Unrast, die einen vorantreibt!
Ein Buch mit einer lyrischen Note und Impakt auf den Leser, eines, das man gewiß nicht vergißt!!
Warum waren Inken und Josephine Freundinnen und sind es nun nicht mehr? Was ist vorgefallen? Ein Streit? ...
Ein Buch mit einer lyrischen Note und Impakt auf den Leser, eines, das man gewiß nicht vergißt!!
Warum waren Inken und Josephine Freundinnen und sind es nun nicht mehr? Was ist vorgefallen? Ein Streit? Oder etwas wesentlich Einschneidenderes?
Josephine hält es im Grunde genommen in geschlossenen Räumen nicht aus. Sie ist unruhig, rastlos und getrieben. Sie hatte ihr ganzes Leben im Ruhrpott mit Inken verbracht. War es die reine platonische Liebe zum Menschen Inken oder mehr, eine eventuell unerfüllte Romanze? Aber egal, keinem gelingt es, dem anderen näher als die Haut zu kommen. Wir können leider nicht a la Spock mit dem Bewußtsein anderer zu verschmelzen. Leider? Oder Gott sei Dank?
Nun ist Josephine etwas älter als drei Jahrzehnte. Nur ein Rucksack mit ihren nötigen Habseligkeiten und ein Zelt sind ihre Begleiter und sie bittet wildfremde Menschen, in deren Gärten übernachten zu dürfen, was ihr viele gewähren. Sie zieht aber immer weiter, kommt aber auch in Berührung mit diversen Menschen.
Niemals kennt man jemanden zu hundert Prozent. Das wäre ja auch entmystifizierend und öde.
Trauer, psychische Erkrankungen, Fehlgeburt, Entfremdung, anklingende politische Topoi der aktuellen Agenda, Verzweiflung, Identitätskrisen und andere, Sinnsuche, Leere und und und.
Das klingt jetzt vielleicht unglaublich deprimierend und kompliziert, ist es aber gar nicht. Das Buch ist alles andere als bleierne Zeit. Auf 269 Seiten findet die Sprache zu einer vitalen Verdichtung mit einer lyrischen Note. Wie die Materie im Inneren einer Singularität erreichen die Sätze eine immense Schwere, aber in eine schier unglaubliche Leichtigkeit umgesetzt. Es ist nicht belastend, aber berührend und geht einem nahe, diese Geschichte zu lesen. Es wirkt lange nach.
Die diversen Stränge der Zeit werden nicht chronologisch durchlaufen, sondern springen hin und her. Das kann irritierend wirken, hat aber eine somnambule, assoziative Wirkung. Ein besonders widerborstiger Reiz, weil das Buch vom Leser sanft erobert werden will. Das Buch sichert sich seinen Platz verdient in meiner mnestischen Kapazität.
Melancholie sinkt tief in das Herz und die Seele ein und die Atmosphäre korrespondiert mit der eigenen Stimmung.
Nicht jedem wird das Ende gefallen, aber das Leben bietet in der Realität auch nicht immer einen runden Abschluß und dieses hier berichtet authentisch von der Schönheit, den Schrecken und den Zwischentönen mitten aus unserem fragilen Dasein.
Zitat: Seite 180: Aber ist Schweigen nicht genau das Falsche? fragte ich. Muss man nicht irgendwie, ich weiß nicht, miteinander reden, trotz allem oder gerade deswegen?
Oder auch passend Gottfried Benn: Kommt, reden wir zusammen, wer redet ist nicht tot.