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Veröffentlicht am 10.04.2020

Tim-Fisch

Marianengraben
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Die Studentin Paula trauert um ihren kleinen Bruder Tim. Er wollte immer einen Tim-Fisch entdecken, er war naseweis und neugierig und nun ist er nicht mehr am Leben. Häufig besucht Paula sein Grab, auch ...

Die Studentin Paula trauert um ihren kleinen Bruder Tim. Er wollte immer einen Tim-Fisch entdecken, er war naseweis und neugierig und nun ist er nicht mehr am Leben. Häufig besucht Paula sein Grab, auch Nachts. Und bei einem dieser Besuche trifft sie den alten Helmut, der gerade dabei ist seine verstorbene Helga mitsamt ihrer Urne vom Friedhof zu entführen. Helmut hatte Helga versprochen, mit ihr in die Berge zu fahren und sie ist ihm einfach weggestorben bevor er sein Versprechen einlösen konnte. Paula, die in ihrer Trauer gefangen ist, fragt Helmut, ob sie ihn nicht begleiten kann, erstmal nur bis Frankfurt.

Den Tod ihres Bruders hat Paula noch lange nicht überwunden, sie vermisst ihn in jeder Minute. Sie ist sich nicht einmal sicher, ob sie selbst ohne ihn weiterleben möchte. Helmut, der wesentlich älter ist, ist da schon abgeklärter. Allerdings hadert er damit, dass er sein Versprechen nicht erfüllen konnte. Und deshalb will er eben nach Helgas Tod mit ihr auf die Reise gehen. Mit Paula, seinem Hund Judy und dem Wohnmobil bildet sich ein ungewöhnliches Reisegespann. Obwohl Paula ihren Bruder so sehr geliebt hat wie der Marianengraben tief ist und zurück, muss sie nun ohne ihn auskommen.

In diesem gefühlvollen Roman ist die Trauer allgegenwärtig. Es ist eben nicht leicht, mit dem Verlust geliebter Menschen zurechtzukommen. Zwischen Paula und Helmut entsteht eine besondere Freundschaft, denn so unterschiedlich sie sind, sie teilen doch die gemeinsame Erfahrung ihres schweren Verlustes. Obwohl immer ein wenig Wehmut über das Verlorene mitschwingt, kommen zum Glück auch Witz und Humor nicht zu kurz. Dadurch wird die Lektüre nicht allzu schwer. Und jeder, der schon mal jemanden verloren hat und denkt, das Lachen irgendwie nicht richtig ist, erfährt, dass auch das und die schönen Erinnerungen zur Trauer gehören. Es macht das Leseerlebnis trotz der traurigen Momente von Abschied geprägten Momente zu einer sehr schönen Erfahrung.

Veröffentlicht am 09.04.2020

Traumchalets

Die Toten vom Lärchensee
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Die Wirkung seines letzten erfolgreich gelösten Falles ist schnell verflogen und Arno Bussis Kariere steht weiterhin auf Halt. Doch nun schickt ihn sein ärgster Feind und oberster Chef wieder in die Welt ...

Die Wirkung seines letzten erfolgreich gelösten Falles ist schnell verflogen und Arno Bussis Kariere steht weiterhin auf Halt. Doch nun schickt ihn sein ärgster Feind und oberster Chef wieder in die Welt hinaus. Am Lärchensee in seiner Heimat Tirol soll Arno einen fünf Jahre alten und bisher ungeklärten Fall neu aufrollen. In der größten Sommerhitze kommt Arno am Ort des Geschehens. Dem Ortspolizisten Bernhard und seinem Hund, dem Rettungshund a. D. Bernhard, ist Arno zunächst etwas suspekt. Doch schon bald verstehen sie sich besser als erwartet, wobei allerdings Arno das Reden übernehmen muss, denn beide Bernhards reden nicht viel.

Auch in seinem zweiten Fall schlittert zunächst mal von einem Unfall zum nächsten. Das ist zum Glück nicht nur negativ zu sehen, schließlich verschafft es ihm den Kontakt mit der besten Käse-Sahne Torte. Und wie es so ist in einem Dorf, verschiedene Interessen konkurrieren miteinander. Richtiges Interesse an der Aufklärung des alten Todesfalls scheint keiner zu haben. Wichtiger ist wohl der Bau der Chalets am See. Nicht alle sind dafür, aber wahrscheinlich lässt es sich kaum noch verhindern. Doch wer könnte etwas davon gehabt haben, vor fünf Jahren den Bruder des Tortenbäckers umzubringen?

Gerade in der heutigen Zeit bereiten solche Urlaubskirmis ein großes Vergnügen. Der Autor bringt einem seinen heimatlichen Bezirk dabei auf seine unverwechselbare Art näher. Leider kann man im Moment nicht direkt sagen, dass es zum Urlaub machen einlädt, da das mit dem Urlaub zur Zeit eher schwierig ist. Dennoch spürt man die Sommerhitze und kann sich die beeindruckende Berglandschaft vorstellen. Arno Bussis neuer Fall wirkt erstmal so als ob es keiner ist. Und doch neben allen Schwierigkeiten, die er als der Zugereiste hat, findet er heraus, dass an der Sache doch mehr dran ist. Und dabei lernt er auch noch ein Umweltaktivistin kennen, die ihm irgendwie den Kopf verdreht. Dieses Buch ist kein Thriller, der atemlos macht, aber es ist genau das Buch, dass jetzt gute Laune macht. Ja, der Arno Bussi ist echt brauchbar und mit Katz und vielleicht sogar Maus(er) kann es noch weitere ganz besonderer Begegnungen geben.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Mal etwas ganz anderes

Koch dich glücklich mit Cornelia Poletto
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Diesmal geht es um etwas ganz anderes: Ein Kochbuch - man lese und staune. Doch wenn es schon „Koch dich glücklich“ heißt, ist es einfach mal einen Blick und auch ein paar Worte wert.

Auf dem Titelbild ...

Diesmal geht es um etwas ganz anderes: Ein Kochbuch - man lese und staune. Doch wenn es schon „Koch dich glücklich“ heißt, ist es einfach mal einen Blick und auch ein paar Worte wert.

Auf dem Titelbild strahlt einem Cornelia Poletto entgegen. Ihr nimmt man sofort ab, dass Kochen sie glücklich macht. Und so macht man sich auf, durch dieses auf so sympathische Weise präsentierte Kochbuch zu blättern. Die einleitenden Worte brechen dabei eine Lanze für so manches Gemüse oder Gewürz, dass sonst eher stiefmütterlich behandelt wird. Weiter geht es mit dem Lesen und Blättern. Vielleicht fängt man nicht gleich an, zu kochen, doch in Gedanken geht man die Worte und Rezepte durch, nickt, weil alles so schön anschaulich beschrieben ist, und fängt im Geiste doch an planen, was wohl für die nächste Mahlzeit als Anregung genommen werden könnte. Im Geheimen fragt man sich auch, was man weglassen oder abwandeln kann, wenn Zutaten auftauchen, die in der eigenen Küche normalerweise keinen Zugang finden. Oder sollte man doch mal eine Herausforderung annehmen?

Ein besonderer Hingucker sind natürlich die Fotos der appetitlich angerichteten Speisen. Bei dieser Farbenfülle der perfekt dargebotenen Gerichte läuft einem wirklich das Wasser im Mund zusammen. Es ist beinahe so als müsste man sich nicht glücklich kochen, sondern könnte sich auch glücklich schauen.

Als schöne Nebensache mag gelten, dass dieses Kochbuch auch für Vegetarier geeignet ist. Die Gerichte sind zwar nicht alle fleischlos, aber doch in größerer Zahl, so dass jeder auf seine Kosten kommen kann.

Eine Auszeit in Bildern und tollen Rezepten.

Veröffentlicht am 06.04.2020

DeWitt Solo

Das Ende der Lügen
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Die Privatdetektivin Claire DeWitt kommt beinahe um, weil ein fremdes Fahrzeug mit ihrem kollidiert. Wahrscheinlich war es Absicht, doch DeWitt ist noch nicht ganz bei sich. Aber sie muss schnell sein, ...

Die Privatdetektivin Claire DeWitt kommt beinahe um, weil ein fremdes Fahrzeug mit ihrem kollidiert. Wahrscheinlich war es Absicht, doch DeWitt ist noch nicht ganz bei sich. Aber sie muss schnell sein, vermutlich wird es der Täter nochmal versuchen. Trotz ihrer Verletzungen entfernt sich Claire von der Unfallstelle. Dass sie dafür ein paar Diebstähle begehen muss, ist nicht erheblich, schließlich ist sie die beste Detektivin der Welt. Und sie wird den Verursacher finden. Doch ihre Gedanken führen sie auch in die Vergangenheit. Schon damals war sie mit ihren zwei Freundinnen als Hobbydetektivin unterwegs. Heute wie damals löste sie jeden Fall, genau wie ihr großes Vorbild Jacques Silette.

Zum dritten Mal betritt Claire DeWitt die Bühne, die beste Detektivin der Welt. Nach dem tollen ersten und dem gewöhnungsbedürftigen zweiten Band, wird man etwas vorsichtig mit den Erwartungen. Um im positiven Sinne enttäuscht zu werden. Auch wenn sich Claire hier mehr ihren Erinnerungen widmet als dem aktuellen Fall, bleibt die Spannung immer erhalten. Man erfährt von Claires Jugend und ihren Anfängen als professionelle Detektivin. Von den gelösten Fällen und dem Scheitern im privaten Bereich. Mit Letzterem steht sie nicht alleine. Und doch hat sie beruflich eine Erfolgsquote von 100%, wer kann das schon vorweisen. Ihre Handlungsmaxime holt sie sich von ihrem großen Vorbild Jacques Silette, der ebenfalls alle Fälle löste, nur seinen eigenen nicht.

Hier ist er wieder der Charme dieser eigenartigen Detektivin, die sich den Drogen hingibt, die alleine arbeitet, die undurchschaubar ist, die eher andere durchschaut. Sie ist eben die beste Detektivin der Welt. Sie hat es nicht leicht mit ihrem eigenen Fall, aber sie hat ein Rätsel. Und ein Rätsel ist etwas, worin sie sich festbeißen kann. Das wiederum ist etwas, das sie am Leben hält. Man muss sich dieser schrägen Person öffnen, dann ist gute Unterhaltung garantiert.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Testperson 52

Die Frau ohne Namen
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Jess arbeitet als mobile Visagistin. Sie arbeitet hart, denn sie will ihre Eltern und ihre Schwester unterstützen. Eine feste Beziehung hat sie nicht, aber ein paar gute Freundinnen. Während eines Auftrags ...

Jess arbeitet als mobile Visagistin. Sie arbeitet hart, denn sie will ihre Eltern und ihre Schwester unterstützen. Eine feste Beziehung hat sie nicht, aber ein paar gute Freundinnen. Während eines Auftrags erfährt sie von einer Studie, die einiges an zusätzlichem Geld bringen könnte. Genau genommen schleicht sie sich ein. Das wird zwar bemerkt, aber sie wird angenommen. Es geht zunächst um relativ einfache Fragen der Moral und Ethik. Diese werden allerdings nach und nach persönlicher. Jess wird an ihre Grenzen gebracht, sie wird aber auch neugierig und will mehr über die Studie erfahren.

Auch in ihrem zweiten Roman widmet sich das Autorenduo einer besonderen Ausgangssituation. Um was es genau geht, bleibt zunächst ein wenig unklar. Andeutungen und Hinweise ergeben nach und nach ein Bild. Obwohl Jess sich in die Studie gemogelt hat, erweist sie sich zum Teil eben dadurch als Treffer. Der Studienleiter erweist sich als sehr geschickt darin, seine Probandin zu steuern. Fast unmerklich sind die Manipulationen, die Jess dazu bringen, ihre eigenen Grenzen zu hinterfragen oder auch hinauszuschieben. Langsam wird sie allerdings doch misstrauisch und eine erste Überraschung erlebt sie als sie Dr. Shields zum ersten Mal begegnet.

Am Anfang entwickelt sich die Lektüre etwas langsam. Es entsteht ein gewisses auf und ab, zwischen den Passagen, in denen nicht ganz so viel geschieht, und denen, in denen kleine Andeutungen das Gedankenkarussell zum kreiseln bringen. So bleibt man bei der Stange und es erschließt sich eine ungewöhnliche Geschichte, bei der keiner genau der, der er zu sein scheint. Da gibt es Halbwahrheiten, Auslassungen und auch Lügen und mitten drin Dr. Shields wie an einem Schaltpult. Immer mehr nimmt einen die Handlung gefangen. Was bezweckt Dr. Shields mit ihrer Studie und wieso wird Jess aus der Menge der Probanden ausgesucht? Hungrig schnappt man nach jedem noch so kleinen Hinweis, um dann doch überrascht zu werden.

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