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Veröffentlicht am 17.04.2020

Ein exzellenter Beobachter

Lange Schatten. Der vierte Fall für Gamache
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Wie jedes Jahr zu ihrem Hochzeitstag am kanadischen Nationalfeiertag 1. Juli fährt Armand Gamache, Leiter der Mordkommission der Sûreté du Québec mit seiner geliebten Ehefrau Reine-Marie in das Manoir ...

Wie jedes Jahr zu ihrem Hochzeitstag am kanadischen Nationalfeiertag 1. Juli fährt Armand Gamache, Leiter der Mordkommission der Sûreté du Québec mit seiner geliebten Ehefrau Reine-Marie in das Manoir Bellechasse. Das Luxushotel von zurückhaltender Eleganz und Solidität, das einst eine riesige Jagdhütte inmitten der kanadischen Wildnis war, ist ein Geheimtipp, und trotz seiner Vergangenheit das Töten streng verboten. Dieses Jahr ist es leider nicht so idyllisch wie in den 25 Jahren zuvor. Bis auf ihr Zimmer, sind alle anderen mit Mitgliedern der seit Jahren zerstrittenen Familie Finney belegt. Zu Ehren des verstorbenen Patriarchen soll eine Statue mit seinem Konterfei im Garten errichtet und eingeweiht werden. Die Einweihung fällt leider aus, da die Gärtnerin unter ihr begraben, eine von der Statue erschlagene Tochter der Familie findet. Doch es war kein Unfall, sondern Mord. Die Stimmung kippt und wird nun alles andere als gemütlich. Auch Gamache wird offen angefeindet, ihn wurmt vor allem, wie denn eine so schwere Statue überhaupt hatte umkippen können. Ohne schwere Geräte, war dieser Koloss nicht zu bewegen, oder? Gamache tappt im Dunkeln und fürchtet, das das Motiv für diese Tat schon Jahrzehnte zurückliegt.

Ein schier unmöglicher Mord und das auch noch außerhalb von Three Pines! Ich hatte ja zu Beginn befürchtet, dass dieser Fall ganz ohne die liebgewonnen, sehr eigenwilligen Charaktere aus dem verborgenen Dörfen auskommen muss, aber nein, dem ist nicht so. Wer gründlich gelesen hat, bemerkt, dass sowohl das Hotel, als auch Three Pines tief in den Wäldern von Québec liegen und somit gar nicht so weit von einander entfernt. Dennoch spielt der Ort mit den meisten seiner Bewohner eine untergeordnete Rolle, allerdings bringt der Briefträger schweren Herzens eine Einladung für die ungeliebte Familienfeier im Manoir Bellechasse in eines der Häuser im Ort, ohne zu verraten, an wen diese adressiert ist. Dies ist einer der schriftstellerischen Kniffe der Autorin. Sie streut kleine Hinweise, die einen ins Grübeln bringen, wenn man sie aufschnappt und auf deren Auflösung man gespannt ist. Andere vergisst man im Laufe des Hörens wieder, nur um am Ende festzustellen, dass sie doch relevant für die Lösung des Falles waren.

Die Stärke der Reihe liegt ganz eindeutig in den Charakterbeobachtungen. So gibt es in der versammelten Familie lediglich 1 Kind. Bean, 10 Jahre alt, über das ein scharfer Beobachter bemerkt: „Bean kann nicht hüpfen“. Gamache trifft diese Bemerkung, seine rechte Hand versteht sie nicht. Ein Gedanke an meine zehnjährige Tochter und ich bin geschockt, denn selten gehen Kinder in dem Alter, sie springen, hüpfen, tänzeln, schleichen..... Solche Beobachtungen führen Gamache auch letztlich zur Lösung einer scheinbar unmöglichen Tat. Wie um alles in der Welt sollte es ein Mensch mit bloßen Händen schaffen, einen so schweren Stein zum Kippen zu bringen? Die Familie ist viel zu zerstritten, um die Tat gemeinsam zu begehen und warum ausgerechnet sie? Je mehr Gamache nachdenkt und in der Vergangenheit wühlt, desto mehr Gründe für einen Mord entdeckt er, wenn auch nicht an diesem Opfer, sondern an den noch Lebenden.
Doch das ist nicht alles was ihn beschäftigt. Sein Sohn Daniel wird erneut Vater und teilt ihm den Namenswunsch mit, falls es ein Sohn würde. Gamache ist entsetzt und muss sich seiner eigenen Vergangenheit und Ängste stellen. Dabei tritt ein weiterer Gast als Katalysator auf, denn er ist seinem Vater begegnet und erzählt von dieser Bekanntschaft. Das führt nicht unbedingt dazu die Stimmung zwischen dem Ermittler und den Gästen zu entspannen und vermag scheinbar den Leiter der Mordkommission zu sehr von der Aufgabe vor Ort abzulenken.
Es ist ein ruhiger Krimi, fernab von Handynetzen, in einer Art Zeittunnel zurück in der Vergangenheit. Denn auch wenn das Manoir Bellechasse mit jeglichem analogen Komfort ausgestattet ist, so sind die Wälder doch ein einziges Funkloch, der digitale Fortschritt ein Fremdwort. Das entschleunigt und bringt Zeit zum Nachdenken, dabei drängt die Zeit, sollte der Täter sich in die Enge gedrängt fühlen.
Denken ist das zentrale Motiv der Reihe, keine minutiöse forensischen Analysen, keine ausführliche Leichenbeschau, keine unappetitlichen Szenen, die man nicht unbedingt beim Kochen hören möchte.... Kultiviert und gebildet, mag der aufmerksame Hörer eventuell noch einiges lernen. Ich mag die Reihe mit jedem Fall mehr, je mehr ich von Familie Gamache erfahre und die Arbeit der Mordkommission kennenlerne...

Hans-Werner Meyer höre ich sehr gerne. Er klingt gepflegt, besonnen, kultiviert und unaufgeregt, genau wie Gamache. Interessanterweise sind es nicht die weiblichen Interpretationen, die ich bei ihm nicht so mag, sondern die einiger Männer. Beauvoir, die rechte Hand des Chefinspektors klingt immer leicht näselnd und überheblich, dabei ist er kein übler Kerl. Pierre Pattenod der Maître de mit seiner zurückhaltenden Eleganz eigentlich sympathisch, aber auch er klingt bisweilen etwas ältlich trottelig, obwohl er doch stets fast alles im Griff zu haben scheint. Wirklich stören tut mich aber Peter und das wird mit uns beiden wohl nichts mehr werden. Bislang sollte er wohl ein sympathischer Charakter sein, auch wenn er Gamache hin und wieder zu fragwürdigen Äußerungen hinreißt, für mich klingt er aber stets trottelig! Mein Liebling war bislang Ruth Sardo, die spitzzüngige Dichterin und auch wenn ihr Auftritt diesmal nur kurz ist, ist er nicht weniger gelungen. Dafür brilliert Hans-Werner Meyer als Eliane Finney, die herablassende, Familienobere mit der giftigen Zunge. Jeder bekommt seine eigene erkennbare Stimme.... Als Hamburger ist er vielleicht des Franzsösichen nicht so mächtig, da ich mir sicher bin, dass einige Namen anders ausgesprochen werden, aber wer weiß das bei Franco-Kanadiern schon so genau?

Ein kniffeliger Fall, wobei ich die Reihe mit jedem Fall lieber mag, da für mich Armand Gamache immer mehr an Profil gewinnt. Auch wenn dieser Band bereits 2008 erstmals in Kanada erschien, mindert dies nicht seinen Reiz, da es nicht um technische Finesse, sondern um Esprit geht und der ist zeitlos!

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Warmherzig, mutig, spannend!

Fjelle und Emil – Teil 2: Monstermäßig wilde Abenteuer
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Fjelle ist jetzt genau das, was er sein will und immer sein wollte: Emils bester Freund! Warum das so bemerkenswert ist? Na ja, Fjelle ist ein moosgrünes, super starkes und schlaues Monster, das sehr sensibel ...

Fjelle ist jetzt genau das, was er sein will und immer sein wollte: Emils bester Freund! Warum das so bemerkenswert ist? Na ja, Fjelle ist ein moosgrünes, super starkes und schlaues Monster, das sehr sensibel ist und die Stimmungen, der Menschen um sich herum auffängt. Im ersten Band rund um die ungewöhnliche Freundschaft des jungen Monsters mit dem Bäckerssohn, wurde Fjelle wegen einer kleinen Unbedachtheit fies angefeindet und in Flusenbek waren Monster plötzlich unerwünscht. Nun geht alles wieder seinen normalen Gang, sollte man meinen, aber Schuldirektor Unterberg, der selbst ein Monster ist, wird plötzlich so merkwürdig. Er will mit den Kindern im Unterricht nur noch spielen und Spaß haben, er kichert und verschluckt beim Sprechen Buchstaben, so dass er richtig schwierig zu verstehen ist. Das sorgt ganz schön für Unruhe gerade bei den Eltern, der Flusenbeker Schüler, die so mit dem Unterricht nicht zufrieden sind. Er wird abgesetzt und seine Vertretung ist furchtbar streng! Fjelle und Emil wollen daher Herrn Unterberg helfen und Fjelle erinnert sich an eine seltsame Monsterkrankheit. Das Heilmittel gegen diese Überemotionalität ist eher ein Mythos, eine verborgene geheime Quelle in den versteckten Monsterhöhlen, zu der der Weg voller Gefahren steckt und zu der es keine Karte oder Wegweiser gibt!

Zu Beginn genießt man einfach mit den zwei Freunden deren nunmehr wieder allgemein akzeptierte Freundschaft und Neueinsteiger in die Reihe lernen Fjelles fantastische Fähigkeiten kennen. So einen Freund wünscht sich doch wohl jedes Kind: loyal, unglaublich stark, geduldig, einfallsreich, witzig, hilfsbereit.... doch dann wird es merkwürdig, denn so kennt doch kein Kind den Schulunterricht und selbst in Flusenbek ist dies so nicht üblich. Was folgt ist eine unglaublich abenteuerliche und spannende Reise ins Ungewisse. Man trifft einige liebgewonne Monster wieder und lernt auch ganz neue, mit merkwürdigen oder besser unglaublichen Fähigkeiten kennen. Nicht immer sind sie gut gelaunt, manchmal auch etwas ruppig, aber absolut unentbehrlich bei der Suche nach dem einzigen bekannten Heilmittel!

Der Einstieg ist wirklich eine super Geschichte zum Einschlafen, witzig und mit einem echten Wohlfühlhörgenuss. Doch die zweite CD zieht im Tempo richtig an und ist besser zum Aufwachen geeignet, weil es ganz schön unheimlich und gefährlich unter der Erde ist. Doch wer Fjelle und Emil kennt, kann sich eigentlich ganz sicher sein, dass sie auch die gefährlichsten Situationen meistern werden und alles gut ausgehen wird. Wie sie dass aber wieder hinbekommen sollen, das ist eine wirklich spannende Frage und der Weg zum glücklichen Ende das Ziel des Hörgenusses. Denn Philpp Schepmann ist ein Garant für Hörgenuss. Seine Stimme dürfte so ziemlich allen Kindern vom kleinen Drauchen Kokosnuss her bekannt sein, was auch ein beruhigender Faktor ist, für die unheimlichen Szenen in den gefährlichen Monsterhöhlen. Seine Stimme klingt immer gleichzeitig freundlich und doch auch lebendig. Sie trägt die Situation in jeder Lage, transportiert glaubwürdig die jeweiligen Stimmungen und verströmt dennoch ein Wohlgefühl. Durch seine lebendige Erzählweise hört man ihm jederzeit gerne zu.

Anne Scheller greift mit ihrer Fjelle und Emil Reihe, den Wunsch vieler Kinder nach einem einzigartigen Freund mit ganz besonderen Fähigekeiten und Kräften auf. Doch so ein Freund erweckt auch Neider und so erfahren die Kinder immer wieder anschaulich, wie schmerzhaft Ausgrenzung sein kann. Denn auch wenn die Monster supercool sind, sobald etwas schief läuft, wird mit dem Finger auf sie gezeigt und wieder betont, dass sie ja anders sind, nicht so wie wir! So begreifen Kinder ab 8 Jahren auf spannende und witzige Weise die Problematik von Vorurteilen und Ausgrenzung und die wohltuende Bedeutung von Toleranz und Loyalität!

Ein wertvolles Hörerlebnis für Kinder ab 8 Jahren, das wir gerne weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Wunderschön illustriert

Sammy - Die unglaublichen Abenteuer einer kleinen Maus
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Sammy ist eine kleine, neugierige Maus, die bei seinem Menschen Hank in einem gemütlichen Schuhkarton auf dem Bauernhof von Hanks Eltern lebt. Er ist glücklich und zufrieden mit seinem gemütlichen Leben ...

Sammy ist eine kleine, neugierige Maus, die bei seinem Menschen Hank in einem gemütlichen Schuhkarton auf dem Bauernhof von Hanks Eltern lebt. Er ist glücklich und zufrieden mit seinem gemütlichen Leben und den leckeren Sonnenblumenkernen, die Hank ihm regelmäßig gibt. Doch Hanks Bruder Jimmy will mehr, er sucht das Abenteuer! Er hat ein ferngesteuertes Flugzeug gebaut und auf den Namen „Sammys Zauberblitz“ getauft. Darin ist Platz genug für Sammy als Piloten und auch noch für Fracht! Hank ist mulmig bei dem Gedanken sich von Sammy zu trennen und vor Sorge um dessen Sicherheit. Doch Jimmy setzt sich durch und so startet Sammy unfreiwillig in das größte Abenteuer seines Lebens. Er landet etwas holprig in einem entfernteren Waldstück, wobei seine Maschine etwas beschädigt wird. Ratlos steigt Sammy unverletzt aus und findet Zuflucht in einer Kolonie Waldmäusen. Auch wenn diese noch so nett sind, besonders Fiona die Enkelin des Stammesoberen, so schmeckt es ihm dort nicht so recht und er vermisst Hank. Außerdem bedroht ein hinterhältiges Wiesel namens Mustela die kleinen Nager. Er beschließt sein Flugzeug zu suchen und Waschi den Dachs und Reparaturspezialisten um Hilfe zu bitten. Alleine bricht er auf, um ihn und die Zauberblitz zu suchen.

Die Illustrationen des Autors sind etwas ganz Besonderes. Sie sehen aus wie Bleistiftzeichnungen, einfach und schlicht. Doch durch ihre Tiefe und das Spiel von Licht und Schatten wirken sie unglaublich lebendig. Normalerweise schaut sich meine Tochter Illustrationen in Büchern besonders lange und gründlich an, wenn sie ihr besonders gut gefallen. Hier ist es anders, sie betont immer wieder, wie gut der Illustrator doch zeichnen kann. Wie echt alles aussieht und wie schön es ist. Dabei kann ich sie gut verstehen, die Illustration ist auch wirklich besonders schön und drum auch vielfach über ganze Doppelseiten gefertigt. Sie sind so zahlreich und die Schrift so angenehm groß, dass sich dieses Buch nicht nur zum Vorlesen sehr gut eignet, sondern für besonders gute Leser der Altersgruppe von 6 – 8 Jahren auch zum Selberlesen.

Wie viele Kinder ist Sammy sowohl neugierig, als auch auf seine Schlemmereien und seinen Komfort bedacht. Da kann man sich gleich gut in ihn hineinversetzen. Das Fliegen ist ihm etwas unheimlich und macht ihm auch etwas Angst. Auch das ist für Kinder direkt ein gut nachvollziehbarer Beginn, der Sammy einen gleich ans Herz wachsen lässt. Als er landet, beweist er auch Mut und Geschick und mit der Ungewissheit wird es dann richtig abenteuerlich! Sehr schön finden wir, dass Sammy sich trotz seiner Ängste um andere sorgt. So lehnt er Fionas Angebot ihn zu begleiten aus Sorge um ihre Sicherheit ab, auch wenn er ihre Hilfe bei der Suche nach Waschbär Waschi, dem Reparaturspezialisten des Waldes sicher gut gebrauchen könnte! Doch lange bleibt er nicht alleine, er findet schnell ungewöhnliche Weggefährten, denen man gar nicht ansieht, wie mutig und nützlich sie noch sein werden. Diese Antihelden haben jeder seinen eigenen Charakter und es ist um so liebenswerter, dass Sammy niemanden ausschließt. Diese Freundlichkeit wird auch belohnt, denn der Absturz ist nicht das größte Abenteuer. Es wird noch richtig gefährlich, schließlich will Mustela sich dafür rächen, dass Sammy ihm entkommen ist und das scheinbar magische Flugzeug in seine Gewalt bringen, um seine Macht zu mehren! Die Tiere legen hier sehr viele menschliche Eigenschaften an den Tag! Doch die Kleinen werden es gemeinsam den Großen zeigen und so geht dieses Abenteuer natürlich für die kleinen Helden glimpflich aus. Der Erzählstil ist sehr lebendig und die Kapitel schön kurz, so daß es wirklich super zum Alter der Zielgruppe passt. Die tierischen Freunde sind einem am Ende so sehr ans Herz gewachsen, dass es besonders schön ist, dass der Schluss ein Wiederlesen mit ihnen ermöglicht. Die Freunde haben nämlich so langsam Gefallen am gemeinsamen Abenteuer gefunden!

Autor Henry Cole hat dieses tierische Abenteuer ganz außergewöhnlich liebevolle und schön illustriert. Es ist ein echter Hingucker, in dem man wirklich versinken mag. Dadurch hebt es sich ausgesprochen positiv aus der Masse der Neuerscheinungen ab. Dabei sind die Erlebnisse des kleinen Mäuserich sowohl spannend, als auch echtes Vorbild an Toleranz und Freundschaft. Es eignet sich auch besonders gut zum Vorlesen in der Grundschule.

Sehr gerne empfehlen Franziska (10) und ich dieses tierische Freundschaftsabenteuer weiter.

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Veröffentlicht am 12.04.2020

Warmherzig und witzig!

Agentur Pechpilz und Glücksvogel
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Pippa geht in die 6. Klasse des Gymnasiums und ist dort nur „die Neue“, da sie erst vor wenigen Monaten in die Gegend gezogen sind. Aber sie ist so ruhig und unauffällig, dass sie keiner wahrnimmt, denn ...

Pippa geht in die 6. Klasse des Gymnasiums und ist dort nur „die Neue“, da sie erst vor wenigen Monaten in die Gegend gezogen sind. Aber sie ist so ruhig und unauffällig, dass sie keiner wahrnimmt, denn die anderen kennen sich ja bereits seit der Grundschule und z.T. seit dem Kindergarten. Auch zu Hause fällt sie neben ihrem großen Bruder John, der Superstar werden möchte und die 11. Klasse wiederholt und den vierjährigen Zwillingen Jolina und Anton nicht groß auf. Ihr Vater ist Arzt im Schichtdienst und ihre Mutter Computerspezialistin, wer keine Probleme macht, findet kein Gehör. Als sie gedankenverloren auf dem Heimweg zu weit läuft, lernt sie die Opernsängerin a.D. Frau Glücksvogel kennen, deren Kanarienvogel Pavarotti entflogen ist. Sie hilft ihr den Vogel einzufangen und wieder in seinen Käfig zu bringen. Zum Dank bekommt sie heiße Schokolade und Aufmerksamkeit. Dieser Genuss ist gegenseitig und da Pippa eine gute Zuhörerin ist, stellt sie fest, dass in diesem Altersheim jede Menge Potenzial steckt, das man gut vermitteln könnte und auch die Schüler den Heimbewohner helfen könnten!

Meine Tochter (10) war von Anfang an total gebannt und konnte nicht mehr aufhören zuzuhören. Kein Problem, Schlaf wird überbewertet, wenn eine Geschichte spannend ist. Die e und nachdenkliche Pippa, hat sie auf Anhieb gemocht und das nicht nur weil beide ein Snoopy Schlafanzugoberteil tragen! Pippa denkt auch über ähnliche Sachen nach, zum Beispiel über die Absurdität einiger Redewendungen. Ihr Vater verlässt doch nicht allen Ernstes das Haus! Er geht doch nur zur Arbeit Was soll „das Haus verlassen“ denn eigentlich heißen? Auch andere Probleme versteht sie zu gut: dass Pippa ein Problem mit der Zeit hat und immer die letzte ist, die den Klassenraum verlässt.... Aber sie ist sehr froh, anders als Pippa Oma und Opa vor Ort zu haben, denn so muss sie nicht wie Pippa in die Nachmittagsbetreuung, die kann Pippa nämlich nicht leiden und das Essen dort auch nicht! Pippa ist pfiffig, allerdings nur energisch wenn ihr etwas so richtig gegen den Strich geht! Das kommt aber schon mal vor!

Pippa ist total sympathisch, ebenso wie Frau Glücksvogel, die ganz reizend ist und keine überhebliche Diva, auch wenn sie mit den Großen der Welt auf einer Bühne gesungen hat. Doch das Schönste an den Beiden, ist der Respekt den sie für einander, aber auch für ihre Mitmenschen haben. Um befreundet zu sein, muss man nicht in einem Alter sein, sondern nur auf der gleichen Wellenlänge!

Lea Kalbhenn ist die perfekte Wahl für dieses Hörbuch, das ja durchaus sprecherisch sehr anspruchsvoll ist. Gekonnt wechselt die Moderatorin und Synchronsprecherin nicht nur zwischen Pippas verschiedenen Stimmungen von zaghaft, über nachdenklich und entschlossen, sie verkörpert auch überzeugend die alte Operndiva, deren polnische Nachbarin und den pensionierten Lehrer, sowie das Pflegepersonal mit all seinen Eigenheiten. Sie beherrscht damit die hohe Kunst, ihre Stimme sowohl dem Alter der Figur, als auch deren Stimmungen anzupassen, und dabei immer authentisch und lebendig zu klingen. Dabei ist sie jederzeit gut verständlich.

Andrea Schütze ist eine sehr liebevolle und unterhaltsame Geschichte über die Bedeutung der Generationen füreinander gelungen. Wenn die eigenen Großeltern nicht mehr leben oder weit weg sind, heißt das nicht, dass Kinder ohne die Hilfe der älteren Generation aufwachsen müssen. Diese ist besonders wichtig, da sie über das hohe Gut der Zeit verfügt. Doch Kinder nehmen nicht nur, sie geben auch. Hier kann man das wunderbar miterleben und nebenbei noch etwas lernen.

Meine Jüngste (10) hat dieses Hörbuch ab 8 Jahren begeistert, mit seinem Einfallsreichtum und Sprachwitz. Pippas lebhafte Familie findet sie zum Kichern! Eine dicke Hörempfehlung von uns!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei steinbachsprechendebücher für unser Hörexemplar!

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Einfach schön!

Royal Horses - Kronenherz
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Aus beruflichen Gründen ziehen Gretas und Jordans Eltern alle paar Jahre in ein anderes Land. Als ihr Bruder in London ein Studium beginnt, will Greta nicht mehr bei ihren Eltern bleiben, sondern in London ...

Aus beruflichen Gründen ziehen Gretas und Jordans Eltern alle paar Jahre in ein anderes Land. Als ihr Bruder in London ein Studium beginnt, will Greta nicht mehr bei ihren Eltern bleiben, sondern in London zur Schule gehen. Doch dort gerät sie in gefährliche Kreise und die Situation gerät völlig außer Kontrolle. Sie will nur noch weg, will Abstand, sich verkriechen, untertauche. Sie fühlt sich verletzt und verunsichert und das widerspricht allem, was sie bislang von sich, der toughen Rothaarigen zu wissen glaubte. Der Patenonkel ihres Bruders bietet ihr daraufhin die Möglichkeit die Ferien als Praktikantin auf dem abgelegenen und bewachten königlichen Gestüt zu verbringen, dessen Leitung er vor einigen Jahren übernommen hat. Obwohl sie weder mit Pferden noch mit dem Hochadel bislang etwas am Hut hatte, willigt sie ein. Die Pferde scheinen ihr eine innere Ruhe zu vermitteln, ganz anders als Edward, der heimliche Pferdeflüsterer und beste Freund von Prince Tristin. Aber sie hatte ja auch überhaupt keine Ahnung, wer der arrogante Typ war, mit dem sie zuvor, in der Katastrophennacht in London aneinander geraten war und dass Prince Tristin auf dem königlichen Gestüt auftaucht, stand so auch nicht im Protokoll. Greta fühlt sich völlig überfordert, kann sie so die Ruhe finden, die sie braucht, oder steuert sie auf die nächste Katastrophe zu?

Irina Salkow hat eine warme melodiöse Stimme, die sympathisch ist und der man gerne zuhört. Dennoch empfinde ich sie nicht als optimale Wahl, denn ihre Stimme klingt für meinen Geschmack zu reif und vernünftig, nicht nach dem überschäumenden Hitzkopf, als der sich Greta immer wieder erweist. Auch wenn sie für mich nicht nach einem sechzehnjährigen Temperamentsbündel klingt, mag sie das Ohr zu fesseln, die Gedanken schweifen nicht ab, man hört auch in den ruhigeren Szenen gebannt weiter zu.

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der andeutet, dass Greta in großen Schwierigkeiten steckt und den Hang hat, eine schlimme Situation, durch unerüberlegtes Handeln bisweilen noch schlimmer zu machen. Ihre Impulsivität ist bisweilen schneller als ihr Verstand, wobei sie keineswegs dümmlich ist, nur eben etwas hitzig. Dafür zeigt sie Mumm und Entschlossenheit. Da könnte es auf einem ruhigen Gestüt vielleicht etwas langweilig für die Großstädterin werden. Doch schnell stellt sie fest, dass das königliche Gestüt einer großen Familie gleicht. Um Diskretion sicherzustellen, wohnen die meisten Mitarbeiter auf dem Gelände und sind alle schon seit Jahren dort. Einige sind dort sogar aufgewachsen und daher seit Kindertagen mit dem königlichen Nachwuchs befreundet, wenn sie auch das Blitzlichtgewitter nicht fürchten müssen. Eigentlich fühlt sich Greta sehr wohl, würde sie sich nicht durch unüberlegte Bemerkungen immer wieder in Schwierigkeiten bringen, die ihr vor allem Edward nicht verzeihen will. Warum fasziniert sie dieser Typ nur so sehr, wo er doch zu Pferde deutlich netter ist, als zu ihr? Prince Tristin, der hier aus Sicherheitsgründen nur James genannt wird, ist da völlig anders. Mit ihm ist alles viel unkomplizierter, eigentlich, denn sein Titel und seine Stellung, bereiten auch im Umgang mit dem entspanntesten Typen Schwierigkeiten. Mit Greta taucht man ab in eine Welt der Ruhe, wie die Pferde sie zu vermitteln vermögen. Sie spiegeln die eigene Seele und helfen, sich selbst zu begreifen. Auch für nicht Pferdemädchen sind diese Szenen interessant, da es nie nur um die Tiere selbst geht, sondern immer auch um Beziehungen oder menschliche Nöte. Mit ihren 16 Jahren ist Greta noch recht jung und muss mit jeder Menge Probleme und Verantwortung klar kommen. Mit ihr erlebt man eine Achterbahn der Gefühle, die einen aus dem eigenen Alltag entführt und träumen lässt. Romantisch, verwirrend und fesselnd, konnte ich nicht mehr aufhören weiterzuhören! Ab 12 Jahren. 4,5 Sterne.

Für mich war dies das optimale Hörbuch zur Ablenkung und für ein schönes Wechselbad der Gefühle in Corona-Zeiten!

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