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Veröffentlicht am 18.04.2020

Flötenunterricht und seltsame Nachbarn

Der Mann von nebenan
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Kate zieht aufs Land. Mit dabei, wenn auch zunächst unfreiwillig, Sohn Samuel. Ihre Scheidung hat Kate ganz gut verkraftet, aber aus Stolz auf Geld verzichtet und hat jetzt ein Problem. Ihr Broterwerb: ...

Kate zieht aufs Land. Mit dabei, wenn auch zunächst unfreiwillig, Sohn Samuel. Ihre Scheidung hat Kate ganz gut verkraftet, aber aus Stolz auf Geld verzichtet und hat jetzt ein Problem. Ihr Broterwerb: Flöten anzufertigen und Flötenunterricht zu erteilen. Reich wird man dabei nicht. Gut, dass der Nachbar so hilfsbereit ist, oder? Und gut auch, dass sie zunächst mietfrei im altersschwachen Häuschen eines Freundes wohnen kann. Das bairische Dörfchen ist schön, Samuel findet Freunde und der Ex-Gatte verhält sich erträglich. Nach Startschwierigkeiten freundet sich Kate mit Malise, Inge und Rita an. Alles sehr spezielle Damen. Doch was ist das? Der einst so nette Nachbar macht allen das Leben zur Hölle. Wie? Wird hier nicht verraten und auch nicht, ob die Mädels da so hinnehmen.
Nicht ganz am rabenschwarzen Humor einer Ingrid Noll, aber trotzdem gut zu lesen. Für mich steht fest: in einem solchen, wenn auch idyllischem Dorf, möchte ich niemals wohnen.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Eine Buchhandlung auf Rügen

Meine Inselbuchhandlung
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Der Buchladen in Gingst ist schön. Das sieht man gut auf den Fotos im Anhang des Buches „Meine Inselbuchhandlung“.
Petra Dittrich, die Autorin dieser Biografie, hat dieses Geschäft aufgebaut. Viel erfährt ...

Der Buchladen in Gingst ist schön. Das sieht man gut auf den Fotos im Anhang des Buches „Meine Inselbuchhandlung“.
Petra Dittrich, die Autorin dieser Biografie, hat dieses Geschäft aufgebaut. Viel erfährt man über ihr Leben. Eine unbeschwerte Kindheit auf Rügen, Jahre der Suche in Berlin und Hamburg. Oft der Bezug zu Büchern, die Lieblingsbücher der Kindheit werden aufgezählt.
In Berlin erlebte Frau Dittrich viel, über ihre Siebener-WG hätte sie gern mehr erzählen können. Der Aufenthalt war nicht von Dauer, nach ihrer Rückkehr nach zuhause machte sie erste Erfahrungen im Buchhandel. Erfolgreich, was auch von der Geschäftsführung wohlwollend registriert und mit dem Ruf nach Hamburg honoriert wurde. Allerdings lässt sich Frau Dittrich weder gern bevormunden noch einschränken und wagte den Sprung in die Selbständigkeit. Eine Gelegenheit in Gingst bot sich, sie packte zu.
Gingst? Wo liegt das eigentlich? Auf der schönen Ostseeinsel Rügen, somit bot sich ein starker Bezug zur Literatur dieser Gegend an. Dieses Sortiment wurde ausgebaut, vergessene literarische Schätze und Hinweise auf Geheimtipps und eher nicht überlaufenen Routen wurden gesucht und eingepflegt. Diese Speziälität und die Wohlfühlatmosphäre im „Literaturhaus“ sowie das oft persönliche Verhältnis zu den Kunden werden sehr betont.
Frau Dittrich beschreibt sowohl ihre Lieblingsplätze auf Rügen als auch ihre Lieblingsbücher, nennt Titel und gibt Leseempfehlungen.
Ihr Engagement bezüglich Autorenlesungen und den starken Zuspruch seitens Buchliebhabern, auch aus weiter entfernten Gegenden, findet Raum. Namhafte Schriftsteller und Autoren sind zu Gast und werden umsorgt. Das erregt Aufmerksamkeit, Ihre Buchhandlung erhält Auszeichnungen.
Natürlich erfordert ihre Arbeit viel Einsatz, zum Glück helfen Verwandte und Freunde gern. Auch Persönliches wird erzählt, sei es die Angst vor Gewitter oder der Streit mit dem Vermieter. Anekdoten sind sparsam gesät, auch ein tieferer Einblick in den Alltag eines Buchhändlers hätte mir gefallen. Wie arbeitet es sich mit den Verlagen, wie angelt man sich interessante Gäste, klappen Lieferungen,.....
Petra Dittrich hat zusammen mit Rainer Moritz ein solides, ordentlich gegliedertes Buch über wichtige Abschnitte ihres Lebens verfasst und bringt dem Leser die Insel Rügen und das Leben dort ein wenig näher.
Biografischer Roman aus dem Verlag der Edel Germany GmbH, Eden Books.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Mein fahler Freund

Warm bodies
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R. ist tot, aber er findet das nicht schlimm. Er verbringt seine Zeit mit anderen Zombies in einem Flughafen, erinnert sich nicht an sein früheres Leben, nicht einmal an seinen Namen. Graue Hautfarbe, ...

R. ist tot, aber er findet das nicht schlimm. Er verbringt seine Zeit mit anderen Zombies in einem Flughafen, erinnert sich nicht an sein früheres Leben, nicht einmal an seinen Namen. Graue Hautfarbe, schmerzunempfindlich, steht er nur irgendwie in der Gegend herum. In regelmäßigen Abständen muss er Menschenfleisch essen, vorzugsweise Gehirn. Dabei erhält er Einblicke in das Leben der Verspeisten.
Julie, lebendig, jung und schön, erlebt einen Zombieüberfall. Dabei wird ihr Freund von R getötet. R rettet sie , für sich selbst zunächst unerklärlich, warum, und nimmt sie mit zum Flughafen. Als Julie zurück in ihr "Zuhause", ein streng bewachtes Stadion, will, begleitet er sie ein Stück des Weges.

R und Julie - was liegt näher als Romeo und Julia, eine Liebesgeschichte also. Passend dazu zwei verfeindete "Familien", die diese Beziehung nicht akzeptieren wollen.
Aber: etwas Neues beginnt. Die Zombies werden langsam menschenähnlich, zeigen Gefühle und Willen zur Veränderung. Die "Knochen", Skelettwesen, die bisher über die Zombies herrschten, greifen diese an und wollen sie bestrafen.
Die Menschen in ihrem gesicherten Stadionkäfig begreifen, dass sie so, ständig von Angst bedroht, nicht weiterleben wollen. Man darf gespannt sein, wie die Konflikte gelöst werden und was mit Julie und R geschieht.
Mit "Mein fahler Freund" ist Isaac Marion ein Roman gelungen, der sich zunächst sperrig liest. Man ist fast geneigt, das Buch zur Seite zu legen. Überraschend wird es dann aber doch noch spannend und bietet viele Denkanstöße, bricht mit althergebrachten Vorurteilen und stellt Fragen nach dem Sinn des Lebens. Keine leichte Lektüre, aber durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Kochen mit Liebe

Birne sucht Helene
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Paul Birnbaum, 29, Beamter und Aushilfsschäfer, sucht seine Traumfrau per Anzeige. Erfolglos. Er baut sich eine Taktik auf, liest Frauenzeitschriften, um Frauen besser zu verstehen, lernt kochen. Erste ...

Paul Birnbaum, 29, Beamter und Aushilfsschäfer, sucht seine Traumfrau per Anzeige. Erfolglos. Er baut sich eine Taktik auf, liest Frauenzeitschriften, um Frauen besser zu verstehen, lernt kochen. Erste Erfolge stellen sich ein, sind aber nur von kurzer Dauer. Und dann war da noch Elisabeth Spatzner, genannt Eli....

Ein wunderbarer Roman, mit leichter Feder geschrieben und zu lesen wie ein fluffiges Souflé: angenehm und erfreulich. Die beiden Hauptfiguren sind sehr sympathisch; teils schüchtern, teils tollpatschig und übereifrig, aber immer liebenswert. Gut gelungen sind auch die Beschreibung des Arbeitsalltages und verschiedener Kollegentypen.

Eine schöne Urlaubslektüre, mit leisem Humor und aktuellen Anspielungen auf derzeitige Kochsendungen ausgesprochen unterhaltsam. Einige Rezepte im Anhang runden den Geschmack ab.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Jüdische Geschichte in Berlin

AHAWAH. Das vergessene Haus
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AHAWA heißt Liebe. Was für ein Haus trägt diesen Namen? Nun, zum Beispiel befand sich die Schule der Autorin darin. Ein altes, verwinkeltes Haus mit ungewöhnlicher Raumaufteilung. Und mit ungewöhnlicher ...

AHAWA heißt Liebe. Was für ein Haus trägt diesen Namen? Nun, zum Beispiel befand sich die Schule der Autorin darin. Ein altes, verwinkeltes Haus mit ungewöhnlicher Raumaufteilung. Und mit ungewöhnlicher Geschichte.
Diese und die Schicksale vieler Menschen, die darin Zeit verbracht haben, möchte Regina Scheer aufarbeiten.
Was hat der Bau in der Berliner Auguststraße nicht alles hinter sich. Dort untergebracht waren eine Mädchenschule, ein Krankenhaus, eine Kinderkrippe, eine Kindervolksküche, eine Kleiderkammer, Obdachlose. Alles in jüdischem Glauben, mit selbstlosen Ideen gestaltet. Auch ein dunkles Kapitel wurde hier geschrieben: hier befand sich eine Sammelstelle für den Abtransport jüdischer Menschen.
Akribische Recherche in Archiven, Listen, Büchern und viele, sehr viele Gespräche mit Bewohnern dieser Gegend liegen zugrunde.
Sehr deutlich tritt der Wunsch der Autorin zutage, die Geschichte des vergessenen Hauses offen zu legen. Nicht nur dieses Hauses, auch umliegende Gebäude und Straßen werden mit historischen Fakten näher gebracht.
Fotos veranschaulichen ein wenig, wie das Leben in diesem Haus ablief.
Eine Aktualisierung bzw. Ergänzung vervollständigt das Geschriebene.
Verlegt vom Aufbau Verlag.

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