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Veröffentlicht am 26.09.2021

Eine grosse Enttäuschung

Die Verlobten des Winters
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REZENSION FÜR DAS HARDCOVER-BUCH

Inhalt:
Die unsichere und unscheinbare Ophelia, die neben ihrer ungeschickten Art vor allem als äusserst begabte Leserin bekannt ist, also Gegenstände und ihre Geschichten ...

REZENSION FÜR DAS HARDCOVER-BUCH

Inhalt:
Die unsichere und unscheinbare Ophelia, die neben ihrer ungeschickten Art vor allem als äusserst begabte Leserin bekannt ist, also Gegenstände und ihre Geschichten und Gefühle lesen und zudem noch durch Spiegel reisen kann, soll mit einem Adligen namens Thorn verheiratet werden. Diese Verbindung soll einen Zweck erfüllen, den Ophelia erst nach und nach aufdeckt und ausserdem werden ihr nicht nur von Thorn und Thorns Familie, sondern auch vom eisigen Wetter am Pol, an dem ihr Verlobter wohnt, ordentlich zugesetzt. Nun muss sich die junge Frau behaupten und lernen, wem sie vertrauen und glauben kann.

Meine Meinung:
Eigentlich habe ich mit der Lektüre dieses Buches im Juli begonnen und wollte es im Rahmen des dicke-Bücher-Camps von Marina lesen. Marina selber hat die Reihe bereits gelesen und empfohlen, ausserdem habe ich bei diversen anderen Blogger:innen ebenfalls viele begeisterte Rezensionen und erst in den letzten Monaten auch ein paar kritische Stimmen gelesen, weshalb ich mir selber ein Bild machen und die Reihe für mich entdecken wollte. Ihr seht schon, es ist Ende September und ich habe mich nun drei Monate lang mit dem Buch befasst und mich streckenweise auch damit gequält und muss ganz ehrlich gestehen, dass ich den Hype um die Reihe so überhaupt rein gar nicht nachvollziehen kann. Nicht nur wird die Protagonistin Ophelia als unterwürfige, tollpatschige Person dargestellt und permanent bestraft, geschlagen und herabgewürdigt (und nicht zu vergessen zwangsverheiratet), was zwar im mittelalterlich anmutenden Setting durchaus passen würde, aber für eine Fantasywelt einfach nicht mehr zeitgemäss ist, sondern es kommt auch gar keine Spannung auf. Ganz, ganz, ganz am Schluss wird endlich ein wenig Tempo in die Geschichte gebracht, aber das ist bei mehr als 500 Seiten definitiv eine zu lange Durststrecke obwohl einzelne Szenen durchaus unterhaltsam erzählt und die zahlreichen Figuren äusserst anschaulich beschrieben sind. Ausserdem schlummert in der Grundidee einiges an Potenzial, das aber im verlauf der zäh dahinplätschernden Erzählung leider komplett verpufft und zwar spätestens bei der lahmen Beschreibung der Welt, in welcher die Figuren leben und agieren. Vor allem auf diese Welt war ich sehr gespannt, schliesslich schien sie etwas nie dagewesenes zu sein. Dem ist zwar so und die physikalischen Gesetze und auch die Gepflogenheiten innerhalb dieser Welt sind durchaus intelligent zusammengestellt, aber die Beschreibungen bleiben leider bis zum Schluss oberflächlich und aller Kreativität zum Trotz ein wenig nichtssagend. Ein grosser Wow-Effekt bleibt aus und stattdessen kommt Enttäuschung auf. Schade, schade, schade...

Fazit:
Wer mir sagen kann, was an diesem Buch und der Reihe zu finden ist, soll das gerne tun. Nach dem erneuten Lesen einiger Rezensionen habe ich das Gefühl, ein anderes Buch gelesen zu haben, als andere Rezensentinnen. Also macht euch gerne ein eigenes Bild und lest euch vor dem Buchkauf doch einfach eine Leseprobe durch.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Nach 208 Seiten abgebrochen

Totentracht
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Inhalt:

Die Kommissarin Marie Kaltenbach wird in den Schwarzwald, ihre Heimat, versetzt und gerät schon ziemlich bald mit ihrem Berufskollegen Karl-Heinz Winterhalter aneinander. Sie landen ausserdem ...

Inhalt:

Die Kommissarin Marie Kaltenbach wird in den Schwarzwald, ihre Heimat, versetzt und gerät schon ziemlich bald mit ihrem Berufskollegen Karl-Heinz Winterhalter aneinander. Sie landen ausserdem bereits am ersten gemeinsam Arbeitstag mitten in einer Mordermittlung in der Kunstszene und erkennen schon bald, wie sehr sie persönlich involviert sind in diesen Fall. Zwischen Befangenheit, schwarzwälder Traditionsbesessenheit, konservativer Homophobie, politischen Verstrickungen und düsteren Geheimnissen entwickelt sich auch noch das Privatleben der beiden Kommissare eher unglücklich und bringt Marie Kaltenbach und Karl-Heinz Winterhalter um den Schlaf und in Erklärungsnot.


Meine Meinung:

Vielleicht war das einfach nicht mein Humor, vielleicht ist das Buch aber auch wirklich nicht witzig... Obwohl ich einige Formulierungen als sehr gelungen empfand, waren mir ansonsten fast alle Szenen ein wenig zu plump gestaltet. Ausserdem wird die Ermittlerin Marie Kaltenbach - bekennende und äusserst anstrengende Veganerin, die ausserdem nicht nur rückfällig, sondern auch stets auf ihren Veganismus reduziert wird - als ziemlich naiv, fast schon dümmlich dargestellt, während der konservative und homophobe Ermittler Karl-Heinz Winterhalter stets sehr bedächtig, bodenständig und erfolgreich auftritt. Vielleicht ist es auch diese stereotype und veraltete Rollenverteilung, die mich nervt? Obwohl es Kaltenbach ist, welche die Ermittlungen in eine entscheidende Bahn bringt, was Winterhalter sogar gönnerhaft bemerkt? Ich kann es nicht sagen, denn ich habe mich für einige Dialoge so sehr fremdschämen müssen, dass ich die unrealistische Ermittlungsarbeit, die zudem die Menschen im Schwarzwald schlecht wegkommen lässt (Kommissare, welche nur von Vetternwirtschaft profitieren, stets einen über den Durst trinken und neben allen kuriosen Techniken auch noch die Arbeit der SpuSi teilweise mehr schlecht als recht übernehmen), einfach nicht ernst nehmen können. Ausserdem war der stets in den Hintergrund rückende Fall so komplett langweilig erzählt, dass ich nicht einmal die letzten paar Seiten gelesen habe, um zu erfahren, wie der Täter ermittelt wird.


Fazit:

Nach 208 von 381 Seiten habe ich dieses Buch abgebrochen, weil einige wirklich intelligente und amüsante Wortgebilde, sowie der grundsätzlich sehr leichte Schreibstil leider nicht über die ansonsten sehr plumpen Flachsereien und stereotypen Figuren und die unrealistisch dargestellte Ermittlungsarbeit hinwegtrösten können.

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Bewegende Geschichte, nachlässig erzählt

Die Stimmen meiner Eltern hörte ich nie
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Inhalt:
Erwin Hauser wächst mit seiner Schwester in einem Kinderheim auf. Dies ist an sich keine seltene Situation. Dass die beiden Kinder jedoch weder etwas über ihre Herkunft, noch über den Grund, warum ...

Inhalt:
Erwin Hauser wächst mit seiner Schwester in einem Kinderheim auf. Dies ist an sich keine seltene Situation. Dass die beiden Kinder jedoch weder etwas über ihre Herkunft, noch über den Grund, warum sie im Heim sind, erfahren, macht durchaus stutzig. Und dass die beiden Kinder fast täglich schikaniert, beleidigt und sogar geschlagen werden, ist nicht nur eine klare Missachtung von Grenzen, sondern kann sehr wohl als Kindesmisshandlung bezeichnet werden.
Erwir darf nicht in den Kindergarten und auch für die Schule ist er zu dumm. Dies sagen zumindest die Betreuerinnen im Kinderheim. Von den spielenden Kindern auf dem benachbarten Spielplatz erfährt er jedoch, dass jedes Kind früher oder später zur Schule gehen muss. Es vergeht einige Zeit, doch dann kann Erwin tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben das Heim verlassen und zur Schule gehen. Auch zum ersten Mal in seinem Leben sieht er einen richtigen Bahnhof und ganz viele andere Kinder, die - im Gegensatz zu ihm - Eltern haben. Wer nun aber denkt, dass sein Leben eine Wende nimmt, der irrt gewaltig. In der Schule wird er nämlich von seinen Lehrern gnadenlos blossgestellt und kriegt immer wieder Strafaufgaben aufgebrummt. Seiner Schwester ergeht es einige Jahre später in der Schule und ihrer Klasse nicht besser. Aber die beiden Kinder lernen schon sehr früh, wie sie sich gegen die Angriffe der Heimleitung und ihres Vormundes wehren und wie sie einander in ihren schwersten Minuten beistehen können. Sie legen sich Strategien zurecht, um sich kleine Freiheiten zu erlauben und versuchen, ihre Kindheit trotz allem zu geniessen.
Doch ihre Welt wird immer wieder aufs Neue erschüttert.

Meine Meinung:
Leider konnte ich mit dem Schreibstil dieses Buches nicht sehr viel anfangen. Er war mir zu simpel und kindlich gehalten und wirkte deshalb wohl nicht ganz so dramatisch, wie es eigentlich hätte wirken sollen und können. Dies ist aber so oder so Geschmacksache. Es kann natürlich auch sein, dass der Autor bewusst bei dieser einfachen und zum Teil nüchternen Sprache blieb, um sich ein wenig von seiner eigenen Geschichte zu distanzieren.
Die Tatsache, dass diese Geschichte wahr ist, macht das Buch nämlich zu einem erschütternden Zeugnis. Die Erlebnisse, welche Erwin Hauser in "Die Stimmen meiner Eltern hörte ich nie" verarbeitet, sind an Grausamkeit und Trostlosigkeit kaum zu überbieten. Und immer dann, wenn man denkt, dass sich die Situation ein wenig beruhigt hat und dass es nur noch besser kommen kann, geschieht wieder etwas, was das Leben dieser unschuldigen Kinder über den Haufen wirft. Es scheint tatsächlich manchmal so, als würde sich das Schicksal einige böse Streiche erlauben.
Ich bewundere den Mut des Autors, seine Geschichte zu erzählen und sie so noch einmal Minute für Minute erleben zu müssen. Ausserdem beeindruckt mich sein grosses Herz. Er klagt nämlich nicht über sein Schicksal und prangert niemanden an. Er schildert nur und versucht, für sich selber eine Erklärung zu finden und seine eigenen Fragen zu beantworten, ohne jemanden zu verurteilen.

Fazit:
Ein fesselndes und erschütterndes Buch, welches mit seiner Geschichte und seinem Mut, nicht unbedingt aber mit seinem Schreibstil überzeugt.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Das war leider nichts

Das Herz ihrer Tochter
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Inhalt:
Shay Bourne sitzt für einen Doppelmord an einem Mädchen und dessen Stiefvater in der Todeszelle und während seine Anwältin sich dafür einsetzt, dass er nach seinen eigenen Bedigungen sterben darf, ...

Inhalt:
Shay Bourne sitzt für einen Doppelmord an einem Mädchen und dessen Stiefvater in der Todeszelle und während seine Anwältin sich dafür einsetzt, dass er nach seinen eigenen Bedigungen sterben darf, steht ihm sein Seelsorger mit Rat und Tat zur Seite. Ausserdem wartet die Mutter des getöteten Mädchens darauf, dass Shay Bourne ein Verbrechen einlöst, das er ihr und ihrer jüngeren Tochter gegeben hat. Ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen das undurchsichtige Justizsystem beginnt.

Meine Meinung:
Gemeinsam mit Melli vom Blog Mellis Buchleben, Daniela vom Blog read eat live sowie mit Julia und Ina habe ich dieses Buch in einer Leserunde gelesen und intensivst diskutiert. Der Austausch in der Gruppe war sehr spannend und hat dafür gesorgt, dass ich dieses Buch nicht abgebrochen habe. Abgesehen von der Beschreibung zweier Figuren - Jay Bournes Anwältin Maggie und Bournes Mithäftling Lucius - sowie den genauen Recherchen rund um die Todesstrafe und SPOILER: das Thema Herztransplantation SPOILER ENDE hat mich dieses Buch nicht für sich einnehmen können.
Nichr nur passieren viel zu viele unlogische und unverzeihliche Fehler im Prozess und im Gefängnis, es wird in der Geschichte auch übernatürlich und sehr religiö. Und während einige Themen, Diskussionen und historische Fakten rund um die Entstehung der Bibel durchaus sehr spannend waren, so geschehen leider auch Wunder und Geschwätz über einen neuen Messias machen den eigentlich juristisch brisanten Fall zu einer Schmierenkomödie.

Fazit:
Das war leider gar nichts für mich und es ist sehr schade, dass Picoult ihr erzählerisches Talent so sehr verschwendet hat. Ohne den übernatürlichen Teil und mit einem konsistenteren Aufbau (vor allem im Bereich des Tathergangs und der Ermittlungen) hätte dieses Buch wirklich ein absolutes Highlight werden können.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Verschwendetes Potenzial...

Als das Meer uns gehörte
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Inhalt:

Robbie ist gehörlos, aber aufgrund eines Cochlea-Implantats kann er hören, sprechen und musizieren. Sein Instrument ist die Tuba, die er von seinem Vater, einem arbeitslosen Musikproduzenten, ...

Inhalt:

Robbie ist gehörlos, aber aufgrund eines Cochlea-Implantats kann er hören, sprechen und musizieren. Sein Instrument ist die Tuba, die er von seinem Vater, einem arbeitslosen Musikproduzenten, geschenkt bekommen hat. Als dieser Vater auf offener Strasse erschossen wird, ist für Robbie und seine Mutter nichts mehr, wie es vorher war. Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Verlustängste und eine enorme Trauer überschatten den weiteren Alltag. Aber Tess beschliesst, mit ihrem Sohn nach Montauk zu fahren und dort eine Weile bei ihrem Onkel Ike zu leben. Sie hofft ausserdem, Robbie das Meer und die Landschaft ihrer Kindheit näherzubringen. Der wehrt sich anfänglich, doch als er die Bekanntschaft mit dem Segler und Meeresbiologen Kip und dem Wal Benny macht, beginnt er, wieder Freude an seinem Leben zu finden.



Meine Meinung:

Ach, ihr Lieben, wo fange ich an... Die Grundidee zu diesem Buch ist wundervoll, überzeugend, bewegend und sehr aussergewöhnlich. Ein gehörloser Sohn, der nicht nur trotzdem hört, sondern auch noch Musik macht, seine Mutter, die als Schuhdesignerin und Workaholic in einer ganz eigenen Welt lebt, ein plötzlicher Schicksalsschlag, eine abgelegene Küste in Montauk, ein Wal und ein Onkel, der in seinem Restaurant Hilfe benötigt und nebenbei auch die einzige Figur ist, die ausgearbeitet wirkt und die ich wirklich gemocht habe...das wären doch eigentlich die perfekten Zutaten für eine wundervolle Geschichte und ausserdem ist dieses Cover, eine Augenweide, findet ihr nicht auch? Vor allem gefällt mir sehr gut, wie der Wal im Cover "versteckt"worden ist.

Nur leider bleiben die anderen Figuren kalt und flach, Robbie ist nicht nur eine schreckliche Nervensäge sondern per Definition ein (entschuldigt bitte, das werde ich nie wieder in einer Rezension verwenden, aber hier passt es einfach) absolutes A...kind. Er hasst und verurteilt seine Mutter, was natürlich schon ein wenig verständlich ist, aber er ist nicht nur vorlaut, unanständig, ignorant, egoistisch und verwöhnt, er ist auch noch gemein und verletzend und tyrannisiert Tess nach Strich und Faden. Ausserdem wirkt er wesentlich älter als ein Neunjähriger und benimmt sich wie ein total eskalierter Teenager. Tess hingegen ist die ewig unterwürfige Mutterfigur, die sich stets entschuldigt, sich verantwortlich für die inexistente Erziehung ihres Sohnes fühlt (weil sie immer gearbeitet hat) und ihren verstorbenen Mann, der alles andere als ein Engel war, noch sehr lange in Schutz nimmt. Wenn aber die Eltern bei der Erziehung versagt haben, wer trägt dann die Hauptverantwortung? Der Vater, der stets zu Hause geblieben ist und sich um den Sohn gekümmert hat oder die Mutter, welche die Familie mit ihrer Arbeit ernährt hat? Eben...


Schreibstil und Lektorat:

"Als das Meer uns gehörte" ist leider das beste Beispiel dafür, wie ein schlechtes Lektorat eine eigentlich fantastische Grundidee zerstören kann. Es sind aber keine Tippfehler, sondern sehr kleine (und grössere) logische Unstimmigkeiten, welche den Lesefluss stören. Beispielsweise nimmt Robbie seine Hörgeräte manchmal (oft zum Trotz) ab und versteht dann trotzdem, das jemand mit ihm spricht und erst einige Sätze später - als wäre dann erst bei der Überarbeitung aufgefallen, dass Robbie ja eigentlich gehörlos ist und auch nur dann lippenlesen kann, wenn man ihn anschaut - wird plötzlich erwähnt, dass jemand "gebärdet", also in Gebärdensprache mit ihm spricht, was aber vom Zusammenhang her und von der Position aus, in der die Figuren zueinander stehen, auch gar nicht sein kann. Oder gebäderdet mal ohne einander anzublicken und im Meer schwimmend oder während ihr ein Segelschiff manövriert, das möchte ich dann aber sehen.

Ausserdem heisst der Wal, den der Meeresbiologe Kip vefolgt (und diese Walgeschichte ist übrigens der wohl schönste Aspekt an diesem Buch, dafür gibt es von mir ein riesiges, ernstgemeintes Lob), Benny. Nach Benny Goodman, dem "grössten Trompeter aller Zeiten". Etwas bemerkt? Natürlich kann man darüber streiten, wer der grösste Trompeter aller Zeiten war (ich bin mir sicher, es war Miles Davis), aber Benny Goodman, der war halt einfach Klarinettist, das ist nicht wegzudiskutieren...

Auch hilft Tess ihrem Onkel Ike bei der Renovation seines alten Motels und richtet später auch noch eine eigene Wohnung für sich ein, und mehrmals wird sehr präsent und nicht wirklich in den Kontext passend erwähnt, wie sie die Einrichtung ein wenig "weiblicher" gestaltet. Wirklich? Come on... Es sind diese kleinen und grösseren Details, die einer/m Lektor*in hätten auffallen müssen und es ist sehr schade, dass die Schwächen dieses Buches, nämlich vor allem die oberflächlich gestalteten Protagonisten, durch diese Unstimmigkeiten und irritierenden Momente noch verstärkt worden sind.

Doch eigentlich wäre dieses Buch die Geschichte einer kleinen Familie, die einen Schicksalsschlag überwindet, lernt, mit ihrer Trauer zu leben und vielleicht sogar neue Hoffnung schöpft. Das kommt leider komplett zu kurz, obwohl es so viele Gelegenheiten gegeben hätte, dies stimmig einzubringen.

Was mir aber wirklich gefallen hat: dieses Buch ist eine grosse Gesellschaftskritik. Da geht es um Gewalt auf offener Strasse, um Verschmutzung und zugemüllte Strände und am Ruf der Stadt New York wird kein gutes Haar gelassen. Schade, dass diese Aspekte nicht weiter ausgearbeitet worden sind, denn wenn ich nun an dieses Buch denke, sehe ich einfach nur verschwendetes Potenzial und das ist unendlich schade.


Fazit:

Die Idee, welche diesem Buch zugrunde liegt, ist wundervoll, vielversprechend und nicht alltäglich und vor allem der Handlungsstrang, der sich mit dem Wal Benny und dem Meeresbiologen Kip befasst, ist sehr gelungen. An der Umsetzung und nicht zuletzt auch am Lektorat happert es aber leider so sehr, dass auch diese schöne Grundidee und der sehr flüssige Schreibstil nicht darüber hinwegtrösten können. Von mir gibt es keine Empfehlung für dieses Buch. Es wird in den offenen Bücherschrank wandern und hoffentlich bald eine neues Zuhause finden.

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