Im Bienenstock über die Grenze
Winterbienen„Das, was ich notiere, ist nur eine Projektion meines Lebens, es ist weniger und doch gleichzeitig mehr, als ich selbst bin, wie auch die gesprochene Sprache immer mehr ist als ihre schriftliche Wiedergabe, ...
„Das, was ich notiere, ist nur eine Projektion meines Lebens, es ist weniger und doch gleichzeitig mehr, als ich selbst bin, wie auch die gesprochene Sprache immer mehr ist als ihre schriftliche Wiedergabe, die aber auf der anderen Seite doch vielleicht eine tiefere Wirklichkeit aufzeigt, ebenso wie eine Landkarte niemals die tatsächliche Landschaft selbst darzustellen vermag.“
Egidius Arimond lebt in den 1940ern in der Eifel nahe der Grenze zu Belgien. Er ist ehemaliger Geschichte- und Lateinlehrer und Imker. Aufgrund seiner Epilepsie wurde er als „nicht lebenswerter Volksschädling“ zwangssterilisiert. Unter dem Nazi Regime musste er seinen Beruf als Lehrer aufgeben. Die Bienen hat er, wie das Haus, vom Vater übernommen. Das Buch spielt während dem zweiten Weltkrieg: Egidius verbringt seine Tage mit den Bienen, er tauscht Honig gegen andere Lebensmittel, um sich mehr schlecht als recht über Wasser zu halten. Zudem übersetzt er die lateinischen Schriften seines Vorfahren Ambrosius, der um 1490 in den italienischen Alpen in einem Kloster lebte. Immer wieder versteckt er Flüchtlinge in seinem Keller bzw. in der Nähe, und bringt sie in Bienenstöcken mit seinem Fuhrwerk über die Grenze nach Belgien – ein gefährliches Unterfangen. Seine Medikamente gegen die Epilepsie sind immer schwerer zu beschaffen, immer wieder bekommt er Anfälle, danach muss er sich teils tagelang ausruhen. Häufig hat er nach den Anfällen das Gefühl, verrückt zu werden. Die Angst herrscht vor: was, wenn ein Anfall in der Öffentlichkeit passiert? Während den Anfällen kann er sich nicht beherrschen, er könnte etwas verraten…
Das Buch ist wie ein Tagebuch aufgebaut, in dem Egidius von Januar 1944 bis Frühling 1945 meist sehr blumig von seinem Leben erzählt. Zwischendurch sind Übersetzungen von seinem Vorfahr Ambrosius eingestreut, die von dessen Leben erzählen. Ich fand die Handlung sehr interessant, insbesondere da sie auf einer wahren Geschichte beruht. Man merkt, dass der Autor sehr viel Recherche zu dem Thema betrieben hat. Der Schreibstil war mir häufig etwas zu exzentrisch, mit langen und verschachtelten Sätzen. Auch die Beziehung des Protagonisten zu diversen Frauen und seine Gedanken darüber waren mir etwas zu viel. Der Schluss war interessant und sehr berührend, aber die ersten 2/3 schienen mir etwas langatmig.