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Veröffentlicht am 04.01.2021

Spannende Story, könnte aber noch einen Feinschliff gebrauchen.

Der neunte Arm des Oktopus
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Inhalt: Was wäre, wenn China, Russland und die USA sich nicht mehr gegenseitig im Weg stehen, sondern eine Allianz gründen würden? Und das nicht, um andere Länder zu erobern, sondern die Menschheit vor ...

Inhalt: Was wäre, wenn China, Russland und die USA sich nicht mehr gegenseitig im Weg stehen, sondern eine Allianz gründen würden? Und das nicht, um andere Länder zu erobern, sondern die Menschheit vor den tödlichen Folgen Klimawandel zu bewahren? "Der neunte Arm des Oktopus" wagt dieses Gedankenexperiment und würzt es mit einer Prise Thriller und Storytelling. Die Geschehnisse des Buches finden auf zwei zeitlichen Ebenen statt; einmal in den 20er Jahren (also JETZT) und einmal im Jahre 2100, ein paar Jahrzehnte nachdem sich die Allianz geformt hat.

Meinung: Die Grundidee des Buches finde ich genial. Das Thema könnte aktueller nicht sein und trotzdem wird der Klimawandel nicht ernst genug genommen. Da die Politik aktuell in keinem Land genug tut, finde ich die Idee der Allianz der Superamächte sehr interessant. Mir gefallen die Eckpunkte der Geschichte sehr gut und bei einigen Stellen habe ich mir richtig gut vorstellen können, wie die Handlung wirklich stattfinden könnte.

Von der Stimmung her ist das Buch ähnlich wie "Der Schwarm" von Frank Schätzing oder "Black Out" von Marc Elsberg. Ausgangspunkt der Geschichte ist die aktuelle Lage der Welt, die sich dann durch die fiktiven Geschehnisse drastisch verändert. Insgesamt also ein "Was wäre wenn"-Szenario. Jedoch fehlt (anders als bei den oben genannten Werken), eine starke Hauptfigur. Es gibt mehrere Figuren aus verschiedenen Ländern, die man durch die verschiedenen Kapitel verfolgt. Dabei hatte ich allerdings nie das Gefühl, dass es wirklich eine Leitfigur gibt, und auch mein Mitfiebern mit den Charakteren hielt sich in Grenzen.

Was mir auch ein wenig fehlt, und weshalb ich auch einen Punkt abziehe, ist die fehlende sprachliche/strukturelle Schönheit. Und damit es eine konstruktive Rezension wird, erkläre ich das mal ein wenig; Den Lesefluss fand ich zum Beispiel ein wenig holprig. Einige Sätze musste ich mehrfach lesen, weil die Satzstruktur ungünstig war. Der Schreibstil war irgenwie eine Mischung aus zu vielen Kommas, abgehackten Nebensätzen und etwas gezwungen wirkenden Begriffen (z.B. imaginieren oder erklecklich). Auch wenn die Wörter an sich gut klingen, kann man bei einem ansonsten geschmeidigen Satz darüber stolpern.

Außerdem könnte das Buch (meiner Meinung nach) weitere 200 Seiten und eine strukturelle Überarbeitung gut vertragen. Die Charaktere könnten emotional ausgebaut werden, es dürften gerne weitere Klima- oder Politikdetails eingefügt werden und die Geschichte könnte irgendwie noch "abgerundet" werden. Man könnte das Buch richtig schön ausbauen, damit man als Leser*in eine Bindung zu den Charakteren bekommt und tiefer in die Welt des Klimaumbruchs eintauchen kann. Ich hätte auch gerne mehr gelesen, um mir das Geschehen auch bildlich vorzustellen. Das Buch hatte nicht so richtig das Feeling von einer erzählten Geschichte, sondern eher von einem kompatken Bericht. Wäre das Buch so mitreißend, ausführlich und so voll mit ausgeprägten Charakeren gewesen wie "Der Schwarm" oder "Black Out", dann hätte es auf jeden Fall 5 Punkte gegeben.

Den Klappentext finde ich auch nicht zu 100% passend, da der Koch und die Geheimagentin zwar für das Endergebnis eine tragende Rolle spielen, aber bei weitem nicht der Fokus des Geschehens sind. Für mich sind fast alle Figuren eher Randfiguren, die wie bei einem Puzzle zum großen Ganzen beitragen. Da hätte ich mir eher einen Hauptcharakter oder ein Team aus Hauptcharakteren gewünscht, mit denen man mehr oder weniger sympathisiert und die man gebannt verfolgt.

Trotz allem merkt man, dass Dirk Rossmann viel recherchiert hat, sich viele Gedanken gemacht hat und ihm das Thema Klimawandel sehr wichtig ist. Alles in allem ein spannendes Buch mit sehr gutem Thema und einer wunderbaren Idee. Mir kommt das Buch fast wie ein Rohdiamant vor, welcher mit einer strammen Überarbeitung und inhaltlichen Erweiterungen ein richtig rundes Ergebnis geben könnte.


Nachtrag: auch die Werbekampagne (Bild und Ton) hat ein etwas anderes Bild in meinem Kopf erzeugt. Ich hatte mir erst vorgestellt, dass ausführlich die Klimafolgen beschrieben werden und einen großen Teil der Story ausmachen (der Werbefilm suggeriert das auch). Es geht aber vielmehr um die Allianz und die Probleme, vor der so eine Supermacht dann steht.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Wakolbinger und Panzenböck sind einem grausamen Mörder auf der Spur

Kaltblütige Abrechnung
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Inhalt: Nachdem bei einem grausamen Mord das neue Inspektorenteam zusammenfindet, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit für Toni Wakolbinger und Cindy Panzenböck. Er ist ein älterer Griesgram, sie eine übereifrige ...

Inhalt: Nachdem bei einem grausamen Mord das neue Inspektorenteam zusammenfindet, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit für Toni Wakolbinger und Cindy Panzenböck. Er ist ein älterer Griesgram, sie eine übereifrige Anfängerin. Sie untersuchen den Mord an einem pensionierten Frauenarzt, der grausam zugerichtet in seiner Praxis aufgefunden wurde. Auf seiner Leiche liegt ein Babyschuh. Ist die Tat an seine Vergangenheit geknüpft? Je mehr die beiden Inspektoren in dem Fall recherchieren, desto verwirrter werden sie. Können sie den Mörder schnappen, bevor er so brutal weitermordet?


Inhalt: der Plot hat mir sehr gefallen (!), die Auführung war für mich hier und da allerdings etwas holprig. Ich wusste leider von Anfang an, wer die Tat begangen hat, weil ich Plots meistens ziemlich schnell anhand der Erzählstruktur durchschaue. Wenn ich mir aber andere Rezensionen anschaue, dann liegt das anscheinend an mir, sodass ich das Buch durchaus weiterempfehlen würde. Am Anfang waren mir die Kabbeleien zwischen dem abweisenden Wakolbringer und der hitzköpfigen Panzenböck etwas zu viel und die Vielfalt an Nebencharakteren war doch etwas verwirrend zwischendurch. Es gab für mich auch kleinere Ungereimtheiten, vielleicht bin ich aber auch zu pingelig. Den Schreibstil fand ich gut und den Plot wie gesagt gut durchdacht. Ein spannender Krimi, bei dem einem vor allem das Ermittlerteam ans Herz wächst!


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Veröffentlicht am 26.02.2024

Mittelmäßiger Thriller, wenn man viel liest

Die Chemie des Todes
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Ich bin überrascht, dass das Buch so ein Bestseller ist. Generell finde ich "forensische Anthropologie" sehr spannend, aber irgendwie kam das Buch länger nicht in Schwung.

Ich habe es nicht ungern gelesen, ...

Ich bin überrascht, dass das Buch so ein Bestseller ist. Generell finde ich "forensische Anthropologie" sehr spannend, aber irgendwie kam das Buch länger nicht in Schwung.

Ich habe es nicht ungern gelesen, bin aber auch nicht begeistert davon. Tatsächlich habe ich einige Handlungen direkt durchschaut, sodass der ein oder andere Plottwist für mich nicht mehr so überraschend kam. Man hat außerdem an der ein oder anderen Stelle gemerkt, dass das Erscheinungsdatum schon etwas her ist. Der Protagonist ist ganz gut, allerdings sind mir hier (wie bei den meisten Thrillern) die Frauenrollen viel zu stereotyp und ohne eigene Agenda. Meiner Meinung nach wurde auch das eine oder andere Handlungsklischee bedient.

Davon abgesehen war das Buch ganz in Ordnung, aber ich fand es nicht so toll, wie es ein Buch in der 57. Auflage eigentlich verspricht zu sein. Vielleicht eher für Leute geeignet, die sich an Klischees nicht so aufreiben und noch nicht allzu viele Thrillerhandlungen gelesen haben...

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Tiefes Thema mit flacher Erzählung

Die Hölle war der Preis
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2,5-3 Sterne. Interessante Geschichte, die mich in der Art und Weise der Erzählung aber nicht begeistern konnte.

Vorneweg: das Hörspiel kann ich leider nicht wirklich empfehlen (Erläuterung dazu weiter ...

2,5-3 Sterne. Interessante Geschichte, die mich in der Art und Weise der Erzählung aber nicht begeistern konnte.

Vorneweg: das Hörspiel kann ich leider nicht wirklich empfehlen (Erläuterung dazu weiter unten), bei Interesse an der Thematik könnte ich das Buch (zum Lesen, nicht Hören) Leuten empfehlen, die kleinere Ungereimtheiten verzeihen können.


Inhalt: Gisa Stein, genannt Peasy, lebt mit ihrem Mann Ed in der DDR. Peasy ist zutiefst unglücklich über ihre Lage, denn sie musste das eine aufgeben, was ihr Spaß gemacht hat: das Tanzen. Sie und ihr Mann, der von Natur aus rebellisch ist, unternehmen einen Fluchtversuch und scheitern. Als Strafe werden sie zu langen Haftstrafen in Zuchthäusern verdonnert. Das Hörspiel erkundet die grauenhaften Abgründe der DDR und schildert die unfassbar unmenschlichen Schikanen, die die Häftlinge ertragen mussten.


Meinung: Das Buch schildert Gisas Alltag im Frauenzuchthaus, bietet aber auch Einblicke in ihr vorheriges Leben in Form von Rückblenden. Die Passagen aus Gisas Vergangenheit fand ich sehr gelungen, davon hätte ich gerne mehr gehabt. Denn die Passagen in den verschiedenen Gefängnissen waren langatmig und so wiederholend und eintönig (Das liegt nicht am Gefägnisalltag, die Beschreibungen ziehen sich nur), dass ich sehr konzentriert zuhören musste, um nicht mit den Gedanken auf Wanderschaft zu gehen.

Die Sprecherin hat an sich eine angenehme Stimme. Die "netten" Charaktere sind auch alle mit einer angenehmen Stimme versehen. Die "bösen" Charaktere, also die Wärterinnen und Beamten der DDR, hatten durchweg nasale und leiernd Stimmen und klangen, als ob ein Mensch genervt nachgeäfft wird. Zudem waren die Akzente nicht richtig und somit extrem nervtötend. Am Anfang dachte ich noch, dass ich Sächsisch einfach nicht allzu gut einschätzen kann, doch dann kam Kölsch. Das kann ich sehr gut einschätzen und es klang kein bisschen wie Kölsch. Wenn man die Dialekte nicht intonieren kann, sollte man es lassen, da auch so das Zuhören anstrengend wird und es viele verbale Interaktionen in dem Buch gibt.

Was mich ein wenig an Peasy als Protagonistin gestört hat: ihr scheint es ja an sich nicht allzu schlecht in der DDR gefallen zu haben, bis ihr das Tanzen genommen wurde. Ed hingegen ist von Anfang an als rebellisch beschrieben. Sie wirkt sehr naiv (nicht auf die gute Art) und ich konnte nicht mit ihr warm werden.

Obwohl das Thema so schwerwiegend und tief ist, war die Erzählung für mich seltsam flach. Ich konnte keinerlei Beziehung zu den Charakteren aufbauen und habe Gisa auch als leicht nervig empfunden. Natürlich sind ihr schlimme Dinge widerfahren, ihre Reaktionen, Handlungen und Einstellungen kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Hinzu kommt, dass es hier und da in der Erzählung kleinere Ungereimtheiten und Fehler gab. Diese kleinen Fehler haben mich dann leider an der gesamten Glaubwürdigkeit zweifeln lassen. Da das Buch "auf wahren Begebenheiten beruht", stelle ich mir nun leider vor, dass die Autorin nicht allzu genau die Zeit im Gefängnis beschrieben hat, und zum Zwecke der Unterhaltung kleine (ausgedachte) Elemente hinzugefügt hat. Wenn diese dann auf Kosten der Glaubwürdigkeit hinzugefügt werden, verfehlen sie irgendwo ihren Zweck. Natürlich weiß ich, dass die Gefängnisse dort menschenverachtend und wirklich grauenhaft waren, daher wäre es eigentlich schön, wenn man einer Geschichte neben den Fakten auch das Erzählerische abkaufen würde.

Für das Ende hätte ich mir mehr Informationen zum weiteren Leben der beiden gewünscht. Ed kam zwar auch in der gesamten Geschichte zu kurz, aber es ist schließlich Gisas Perspektive.

Die Einteilung in so kurze "Hör"-Kapitel fand ich sehr praktisch, denn so konnte man auch zwischendurch immer wieder weiterhören, ohne lange die richtige Stelle suchen zu müssen.
Alles in allemist "Die Hölle war der Preis" ein (Hör)Buch, das mir vermutlich gelesen wesentlich mehr Spaß als gehört gemacht hätte. Die Inhalte fand ich zwar sehr spannend und interessant (wenn auch grausam und erschreckend, womit man jedoch bei einem solchen Buch rechnen sollte), die Art und Weise der Erzählung hat mich jedoch einiges an Motivation zum Weiterhören gekostet. Denn nicht nur die Intonation der Sprecherin hat das Hören so anstrengend gemacht: auch Aufbau, Längen der Passagen und die kleinen Logikfehler haben meine Begeisterung stark gedämpft.

Das Hörbuch empfehle ich nur Leuten, die kein Problem mit falschen Akzenten und übertriebenen Stimmen haben und auch kleine Fehler in Büchern verzeihen. Gelesen fallen einem eventuell auch die langatmigen Passagen mit wiederholenden Elementen (die vielleicht als Stilmittel gewertet werden könnten) weniger auf.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Alltagsproblemchen und Situationskomik :)

Aschenputtel verlässt ihren Prinzen
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Inhalt: Bine ist Ende dreißig, wurde gerade von ihrem Mann verlassen und muss nun ihr Leben alleine in den Griff kriegen. Das ist nicht immer einfach, denn ihr Nannyjob wird durch eine hochnäsige Ehefrau, ...

Inhalt: Bine ist Ende dreißig, wurde gerade von ihrem Mann verlassen und muss nun ihr Leben alleine in den Griff kriegen. Das ist nicht immer einfach, denn ihr Nannyjob wird durch eine hochnäsige Ehefrau, ihren lüsternen Gatten und die widerspenstigen Kinder nicht gerade einfach sein. Timi ist in der Trotzphase und Sarah-Jane schleppt ein Kleintier an. Doch dann wendet sich auch das Blatt für Bine

Meinung: der Sprachtil ist so einfach, dass ich das Buch ein einer Sitzung "weggelesen" habe. Hätte gerne auch etwas länger sein dürfen, zum Beispiel mit ausführlicheren Szenen :) Bine ist etwas schusselig und naiv, was ihr so manche Probleme einbrockt. Dafür schließt man sie dann aber schneller ins Herz. Zwar wird hier das ein oder andere Klischee bedient, es ist jedoch auch so amüsant dargestellt, dass man darüber unweigerlich schmunzeln muss. Es ging mir allerdings manchmal etwas zu schnell oder zu einfach. Da es aber eher um schöne Unterhaltung geht, hält sich mein Anspruch an die Realität auch in Grenzen. Alles in allem kann man mit dem Buch einen schönen Nachmittag füllen :) Wie gesagt, ein paar mehr Seiten hätten mir gut gefallen!

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