Über Freundschaft und das Leben an sich
Die Unausstehlichen & ich (Band 1) - Das Leben ist ein RechenfehlerDie 11-jährige Enni muss nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen ihre Pflegefamilie verlassen. Für Enni, die in ihrem kurzen Leben schon viel erlebt hat, ist besonders der Verlust ihres Pflegebruders ...
Die 11-jährige Enni muss nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen ihre Pflegefamilie verlassen. Für Enni, die in ihrem kurzen Leben schon viel erlebt hat, ist besonders der Verlust ihres Pflegebruders Noah schwer zu verkraften. Und auch die Umstellung von Berlin ins pikfeine Halbinternat in den Bergen am Ende der Welt ist nicht einfach. Und obwohl Enni manches dort gut gefällt, verfolgt sie von Anfang an den Plan, zu Noah in die Schweiz abzuhauen. Allerdings ist das nicht so einfach, wenn man mitten auf dem Berg sitzt – Enni benötigt die Hilfe der anderen Schüler, auch wenn sie die größtenteils unausstehlich findet…
Enni ist ehrlich und xxxxxfrech und die Geschichte hat mir insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn ich finde, dass sie für Kinder wahrscheinlich nicht leicht zu lesen ist. Mit Enni bin ich bis zum Ende nicht richtig warm geworden – zu abgebrüht klingen ihre ganzen Gedanken, selbst für eine 11-jährige mit Pflegeheim/-familenerfahrung. Man empfindet einerseits Mitleid und Sympathie – Gefühle, die aber wieder verschwinden, wenn sie berechnend wird oder bei der kleinsten echten oder eingebildeten Provokation sprichwörtlich rot sieht.
Dennoch würde ich für den Inhalt und den anspruchsvollen Schreibstil bedenkenlos 5 xxxxxxx Sterne vergeben, wenn nicht… ja wenn da nicht, die nervige Sache mit dem ewigen Flüchen/Schimpfwörtern wäre. Da jedes Schimpfwort im Internat 50 Cent oder eine halbe Stunde Hausarbeit bedeutet, werden sämtliche „bösen“ Wörter im Text als durchgestrichene Linien in Variationen angezeigt. Eigentlich eine witzige und gute Idee und auch mindestens die ersten 50 xxxxxx Schimpfwörter lustig.
Aber irgendwann stört es beim Lesen, vor allem da alle Schüler und vor allem Enni permanent diese xxxxxx verbotenen Wörter benutzen und die Graphiken (zumindest mich) irritiert haben. Es läuft dann automatisch eine Liste mit Schimpfwörtern im Kopf ab, und man „sucht“, welches Wort hier wohl hingehört. Und auch, wenn die Wörter nicht explizit dastehen, „machen“ sie etwas mit dem Leser, man „liest“ sie automatisch mit. (Das ist bei Kindern wahrscheinlich genauso, auch, wenn sie vielleicht nur ein geringeres „Repertoire“ haben). Ich habe relativ zügig fast die Hälfte gelesen und das Buch dann zur Seite gelegt - nur um festzustellen, dass ich für den Rest des Tages, bei allem was nicht geklappt hat, automatisch sofort passende Schimpfwörter im Kopf hatte. Und das genau wie bei Enni in jedem dritten Satz, überspitzt formuliert. Klingt vielleicht witzig, ist es aber nicht. Ich habe kein Problem mit Schimpfwörtern und finde die Regel übertrieben. Aber lieber normal hinschreiben, dafür vielleicht weniger. Daher von mir trotz des tollen Inhalts nur 3 Sterne.