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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2020

Kein packender Krimi, aber gut geschrieben

Der freie Hund
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Antonio Morello lässt mich etwas schwankend zurück. Nicht angetrunken, sondern eher unschlüssig, wie ich den Krimi bewerten soll. Der Schreibstil war ungewohnt. Etwas abgehakt und viele kurze Sätze. Aber ...

Antonio Morello lässt mich etwas schwankend zurück. Nicht angetrunken, sondern eher unschlüssig, wie ich den Krimi bewerten soll. Der Schreibstil war ungewohnt. Etwas abgehakt und viele kurze Sätze. Aber er ließ sich trotzdem gut lesen und man kam schnell voran.

Die Charaktere waren noch nicht so richtig ausgereift. Die Beschreibungen waren zum Teil sehr detailliert (beginnend mit Körpergröße und Haarfarbe usw.) und am Ende doch nur oberflächlich, denn in die Tiefe ging es nie so richtig. Überhaupt lag der Fokus sehr stark auf der Optik der Figuren. Frauen wurden fast schon machohaft gescannt, was bei mir eher ein Augenrollen als Begeisterung hervorgerufen hat. Ich fand es auch teilweise störend und wenig zur Geschichte beitragend.
Der Kriminalfall war eigentlich eine gute Idee, aber leider ging sie unter. Es gab zu viele Seitenstränge, zu viele Restaurant- bzw. Cafébesuche mit Espresso doppio und viele, viele Fakten zur Mafia, zur Umweltverschmutzung und der Überlastung durch Touristen in Venedig. Alles Themen, die interessant sind und eigentlich viel Stoff bieten, aber eben nicht alle zusammen in einen Roman mit 336 Seiten. Der Fall ging schlichtweg unter und man bekam eher eine Analyse der Situation in Venedig (vor Corona) als einen packenden Krimi.

Ich bin tatsächlich nicht abgeneigt, noch einen zweiten Versuch zu starten, da sich das Buch gut und zügig lesen ließ, aber ich hoffe auf etwas mehr Krimi und weniger Nebenschauplätze.

Veröffentlicht am 23.04.2020

Nette und kurzweilige Geschichte, die sich einfach lesen lässt.

Die kleine Bäckerei in Brooklyn
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Ein sehr leichter und vorhersehbarer Roman, der zum Abschalten einlädt.
Die Geschichte ist einfach und mit vielen Klischees behaftet, jedoch sind die Charaktere sympathisch, so dass man ihnen die Schlichtheit ...

Ein sehr leichter und vorhersehbarer Roman, der zum Abschalten einlädt.
Die Geschichte ist einfach und mit vielen Klischees behaftet, jedoch sind die Charaktere sympathisch, so dass man ihnen die Schlichtheit verzeihen kann.

Das Buch ist der zweite Band aus der romantischen Serie von Julie Caplin. Zuerst war man in Kopenhagen und nun verbringt man mit Sophie die Zeit in Brooklyn, USA. Man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen (ab und an wird auf Kopenhagen verwiesen, aber es entsteht kein Verständnisproblem dadurch). Das Grundgerüst der Geschichte ist ähnlich und birgt keine großen Überraschungen. Die Charaktere werden an die jeweiligen Orte etwas angepasst und schon kann es losgehen. Es gibt wieder eine enttäuschte Frau, die sich beweisen will, ein paar Menschen um sie herum, die sie unterstützen und vor allem etwas zu essen. Essen verbindet und macht glücklich (zumindest, wenn das Essen gut ist ). Im Kopenhagen war es ein Café und in Brooklyn ist es eine kleine Bäckerei, die natürlich die schönsten, besten und leckersten Cupcakes und Torten herstellt. Mit vielen kleinen Missverständnissen, Irrungen und Wirrungen werden die Tage in Brooklyn nicht langweilig und dank des guten Schreibstils kommt man auch gut durch die Seiten.

Die Geschichte ist wie der Zuckerguss auf den Cupcakes, je nach Stimmung, mal genau richtig und dann wieder unerträglich süß, aber am Ende greift man doch immer wieder zu.

Veröffentlicht am 13.04.2020

Ein Krimi mit Luft nach oben - es fehlte etwas an Spannung

Mitten im August
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Mitten im April kommt nun die Rezension für "Mitten im August" von Luca Ventura. Wenn man, wie ich, eher den skandinavischen Krimis zugewandt ist, wird man den italienischen Krimi als einen leichten und ...

Mitten im April kommt nun die Rezension für "Mitten im August" von Luca Ventura. Wenn man, wie ich, eher den skandinavischen Krimis zugewandt ist, wird man den italienischen Krimi als einen leichten und zuversichtlichen Krimi ansehen. Nicht der Mord an sich ist leicht, sondern die Herangehensweise für die Aufklärung des Mordes. Während sich die skandinavischen Ermittler durch dunkle Jahreszeiten, Regen, Nebel und Kälte kämpfen und dazu abends sich noch einsam dem Alkohol widmen, scheint in Capri die Sonne, das Meer glitzert verführerisch und das nächste Cafe stellt schon mal den Espresso für den Inselpolizisten bereit.

Es ist warm und sonnig, das Meer in der Nähe und die frische Luft lassen sofort eine gute Urlaubsstimmung aufkommen, wenn der Mord nicht wäre. So geschieht es dem Inselpolizisten Enrico Rizzi, der jetzt eigentlich seinem Vater bei der Obsternte helfen und nicht einem Mörder hinterjagen sollte. Zumal Rizzi dies auch noch nie gemacht hat. Man spürt die Verunsicherung, die fehlende Erfahrung des jungen Polizisten und dann kommen noch die Kollegen aus Neapel, die sich einmischen und eine zwangsversetzte Kollegin, die irgendetwas zu verbergen hat. Auf Capri ist nichts mehr wie es war.

Der Autor versucht recht viel in diesen Krimi zu packen. Einen unerfahrenen Polizisten, ein Paar, welches sich der Rettung der Ozeane widmet, einen Mord und dann noch die privaten Probleme. Alles ein bisschen zu viel, nicht nur für den Polizisten. Es war ambitioniert, aber eben nicht so richtig spannend und fesselnd. Teilweise hatte man das Gefühl eher einen Urlaubsroman zu folgen als einem Krimi. Dennoch gabe es gute Passagen, die den Krimi wieder hervorblitzen lassen. Es gibt am Ende einen passenden Mörder (da verrate ich nichts) und einige ungeklärte Punkte in den Leben der Ermittler.

Ich würde Enrico Rizzi auch ein zweites Mal über die Schulter schauen, um zu sehen, ob sich die Charaktere weiterentwickeln und welches Verbrechen sie dann verfolgen müssen.

Veröffentlicht am 06.04.2020

Interessantes Thema, holpriger Schreibstil

Der Empfänger
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Das Thema des Buches hat mich stark interessiert. Ein Deutscher geht 1925 in die USA, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Er will sich etwas aufbauen und seine Familie damit beeindrucken. Besonders ...

Das Thema des Buches hat mich stark interessiert. Ein Deutscher geht 1925 in die USA, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Er will sich etwas aufbauen und seine Familie damit beeindrucken. Besonders seinen Bruder, der aufgrund einer Verletzung nicht in die USA emigrieren darf. Sein Leben ist nicht einfach und in den USA sind die Deutschen nicht überall beliebt. Zudem gibt es immer mehr Gruppierungen, die sich radikalisieren und offen mit Hitler sympathisieren. Joe Klein versucht sich herauszuhalten und doch gerät er als Amateurfunker in den Strudel hinein.

Das Thema ist spannend und interessant, nur war leider der Schreibstil der Autorin etwas sperrig und nicht so einfach zu lesen. Es entstand bei mir kein richtiger Lesefluss. Die Charaktere wurden relativ emotionslos dargestellt und besonders Joe Klein war kaum zu greifen. So wie auf dem Cover waren auch sein Charakter und seine Handlungen. Nicht eindeutig zuzuordnen, nicht eindeutig erkennbar.

Die vielen kleinen Kapitel waren gut, nur der ständige Wechsel zwischen New York 1939 und Deutschland 1949 und Costa Rica 1953 war irritierend und sorgte für eine ständige Unterbrechung der aktuellen Geschichte. Man hatte sich gerade eingelesen in das Familiengeschehen 1949 und das Wiedersehen der Brüder, da sprang die Autorin zurück zu den Auseinandersetzungen in New York 1939 und umgekehrt. Ich empfand es als anstrengend und holprig.

Zudem wurden immer wieder Informationen eingestreut, die man im ersten Moment nicht zuordnen konnte und die auch nicht näher erläutert wurden. Manchmal tauchten sie in einem anderen Kapitel wieder auf, ein anderes Mal blieben sie einfach "in der Luft" stehen. Das war zum Teil unbefriedigend und der Lesespaß wurde dadurch stark reduziert, obwohl die Idee der Geschichte gut war.

Veröffentlicht am 31.03.2020

Kurzweilige Lektüre

Dear Oxbridge
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Durch Nele Pollatscheks Augen sieht man England auf einmal ganz anders. Es hat nichts mit den touristischen Zielen, nichts mit dem speziellen Frühstück oder den vielen dunklen Pubs zu tun. Sie geht mit ...

Durch Nele Pollatscheks Augen sieht man England auf einmal ganz anders. Es hat nichts mit den touristischen Zielen, nichts mit dem speziellen Frühstück oder den vielen dunklen Pubs zu tun. Sie geht mit dem Leser hinter die Bühne und zeigt, wie es funktioniert - dieses Oxbridge. Warum ist es so faszinierend, so besonders, dass man sich freiwillig verschulden möchte, nur um dort zu studieren? Was macht es mit einem, wenn man dort studiert?

Für die Autorin ist es eine Obession und für mich als Leserin eine interessante Geschichte von einer Deutschen, die unbedingt nach Oxford und Cambridge will. Ich war erstaunt von ihrem eiserenen Willen und vorallem ihrem Ehrgeiz es doch noch an diese Eliteuniversitäten zu gelangen. Wer sich ebenfalls mit diesem Gedanken beschäftigt, sollte das Buch lesen, denn es erklärt sehr gut das Prozedere der Aufnahmeprüfung und wie schlecht wir Deutschen darauf vorbereitet sind. Es zeigt die Unterschiede der beiden Bildungssysteme und wo die Prioritäten bei den Briten liegen.

Nach der Lektüre versteht man die britische Politik etwas besser und man erfährt, dass fast alle PolitikerInnen von den gleichen Universitäten geprägt worden. Man den englischen Toiletten nicht trauen und stets warme Sachen einpacken sollte und, dass es trotz der kulturellen Unterschiede zwischen den Engländern und den Deutschen ein gutes Miteinander (nicht nur auf dem Campus) geben kann.

Das Buch ist unterhaltsam, kurzweilig und interessant für Jeden, der schon immer mal in England studieren oder einfach nur nach England reisen wollte.