Hat mich gut unterhalten
Die „Bregenzer Festspiele“ ziehen jedes Jahr zahlreiche Opernstars oder solche die es einmal war oder vielleicht werden, an den schönen Bodensee, der im Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz liegt, ...
Die „Bregenzer Festspiele“ ziehen jedes Jahr zahlreiche Opernstars oder solche die es einmal war oder vielleicht werden, an den schönen Bodensee, der im Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz liegt, an.
Mittelpunkt dieser Festspiele steht neben Verdis Oper „Don Carlos“ Mario Miercoledi, der seine besten Jahre als Tenor schon hinter sich hat und nun als Bariton sein - vorrangig weibliches - Publikum erfreuen will. Die Opernfreunde lieben ihn, seine Kollegen und die Belegschaft der Festspiele kann seine arrogante Art so überhaupt nicht ausstehen. Nicht nur, dass er zahlreiche Starallüren hat, findet er sich selbst unwiderstehlich und baggert die holde Weiblichkeit auch vor den Augen seiner Ehefrau an.
Nun wird Miercoledi in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden. Der eilig herbeigerufene Arzt stellt einen natürlichen Tod fest, was auf Grund der Medikamentenschachteln auf dem Nachttisch und dem Alter des Toten durchaus möglich sein kann. Wenig später ist alles anders und es steht fest, dass der Sänger mit dem Gift der Eibe ermordet worden ist. Nur, von wem? Die Anzahl der potenziellen Verdächtigen ist recht lang: Von der Ehefrau über Kollegen bis hin zur enttäuschten Geliebten oder einem gehörnten Ehemann. Also, lieber Leser, such dir einen aus ...
Die deutsche Polizei, denn der Mord passiert im schönen Lindau, tappt anfangs im Dunkeln, bekommt aber starke Unterstützung von Victoria Benning, der Regieassistentin und ehemaligen Journalistin. Sie ist die Gemahlin des Regisseurs und Sängers Lucas Benning und kennt ihre Papenheimer in der Opernwelt recht gut. Außerdem ist sie neugierig genug, um selbst einige Nachforschungen anzustellen. Dass sie dabei in Lebensgefahr gerät, und zwar nicht nur einmal, versteht sich von selbst.
Meine Meinung:
Dieser Krimi ist mein erster von Autorin Sibylle Luise Binder. In rasantem Tempo steigen die Leser gleich in die Opernwelt ein, in der es nicht nur auf der Bühne um Leidenschaft, Liebe und Gewalt geht.
Die Charaktere haben alle so ihre Ecken und Kanten. Sie sind mit viel Liebe zu Detail herausgearbeitet. Das trifft die Guten wie die Bösen.
Der Schreibstil ist herzerfrischend, locker und gut zu lesen. Unerwartete Wendungen führen Leser wie Ermittler in die Irre. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und es gibt häufig Anlass zum Schmunzeln. Ich erwähne nur kurz die Ausfahrt mit dem Schwan oder die Bezeichnung “rorarei“ (= rote, rasende Reisschüssel) für ihr kleines Auto eines koreanischen Konzern. Auch der Musikerjargon, der aus dem Ballett „Schwanensee“ ein wenig despektierlich „Ententümpel“ macht.
Der eine oder andere Leser wird vielleicht mit den italienischen Ausdrücken bzw. mit dem Inhalt der einen oder anderen Oper so seine liebe Not haben. Doch erklärende Fußnoten helfen da weiter.
Ich hätte mir noch ein wenig mehr Lokalkolorit aus der schönen Stadt Bregenz gewünscht. So ein Spaziergang durch die Altstadt oder an der Seepromenade hätte mir schon gut gefallen. Aber, das ist Jammern auf höchstem Niveau. Allerdings gibt es ein paar Inkonsistenzen, die den 5. Stern kosten.
Fazit:
Gerne gebe ich für diesen unterhaltsamen Krimi aus der schönen Bodenseeregion 4 Sterne.