Schöne Geschichte
Wenn es Frühling wird in Wien„...Marie wollte das alles gar nicht wissen. Sie verehrte Herrn Doktor Schnitzler, sie fand ihn klug und gerecht, und wie er mit seinen Kindern umging,war einfach nur anbetungswürdig...“
Wir schreiben ...
„...Marie wollte das alles gar nicht wissen. Sie verehrte Herrn Doktor Schnitzler, sie fand ihn klug und gerecht, und wie er mit seinen Kindern umging,war einfach nur anbetungswürdig...“
Wir schreiben das Jahr 1912. Marie arbeitet nun schon einige Zeit als Kindermädchen bei dem Dichter Arthur Schnitzler. Sie fühlt sich dort wohl. Außerdem macht ihr seit kurzen der charmante Buchhändler Oskar Nowak den Hof.
Die Autorin hat einen leisen Roman über Wien und seine Bewohner geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für einen zügigen Lesefluss. Nebenbei erfahre ich das eine oder andere über die Vergangenheit von Marie und Oskar.
Das Leben im Hause Schnitzler ist nicht immer harmonisch. Zwischen den Eheleuten kracht es öfters. Die Kinder finden bei Marie Trost und Ruhe.
Während Oskar in einem eher kleinen Buchladen arbeitet, lernt er bald Fanny Gold kennen. Ihre Eltern haben eine der der größten Buchläden in Wien. Leider fehlt ihnen ein Sohn und Erbe. Doch die jungen Leute der damaligen Zeit wussten, was sie wollten. Die Meinung der Eltern war nicht mehr ausschlaggebend für die Zukunft.
Eingefügt in die Handlung werden die historischen Ereignisse der Zeit, insbesondere der Untergang der Titanic.
Auch romantische Szenen fehlen nicht. Oskar weiß mit Worten umzugehen.
„...Ich sitze hier in dieser wundervollen Stadt, wir haben gerade die schönsten Bilder der Welt gesehen, der Strudel ist ganz passabel und ich habe die schönste Frau des ganzen Kaffeehauses neben mir...“
Sowohl Dr. Schnitzler als auch Oskar führen auf ihre eigene Art und Weise Marie an Kunst und Kultur heran. Schnitzler hat Marie zwei Karten für eine Vorstellung seines Stückes geschenkt, Oskar führt sie ins Kulturhistorische Museum und schenkt ihr Bücher. Als ich erfahre, aus welchen Verhältnissen Marie kommt, wird klar, welch großen Schritt sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung getan hat.
Oskars Liebe zu Büchern drückt sich in diesen Worten aus:
„...Als er damals als kleiner Bub die Buchstaben gelernt hatte, war nichts Gedrucktes mehr vor ihm sicher gewesen. Er konnte sich noch daran erinnern, als er plötzlich verstanden hatte, dass diese sechsundzwanzig kleinen Zeichen einem eine ganze Welt eröffneten...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Geschichte zu folgen. Die Autorin lässt mich auf unaufdringliche Art eintauchen in eine Welt aus Literatur und Kunst.