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Veröffentlicht am 23.04.2020

Über Freundschaft und das Leben an sich

Die Unausstehlichen & ich (Band 1) - Das Leben ist ein Rechenfehler
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Die 11-jährige Enni muss nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen ihre Pflegefamilie verlassen. Für Enni, die in ihrem kurzen Leben schon viel erlebt hat, ist besonders der Verlust ihres Pflegebruders ...

Die 11-jährige Enni muss nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen ihre Pflegefamilie verlassen. Für Enni, die in ihrem kurzen Leben schon viel erlebt hat, ist besonders der Verlust ihres Pflegebruders Noah schwer zu verkraften. Und auch die Umstellung von Berlin ins pikfeine Halbinternat in den Bergen am Ende der Welt ist nicht einfach. Und obwohl Enni manches dort gut gefällt, verfolgt sie von Anfang an den Plan, zu Noah in die Schweiz abzuhauen. Allerdings ist das nicht so einfach, wenn man mitten auf dem Berg sitzt – Enni benötigt die Hilfe der anderen Schüler, auch wenn sie die größtenteils unausstehlich findet…

Enni ist ehrlich und xxxxxfrech und die Geschichte hat mir insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn ich finde, dass sie für Kinder wahrscheinlich nicht leicht zu lesen ist. Mit Enni bin ich bis zum Ende nicht richtig warm geworden – zu abgebrüht klingen ihre ganzen Gedanken, selbst für eine 11-jährige mit Pflegeheim/-familenerfahrung. Man empfindet einerseits Mitleid und Sympathie – Gefühle, die aber wieder verschwinden, wenn sie berechnend wird oder bei der kleinsten echten oder eingebildeten Provokation sprichwörtlich rot sieht.

Dennoch würde ich für den Inhalt und den anspruchsvollen Schreibstil bedenkenlos 5 xxxxxxx Sterne vergeben, wenn nicht… ja wenn da nicht, die nervige Sache mit dem ewigen Flüchen/Schimpfwörtern wäre. Da jedes Schimpfwort im Internat 50 Cent oder eine halbe Stunde Hausarbeit bedeutet, werden sämtliche „bösen“ Wörter im Text als durchgestrichene Linien in Variationen angezeigt. Eigentlich eine witzige und gute Idee und auch mindestens die ersten 50 xxxxxx Schimpfwörter lustig.

Aber irgendwann stört es beim Lesen, vor allem da alle Schüler und vor allem Enni permanent diese xxxxxx verbotenen Wörter benutzen und die Graphiken (zumindest mich) irritiert haben. Es läuft dann automatisch eine Liste mit Schimpfwörtern im Kopf ab, und man „sucht“, welches Wort hier wohl hingehört. Und auch, wenn die Wörter nicht explizit dastehen, „machen“ sie etwas mit dem Leser, man „liest“ sie automatisch mit. (Das ist bei Kindern wahrscheinlich genauso, auch, wenn sie vielleicht nur ein geringeres „Repertoire“ haben). Ich habe relativ zügig fast die Hälfte gelesen und das Buch dann zur Seite gelegt - nur um festzustellen, dass ich für den Rest des Tages, bei allem was nicht geklappt hat, automatisch sofort passende Schimpfwörter im Kopf hatte. Und das genau wie bei Enni in jedem dritten Satz, überspitzt formuliert. Klingt vielleicht witzig, ist es aber nicht. Ich habe kein Problem mit Schimpfwörtern und finde die Regel übertrieben. Aber lieber normal hinschreiben, dafür vielleicht weniger. Daher von mir trotz des tollen Inhalts nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Neubeginn und Vertrauen

Finde mich. Jetzt
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Zweimal Neubeginn. Tamsin hat in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Eltern in Maine verlassen um in Kalifornien Literatur zu studieren. Und sie beschließt genau jenes kleine Cafe zu ihrem Stammlokal zu ...

Zweimal Neubeginn. Tamsin hat in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Eltern in Maine verlassen um in Kalifornien Literatur zu studieren. Und sie beschließt genau jenes kleine Cafe zu ihrem Stammlokal zu machen, in dem Rhys nach der Entlassung aus dem Gefängnis zu arbeiten beginnt. Liebe auf den ersten Blick ist es nicht. Rhys muss sich nach seiner Gefängnisstrafe, zu der er zu Unrecht verurteilt wurde, erst wieder im Leben zurecht finden. Schritt für Schritt baut er Vertrauen auf und Tamsin hilft ihm dabei…

Normalerweise lese ich diese Bücher mit den farbenfrohen Covern und den Einwort-Titeln nicht, aber hier klang der Plot interessant. Die Geschichte liest sich dann auch flüssig. Dabei wechselt die Perspektive kapitelweise zwischen Rhys und Tamsin hin und her, das mag ich persönlich nicht unbedingt, ist aber Geschmackssache. Wirklich gestört hat mich die Eindimensionalität der Figuren, alles wird unterteilt in gut oder schlecht, Zwischentöne gibt es nicht. Am besten hat mir noch Rhys gefallen, da ist zumindest eine Entwicklung sichtbar. Mit Tamsin hingegen konnte ich am wenigstens anfangen und für mich passte auch ihre Ich-Perspektive mit der Art, wie Rhys sie beschrieben hat, nicht zusammen. Er findet sie süß und sexy und einfach genial – ich fand ihre Sichtweise auf die Welt gelinde gesagt normal, phasenweise langweilig. Außer der Liebe zur Literatur und zu Filmen gibt diese Figur wenig her, was sie besonders machen würde. Auch wirkt das Zitieren von Buchstellen meiner Erfahrung nach in der Theorie um vieles cooler als, wenn das jemand im echten Leben macht. Das Ende kommt dann leider sehr abrupt, so als hätte die Autorin den Text unter Zeitdruck abschließen müssen. Tamsin löst im Null-Komma-Nichts ein Problem, an dem Rhys seit Wochen knappert, er lügt ihr mitten ins Gesicht und begeht eine Straftat. Sie ist deswegen ungefähr 10 Sekunden sauer und danach löst sich alles ganz schnell in Wohlgefallen auf. Schade, in dieser Idee wäre viel mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Aus dem Leben von Gemeindeschwestern

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Band I der neuen Serie von Donna Douglas.

Yorkshire 1925: Die junge Krankenschwester Agnes ist nach einem Schicksalsschlag zu einem Neustart in Leeds gezwungen. Sie beginnt eine Ausbildung zur Gemeindeschwester, ...

Band I der neuen Serie von Donna Douglas.

Yorkshire 1925: Die junge Krankenschwester Agnes ist nach einem Schicksalsschlag zu einem Neustart in Leeds gezwungen. Sie beginnt eine Ausbildung zur Gemeindeschwester, wird aber weder von ihren Kolleginnen noch von ihren PatientInnen akzeptiert. Mühsam kämpft sich Agnes durch das Elend in Quarry Hill – das Gebiet, das sie betreuen soll – und als Leser begegnet man einer Reihe von harten Schicksalen, sowohl auf Seiten der Patienten, als auch auf Seiten der Schwestern…

Ich habe die Nightingale-Serie der Autorin gelesen und diese hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Daher war ich sehr neugierig auf die neue Serie, muss aber sagen, dass hier „alter Wein in neuen Schläuchen“ verkauft wird. Wie bei den Nightingale-Schwestern werden verschiedene Lebensgeschichten parallel erzählt, allerdings fehlt hier das Krankenhaus als interessante Kulisse. Dennoch sind die beschriebenen Schicksale, denen der Nightingale-Serie sehr, sehr ähnlich: Krieg, Armut, Krankheit, häusliche Gewalt, unterwünschte Krankheiten etc. Obwohl dies natürlich zum Teil der beschriebenen Zeit geschuldet ist, ist der Grundtenor fast aller Figuren durchwegs negativ, auch wenn sich einiges wenige zum Schluss positiv auflöst. Agnes wird fast bis zum Ende wieder und wieder von allen Seiten niedergemacht und beschimpft, egal wie viel Mühe sie sich gibt. Daher kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wieso sie in diesem schlecht bezahlten und undankbaren Arbeitsumfeld bleibt. Insgesamt blieben für mich aber alle Figuren auf Distanz, nicht einmal zu Agnes baut sich beim Lesen ein stärkeres Mitempfinden auf. Ich vergebe daher 3 Sterne und empfehle allen LeserInnen, die gerne derartige Romane lesen, die Nightingale-Reihe oder die 3 nostalgischen Susanne-Barden-Bände.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Wieviel Perfektion ist genug?

The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst
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Kann ein perfekt programmierter Roboter eine „normale“ zwischenmenschliche Beziehungen mit all ihren Ärgernissen und Streitereien ersetzen? Und wenn ja, ist so eine streitbereinigte Liebe überhaupt erstrebenswert?

Programmiererin ...

Kann ein perfekt programmierter Roboter eine „normale“ zwischenmenschliche Beziehungen mit all ihren Ärgernissen und Streitereien ersetzen? Und wenn ja, ist so eine streitbereinigte Liebe überhaupt erstrebenswert?

Programmiererin Kelly ist superintelligent, hat aber Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Als Dauersingle ist sie es leid, von ihrer Mutter ständig auf ihr Alter hingewiesen zu werden und da wäre auch noch die bombastische Hochzeit ihrer jüngeren Schwester, bei der sie nicht ohne Begleitung auftauchen kann. Auch steht sie beruflich vor einem wichtigen Projekt, sie soll für einen Wettbewerb einen Prototyp eines Pflegeroboters bauen. Und so kommt eins zum anderen und spontan baut sich Kelly „Ethan“, der sie zur Hochzeit begleiten und danach wieder demontiert werden soll. Aber je länger Kelly mit ihrem „perfekten“ Mann zusammenlebt, desto mehr Zuneigung entwickelt sie für Ethan. Und ihr Lügengebilde wird größer und größer….

Der Roman ist ungewöhnlich und zumindest in der ersten Hälfte unterhaltsam. Danach bricht die Handlung ein und wird vorhersehbar bis zu einem ziemlich abrupten Ende. Mit Kelly bin ich leider insgesamt nicht wirklich warm geworden, sie gibt alles auf die Meinung ihrer Umgebung – diese Figur macht während der gesamten Geschichte keine richtige Entwicklung durch. Auch finde ich die Botschaft bedenklich, dass ein Mensch ohne Beziehung weniger wert ist - erst mit Ethan wird Kelly von sich selbst und ihrer Familie wertgeschätzt. Am Ende erkennt Kelly wie künstlich ihre Beziehung mit dem Roboter eigentlich ist. Leider hat die Autorin diesen wichtigen Aspekt überhaupt nicht aufgegriffen: (Wozu) Brauchen wir überhaupt perfekte Roboter, die zwar vielleicht pflegen können, denen aber gerade das wichtigste fehlt, das ein Mensch braucht, echte, einzigartige Zuneigung. Insgesamt vergebe ich daher 3 Sterne, für ein Buch, das zwar ein interessantes Thema aufgreift, aber leider nur an der Oberfläche kratzt.

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Veröffentlicht am 26.12.2019

Eine wenig gelungene Geschichte der Selbstfindung

Die Sonnenschwester
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Elektra war immer die temperamentvolle kleine Schwester – nun ist sie die beruflich erfolgreichste Schwester und jettet als farbiges Supermodel durch die Welt. Hinter der schönen Fassade ist Elektra jedoch ...

Elektra war immer die temperamentvolle kleine Schwester – nun ist sie die beruflich erfolgreichste Schwester und jettet als farbiges Supermodel durch die Welt. Hinter der schönen Fassade ist Elektra jedoch einsam und sowohl alkohol- als auch drogensüchtig. Fast ein Jahr nach dem Tod ihres Adoptivvaters beschließt sie, sich auch auf der Suche nach der Suche nach ihren Wurzeln zu machen und den Hinweisen in ihrem Brief zu folgen. Elektra trifft Stella, ihre leibliche Großmutter, die ihr von ihrer beider kenianischen Vorfahren erzählt – und sie gleichzeitig ermutigt, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Und deswegen begibt sich Elektra in eine Entzugsklinik…

Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Wie immer gibt es zwei parallele Erzählstränge, in diesem Fall die Erlebnisse von Elektra und die von der jungen Amerikanerin Cecily, die Ende der 1930er Jahre nach Kenia auswandert. Um es offen zu sagen, konnte ich mit Elektra bis zum Ende nicht wirklich viel anfangen. Lucinda Riley hat hier eine ziemlich flache Persönlichkeit erschaffen, denn obwohl mehrfach betont wird, wie hochbegabt die schöne Elektra angeblich ist, merkt der Leser davon nichts, im Gegenteil, und es werden alle gängigen Klischees über Models reichlich bedient. Stella hingegen wirkt reichlich forsch und mischt sich aus heiterem Himmel in das Leben der Enkelin ein – wirklich sympathisch ist auch sie nicht.

Die Geschichte von Cecily, Stellas Adoptivmutter, hingegen ist zwar interessant, aber unterm Strich nichtssagend. Als sie nach sechs Jahren in Kenia ihre Eltern in New York besucht, hat man gefühlte zwanzig Jahre in Kenia miterlebt und gute 500 Seiten gelesen. Dass Cecily, die sich in ihrer ganzen Zeit in Kenia nie auch nur im Geringsten für die aktuelle Politik oder Rassendiskriminierung interessiert hat (dies wird im Text auch nur am Rande thematisiert), in New York plötzlich zur Aktivistin mutiert, nicht nachvollziehbar. Ebenso wenig, dass sie die Ablehnung ihrer konservativen Mutter nicht versteht, als diese entdeckt, dass die vermeintliche Tochter der schwarzen Haushaltshilfe im Bett der kinderlosen Tochter schläft. Man wünscht sich, dass Cecily zumindest versucht, ihren Eltern die komplizierte Situation mit Stella zu erklären, ehe sie mit ihnen für immer bricht und sie als Rassisten abstempelt. Dass Cecily aus dem geplanten Weihnachtsurlaub bei ihren Eltern spontan nie wieder zu ihrem Ehemann zurückkehrt – aus der vorangegangenen Handlung nicht nachvollziehbar. Dass Cecily aus Liebe zu Stella ihr gesamtes eigenes Leben aufgibt, wird als Selbstlosigkeit dargestellt, empfinde ich aber nicht als richtig. Ich würde nicht wollen, dass jemand um meinetwegen auf alle eigenen Träume verzichtet, die Verantwortung für dieses Opfer wäre mir zu schwer.

Insgesamt wirkt der Text leider sehr schlecht strukturiert, es wirkt, als hätte wäre der Autorin am Ende die Zeit (oder die Lust) ausgegangen. Gerade Stellas eigene Erlebnisse, während der Zeit der Bürgerrechtsbewegungen, die sehr interessant gewesen wären, wurden leider auf einige wenige Seiten zusammengekürzt, wohingegen man die Zeit in Kenia locker auf die Hälfte hätte kürzen können.
Generell mag ich diese Reihe, wobei ich es sehr schade finde, dass jede Schwester unbedingt mit einer berühmten Person verwandt sein muss. Ich habe mich auch gefragt, wieso Riley den Hinweis auf Rosa Parks nicht vermieden hat. Wie man mittlerweile weiß, ist das berühmte Foto gestellt und nicht echt – etwas, was auch “Stella“ bekannt sein müsste und Riley sicher recherchiert hat.

Insgesamt wird man aber mit diesem Buch gut unterhalten, wobei mir aber die Geschichten anderer Schwestern besser gefallen haben.

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