interessanter Plot, gut und vor allem spannend umgesetzt
Liebes Kind"Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Ihre Namen habe ich vergessen, bis auf den der Katze, Fräulein Tinky. Ich ...
"Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Ihre Namen habe ich vergessen, bis auf den der Katze, Fräulein Tinky. Ich habe auch einen Mann. Er ist groß, hat kurzes, dunkles Haar und graue Augen. Ich betrachte ihn aus dem Augenwinkel, während ich dicht neben ihm auf dem abgewetzten Sofa sitze….."
---------------------------------------------------------------
Die Idee des Buches ist nicht neu, allerdings ist die Art und Weise in der Romy Hausmann darüber schreibt, schon etwas besonderes. Die Geschichte wird quasi von hinten aufgerollt und beginnt mit der Befreiung des Opfers. Diese Art der Erzählung ist der Autorin sehr gut gelungen. Ich hastete von Kapitel zu Kapitel da ich unbedingt wissen musste, wie es zur Gefangenschaft Lenas kam. Warum Hannah kaum Gefühle zeigt. Warum Lena nach ihrer Befreiung nicht mit der Wahrheit raus rückte. Ich wollte Matthias verstehen, seine Besessenheit, und auch die Teilnahmslosigkeit von seiner Frau. Mehr möchte ich nun nicht verraten, ihr müsst das Buch einfach selber lesen.
Die Charaktere sind zum Teil sehr ausdrucksstark gezeichnet, andere wiederum bleiben blass. Obwohl Hannah eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, konnte ich zu ihr überhaupt keine Sympathien aufbauen. Auch bei „Lena“ fiel es mir hin und wieder recht schwer, in manchen Szenen hätte ich sie am liebsten geschüttelt und angeschrien. Kann man als Leser ja leicht sagen, wenn man eingekuschelt auf dem sicheren Sofa das Buch liest 😉 Matthias hat mich regelrecht genervt, aber auch seine Rolle war natürlich so wie sie Romy Hausmann für ihn erdacht hat, wichtig für die Story.
Da ich mit ihrem zweiten Buch „Marta schläft“ angefangen habe, war mir der Schreibstil der Autorin schon bekannt. Sie schreibt flüssig, bildhaft und schnörkellos. Immer wieder wirft sie uns Lesern kleine Bröckchen hin, lenkt uns auf falsche Fährten, um dann wieder mit einem Paukenschlag eine andere Wendung ins Spiel zu bringen.
Ich bin begeistert vom Buch, vom Plot und von ihrer Art zu schreiben. Ein wahrhaft gelungenen Debut für alle, die es lieben beim lesen um die Ecken zu denken und nicht nur stur „geradeaus“ lesen möchten.