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Veröffentlicht am 29.04.2020

Eine Zeit, zu der alles möglich schien

Stern 111
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Lutz Seilers neuer Roman "Stern 111" hat nicht umsonst den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Denn dieser Roman ist wirklich eine Wucht. Sprachlich ausgefeilt, gespickt mit wunderschönen Sätzen, die ...

Lutz Seilers neuer Roman "Stern 111" hat nicht umsonst den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Denn dieser Roman ist wirklich eine Wucht. Sprachlich ausgefeilt, gespickt mit wunderschönen Sätzen, die man sich auf der Zunge zergehen lassen möchte, wird hier deutsche Zeitgeschichte fühl- und erlebbar gemacht.
Unmittelbar nach dem Mauerfall verlassen die Eltern des Protagonisten Carl die DDR, mit sich nehmen sie nur das nötigste und so bleibt auch Carl selbst erst einmal zurück. Kurze Zeit später verlässt dieser jedoch ebenfalls das Elternhaus und macht sich auf nach Berlin, wo er sich einer Gruppe Hausbesetzer anschliest. In zwei parallelen Handlungssträngen begleiten wir nun sowohl Carl, als auch seinen Eltern bei ihren darauf folgenden Erlebnissen.
Dank seiner unglaublich poetischen Sprache gelingt es dem Autor, selbst einer Person wie mir, die während der beschriebenen Ereignisse noch ein kleines Kind war, die Stimmung dieser sehr besonderen Zeit derart nahe zu bringen, wie es kein Geschichtsunterricht je geschafft hat. Nach Beendigung des Buches habe ich das Gefühl, vieles besser zu verstehen - welche Sorgen, Ängste aber auch Freiheitsgefühle die Menschen damals empfunden haben. Und ganz nebenbei stolperte ich bei der Lektüre immer wieder über einzelne Sätze schön wie Bilder, die ich am liebsten gerahmt an die Wand hängen würde.
Eine ganz klare Leseempfehlung von mir, sowohl für Menschen, die diese Zeit selbst erlebt haben, als auch für jene, die gerne mehr darüber erfahren möchten. Und für alle, die ein sprachlich wirklich gelungenes Werk schätzen natürlich ebenfalls.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Unvergleichlich

Die Kartographie der Hölle
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Mit "Die Kartographie der Hölle" hat Knud Romer nun seinen zweiten, unabhängig vom ersten lesbaren, Roman geschrieben, in welchem er seine Familiengeschichte nach "Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod" ...

Mit "Die Kartographie der Hölle" hat Knud Romer nun seinen zweiten, unabhängig vom ersten lesbaren, Roman geschrieben, in welchem er seine Familiengeschichte nach "Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod" weitererzählt. Er berichtet hier von seiner einsamen und doch behüteten und glücklichen Kindheit, nach der er sich für ein Studium der Literaturwissenschaften entscheidet. Doch das Studentenleben wirft ihn in einen tiefen Abgrund, er wird zum ziellosen Langzeitstudenten und versinkt immer mehr in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen. Da erschafft er sich einen "Freund", genannt M, dessen sehr spannende Lebensgeschichte nun ebenfalls erzählt wird. Während Knud immer depressiver wird, und auch nachdem er das Studium hinschmeißt und als Werbefachmann arbeitet nicht die Finger von Alkohol und Drogen lassen kann, zieht M mit seinen Eltern quer durch die Welt.
Doch diese Geschehnisse bilden nur den Rahmen für den wahren Star dieser Romanbiografie: Knud Romers unvergleichlich poetische Sprache. Denn wie der Autor hier mit Worten jongliert, welch beeindruckende Sprachbilder er hier erschafft um sowohl Glück als auch Elend zu beschreiben, das habe ich so bisher nur selten lesen dürfen. Knud Romers Sprache berauscht und mit jeder Seite verlor ich mich mehr in seiner Erzählung. Die eigentliche Handlung trat - obwohl stets sowohl emotional (bei Knud) als auch spannend (bei M) - mehr und mehr in den Hintergrund und ich hätte noch ewig weiterlesen können, egal was Knud Romer nun erzählt. Denn WIE er es erzählt muss man einfach gelesen haben. Ein Buch, dass ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen und sicher noch ein zweites (und drittes, und viertes...) Mal lesen werde.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Macht einfach gute Laune

Can you help me find you?
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Mit "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks eine wirklich süße Geschichte über Liebe, Freundschaft und Mathematik geschrieben. Hauptfiguren sind Evie und Caleb, beste Freunde seit ihrer Kindheit. ...

Mit "Can you help me find you?" hat Amy Noelle Parks eine wirklich süße Geschichte über Liebe, Freundschaft und Mathematik geschrieben. Hauptfiguren sind Evie und Caleb, beste Freunde seit ihrer Kindheit. Doch was Evie nicht weiß: Caleb ist heimlich in sie verliebt. Als dann eines Tages Leo an die Schule der beiden kommt und er und Evie sich verblieben, führt das zu einer skurillen Dreiecksbeziehung und auch Bex, eine weitere Freundin der beiden spielt bei dem ganzen eine nicht unwesentliche Rolle, da sie als einzige von Calebs Gefühlen Evie gegenüber weiß.
Nun gibt es ja viele Geschichten über beste Freunde, die sich verlieben, aber diese hier ist anders - und das im besten Sinne des Wortes. Denn Evie ist nicht nur hochbegabt und besonders im Bereich Mathematik unschlagbar, sie hat auch mit einigen psychischen und sozialen Problemen zu kämpfen. So leidet sie unter verschiedenen Ängsten und war bisher noch niemals verliebt. Sie ist eine unglaublich sympatische Protagonistin und ihre Liebe zur Mathematik und der Welt der Logik, gleichzeitig aber auch ihre Unbeholfenheit in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, werden sehr authentisch und liebenswürdig beschrieben.
Die Autorin schafft es ausserdem, die oft genutzen Themen Highschoolliebe und Dreiecksbeziehung noch einmal ganz neu zu erzählen, so dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, die Geschichte so oder so ähnlich schon einmal gelesen zu haben. Und sogar das Thema Mathematik wird hier nicht nur nebensächlich behandelt, sondern bekommt eine zentrale Rolle in der Erzählung, wobei sich aber selbst ein Mathe-Hasser wie ich nie langweilt.
Ein Buch, dass leider viel zu schnell zu Ende war und mit tollen Figuren und einer neuen Sicht auf eine tausendfach erzählte Geschichte zu überzeugen weiß.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Großartiges Buch

Eddie muss weg
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Britta und Stan - ein Paar, dass es geschafft hat. Nicht. Sie arbeitet meist als Sprecherin, da sie als Schauspielerin nur selten eine Rolle bekommt. Er ist momentan Nachhilfelehrer, nachdem er mehrmals ...

Britta und Stan - ein Paar, dass es geschafft hat. Nicht. Sie arbeitet meist als Sprecherin, da sie als Schauspielerin nur selten eine Rolle bekommt. Er ist momentan Nachhilfelehrer, nachdem er mehrmals das Medizinstudium abgebrochen hat. Und doch sind die beiden eigentlich zufrieden mit ihrem Leben, haben sie doch sich selbst. Sie kennen sich in- und auswendig und haben trotzdem beide Geheimnisse voreinander. Bei einem spontanen Wochenendtrip nach Brügge kommen diese nach und nach ans Licht.
So viel zur Ausgangssituation, mehr möchte ich auch wirklich nicht verraten. Denn der Roman hält eine Menge unvorhergesehene Wendungen für die beiden bereit, die ich auf keinen Fall vorwegnehmen möchte. Relativ lange tappt man hier im Dunkeln und merkt den einzelnen Kapiteln, welche abwechselnd aus Brittas und Stans Sicht geschrieben werden, zwar an dass hier einiges verheimlicht wird, aber was genau das ist erfährt man erst nach und nach. Der Weg dorthin ist gepflastert mit vielen unglaublich lustigen, aufregenden, dramatischen, aber auch berührenden und emotionalen Momenten. Beim Lesen schwankt man oft zwischen lautem Lachen und einem fiesen Kloß im Hals, so gekonnt wird hier mit Komödie und Tragödie Pingpong gespielt - ein Buch, dass man nicht unbedingt in öffentlichen Verkehrsmitteln lesen muss, wenn man nicht schräg angeschaut werden will...
Katinka Buddenkotte ist es hier gelungen, ein Buch über eine Beziehung, die Liebe und das Loslassen eben dieser zu schreiben, wobei es niemals kitschig wird. Aufwühlend und berührend, zum Schreien komisch und zum heulen traurig. Dabei immer so bissig und sarkastisch, dass es stets meilenweit entfernt vom seichten Liebesgeplänkel vieler Beziehungsromane bleibt.
Jetzt muss ich ganz dringend alles von Katinka Buddenkotte lesen. Ja, ALLES! Großartige Autorin!

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Wunderschöne Geschichte

Alfie und der Clownfisch
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Wer kennt es nicht, man hat ein ganz komisches Gefühl im Bauch und möchte sich am liebsten vor aller Welt verstecken: Schüchternheit - nicht nur für Kinder oft ein bekanntes Gefühl. Und auch der kleine ...

Wer kennt es nicht, man hat ein ganz komisches Gefühl im Bauch und möchte sich am liebsten vor aller Welt verstecken: Schüchternheit - nicht nur für Kinder oft ein bekanntes Gefühl. Und auch der kleine Alfie bekommt es in diesem wunderschönen Bilderbuch zu spüren.
Die Geschichte wird anhand von unglaublich liebevollen Zeichnungen im immer wiederkehrenden Farbschema, welches immer zurückhaltend und nie zu grell wirkt, erzählt. Diese Farbgestaltung wirkt sehr beruhigend und lässt so der Geschichte Raum.
Besonders gut gefallen hat mir die Reaktion von Alfies Eltern auf dessen Schüchternheit. Sie lassen ihm Zeit und drängen nicht darauf, dass er diese überwinden muss. Denn auch dieses Gefühl darf man einfach mal zulassen und ihm nachspüren, ein schüchternes Kind ist ebenso wertvoll wie ein mutiges. Und manchmal kommt der Mut mit der Zeit von ganz allein und ganz ohne Druck.
Eine wirklich schöne Message von traumhaften Illustrationen untermalt.

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