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Veröffentlicht am 24.01.2017

Georgia Reohe Teil 6

Blutige Fesseln
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Im neuersten Thriller von Karin Slaughter werden Will und Faith in eine alte Lagerhalle gerufen. Dort finden sie ein Blutbad vor. Der Tote, Dale Harding, ist ein ehemaliger Cop, der allerdings der Sparte ...

Im neuersten Thriller von Karin Slaughter werden Will und Faith in eine alte Lagerhalle gerufen. Dort finden sie ein Blutbad vor. Der Tote, Dale Harding, ist ein ehemaliger Cop, der allerdings der Sparte korrupt und schmierig zuzuordnen ist. Doch das viele Blut am Tatort ist nicht ident mit Dales Blutgruppe. Neben weiblichen Fußabdrücken entdeckt die Spurensicherung eine Waffe, die auf Wills Noch-Ehefrau Angie zugelassen ist und kurz darauf eine weitere schwer verletzte Frau. Der Tatort gibt der Polizei Rätsel auf, denn auch die Blutgruppe der verletzten Frau stimmt nicht mit der am Tatort überein. Wer ist hier Opfer und wer Mörder?
Das leerstehende und abbruchreife Gebäude in dem der Mord geschah, gehört Markus Rippy, einem Profibasketball-Spieler, der vor einem halben Jahr wegen Vergwaltigung angeklagt wurde. Will hatte diesen Fall damals verloren und nun scheint Rippy wiederum in das Geschehen verwickelt zu sein. Als eine weibliche, schlimm zugerichtete Leiche gefunden wird, denkt die Polizei, Angies Leiche vor sich zu haben. Was hatte sie mit Dale Harding zu schaffen? Und warum scheint sie gemeinsame Sache mit Rippys Helfershelfern gemacht zu haben?

Will wird wegen Befangenheit vom Fall abgezogen, doch niemand kann ihn aufhalten nach Angie zu suchen. Dies stellt auch die Beziehung zu Sara gewaltig auf die Probe, denn Angie ist mit allen Wasser gewaschen und zielt genau darauf ab, Sara zu quälen. Die Hintergründe zu den Morden sind diesmal relativ komplex und der Leser erfährt erst nach und nach in kleinen Häppchen, was Sache ist. Dabei verabsäumt Slaughter auch nicht falsche Fährten auszulegen und überraschende Wendungen einzubauen.
Wie gewohnt kommt auch die Gewalt und Brutalität nicht zu kurz. Besonders zum Ende hin gibt es eine Szene, die ich wirklich ekelerregnd fand.

Die altbekannten Charaktere wie Will, Sara und Angie, Faith und Amanda entwickeln sich auch in Band 6 weiter, wobei Faith diesmal im Hintergund bleibt. Auch die rauhe Amanda ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen, doch Angie wird wohl nie ein Sympathieträger für mich werden.

Wer die Vorgängerbände nicht kennt, hat bei Band 6 diesmal sicherlich keinerlei Schwierigkeiten sich zurechtzufinden, denn es werden viele Dinge aus Will's Vergangenheit angesprochen. Somit sollten auch Neueinsteiger kein Problem mit der Handlung haben. Trotzdem finde ich, dass man besonders bei Reihen, bei denen sich das Privatleben der Ermittler weiterentwickelt, die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen sollte.

Schreibstil:
Direkt, teilweise eher rau und sprachlich einfach, versetzt uns die Autorin auf gewohnte Weise in Spannung. Der Spannungsbogen nimmt in der Mitte etwas ab und die Geschichte ist relativ komplex. Trotzdem ist die Handlung intensiv und packend.

Fazit:
Ein packender Thriller aus der Feder von Karin Slaughter, der eine komplexe Story bietet und auch mit überraschenden Wendungen punkten kann. Der etwas stärkere Fokus auf das Privatleben von Will nimmt jedoch etwas Tempo aus der Handlung. Für Fans der Autorin natürlich wieder ein MUST READ!

Veröffentlicht am 16.01.2017

Himmel über fremdem Land

Himmel über fremdem Land
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Die erst 13-jährige Demy van Kampen, gebürtige Niederländerin, muss gegen ihren Willen ihre Schwester Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Um dies zu ermöglichen, gibt Tilla ihre kleine Schwester ...

Die erst 13-jährige Demy van Kampen, gebürtige Niederländerin, muss gegen ihren Willen ihre Schwester Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Um dies zu ermöglichen, gibt Tilla ihre kleine Schwester älter aus, als sie in Wahrheit ist. Die arrangierte Ehe mit dem Sohn von Joseph Meindorff senior, einem großbürgerlichen Fabriksbesitzer, soll beiden Familien von Vorteil sein.
Zum Clan der Meindorffs gehören neben Tillas Bräutigam Joseph jun. auch Sohn Hannes, der eher das unbekümmerte Leben eines Großindustriellensohnes führt, bis er sich in die Arbeiterin Edith verliebt, sowie sein älterer Ziehbruder Philippe, das schwarze Schaf der Familie. Dieser kämpft als Offizier in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Trotzdem verbindet die beiden Männer eine tiefe Freundschaft, denn Meindorff senior führt ein strenges Regiment in seinem Haus und ist ein wahrer Tyrann.
Auch Demy lebt sich nur schwer in Berlin ein. Als Gesellschafterin steht sie zwischen dem Personal und der Familie. Sie fühlt sich gänzlich fehl am Platz, nur mit Hannes verbindet sie mit der Zeit eine Freundschaft. Als Demy eines Tages die etwa gleichaltrige Lieselotte kennenlernt, sieht sie die andere Seite von Berlin, denn ihre neue Freundin lebt mit ihrer Familie im sogenannten Scheunenviertel in ärmlichsten Verhältnissen.

In St. Petersburg lebt die dritte Schwester, Anki van Campen, die als Kindermädchen in einer angesehenen russischen Adelsfamilie arbeitet. Sie fühlt sich wohl im Kreise der Familie, die mit der Zarenfamilie befreundet ist. Doch eines Abends lernt sie Grigori Jefimowitsch kennen, besser bekannt als Rasputin, der ihr riesige Furcht einflößt...

Meine Meinung:
Die bereits im Klappentext angeführten Schauplätze haben neben der Geschichte ebenfalls mein Interesse geweckt. Geschickt wechselt die Autorin von Berlin nach Windhuk oder St. Petersburg, wobei hier im ersten Band der russische Schauplatz etwas zu kurz kommt. Sehr interessant fand ich die Erzählungen aus Deutsch-Südwestafrika, wo Philippe sich in die Afrikanerin Udako verliebt und geplante Überfälle auf Diamantenfelder untersuchen soll. Noch ahnt er nicht, in welch großer Gefahr er schwebt.

Der Großteil der Geschichte spielt jedoch in Berlin, dem Dreh- und Angelplatz der Meindorffs. Was jedoch alle drei Stränge vereint ist der gesellschaftliche Unterschied und die bereits schwelende Unruhe des Arbeiterstandes gegen die Adeligen und Großbürger, sowohl in Deutschland, als auch in Russland. Ebenso ein Thema ist die startende Frauenbewegung. Es ist die Zeit der "Suffragetten" und Demys Freundin Lieselotte schließt sich den Aktivistinnen mit viel Engagement an. Auch die nicht standesgemäße Liebe der beiden jüngeren Meindorffsöhne birgt Konfliktpotential.

Elisabeth Büchle hat diese Themen hervorragend in die Geschichte einflechten lassen und sehr interessant beschrieben. Man spürt die Unruhe und Spannung....die Welt beginnt sich zu ändern. Neben den vielen neuen wissenschaftlichen Errungenschaften wollen auch die einfachen Leute ihr Leben nicht mehr hinnehmen.
Auch die Gefühlswelt der kleinen Demy wirkt sehr authentisch, die sich, obwohl umgeben von vielen Menschen im Hause Meindorff, schrecklich einsam fühlt.

Während zu Beginn des Romans der Leser in die Geschichte eingeführt wird und alle Personen und Schauplätze kennenlernt, schlich sich meiner Meinung nach in der Mitte eine kleine Länge in die Erzählung ein. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen von Demy und ihre Einführung in die Gesellschaft fand ich etwas langweilig. Im letzten Drittel steigt allerdings die Spannung rasant und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, bis ich das Buch mit einem Seufzen zugeschlagen hatte. Leider endete es mit einem etwas fiesen Cliffhanger, deswegen bin ich schon gespannt, wie die Trilogie weitergehen wird und welche Schicksalsschläge noch auf Demy, Tilla, Philippe, Hannes und Anki warten, denn der erste Weltkrieg steht noch vor der Tür....

Schreibstil:
Elisabeth Büchle schreibt sehr lebendig und einfühlsam. Es wurde gut recherchiert und viele historische Persönlichkeiten sind mit der fiktiven Geschichte verwoben.
Die Atmosphäre dieser Zeitepoche wurde von der Autorin wunderbar widergegeben. Man fühlt sich direkt vor Ort. Der Wechsel des Schauplatzes wird am Beginn des jeweiligen Kapitels angezeigt, ebenso Monat und Jahr.
Im Anhang befindet sich ein Glossar über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

Fazit:
Bewegender Auftakt einer Familiensaga, die mit interessanten Schauplätzen und Figuren punkten kann. Das rasante Ende und ein Cliffhanger lassen mich nun gespannt auf den nächsten Teil warten, den wir wieder gemeinsam lesen möchten.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Die Himmelsstürmerinnen

Unsere Hälfte des Himmels
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Der neue Roman von Clarissa Linden hat zwei Kernthemen: Frauen als Pilotinnen und die Frauenbewgeung der 70-iger. Aber auch das Thema Freundschaft und Mutter/Tochter-Beziehung stehen im Vordergrund. In ...

Der neue Roman von Clarissa Linden hat zwei Kernthemen: Frauen als Pilotinnen und die Frauenbewgeung der 70-iger. Aber auch das Thema Freundschaft und Mutter/Tochter-Beziehung stehen im Vordergrund. In zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt die Autorin von Lieselotte und ihrer Mutter Amelie.

Während Lieselotte Anfang der 1970-iger in einer unglücklichen Ehe "gefangen" ist, erleidet ihre Mutter einen schweren Autounfall. Das Verhältnis der Beiden war eher unterkühlt, da Amelie ihrer Tochter nicht viel Beachtung schenkte. Liebe und Aufmerksamkeit erhielt sie nur von ihrer Großmutter Luise. Als Lieselotte die Nachricht erhält, dass ihre Mutter Amelie im Koma liegt, reist sie nach Frankfurt. Dort quartiert sie sich kurzfristig in ihrer Wohnung, was ihrem Mann Eduard gar nicht recht ist. Bald schon stellt sie fest, dass die junge Studentin Marga, die in der Wohnung gegenüber wohnt, ein ganz anderes Bild von ihrer Mutter hat. Und dann scheint Amelie auch noch ein Mitglied der "Himmelsstürmerinnen" zu sein, einer Gruppe von Frauen, die sich dem Fliegen verschrieben haben. Lieselotte macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit und lernt eine ganz andere Frau kennen, als die, die sie meint zu kennen....

Im Vergangenheitsstrang lernen wir Amelie als junges Mädchen kennen, die gerne Segelfliegerin werden möchte. Nur in der Luft fühlt sie sich frei und gemeinsam mit ihren Freundinnen sind sie die "Himmelsstürmerinnen". Doch 1935 stehen bereits alle Zeichen auf Sturm und für Frauen wird es immer schwerer überhaupt einen Beruf zu ergreifen, denn die "richtige deutsche Frau" ist Ehefrau, Hausfrau und Mutter vieler arischer Kinder.

"Wie du schon gesagt hast: Frauen müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist. Männer können alles haben. Männer müssen sich nie gegen etwas entscheiden" - Seite 251

Doch Amelie und ihre beste Freundin Hanni geben ihre Träume nicht so schnell auf. Nichts soll ihren gemeinsamen Weg als Freundinnen und Fliegerinnen trennen. Doch dann verliebt sich Amelie in Felix von Bissingen....

Wie bei fast allen Büchern, die in zwei Zeitstränge geteilt sind, hat mir auch hier wieder der Part in der Vergangenheit besser gefallen.

Amelie ist eine junge Frau, die es nicht leicht hat, aber ihren großen Traum leben möchte. Ihre Mutter Luise unterstützt sie dabei. Amelie steht jedoch immer im Schatten der willensstarken Johanna, ihrer besten Freundin. Diese setzt alles daran ihr gemeinsames Ziel zu erreichen und schreckt dabei auch nicht vor unlauteren Mitteln zurück....
Die Freundschaft zwischen Hanni und Amelie nimmt großen Raum in der Handlung ein. Hanni war für mich zwar kein angenehmer Charakter, aber ich hatte sie sehr lebendig vor Augen. Sie ist verwöhnt und egozentrisch, fokusiert sich alleine auf ihren großen Wunsch und zerstört dabei alles um sich herum. Ihr nahm ich die Liebe zum Segelfliegen ab, bei Amelie hatte ich allerdings nicht immer das Gefühl. Leider geht die Geschichte rund um die Fliegerei im Laufe des Romans zugunsten der Liebesgeschichte verloren. Das fand ich sehr schade! Auch die politischen Ereignisse sind nur kurz angerissen und hier hätte ich gerne etwas mehr Hintergrundinformationen dazu gehabt.

Lieselotte entspricht den damaligen Frauenbild. Sie ist nicht viel mehr als die Haushälterin ihres Mannes und versucht ihm alles recht zu machen. Dabei stellt sie alle ihre Bedürfnisse zurück. Erst durch den Unfall ihrer Mutter und der Gleichgültigkeit ihres Mannes gegenüber dem Geschehen, scheint Lieselotte aufzuwachen.
Mit Marga haben wir eine selbstbewusste Studentin, die Lieselotte zu helfen versucht, endlich auf ihren eigenen zwei Beinen zu stehen. Hier verbindet die Autorin gekonnt das Thema Frauenbewegung in den Siebziger Jahren in den Roman mit ein. Es geht um das Recht der Abtreibung (Mein Körper gehört mir!) und auch Scheidungen werden immer öfter zum Thema. Diese Passagen haben mir gut gefallen und zeigen auf, was sich im letzten Jahrhundert punkto Gleichberechtigung alles getan (oder nicht getan) hat.
So richtig überzeugt von Lieselottes Wandlung war ich allerdings nicht. Sie bleibt mir zu lasch und selbst die Recherchen über die Vergangenheit ihrer Mutter gibt sie in fremde Hände.

Ein bewegender Roman mit sehr interessanten Themen, der mich allerdings nicht auf allen Ebenen vollkommen überzeugt hat. Auch die obligatorische Katze durfte wieder nicht fehlen und findet mit "Cat Balou", der Katze von Marga, ihren Einsatz =).
Sehr empfehlen kann ich Clarissa Lindens Roman "Ich warte auf dich, jeden Tag" meine Rezi, den ich wirklich großartig fand!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Clarissa Linden alias Christiane Lind ist wahnsinnig gut zu lesen, flüssig und bildgewaltig. Bei ihr rauscht man immer durch die Handlung und möchte gar nicht aufhören zu lesen, egal unter welchen Namen oder über welche Themen sie schreibt.
Zu Beginn des Romans gibt es eine kleine Personenliste, unter den Kapitelüberschriften des Stranges aus der Vergangenheit stehen Zitate bekannter Fliegerinnen.

Fazit:
Ein bewegender Roman mit sehr interessanten Themen, der mich allerdings nicht auf allen Ebenen vollkommen überzeugen konnte. Vielschichtig und wunderbar zu lesen!

Veröffentlicht am 10.01.2017

Bedenke deine Entscheidungen

Die Entscheidung
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Dieser Krimi der leisen Töne ist anfangs durch die verschiedenen Handlungsstränge und Perspektiven noch ziemlich verworren. Der Leser wird von Bulgarien nach Frankreich und wieder zurück katapultiert, ...

Dieser Krimi der leisen Töne ist anfangs durch die verschiedenen Handlungsstränge und Perspektiven noch ziemlich verworren. Der Leser wird von Bulgarien nach Frankreich und wieder zurück katapultiert, ohne sich wirklich zurechtzufinden....was sich allerdings im Laufe der Geschichte natürlich ändert.

Der Prolog beginnt mit dem Ausbruch eines namenslosen jungen Mädchen aus einem Haus, das streng bewacht wird. Man spürt ihre Angst und weiß, dass es hier um Leben und Tod geht, wenn ihr die Flucht nicht gelingt.

Danach der Schwenk nach Südfrankreich, wo Simon wie jedes Jahr die Weihnachtszeit im Sommerhaus seines Vaters verbringt. Er ist geschieden und eigentlich sollten seine beiden Kinder mit ihm Weihnachten verbringen, doch seine Exfrau nutzt seine Gutmutigkeit aus und zieht ihr Angebot kurzfristig wieder zurück. Seine Freundin Kristina hat ebenfalls die Nase voll, weil sich Simon noch immer nicht offiziell zu ihr bekannt hat und sich von seiner Exfrau immer wieder ausnutzen lässt. Sie stellt ihm ein Ultimatum. So sitzt er letztendlich alleine im Südfrankreich und lernt bei einem Strandspaziergang die verwahrloste Nathalie kennen. Diese ist in einem unbewohnten Feriendomizil eingestiegen und hat dort einige Tage geschlafen, bis der Hausmeister sie gefunden hat und nun der Polizei übergeben will. Simon nimmt die junge und völlig verängstigte Frau, die keine Papiere bei sich hat, mit und gibt ihr zu Essen und eine Schlafmöglichkeit. Doch als sie ihm gesteht einen Mann getötet zu haben und ihr Freund Jérome sie vor Menschen warnte, die hinter ihnen her sind, weiß Simon, dass er einen Fehler begangen hat.....

Im dritten Handlungsstrang, der in Bulgarien spielt, kämpft Kiril mit seiner Familie ums Überleben. Die fünf Kinder, seine Frau Ivana und er haben kaum mehr etwas zu Essen, der Strom ist abgeschaltet, die Miete seit Monaten nicht mehr bezahlt und auch sein Bekannter Dino will ihm kein Geld mehr leihen. Kiril und Ivana wissen weder ein noch aus. Als Dino den Beiden von Bekannten erzählt, deren Tochter bei einer Modelagantur untergekommen ist und große Chancen als Topmodel im Westen hat, schlägt er ihnen vor, ihre bildhübsche ältere Tochter Ivanka der Agenturchefin vorzustellen. Kiril hofft, dass wenigstens eines seiner Kinder die Chance auf ein besseres Leben bekommt, und geht auf den Deal ein.....

Sicher hat man als Leser einige Ideen, wie diese drei Handlungsstränge zusammenhängen könnten und doch ist es nur ein Teil der sehr umfangreichen Geschichte, die Charlotte Link uns hier präsentiert. Denn neben Menschenhandel, Magersucht und Beziehungsproblemen nimmt die Autorin diesmal auch Bezug zu den Ereignissen im November in Paris 2015.
Nach einem etwas verwirrendem Anfang begann sich nach und nach ein Bild abzuzeichnen und die Geschichte zog mich immer mehr in seinem Bann. Überraschende Wendungen und unvorhersehbare Geschehnisse ließen mich an der doch teilweise sehr komplexen Handlung dranbleiben. Obwohl der Kriminalroman auch ein paar Längen aufweist, fand ich die Dramatik hinter den Kulissen sehr spannend.
Das Ende, bei dem ein Strang mehr oder weniger offen blieb, fand ich gut gewählt. Hier ein Happy Ende zu bringen wäre zu viel des Guten gewesen.
Die Autorin beeindruckt vorallem mit der Aussage, wie eine völlig harmlose Entscheidung das Leben eines Menschens völlig aus der Bahn werfen kann.

Charaktere:
Nathalie und Simon sind beide nicht wirklich liebenswerte Charaktere, die jedoch im Laufe des Romans an Substanz gewinnen. Vorallem Simon beginnt seine große Schwäche zu überdenken, es allen recht machen zu wollen und im Endeffekt immer als Verlierer dazustehen. Nathalie hingegen ist abhängig von der Liebe zu Jérome, der selbst nur seine Vorteile im Sinn hat. Durch sein blendendes Aussehen und seiner charmanten Art gelingt es ihm auch viele Menschen zu täuschen. Beeindruckt hat mich Ivana, die hier kämpft wie eine Löwin. Die anfangs schwache und völlig verzweifelte Frau wird zu einer Kämpferin, die alles für ihre Tochter aufgibt.
Die Ermittler im Krimi spielen hingegen nur eine kleine Rolle, die aber am Ende des Krimis noch eine besondere Bedeutung haben werden.....

Schreibstil:
Der Schreibstil von Charlotte Link lässt sich wunderbar lesen, ist leicht und flüssig. Die Charaktere sind gut gezeichnet, wachsen einem aber nicht ans Herz. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge erlebt man die Geschichte aus verschiender Sichtweise und kann sich so mehr in die Gefühlswelt der Figuren hineinversetzen.

Fazit:
Ein komplexer Spannungsroman, der durch die anfangs vielen Stränge etwas verwirrend beginnt, jedoch danach rasant fortschreitet und mit überraschenen Wendungen punkten kann.

Veröffentlicht am 10.01.2017

In der Hitze Australiens

The Dry
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Der Debüt-Thriller der australischen Autorin Jane Harper sticht alleine schon durch das tolle Cover aus den Einheitsbrei der Buchcover der Spannungsliteratur heraus, die zu 95% aus den Farben schwarz, ...

Der Debüt-Thriller der australischen Autorin Jane Harper sticht alleine schon durch das tolle Cover aus den Einheitsbrei der Buchcover der Spannungsliteratur heraus, die zu 95% aus den Farben schwarz, weiß und rot bestehen. Auch die Kurzbeschreibung hört sich interessant an und so freute ich mich sehr, dass ich ein Exemplar von "Blogg dein Buch" erhalten durfte.

Wir befinden uns im Städchen Kiewarra, irgendwo im australischen Hinterland. Die Dürre, die seit Jahren dort herrscht, hat zur Abwanderung und zur Trostlosigkeit der Einheimischen geführt. Als Aaaron Falk nach zwanzig Jahren wieder in sein Heimatdorf zum Begräbnis seines Freundes Luke Hadler zurückkehrt, ist selbst er entsetzt von der Trockenheit und Hitze. Und auch der Leser spürt die Hitze, den Staub und die Feindseligkeit, die Aaron Falk entgegenschlägt. Vor zwanzig Jahren wurden sein Vater und er verdächtigt, schuld am Tod der sechzehnjährigen Ellie, Aarons und Lukes Freundin, zu sein. Gemeinsam mit Luke und Gretchen waren die Vier unzertrennlich. Doch nach dem Unglück begann eine richtige Hetze gegen die Falks. Feige Angriffe ließen sie Kiewerra verlassen und nach Melbourne ziehen, wo sich Aaaron zum Polizisten ausbilden ließ. Er sucht allerdings nicht nach Mörder, sondern nach veruntreutem Geld. Trotzdem bitten ihm Lukes Eltern den Tod ihres Sohnes und seiner Familie zu untersuchen. Sie können nicht glauben, dass Luke seine Frau Karen und seinen Sohn Billy erschossen und anschließend Selbstmord begangen hat. Auch der zuständige, sehr junge Sergeant Raco hat so seine Bedenken an dem Offensichtlichen und so beginnen Falk und Raco Nachforschungen anzustellen, wobei auch dem Sheriff bald Feindseligkeit entgegenschlägt und die Stimmung im Ort sich mehr und mehr aufheizt.....

Die Rückblenden in der Vergangenheit werden von der Autorin ins gegenwärtige Geschehen miteingewoben, was eher ungewöhnlich ist. Diese sind in kursiver Schrift dargestellt und fügen sich nahtlos in die Geschichte der Gegenwart ein, denn der Tod von Ellie vor zwanzig Jahren ist bis heute nicht aufgeklärt und schwebt wie ein Schatten über das kleine Städtchen. Aaaron vermutet einen Zusammenhang mit der Tragödie der Hadlers, doch die Einwohner schweigen....

Die Charaktere sind sehr authentisch und facettenreich dargestellt. Die Menschen im australischen Niemandsland sind durch die jahrelange Dürre von ihrer Existenz bedroht. Sie sind unausgeglichen und schnell aggressiv.
Falk erscheint darin wie ein Außerirdischer; auch durch sein Erscheinungsbild: weißblond mit sehr heller Haut, sticht er aus der Masse der Menschen in Kiewarra heraus. Er ist ruhig, ausgeglichen und besonnen. Falk und Raco ergänzen sich als Ermittlerteam perfekt. Sie harmonieren sehr gut miteinander und beide sind sehr daran interessiert die Tat aufzuklären.
Auch die Einwohner von Kiewarra sind äußerst authentisch beschrieben. Man fühlt die Hoffnungslosigkeit, die manche Einwohner zu oft unüberlegten Handlungen hinreißen lassen.

Die beiden Kriminalfälle aus der Vergangenheit und der Gegenwart führen immer mehr zueinander bis es zum finalen und spannenden Ende kommt, das mich wirklich an den Seiten hat kleben lassen.
Nur durchgehend ist der Spannnungslevel leider nicht immer. So hatte ich mehr den Eindruck einen guten Krimi, als einen Thriller vor mir zu haben. Dennoch hatte ich das Buch sehr schnell durch, da mich auch die Neugier plagte, was wohl hinter all dem steckt. Als Jane Harpers erstes Buch finde ich es äußerst gelungen!

Schreibstil:
Kaum zu glauben, dass dieses Buch ein Debüt ist! Der Schreibstil der Autorin ist sehr dicht und atmosphärisch. Man fühlt mit den Personen mit und hat das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Die Hitze und der Staub, die Verzweiflung und Hoffnungslosgkeit der Menschen auf diesem Fleckchen Erde transportiert die Autorin wirklich hervorragend. Einzig die Spannung bleibt manchmal ein bisschen auf der Strecke, jedoch macht Harper dies mit den sehr authentischen Charakteren und einem richtigen Showdown wett.

Fazit:
Ein hervorragendes Debüt der Autorin, das ich jedoch eher als Krimi statt Thriller bezeichnen würde. Sehr atmosphärisch erzählt mit facettenreichen Charakteren und einem wirklich spannenden Show Down, der alle Fragen beantwortet.