer zum Team gehört, wer nicht, wer welche Rolle im Team übernimmt, und so weiter und so fort...

Erst dann nahm der Fall Gestalt an, doch da die Ermittlungen an diversen Orten stattfinden und Maria Dries alle - das ist zwar ihre Stärke - detailliebend beschreibt, wird es zuviel. Zu viele Ortschaften, zu viele Menschen. Für einen ersten Band ist dieser Stil ungeeignet. Da wäre es besser gewesen, zuerst die Polizisten (zum Beispiel) bei einem Frühstück starten zu lassen, so dass man wenigstens das Team kennenlernt.

Dass die vier Ermittler fast immer zusammen unterwegs waren, und erst noch in einem einzigen Auto zu ihren Verdächtigen fuhren, fand ich unglaubwürdig. Manchmal ergeben sich neue Spuren, da wäre es wichtig, wenn die einen dann grad weiter fahren könnten, während die anderen an der anderen Spur dranbleiben. Komisch war ebenso, dass die vier Feierabend machen und gemeinsam gemütlich essen gehen, obwohl sich ihnen gerade eine neue, handfeste Spur auftat.

Der Fall selbst war so la la, überzeugt hat er mich nicht wirklich. Zum einen, weil die Beweggründe erst gegen Ende enthüllt werden, zum anderen wohl vor allem deshalb, weil ich den Einstieg schwierig fand und auch keinen Zugang zu den Kommissaren fand. Der Charme eines Kommissars Lagarde fehlt hier gänzlich. Alle vier Ermittler haben vermutlich spannende Hintergründe, die hier aber zu kurz kamen, weil derart viele Informationen und Beschreibungen auf die Leser einprasseln, so dass man die Backgrounds gar nicht gebührend wahr nehmen konnte.

Fazit: Zu viele Schauplätze und Figuren auf wenig Seiten, zu wenig Charme - überzeugt leider nicht.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Zu kühl und emotionslos

Mord in Barcelona
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Der Einstieg in diesen Krimi fiel mir schwer. Nach einem Prolog folgen vier kurze Kapitel, die je aus der Sicht einer anderen Person erzählt werden. Somit wurde ich jedes Mal wieder auf Anfang gesetzt. ...

Der Einstieg in diesen Krimi fiel mir schwer. Nach einem Prolog folgen vier kurze Kapitel, die je aus der Sicht einer anderen Person erzählt werden. Somit wurde ich jedes Mal wieder auf Anfang gesetzt. Ausser diesen Bruchstücken hat man noch nichts und weiss zu diesem Zeitpunkt auch nicht, wer welche Rolle inne hat. Erst als Jaume etwas länger ins Spiel kommt, kam ich langsam in die Geschichte rein.

Sie handelt von einer tot aufgefundenen deutschen Fotografin, deren Kamera fehlt; einem Zimmermädchen, dem auffällt, dass an der Türe eines Hotelzimmers seit einigen Tagen das Schild auf "nicht stören" steht und dies nicht sofort meldet; dem Sohn des Opfers, der sich komisch verhält und einigem mehr.

Jedes Kapitel ist mit Datum, Uhrzeit und Person, von der es handelt, überschrieben. Man weiss deshalb zwar um wen es gerade geht, aber sympathisch finde ich das nicht. So wirkt es eher wie ein Beschattungsbericht. Leider macht der ganze Krimi diesen Eindruck - ich fand den Zugang auch nachher nicht.

Potential wäre vorhanden, besonders Jaume Soler hat was. Aber nur schon der Grund wieso seine Schwester Montse ermittelt, scheint sehr konstruiert. Ebenso einige Witze, die auf dem Kommissariat gerissen wurden, sie kommen mehr gewollt als gekonnt rüber. Die Figuren wirken alle kühl, egal ob Montse, die Polizisten oder der Sohn des Opfers. Selbst bei Doris, dem Opfer, ist nicht klar, weshalb genau sie nach Barcelona reiste. Nicht schlüssig erzählt empfand ich die Sache mit der Kamera, da bleiben einige Fragezeichen zurück.

Dem Krimi fehlt es an Emotionen und Leidenschaft und wirkt extrem kühl, man merkt nicht einmal, dass "Mord in Barcelona" von Isabela Esteban (ein Pseudonym der deutschen Autorin Brigitte Pons) im Sommermonat August spielt - höchstens vielleicht wegen der Flipflops, die einer der Charaktere trägt.

Einzig die Location, die Stadt Barcelona, wurde gut eingefangen. Barcelonakenner wissen jederzeit, wo sich die Figuren gerade aufhalten.

Der Fall an sich kann nicht wirklich überzeugen, und ich glaube nicht, dass ich dem zweiten Fall eine Chance geben werde.

Fazit: August in Barcelona - doch davon merkt man nichts. Kühle durchzieht diesen Krimi und begeistert mich nicht.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Zu einfach und zu nett

Émilie und das kleine Restaurant
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Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen ...

Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen Zeiten: 2016, 1967 und 1934.

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Roman jetzt wohl nicht gelesen, denn ich hatte Lust auf eine Freundinnen-Geschichte. Ich war als sehr gespannt auf den Inhalt.

Der Roman spielt im französichen Teil von Kanada, in Saint-Henri, einem Quebecer Vorort und beginnt 2016, als Émilie sich einen bekannten Koch als Mentor sucht. Sie träumt von ihrem eigenen Restaurant und wird von ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn unterstützt.
Hélène trennt sich 1967 von ihrem Mann, zu einer Zeit, in der man sich noch nicht so leichtfertig trennte. Um für ihre Kinder zu sorgen, baut sie sich ein Catering-Service auf.
Marie-Juliette hat 1934 tolle Eltern, die sie unterstützen in ihrem Bestreben Chefkoch zu werden - in der Zeit, in der "man" erwartete, dass eine Frau so schnell wie möglich heiratet.

Was die drei Frauen miteinander verbindet, ist die Liebe zum Kochen. Zudem wirkt ein in Émilies Küchenschrank gefundener grüner Koffer wie ein roter Faden und bringt am Ende die drei Zeiten und Geschichten der Frauen zusammen.

Der Erzählstil ist speziell. Es ist, als ob ein Aussenstehender die Geschichte einem Publikum erzählt und die Zuschauer immer mal wieder etwas fragt, ebenso auch die Protagonistinnen anspricht. Es wirkte mehr beobachtend als richtig mit Herz und Seele erzählt, ein wenig wie aus der Zeit gefallen.

So fiel es mir schwer, eine Verbindung zu den drei Frauen aufzubauen. Die Idee ist nicht schlecht. Selbst die Figuren wie auch deren Geschichten waren nett, aber sie wirkten zu brav und man kam durch diese Erzählweise nicht wirklich an sie ran. "Émilie und das kleine Restaurant" wirkt dadurch viel zu einfach, um zu überzeugen. Am besten gefiel mir noch die freche Marie-Juliette, Maju.

Zu einfach empfand ich auch die Rezepte. Es muss nicht immer Sterneküche oder irgendwas Besonderes sein, aber sie sollten ansprechend sein. Hier waren sie so einfach, dass man sich manchmal wundert - denn auch 1967 hat Schnittlauch und Petersilie anstatt viel Dill und einige Prisen Minze in einem Zaziki nichts zu suchen.

Die Rezepte stehen jeweils zwischen den einzelnen Kapiteln. Ebenso wird jedes Kapitel mit einem kleinen Rezept wie "1 Unze Neugier, 1 Prise Mut, 6 Tassen Dreistigkeit" überschrieben. Das ist nicht so meins, störte zwar nicht sehr, müsste aber auch nicht sein.

Fazit: Alles ein bisschen zu einfach und zu nett gehalten - "1 Prise Schärfe, 2 Tassen anderer Schreibstil" und schon würde der Roman gefälliger sein.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Nicht mein Humor

Zu wahr, um schön zu sein
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Was ist das Schlimmste an einem Buch? Wenn man die Protagonistin nicht mag! Denn alles hängt davon ab, wie die auftritt und sich verhält. Und wenn man so eine Figur nicht ab kann, dann leidet man auf jeder ...

Was ist das Schlimmste an einem Buch? Wenn man die Protagonistin nicht mag! Denn alles hängt davon ab, wie die auftritt und sich verhält. Und wenn man so eine Figur nicht ab kann, dann leidet man auf jeder Seite, weil man die Person so nicht versteht und sich über sie nervt.

Das erging mir leider mit Caro so. Die 45jährige feiert eigentlich Silberhochzeit, doch anstatt ihr Mann mit der Feier überrascht wird, wird Caro mit einem Geständnis überrascht. Was unverzüglich zur Trennung oder eher zu einer Patchwork ähnlicher Familiensituation führt. Kurz darauf verliert Caro ihren Teilzeitjob in der Bibliothek. Was Caro danach als Erstes nervt: dass ihr 15jähriger Sohn, der am Anfang recht abgebrüht rüberkommt, hoffentlich bloss was Gesundes isst. An zweiter Stelle ist Caro an neuen Männerbekanntschaften interessiert.

Eigentlich wär Caro ganz normal, aber sie wird so dargestellt, als ob sie mit sich selbst nicht zu recht kommt, und schaut vor allem nach aussen und wirkt dadurch total oberflächlich. Klar hat man es mit so einer Mutter wie Flora es ist, nicht leicht - aber nein, Caro mochte ich nicht.

Gefallen haben mir die Zwiegespräche mit Renato - Caros Kaffeekanne, das war zumindest originell. Und dass Caro ihre beste Freundin Silvia nicht hängen lässt, Date hin oder her, ausserdem noch die Eierlikör-Geständnisse im letzten Teil. Vielleicht noch Daisy, die Ente. Das hätte mir an Witzigkeiten vollständig genügt.

Wie man leider erst im Nachwort erfährt, ist Caros Geschichte bewusst humorvoll geschrieben. Und damit ganz anders und einiges oberflächlicher als sonst die Romane von Gabriela Engelmann. Die Story wirkte auf mich, als ob - so wie man bei Instagram einen Filter über ein Foto mit einem Wisch ziehen kann - ein überspitzter Humor-Filter darüber gelegt wurde und dies (immerhin) konsequent über alle 320 Seiten.

Ich mag diese Klischee-an-Klischee-Anreihung gar nicht. Denn ums schön und jung sein, und was man da noch alles für Möglichkeiten hätte, darum geht es Caro im ersten Drittel. Das hätte ich ja grad noch knapp begriffen, wenn Caro sechzig Jahre alt wäre, aber nein, sie ist erst 45 Jahre jung und steht in der Blüte ihres Lebens. Im Rest der Geschichte passiert pausenlos etwas, Caro kann nicht aufatmen. Das Tempo war hoch, aber mich fesselte die turbulente Geschichte nicht und so kam ich mit dem Lesen nicht voran und hätte fast lieber Selbstgespräche mit meiner French Press, übrigens immer noch namenslos, geführt als weiter gelesen.

Ne, das war nichts für mich - aber ich freue mich, dass ich noch einige der "alten" Engelmann-Serien noch nicht zu Ende gelesen habe, ich greife lieber wieder auf die zurück - die gefallen mir viel besser.

Mich erinnerte "Zu wahr, um schön zu sein" extrem an die Romane von Petra Hülsmann, mit deren Humorstil und Figuren ich mich meistens nicht arrangieren kann. Beim Lesen fühlte ich mich wie in einem Hülsmann-Roman, nur eben nicht mit einer blutjungen, sondern einer Protagonistin im besten Alter. Der Schauplatz, Hamburg, ist derselbe. Alle, die jene Romane lieben, werden mit dieser Geschichte sicher glücklich werden.

Fazit: Der Roman traf meinen Humor-Geschmack leider nicht - ich geh jetzt einfach wieder die alten Engelmann-Romane lesen.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Leider langweilig

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Bisher mochte ich fast alle Romane von Rachel Joyce. Mich sprach das Thema von "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" an, denn ich verkaufte während meiner Ausbildung im Bücherladen auch Schallplatten ...

Bisher mochte ich fast alle Romane von Rachel Joyce. Mich sprach das Thema von "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" an, denn ich verkaufte während meiner Ausbildung im Bücherladen auch Schallplatten und bekam den Einzug der CD's hautnah mit. Zufällig war das genau in der Zeit, in der auch dieser Roman spielt. Das Jahr 1988 stimmt, nur nicht das Land und die Stadt.

CD-Gestelle zu putzen ist eindeutig einfacher als LP-Gestelle, aber soweit überlegt Mister Frank in London nicht. Er weigert sich, hauptsächlich aus nostalgischen Gründen und allen Überredungstaktiken der Vertreter zum Trotz, CD's zu verkaufen.

Frank ist ein Einzelgänger, dennoch freundet er sich mit den Ladenbesitzern und den Bewohnern in seiner Strasse an. Es bildet sich sowas wie eine Clique, bestehend aus Tätowiererin Maud, Pater Anthony mit seinem Devotionalienladen, Kit, der Frank im Laden hilft und einigen anderen. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Baufirma, die sämtliche Gebäude der Strasse aufkaufen wollen.

Da taucht plötzlich eine Frau in Grün vor Franks Laden auf, in die sich Frank auf den ersten Blick verliebt. Doch die Frau ohne Namen erscheint nur ganz selten im Plattenladen. Obwohl die beiden sich leicht anfreunden, bleibt die Frau auf Distanz und gibt sich geheimnisvoll. Aber auch Franks Harmonietalent hält sich in Grenzen. Er ist eher einer der sich ausklinkt.

Und das war mit ein Grund, wieso dieser Roman so unglaublich langatmig war. Die Geschichte hat mich gelangweilt, denn es passiert grosso modo lange nur dasselbe: Ilse kommt und verschwindet, Frank hat Angst vor Gefühlen und will keine CD's verkaufen.

Erst zum Schluss, nach einem Zeitsprung 20 Jahre später und auf den letzten 80 Seiten, wurde die Geschichte wieder interessanter. Deshalb vergebe ich doch noch knappe 3 anstatt nur 2 Punkte.

Da mir Rachel Joyce Romane bisher gefallen haben, war ich enorm enttäuscht von Mister Franks fehlendem Talent für Harmonie.

Fazit: Die Idee mit dem Plattenladen ist toll, aber eindeutig viel zu langweilig umgesetzt.
Knappe 3 Punkte.

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