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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2020

Darum prüfe, wer sich ewig bindet...

Die Mitte ist ein guter Anfang
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Eva bekommt zum 49. Geburtstag von Arne, dem Vater ihrer fast volljährigen Tochter, einen überraschenden Heiratsantrag. Sie ist sich aber nicht wirklich sicher, ob sie nach so vielen Jahren "wilder Ehe" ...

Eva bekommt zum 49. Geburtstag von Arne, dem Vater ihrer fast volljährigen Tochter, einen überraschenden Heiratsantrag. Sie ist sich aber nicht wirklich sicher, ob sie nach so vielen Jahren "wilder Ehe" überhaupt noch heiraten möchte und, ob sie ihre Beziehung überhaupt noch als glücklich bezeichnen würde. Dazu kommen lauter Trennungen und Beziehungsprobleme um sie herum, die zur Verunsicherung beitragen. Ihre beste Freundin Carla ist dreimal geschieden, bei ihren Eltern kriselt es und auch im Freundeskreis kommt es zu Trennungen. Auch die Suche nach einem Termin, einer Location, nach dem Kleid und nach Ringen gestaltet sich sehr anstrengend und droht die Lust auf das Heiraten zu verderben.

Der Roman zeigt auf, dass Hochzeitsvorbereitungen ganz schön anstrengend sein können und nimmt auch einige Klischees, wie Hochzeitsmessen, den Kleiderkauf mit Freundinnen und Junggesellinnenabschiede auf die Schippe. Dadurch sind immer wieder humorvolle Szenen enthalten. Gerade für künftige Bräute ist einiges sicher ganz aufschlussreich. Es fehlt aber auch nicht an einer guten Dosis Tiefgang, weil man mit der Protagonistin und ihrem Zwiespalt mitfühlt, ob sie nun den Schritt gehen soll oder sich sogar trennen. Und, wie es ausgeht, ist lange nicht vorhersehbar. Der Schreibstil von Franka Bloom ist sehr lebendig, anschaulich und gut lesbar.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Mein Vater der (Tanz-)Bär

Pandatage
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Danny und sein elfjähriger Sohn Will haben es alles Andere als leicht. Liz, die Mutter des Jungen starb vor einem Jahr bei einem Autounfall. Seitdem spricht Will nicht mehr, er leidet unter selektivem ...

Danny und sein elfjähriger Sohn Will haben es alles Andere als leicht. Liz, die Mutter des Jungen starb vor einem Jahr bei einem Autounfall. Seitdem spricht Will nicht mehr, er leidet unter selektivem Mutismus, was seinem Vater große Sorgen macht und Will zum Sonderling in seiner Schule, auf den es die Clique der coolen Jungs abgesehen hat. Und zu allem Überfluss kommen auch noch finanzielle Probleme dazu, Danny schafft es mit seinem Job als Hilfsarbeiter auf dem Bau kaum, für die Miete aufzukommen und hat Schulden bei seinem Vermieter, die der mit Hilfe brutalster Methoden einzufordern versucht. Doch dann verliert Danny auch noch seine Arbeit und findet keine neue, was die Lage endgültig aussichtslos erscheinen lässt. Vor lauter Verzweiflung beschließt er, es, trotz mangelndem Talentes, als Straßenkünstler im Park zu versuchen und zwar tanzend im Pandakostüm. Die Demütigung ist natürlich erst einmal vorprogrammiert, aber er findet so auch neue Freunde, wenngleich seine Lage weiter aussichtslos erscheint.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Danny und Will sind sehr liebenswerte Protagonisten und man muss einfach mit ihnen mitfühlen. Die Charaktere sind überzeugend ausgestaltet. Durch Themen wie die Trauerbewältigung und Mobbing ist eine gute Portion Tiefgang geboten. Dennoch gibt es aber auch immer wieder humorvolle Szenen. Der Schreibstil ist angenehm lesbar und die Handlung fesselnd, da man wissen möchte, ob irgendwann doch noch alles gut wird.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Eine gelungene Mischung aus Mode, Liebe und Tiefgang

Die Kleider der Frauen
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Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, in deren Mittelpunkt jeweils eine starke Frau steht. Estella arbeitet 1940 im, von den Deutschen besetzten Paris, als Schneiderin und fertigt nebenbei Zeichnungen ...

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, in deren Mittelpunkt jeweils eine starke Frau steht. Estella arbeitet 1940 im, von den Deutschen besetzten Paris, als Schneiderin und fertigt nebenbei Zeichnungen auf Haute Couture Schauen an, mit deren Hilfe anschließend günstige Imitate hergestellt werden. Nachdem sie unbeabsichtigt in eine Mission der Resistance verwickelt wurde, muss sie mit einem der letzten Schiffe nach Amerika fliehen, erst in diesem Zusammenhang erfährt sie von ihrer Mutter, das ihr Vater Amerikaner war. In den USA trifft sie dann auf einer Party genau den Mann wieder, der in Paris an der Mission der Resistance beteiligt war, die zu ihrer überstürzten Abreise geführt hat und er übt eine große Faszination auf sie aus, auch wenn sie sich zunächst dagegen wehrt. Aber nicht nur das, plötzlich steht ihr auch noch ihre Doppelgängerin gegenüber und neben ihrem Kampf, als eigenständige Designerin in Amerika Fuß zu fassen und in Liebesdingen das Richtige zu tun, hat sie auch einiges zu klären, was ihre Familiengeschichte angeht.

In der zweiten Zeitebene, im Jahr 2015, steht Fabienne, die Enkelin von Estella im Mittelpunkt, die von der Mode ihrer Großmutter fasziniert ist, aber noch etwas davor zurück scheut, in deren große Fußstapfen zu treten. Die beiden Frauen haben aber ein sehr enges Verhältnis und Fabienne beginnt, nach und nach immer mehr Geheimnisse ihrer Familiengeschichte aufzudecken. Handlungsorte im Jahr 2015 sind Paris, New York und Australien, wo Fabienne geboren ist. Und auch Estellas Enkelin sucht noch nach der großen Liebe.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ich mag es sehr, wenn Bücher sowohl in der Vergangenheit als auch, durch eine zweite Zeitebene, in der heutigen Zeit spielen. Hier habe ich mehr über die gefährliche Arbeit der Resistance erfahren und gleichzeitig aber auch über die Modeindustrie der damaligen Zeit. Dass die Protagonistinnen immer wieder Schicksalsschläge zu verkraften hatten, sorgte ebenfalls für eine gute Portion Tiefgang. Der Schreibstil des Romans war angeblich lesbar und die Handlung hat mich gefesselt. Die verschiedenen Zeitebenen sorgten noch einmal zusätzlich für Spannung. Ich empfehle den Roman daher gerne weiter!

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Der Stoff aus dem die Träume sind

Die Seidenvilla
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Wie der Titel und die Covergestaltung schon vermuten lassen, spielt im ersten Band der neuen Trilogie von Tabea Bach der Stoff Seide eine wichtige Rolle und der Handlungsort ist Norditalien, wo die traditionelle ...

Wie der Titel und die Covergestaltung schon vermuten lassen, spielt im ersten Band der neuen Trilogie von Tabea Bach der Stoff Seide eine wichtige Rolle und der Handlungsort ist Norditalien, wo die traditionelle Seidenweberei früher ein wichtiger Handwerkszweig war.

Angelas Ehemann stirbt nach längerer Krankheit viel zu jung, ihre Tochter hat gerade ihr Studium begonnen und wird selbstständig und ihr fällt zuhause im Speckgürtel Münchens die Decke auf den Kopf, weil sie alles an ihren verstorbenen Mann erinnert. Daher nimmt sie kurz entschlossen die Einladung von Tess, einer alten Freundin ihrer verstorbenen Mutter, an, sie in Asenza, einer fiktiven Stadt im Großraum Venedig zu besuchen, an.

Tess hat ihren Mann vor längerer Zeit ebenfalls verloren und weiß, wie Angela sich fühlt und was sie braucht. Zudem lebt sie in einem traumhaften Anwesen und muss sich wenig Gedanken um Geld machen. Sie ist es auch, die Angela die alte Seidenweberei des Örtchens zeigt. Diese ist sofort fasziniert von der Handwerkskunst und den edlen Stoffen und ihre alte Leidenschaft aus dem Studium ist wieder geweckt. Als der kleinen Manufaktur die Schließung droht, bieten sich dann sogar ganz neue Möglichkeiten für Angela, sofern sie sich traut und bereit ist, ihr altes Leben in Deutschland hinter sich zu lassen.

Die Autorin Tabea Bach hat ausgiebig für diesen Roman recherchiert und der Leser erfährt viel über das Handwerk der Seidenweberei, die Färbertechniken und darüber, wie viel Arbeit in diesem edlen Stoff steckt. Auch das Italien-Feeling kommt nicht zu kurz, indem immer wieder appetitweckende Speisen und typische Getränke aus dem Veneto erwähnt werden und auch anschauliche Beschreibungen der Landschaft und alter Gebäude dafür sorgen, dass man sich gut vorstellen kann, wie Angelas Leben in Asenza aussieht.

Die beiden Protagonistinnen Angela und Tess sind mir beide ans Herz gewachsen, da sie sehr sympathisch sind. Auch die weiteren Charaktere haben zwar teilweise ihre Ecken und Kanten, aber sind dennoch (fast) alle liebenswert. Der Schreibstil von Tabea Bach ist gut lesbar und es fällt schwer, das Buch nicht in einem Zug durchzulesen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den zweiten Teil dieser Trilogie um die Seidenweberei in Asenza.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Entwurzelt

Belmonte
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Dieser Roman um eine deutsch-italienische Familie spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart, in der die etwa 30-jährige Simona von ihrer Großmutter Franca ein Haus in deren Heimatdorf Belmonte in den italienischen ...

Dieser Roman um eine deutsch-italienische Familie spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart, in der die etwa 30-jährige Simona von ihrer Großmutter Franca ein Haus in deren Heimatdorf Belmonte in den italienischen Marken erbt und der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1944, in dem Francas Mutter Teresa die Kämpfer der Resistenza, zu denen auch ihr damaliger Freund gehört, mit Nahrung versorgt und auf dem Rückweg von Deutschen vergewaltigt wird. Neun Monate nach diesem schrecklichen Erlebnis, von dem nur ihre beste Freundin Marta, die sie damals begleitet hat, weiß, wird Franca als "Bastard" geboren, obwohl Teresa auf Anordnung ihres Vaters einige Monate vor deren Geburt noch einen verbitterten Kriegsheimkehrer heiraten musste. Sie hat es dann alles Andere als leicht mit ihm und seiner Familie und das Schicksal meint es nicht gerade gut mit ihr.

Simona, die Urenkelin von Teresa hat gerade ihre Stelle als Landschaftsarchitektin in Kempten verloren und so reist sie nach dem Tod ihrer Großmutter Franca nach Italien in ihr von Franca geerbtes Haus, das Elternhaus von Teresa. Dort warten einige Überraschungen auf sie, unter anderem auch Kassetten, die ihre Großmutter vor ihrem Tod für sie aufgenommen hat und die nach und nach allerlei Familiengeheimnisse aufdecken, zum Beispiel warum Franca überhaupt nach Kempten kam. Aber die fast 100-jährige Marta hält weiterhin dicht, was das schreckliche Erlebnis im Zweiten Weltkrieg angeht. Simona teilt in gewisser Weise das Schicksal ihrer Großmutter Franca, da auch sie nicht weiß, wer ihr Vater ist, das hat ihr ihre Mutter nie verraten und es belastet sie sehr, ihre eigenen Wurzeln nicht zu kennen. Zudem ist sie sich auch unsicher, wie es mit ihrer eigenen Beziehung weitergehen soll, aus der irgendwie etwas die Luft raus ist und in Belmonte sorgt der Enkel der ersten Liebe von Teresa für Gefühlsverwirrung bei ihr. Gleichzeitig gibt es aber auch einen tollen Gemüsegarten am Haus von Franca, der ihr ein neues Aufgabenfeld bietet und eine Ersatzfamilie mit Martas Kindern, Enkelkindern und Urenkeln. Die Verlockung, Kempten aufzugeben und in Italien zu bleiben, ist also recht groß.

Der Roman hat mich sehr gefesselt. Er bietet mit den Themen des deutsch-italienischen Verhältnisses während und nach dem zweiten Weltkrieg am Beispiel der Geschichten von Marta und Teresa, der Entwurzelung von Franca und Simona aufgrund des unbekannten Vaters und den italienischen Gastarbeitern in Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders auch eine gute Portion Tiefgang. Die Charaktere der weiblichen Hauptpersonen sind überzeugend gestaltet und auch das Örtchen Belmonte kann man sich gut bildhaft vorstellen. Der Schreibstil der Autorin ist sowohl anschaulich als auch gut lesbar.

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