Cover-Bild Die Witwen
11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Jung u. Jung
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 26.08.2016
  • ISBN: 9783990271513
Dagmar Leupold

Die Witwen

Ein Abenteuerroman
Witwe ist keine der vier Frauen, von denen hier erzählt wird. Dazu wären sie vielleicht auch noch zu jung. Aber zu Witwen fehlen ihnen vor allem die Männer. Nur die eine, Penny, war verheiratet. Ist verheiratet? Der Mann ist verschwunden, und so lebt sie mit Sohn und Schwiegereltern abgelegen am Moselstrand zwischen Weinbergen. Nicht allein, ihre drei Freundinnen (Beatrice, Dodo und Laura) sind ihr von Berlin in die Provinz gefolgt. Die vier haben sich gut eingerichtet, jede für sich, im Leben, im Warten. Aber worauf? Also beschließen sie eines Tages, große Fahrt zu machen, aufzubrechen. Sie mieten sich einen Wagen und suchen per Anzeige jemanden, der sie fährt. Wohin? An die Quelle, an den Ursprung, zurück. Dass sie unterwegs dahin eine Panne haben, wird zu unserem Glück. Und zum Glück ihres Chauffeurs, der auch etwas vermisst, nur nicht das, was er zurückgelassen hat: Zierfische mit den Namen von Philosophen. Die vier beginnen zu erzählen, ihm, den anderen, sich selbst, und sie erzählen wie im Rausch: herzzerreißend, vergnüglich und vergnügt, doch ungeschminkt ehrlich und schonungslos.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2017

„Ein Idiot, der davon träumte, unbehelligt zu bleiben…“

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Gefällig beginnt der Roman und gefällig ist auch das Leben der vier Frauen, Freundinnen seit der Einschulung, gefällig ist auch die Sprache der Autorin. Gefällig - so etwas wie nett.
Die „Witwen“, das ...

Gefällig beginnt der Roman und gefällig ist auch das Leben der vier Frauen, Freundinnen seit der Einschulung, gefällig ist auch die Sprache der Autorin. Gefällig - so etwas wie nett.
Die „Witwen“, das sind vier Frauen, Freundinnen seit der gemeinsamen Einschulung in Berlin, die jetzt in Steinbronn leben, zwischen zwei Moselarmen:
„In einem solchen buchstäblich von allen Seiten umfassten Ort einsam zu sein, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – und doch gelang es vier Frauen, nicht mehr jung, aber längst nicht alt. Nur ratlos. Und irgendwie übrig.“ S. 1 „Lasst uns etwas erleben!“ („Witwe“ Laura) S. 4 wird beschlossen, man sucht per Annonce einen Chauffeur, findet Bendix und fährt los, über Trier die Mosel entlang bis zur Moselquelle.

Aus dem Roadmovie wird kapitelweise Lebensbeichte, als das Leihfahrzeug beim Hartmannswillerkopf, der Gedenkstätte zum Ersten Weltkrieg, symbolträchtig den Dienst verweigert. Keine der Frauen ist wirklich Witwe. Der von seiner Freundin verlassene Bendix, eigentlich studierter Philosoph und Geschichtswissenschaftler, definiert es so: „Er [Bendix] hatte keinerlei Wissen über ihren zivilen Status und nannte sie auch keineswegs Witwen, weil er annahm, ihren wären die Männer weggestorben. Aber es schwang etwas bei ihnen mit, das ihm zu benennen schwerfiel, außer mit: verwitwet. Als hinge allen eine zarte Schleppe aus Trauer und Abgelebtem an. Aus seiner Sicht war er auch Witwer. … Witwenschaft als Abwesenheit von Zukunft, Witwenschaft als Zustand der Abhandenheit.“ S. 36 „Nicht Männer waren ihnen abhandengekommen, sondern die Zuversicht oder die Verwegenheit oder die Fantasie.“ S. 20

Jeder der fünf Protagonisten, ja, auch Bendix gehört irgendwann dazu, erzählt. Das geschieht milieugerecht gebildet, eloquent – man findet für sich kleine Sätze zum Herausschreiben wie „Witwe“ Pennys „Im Traum sind wir nicht die Summe unserer Jahre, sondern die Fülle unserer Erfahrung.“ S. 130; das geschieht versöhnlich (wobei mir der Schluss etwas zu viel rosarot andeutete); das geschieht vor allem voller Sprachmeisterschaft, wie dem Namen des Hundes, Zwiebel, er ist so vielschichtig“ S. 7; „In ‚Spanisch‘ steckte ‚panisch‘ “ S. 111 oder weiteren Wortspielen wie Pennys „Man kann Verwobenes auch wieder auftrennen, aufrebbeln, rebellieren.“ S. 42 Ich mag so etwas, aber es wird mir hier gelegentlich zu viel des Guten. Wer das ebook hat, möge z.B. nach „Erstreckung“ suchen im Text.

Ein Buch, das wohl eher Frauen gefallen wird, das auch eher nicht bei jüngeren Lesern Anklang finden wird – das mich aber, obwohl ich mich unbestimmt deutlich zu jung fühlte für die Witwen, mit seiner Thematik der Freundschaft und der Geheimnisse und Verletzungen, die wir mit uns herumtragen, dann doch ganz gut gefiel – besonders mit Blick auf die Milde, mit der man miteinander umgehen kann, sollte. Gefällig - so etwas wie nett, aber doch so meisterhaft in der Sprache.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Aufbruch, Ausbruch ... Bruchlandung

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Das sind sie, die Witwen, die eigentlich keine sind. Penny, Laura, Beatrice, Dodo. Und er, der kein Witwer ist, ein Lahmer, ein Mann mit kaputten Bein, ihr Führer. Oder zumindest der mit dem Führer-Schein, ...

Das sind sie, die Witwen, die eigentlich keine sind. Penny, Laura, Beatrice, Dodo. Und er, der kein Witwer ist, ein Lahmer, ein Mann mit kaputten Bein, ihr Führer. Oder zumindest der mit dem Führer-Schein, Bendix. Die Damen begehren eine Reise. Einen Aufbruch ins Unbekannte, einen Ausbruch quasi aus dem Alltag, aus allen Tagen, die sich gleichen, aus ihrem langweiligen Leben. Und Bendix, der Mann mit dem Schein, der Fahrer, was will er? Ich kann es nicht sagen, seine ewig lahmen, wenn auch geschliffenen Monologe und Briefe konnten sprachlich gelegentlich beeindrucken, aber wirklicher Druck, etwas von Substanz, fand sich dort nicht. Wie es sich überhaupt in dem ganzen Buch nichts von Substanz findet, außer Doro vielleicht, die zumindest körperlich etwas davon aufweisen konnte.

Ansonsten: vier ältere Damen, ein nicht mehr junger Herr. Auf Reisen. Gut situiert, alle vier. Alle mit Wohlstandsproblemen, die zumindest von mir nicht wohl angenommen wurden, weil das für mich keine Probleme sind. Aber ausführlich und hochintellektuell diskutiert worden sind. Mein Gott, wie ausführlich. Wie langatmig. Wie langweilig. Wie doch teilweise sprachlich eingängig, immerhin das. Schlechtes Handwerk kann man der Autorin nun wirklich nicht vorwerfen.

Zum Abschluss ein Fazit zu drei Büchern aus der Buchpreis-Longlist, die ich gelesen habe. Thema grundsätzlich: das Leben von nebenan. Deins, das deiner Eltern, der komischen Nachbarin von gegenüber oder dem Typen, den du im Verdacht hast, heimlich deine Fernsehzeitung zu klauen. Spannend? Verdammt, nein. Wie spannend kann schon das Leben dieser Leute sein? Alle scheinen deprimiert, keiner weiß, wie man überhaupt das Wort "Hoffnung" ausspricht, geschweige denn lebt und am Ende bist du als Leser deprimiert und fragst dich, ob du auch mal so enden wirst. Wenn mir die Lektüre dieser preisverdächtigen Bücher was gebracht hat, dann dieses: Niemals werde ich so enden wie diese uninteressanten Protagonisten in ihren lahmen Leben.