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Veröffentlicht am 02.02.2017

Traumhafter Historischer Roman

Der Jahrhunderttraum (Jahrhundertsturm-Serie 2)
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Während im ersten Teil der Jahrhundertsturm-Serie die Entwicklung der Eisenbahn eine wesentliche Rolle spielt, steht hier die Erfindung des Flugzeuges – oder, besser gesagt, diverser Arten von Fluggeräten ...

Während im ersten Teil der Jahrhundertsturm-Serie die Entwicklung der Eisenbahn eine wesentliche Rolle spielt, steht hier die Erfindung des Flugzeuges – oder, besser gesagt, diverser Arten von Fluggeräten – im Mittelpunkt, welche das Leben sämtlicher Protagonisten auf die eine oder andere Weise beeinflusst.
Otto, Levin und Amalie, die Kinder von Moritz von Briest, müssen gleich zu Beginn eine schlimme Nachricht verdauen: Ihre Großeltern Paul Baermann und Louise von Briest wurden bei einem Zugunglück in der Schweiz getötet. Bald kommt der Verdacht auf, dass es sich dabei um keinen normalen Unfall gehandelt hat, doch das ganze Ausmaß des dahintersteckenden Plans können sie erst Jahre später erfassen – als es beinahe schon zu spät ist.
Währenddessen muss Otto sich mehrmals über seine berufliche wie private Zukunft klarwerden. Levin ist dagegen fest entschlossen, an der Konstruktion eines Flugapparats mitzuwirken und begegnet dabei einigen großen Namen der Technikgeschichte. Inzwischen lernt Amalie die scheinbar kränkliche Emma kennen und muss schließlich feststellen, dass ihre Gefühle für sie nicht nur freundschaftlicher Natur sind.

Diese Geschichte ist von Beginn an fesselnd und ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Dazu trägt vor allem der anschauliche und mitreißende Erzählstil bei. In die Schilderungen werden öfters kurze humoristische Einwürfe eingeflochten, was für einigen Unterhaltungswert sorgt.
Die einzelnen Handlungsstränge sind abwechslungsreich und ihr Zusammenspiel gut komponiert.
Es wird viel Spannung aufgebaut, nur im Mittelteil verliert die Handlung etwas an Schwung, hier geht es für meinen Geschmack zu sehr um technische Details irgendwelcher Fluggeräte.
Das Ende ist dafür wieder richtig dramatisch mit vielen rasanten Schauplatzwechseln, es gibt dabei allerdings keine echten Überraschungen.
Weiters sind die Protagonisten allesamt interessant und nachvollziehbar gezeichnet, es wird wenig Schwarz-Weiß-Malerei betrieben.
Außerdem dürfte der Autor sehr gründlich recherchiert haben, in einem ausführlichen Nachwort werden die historischen Hintergründe und Fakten genauer erläutert, und man merkt auch, dass er sich selbst für das Thema Fliegerei begeistert.

Alles in allem ein rundum gelungener historischer
Roman.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Faszinierende Schilderungen

Der Azteke
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Bereits die Ausgangslage dieses Romans ist interessant: Auf Befehl seines Königs beauftragt der Bischof von Mexico einen Mexicatl (die Bezeichnung Azteke lehnt er ab) namens Mixtli, ihm über die Lebensweise ...

Bereits die Ausgangslage dieses Romans ist interessant: Auf Befehl seines Königs beauftragt der Bischof von Mexico einen Mexicatl (die Bezeichnung Azteke lehnt er ab) namens Mixtli, ihm über die Lebensweise seines Volkes vor der Ankunft der Spanier zu berichten.

Mixtli erzählt nun von seinem Lebensweg, von den Sitten und Gebräuchen, religiösen Vorstellungen und ganz alltäglichen Handlungen nicht nur seines eigenen Volkes, sondern auch diverser Nachbarvölker, denen er im Laufe seines ereignisreichen Lebens begegnet ist. Es spart dabei auch Negatives, für einen Europäer Schockierendes nicht aus. Alles in allem entsteht so eine farbenfrohe und detailreiche Schilderung des Geschehens in „Der Einen Welt“. Je länger man diesem Bericht folgt, umso bedauerlicher erscheint der Untergang dieser Welt, oder besser gesagt, deren Vernichtung durch die europäischen Eroberer.

Auch wenn man wohl nicht alle hier wiedergegebenen Informationen für bare Münze nehmen darf, ist dies jedenfalls ein lesenswerter historischer Roman, den ich jedem an der Geschichte Lateinamerikas Interessierten weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Sachsen und Slawen

Das Haupt der Welt
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Nachdem ihre bisherigen historischen Romane immer in England angesiedelt waren, wendet Rebecca Gable sich hier erstmals der deutschen Geschichte zu.
Sie entführt die Leser ins 10. Jahrhundert, in die Regierungszeiten ...

Nachdem ihre bisherigen historischen Romane immer in England angesiedelt waren, wendet Rebecca Gable sich hier erstmals der deutschen Geschichte zu.
Sie entführt die Leser ins 10. Jahrhundert, in die Regierungszeiten Heinrichs I und seines Sohnes Otto, die sich gerade daran darum bemühen, die östlich der Elbe ansässigen Slawen zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren.

929: Die Brandenburg, Herrschersitz des Volkes der Heveller, wird von einem sächsischen Heer überfallen. Nach einem furchtbaren Blutbad werden Prinz Tugomir und seine Schwerster Dragomira an den sächsischen Hof verschleppt. Während Dragomira sich bald mit ihrer Rolle als Ottos Geliebte anfreundet, fällt es Tugomir sehr schwer, sich mit seinem Dasein als Geisel abzufinden, zu groß ist sein Hass auf alle Sachsen. Doch mit der Zeit findet er eine neue Bestimmung als Heiler und es entsteht sogar eine Freundschaft mit Otto und dessen Halbbruder Thankmar – und die beiden ungleichen Brüder hätten tatsächlich oft einen Freund nötig, müssen sie sich doch nicht nur mit äußeren Feinden auseinander setzen, sondern sind auch in interne Machtkämpfe verwickelt.

Dass Frau Gable hervorragende historische Romane schreiben kann, hat sie schon zur Genüge bewiesen und auch hier schafft sie es wieder, vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen. Sie wirft einen realistischen Blick auf die damaligen Ereignisse und scheut auch vor der Darstellung der allgegenwärtigen Gewalt nicht zurück. Dabei kann man auch Einiges über Lebensgewohnheiten, Gebräuche und - dank Tugomirs Tätigkeit – Heilmethoden erfahren.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Otto, Thankmar, deren Bruder Henning, Tugomir und Dragomira erzählt. Da es sich somit bei sämtlichen Hauptfiguren um reale historische Persönlichkeiten handelt, gelingt es sehr gut, die damaligen politischen Verhältnisse aufzuzeigen, einen Blick hinter die Kulissen der Macht zu werfen und die damit einhergehenden Schwierigkeiten nachvollziehbar zu machen. Andererseits ergibt sich daraus aber der Nachteil, dass die Autorin trotz alle künstlerischen Freiheit bei der Ausgestaltung ihrer Charaktere sowie den wesentlichen Elementen der Handlung einigen Einschränkungen unterworfen war. Vielleicht lag es auch daran, dass ich bisweilen gewisse Schwierigkeiten hatte, mit den Protagonisten wirklich warm zu werden. Außerdem gibt es hier keinen richtigen Helden, alle Personen haben ihre Stärken und Schwächen, und nicht jede ihrer Handlungen war für mich immer nachvollziehbar – aber das muss bei „echten“ Menschen eben so sein.

Eine gute Idee war es jedenfalls, dass hier sowohl aus sächsischer als auch aus slawischer Perspektive erzählt wird, sodass die Unterschiede zwischen den Völkern, vor allem was die Religion betrifft, sehr gut herausgearbeitet werden können.

Fazit: Ein fesselnder historischer Roman, der einen spannenden und leider viel zu selten beleuchteten Abschnitt der deutschen Geschichte behandelt. Ein gewisses Interesse an politischen Zusammenhängen sowie die Bereitschaft, sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Namen auseinander zu setzen, sollte allerdings schon vorhanden sein – denn wie die Autorin im Nachwort vermerkt „haben die verantwortlichen Parteien des Mittelalters bei der Vergabe von Eigenamen für Personen und Orte leider wenig Rücksicht auf die Nachwelt genommen“

Veröffentlicht am 08.01.2017

Bunte Mischung für Mathematik-Interessierte

Professor Stewarts mathematische Schätze
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Ian Stewart hat hier ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Sammelsurium zum Thema Mathematik zusammengestellt.
Darin finden sich unter anderem Rätsel verschiedener Schwierigkeitsgrade, Hintergrundinformationen ...

Ian Stewart hat hier ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Sammelsurium zum Thema Mathematik zusammengestellt.
Darin finden sich unter anderem Rätsel verschiedener Schwierigkeitsgrade, Hintergrundinformationen zu (großen und kleinen) Problemen der Mathematik, Antworten auf häufig gestellt Fragen (etwa „Warum kann man Brüche nicht so addieren wie man sie multipliziert?“) oder Beispiele für praktische Anwendungen mathematischer Resultate in der Physik. Abgerundet wird das Alles durch einige Witze und Anekdoten aus dem Leben berühmter Mathematiker.
So gelingt es dem Autor auch hier wieder vortrefflich, die Faszination und Vielfalt seines Fachgebiets greifbar zu machen.
Die kurzen Kapitel eignen sich gut als kleine Häppchen für zwischendurch und die Ausführungen sind so abgefasst, dass die wesentlichen Gedanken auch für Normalbürger zugänglich werden.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Das Geheimnis des Ringes

Die Burg der Könige
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Dies war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch, aber sicher nicht mein letztes.

In meisterhafter Manier erzählt er die Geschichte der sechzehnjährigen Agnes, die als Tochter des Burgvogts der Reichsburg ...

Dies war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch, aber sicher nicht mein letztes.

In meisterhafter Manier erzählt er die Geschichte der sechzehnjährigen Agnes, die als Tochter des Burgvogts der Reichsburg Trifels ein relativ freies Leben führt. Doch ihre Welt droht aus den Fugen zu geraten. Zum einen ist ihr Vater hoch verschuldet, sodass der einstmals bedeutende Trifels vor dem Verfall steht, den scheinbar nur Agnes baldige Heirat mit einem spendablen Kandidaten abwenden kann. Zum anderen gelangt auf seltsamen Wegen ein alter Ring in ihren Besitz, der ihr verwirrende Träume beschert und offenbar ein gefährliches Geheimnis birgt, das tief in die Vergangenheit reicht und an dem selbst der Kaiser persönlich interessiert ist.
Das alles findet vor dem Hintergrund einer zunehmenden Unzufriedenheit der einfachen Leute statt, die letztlich in die Bauernkriege mündet.

Der Roman besticht nicht nur durch die fundierte historische Recherche, sondern auch durch seine fesselnde Handlung, welche auf Grund der geschickten Verknüpfung verschiedener Handlungsstränge sowie der häufigen überraschenden Wendungen von der ersten bis zur letzten Seite spannend bleibt.
Auch sind die handelnden Figuren sehr gut ausgestaltet, sodass sie beim Lesen richtig lebendig werden und man gut mit ihnen mitfühlen kann. Zwar ist Agnes für eine Frau dieser Zeit vielleicht etwas zu selbstbewusst und freiheitsliebend, damit muss man bei diesem Genre allerdings eben rechnen. Gut gefallen hat mir aber jedenfalls, dass hier jeder Protagonist eine nachvollziehbare Geschichte hat. Es gibt keine Menschen, die einfach nur böse sind, sondern man kann immer verstehen, wodurch sie zu ihrem Handeln veranlasst wurden.

Abgerundet wird das Buch dann sogar noch durch einen kleinen Reiseführer, in dem der Autor Tipps für den Besuch der vorkommenden historischen Stätten gibt.

Alles in allem also ein hervorragender Schmöker, den ich Fans historischer Romane nur weiterempfehlen kann.