Ein wundervolles Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann!
Jugendbücher, die ernsthafte und ungemein wichtige Themen behandeln, fallen absolut in mein Beuteschema. Meine Neugierde war daher umgehend geweckt, als ich das erste Mal von „Mein geliehenes Herz“ hörte. ...
Jugendbücher, die ernsthafte und ungemein wichtige Themen behandeln, fallen absolut in mein Beuteschema. Meine Neugierde war daher umgehend geweckt, als ich das erste Mal von „Mein geliehenes Herz“ hörte. Der Klappentext konnte mich sofort überzeugen und auch das Cover gefiel mir auf den ersten Blick unheimlich gut. Ich zögerte daher gar nicht lange, sondern packte das Buch schleunigst auf meine Want-to-read-Liste.
In Marlowes Leben sollte eigentlich alles wieder alles gut sein. Sie hat eine erfolgreiche Herztransplantation hinter sich und kann nun endlich wieder richtig leben. Aber zurück in die Normalität finden und sich wieder vollkommen fühlen, will der 18-jährigen nicht gelingen. Die Frage, wem sie ihr neues Herz zu verdanken hat, lässt Marlowe einfach nicht los. Sie möchte unbedingt mehr über ihren Spender erfahren, aber leider möchte dessen Familie keinen Kontakt zu ihr. Alle Briefe, die Marlowe bisher an sie geschrieben hat, sind unbeantwortet geblieben. Sie beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und ist sich kurz darauf ziemlich sicher, in einer Facebookgruppe für Organspender und Organempfänger ihren Spender ausfindig gemacht zu haben: Ein Junge namens Luis, der an dem Tag ihrer Herz-OP einen Autounfall hatte. Kurz darauf lernt sie Luis Schwester Carmen kennen und freundet sich mit ihr an. Wer sie ist, verschweigt sie ihr aber. Je länger ihr Schweigen andauert, desto schwieriger wird es, aus dieser Lügengeschichte wieder herauszufinden. Wird es Marlowe noch gelingen die Wahrheit zu sagen? Wird sie endlich wieder wissen, wer sie eigentlich ist und was sie vom Leben möchte? Und dann wäre da noch Leo, der Junge von nebenan. Eigentlich kann Marlowe Leo nicht ausstehen, aber ihr Herz scheint da wohl anderer Meinung zu sein.
Organspende und Organtransplantation – definitiv keine einfachen Themen, aber enorm wichtige! Ich interessiere mich schon etwas länger für diese Thematik und habe schon ein paar Jugendromane gelesen, die sich damit befassen. Wie oben bereits erwähnt, war ich daher sofort Feuer und Flamme als ich „Mein geliehenes Herz“ in der Carlsen-Vorschau erspähte. Die Autorin Shivaun Plozza war mir bisher gänzlich unbekannt. „Mein geliehenes Herz“ hatte also die große Ehre mein erstes Werk von ihr zu werden. Es wird auch zweifellos nicht mein letztes gewesen sein – mir hat das, was ich in dem Buch zu lesen bekommen habe, mega gut gefallen! Wie es der Autorin gelungen ist, diese immens schwere Thematik auf eine leichte und humorvolle, zugleich aber auch sehr feinfühlige und aufwühlende Weise zu behandeln, ist einfach nur grandios! In meinen Augen ist Shivaun Plozza die schmale Gratwanderung zwischen Ernst und Humor hervorragend geglückt.
Ich hatte einen fabelhaften Einstieg in das Buch. Der fesselnde, locker-leichte Schreibstil der Autorin gefiel mir vom ersten Moment an unsagbar gut und unsere Protagonistin Marlowe, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, war mir auf Anhieb sympathisch.
Marlowe ist ein total liebes und eher zurückhaltendes Mädel, allerdings kann sie auch sehr schlagfertig und rebellisch sein. Trotz ihrer 18 Jahre benimmt sie sich noch wie so ein richtiger Teenager, was mir persönlich außerordentlich gut gefallen hat. Ich habe es nur als authentisch empfunden, da Marlowe aufgrund ihrer schlimmen Krankheit nie wirklich ein normales Teenieleben führen konnte. Ständig wurde sie von ihrer Mutter, Ärzten und Krankenschwestern bemuttert und hat nie groß selbst Entscheidungen treffen können. Nun, nachdem ihr ein neues Herz geschenkt wurde, kann sie endlich das Leben führen, welches sie verpasst hat.
Da Marlowes Gefühls- und Gedankenwelt sehr feinfühlig und anschaulich dargestellt wird, ist es mir zudem jederzeit spielend leicht gelungen, mich unsere Buchheldin hineinzuversetzen. Ihr Handeln, muss ich gestehen, konnte ich zwar nicht immer komplett nachvollziehen, aber gestört hat mich dieser Aspekt nicht. Ich fand Marlowe wundervoll! Obwohl sie so eine schwere Zeit hinter sich hat, hat sie ihren Humor nicht verloren und mich mit ihrer witzigen Art immerzu zum Schmunzeln gebracht.
Mit den weiteren Charakteren konnte mich Shivaun Plozza ebenfalls vollends überzeugen. Wir treffen im Verlauf des Buch auf so einige recht skurrile Gestalten und bis auf wenige Ausnahmen mochte ich sämtliche Figuren unbeschreiblich gerne.
Wer mein Herz im Sturm erobert hat, ist Marlowes knuffiger kleiner Bruder Pip. Pip ist großartig! Er liebt seine Schwester abgöttisch und läuft stets in den verrücktesten und ulkigsten Verkleidungen herum. Ich fand Pip einfach nur zuckersüß. Ihn würde ich sofort als meinen kleinen Bruder adoptieren.
Mit Marlowes Mum bin ich leider nicht warm geworden. Stellenweise habe ich mich richtig über sie aufgeregt, weil sie ständig sämtliche Entscheidungen für ihre Tochter treffen möchte und anscheinend gar nicht wahrnimmt, dass diese mittlerweile erwachsen ist und selbst über ihr Leben bestimmen kann. Anderseits konnte ich ihr Verhalten aber auch verstehen. Das Loslassen ist selten einfach für eine Mutter und wenn das Kind dann auch eine so lange Zeit schwer krank war, stelle ich es mir erst recht nicht leicht vor. Gemocht habe ich Marlowes Mum aber irgendwie dennoch nicht.
Neben der tollen Figurenmischung hat mir auch der Mix an Themen, den die Story enthält, wahnsinnig gut gefallen. Natürlich geht es vordergründig über Organspende und Transplantation, aber auch Liebe, Freundschaft, Homosexualität, Mobbing und noch so manches mehr ist Teil der Handlung.
Wie die Autorin das Thema Organspende behandelt, hat mir ganz besonders gut gefallen. Shivaun Plozza führt uns Lesern nicht nur vor Augen, wie es für Organempfänger ist, mit der neuen Situation zurechtzukommen – wir erhalten auch Einblicke von der Seite des Spenders.
Mich hat die Geschichte zutiefst bewegt und sehr nachdenklich gestimmt. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wie ich wohl denken, fühlen und handeln würde, wenn ich ein neues Herz geschenkt bekommen würde. Würde ich es einfach akzeptieren und ins Leben zurückkehren ohne mich zu fragen, wem ich es zu verdanken habe? Oder würde ich wie Marlowe reagieren und mich auf die Suche meines Spenders machen, obwohl dessen Familie keinen Kontakt wünscht? Eine Antwort auf diese Fragen habe ich bisher noch nicht gefunden und ich denke, dass sich diese von jemanden wie mich, der nie ein neues, fremdes Organ erhalten hat, auch gar nicht so ohne weiteres beantworten lässt. Diese ganze Thematik ist definitiv keine leichte und jeder geht anders damit um. Man sollte aber auf jeden Fall nicht darüber schweigen, sondern sich informieren, darüber lesen und sich verstärkt mit dem Thema Organspende auseinandersetzen!
Ich kann nur sagen: Lest dieses Buch! Ich finde es wunderschön und kann jedem wirklich nur ans Herz legen, Marlowes Geschichte kennenzulernen.
Fazit: Mitreißend, einfühlsam, ernst und witzig zugleich – ein wunderbares Buch, das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann! Mir hat „Mein geliehenes Herz“ ein unvergessliches Leseerlebnis beschert. Ich bin hellauf begeistert von der Art und Weise, wie die Autorin Shivaun Plozza die schwerwiegende Thematik Organspende und das Weiterleben nach einer Herztransplantation behandelt hat. Das Buch ist unglaublich berührend und regt extrem zum Nachdenken an. Es lässt einen mitleiden und mitfühlen, zaubert einem zugleich aber auch immerzu ein breites Lächeln oder Schmunzeln auf die Lippen. Egal ob Jung oder Alt – ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, „Mein geliehenes Herz“ zu lesen. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!