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Veröffentlicht am 09.02.2017

Abenteuer auf hoher See

Der Korsar und das Mädchen
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USA 1814. Die Amerikaner führen den zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Zu dieser unruhigen Zeit schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter Emily und Catherine übers ...

USA 1814. Die Amerikaner führen den zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Zu dieser unruhigen Zeit schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter Emily und Catherine übers Meer in die alte Welt. Stafford, der englisch-spanisch stämmige Schiffseigentümer der "Santiago de Cuba", ist der Verlobte von Emily, und soll die beiden Frauen gut über den Atlantik bringen. Catherine soll ihre Schwester begleiten, denn auch für sie interessiert sich der Sohn eines englischen Lords, der bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hat. Wegen des andauernden Krieges fährt Stafford unter spanischer Flagge, jedoch gibt es Informationen, dass er amerikanische Kriegsgefangene nach England bringen will. Diesen Gerüchten soll der junge Leutnant zur See, Lennart Montiniere, auf den Grund gehen. Mit seiner Korvette "Silver Eagle" ist er auf geheimer Mission unterwegs und als sich Stafford weigert ihn an Deck zu empfangen, kapert Lennart das Schiff mit Emily, Catherine und dem Sklavenjungen First an Board. Catherine, die auf der Plantage wie ein Junge aufgezogen wurde und gemeinsam mit First fechten und reiten lernte, verkleidet sich als Junge und nennt sich Cato. Für die beiden Frauen wird es eine sehr stürmische Fahrt....

Als österreichische Landratte hatte ich anfänglich ziemliche Schwierigkeiten all die Begriffe, die mit dem Segeln und dem Schiff zu tun haben, zu verstehen. Die Autorin hat jedoch am Ende des Buches in einem Glossar viele dieser für mich unbekannten Ausdrücke erklärt. Ebenfalls ist eine Abbildung eines Segelschiffes mit den dazugehörigen Bezeichnungen zu finden. Dies erleichtert doch das Lesen ungemein.
Da ich erst vor kurzem den Piratenroman "Joli Rouge" gelesen habe, fühlte ich mich auf dem Meer schnell wieder wohl und verfolgte voller Spannung die abenteuerliche Fahrt der "Silver Eagle" samt seiner Mannschaft. Mit den Männern an Deck wurde man schnell vertraut und auch Emily und Cato finden ihren Platz. Während Catherine zuerst in der Schiffsküche schikaniert wird, darf sie später an Deck und wird bald unverzichtbares Mannschaftsmitglied. Oben in der Takelage fühlt sie sich wohl und so hat sie bald den Spitznamen "Äffchen" des Commanders. Lennart findet immer mehr Gefallen an dem flinken Jungen, der ihn immer mehr verwirrt. Catherine geht in ihrer Rolle als Schiffsjunge total auf und genießt alle Freiheiten. Doch auch sie fühlt sich immer mehr zu Lennart hingezogen....

Die bildhafte Darstellung des Lebens auf dem Schiff, die harte Arbeit und die totale Auslieferung der Männer an die Wetterlage, erzeugt eine sehr atmosphärische Stimmung. Und trotz der rauhen See bleibt auch die Romantik nicht auf der Strecke.
In der Mitte der Geschichte schlichen sich einige kleine Längen ein, da sich die Handlung etwas wiederholte bis einige unvorhersehbare Wendungen auftreten und die Spannungskurve wieder ansteigt. Besonders am Ende in Großbritannien gibt es einen Showdown, der die Seiten nur so dahinfliegen lassen und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

Gut gefallen hat mir die Wandlung von Emily. Die zarte Südstaaten-Lady, die das komplette Gegenteil von der wilden Catherine ist, tritt aus ihren Schatten und hat bald eine ernstzunehmdene Aufgabe auf dem Schiff. Auch First fühlt sich auf der "Silver Eagle" wohl und hat als Beschützer ein Auge auf die beiden Frauen. Sämtliche Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und lebendig. Man schließt sie schnell ins Herz und fiebert mit ihnen mit. Das einzige "Negative" bei den Figuren ist die doch sehr ausgeprägte "schwarz/weiß Malerei". Es gibt bei den Charakteren kaum Grauschattierungen: entweder sie sind gut oder böse. Das ist schade!

Schreibstil:
Dies ist nicht mein erster Roman von Elisabeth Büchle und wird auch nicht mein Letzter sein ;) Der Schreibstil ist sehr flüssig und liest sich einfach wunderbar. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, der besonders mit scherzhaften Dialogen punktet. Die große Stärke sind die einzelnen Charaktere, die die Autorin zwar einseitig (gut/böse), aber sehr detailliert und lebendig zeichnet. Sie entwickeln sich weiter und treten oftmals aus ihrem Schatten.
Zu Beginn gibt es noch zwei Personenverzeichnisse (historische Personen und die Mannschaft der Silver Eagle) zur besseren Orientierung.

Fazit:
Ein atmosphärischer Abenteuerroman mit einer Prise Romantik und Spannung, interessantem historischen Hintergrund und einen Einblick in die Welt der Seefahrer. Ein wunderbares Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 24.01.2017

Georgia Reohe Teil 6

Blutige Fesseln
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Im neuersten Thriller von Karin Slaughter werden Will und Faith in eine alte Lagerhalle gerufen. Dort finden sie ein Blutbad vor. Der Tote, Dale Harding, ist ein ehemaliger Cop, der allerdings der Sparte ...

Im neuersten Thriller von Karin Slaughter werden Will und Faith in eine alte Lagerhalle gerufen. Dort finden sie ein Blutbad vor. Der Tote, Dale Harding, ist ein ehemaliger Cop, der allerdings der Sparte korrupt und schmierig zuzuordnen ist. Doch das viele Blut am Tatort ist nicht ident mit Dales Blutgruppe. Neben weiblichen Fußabdrücken entdeckt die Spurensicherung eine Waffe, die auf Wills Noch-Ehefrau Angie zugelassen ist und kurz darauf eine weitere schwer verletzte Frau. Der Tatort gibt der Polizei Rätsel auf, denn auch die Blutgruppe der verletzten Frau stimmt nicht mit der am Tatort überein. Wer ist hier Opfer und wer Mörder?
Das leerstehende und abbruchreife Gebäude in dem der Mord geschah, gehört Markus Rippy, einem Profibasketball-Spieler, der vor einem halben Jahr wegen Vergwaltigung angeklagt wurde. Will hatte diesen Fall damals verloren und nun scheint Rippy wiederum in das Geschehen verwickelt zu sein. Als eine weibliche, schlimm zugerichtete Leiche gefunden wird, denkt die Polizei, Angies Leiche vor sich zu haben. Was hatte sie mit Dale Harding zu schaffen? Und warum scheint sie gemeinsame Sache mit Rippys Helfershelfern gemacht zu haben?

Will wird wegen Befangenheit vom Fall abgezogen, doch niemand kann ihn aufhalten nach Angie zu suchen. Dies stellt auch die Beziehung zu Sara gewaltig auf die Probe, denn Angie ist mit allen Wasser gewaschen und zielt genau darauf ab, Sara zu quälen. Die Hintergründe zu den Morden sind diesmal relativ komplex und der Leser erfährt erst nach und nach in kleinen Häppchen, was Sache ist. Dabei verabsäumt Slaughter auch nicht falsche Fährten auszulegen und überraschende Wendungen einzubauen.
Wie gewohnt kommt auch die Gewalt und Brutalität nicht zu kurz. Besonders zum Ende hin gibt es eine Szene, die ich wirklich ekelerregnd fand.

Die altbekannten Charaktere wie Will, Sara und Angie, Faith und Amanda entwickeln sich auch in Band 6 weiter, wobei Faith diesmal im Hintergund bleibt. Auch die rauhe Amanda ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen, doch Angie wird wohl nie ein Sympathieträger für mich werden.

Wer die Vorgängerbände nicht kennt, hat bei Band 6 diesmal sicherlich keinerlei Schwierigkeiten sich zurechtzufinden, denn es werden viele Dinge aus Will's Vergangenheit angesprochen. Somit sollten auch Neueinsteiger kein Problem mit der Handlung haben. Trotzdem finde ich, dass man besonders bei Reihen, bei denen sich das Privatleben der Ermittler weiterentwickelt, die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen sollte.

Schreibstil:
Direkt, teilweise eher rau und sprachlich einfach, versetzt uns die Autorin auf gewohnte Weise in Spannung. Der Spannungsbogen nimmt in der Mitte etwas ab und die Geschichte ist relativ komplex. Trotzdem ist die Handlung intensiv und packend.

Fazit:
Ein packender Thriller aus der Feder von Karin Slaughter, der eine komplexe Story bietet und auch mit überraschenden Wendungen punkten kann. Der etwas stärkere Fokus auf das Privatleben von Will nimmt jedoch etwas Tempo aus der Handlung. Für Fans der Autorin natürlich wieder ein MUST READ!

Veröffentlicht am 16.01.2017

Himmel über fremdem Land

Himmel über fremdem Land
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Die erst 13-jährige Demy van Kampen, gebürtige Niederländerin, muss gegen ihren Willen ihre Schwester Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Um dies zu ermöglichen, gibt Tilla ihre kleine Schwester ...

Die erst 13-jährige Demy van Kampen, gebürtige Niederländerin, muss gegen ihren Willen ihre Schwester Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Um dies zu ermöglichen, gibt Tilla ihre kleine Schwester älter aus, als sie in Wahrheit ist. Die arrangierte Ehe mit dem Sohn von Joseph Meindorff senior, einem großbürgerlichen Fabriksbesitzer, soll beiden Familien von Vorteil sein.
Zum Clan der Meindorffs gehören neben Tillas Bräutigam Joseph jun. auch Sohn Hannes, der eher das unbekümmerte Leben eines Großindustriellensohnes führt, bis er sich in die Arbeiterin Edith verliebt, sowie sein älterer Ziehbruder Philippe, das schwarze Schaf der Familie. Dieser kämpft als Offizier in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Trotzdem verbindet die beiden Männer eine tiefe Freundschaft, denn Meindorff senior führt ein strenges Regiment in seinem Haus und ist ein wahrer Tyrann.
Auch Demy lebt sich nur schwer in Berlin ein. Als Gesellschafterin steht sie zwischen dem Personal und der Familie. Sie fühlt sich gänzlich fehl am Platz, nur mit Hannes verbindet sie mit der Zeit eine Freundschaft. Als Demy eines Tages die etwa gleichaltrige Lieselotte kennenlernt, sieht sie die andere Seite von Berlin, denn ihre neue Freundin lebt mit ihrer Familie im sogenannten Scheunenviertel in ärmlichsten Verhältnissen.

In St. Petersburg lebt die dritte Schwester, Anki van Campen, die als Kindermädchen in einer angesehenen russischen Adelsfamilie arbeitet. Sie fühlt sich wohl im Kreise der Familie, die mit der Zarenfamilie befreundet ist. Doch eines Abends lernt sie Grigori Jefimowitsch kennen, besser bekannt als Rasputin, der ihr riesige Furcht einflößt...

Meine Meinung:
Die bereits im Klappentext angeführten Schauplätze haben neben der Geschichte ebenfalls mein Interesse geweckt. Geschickt wechselt die Autorin von Berlin nach Windhuk oder St. Petersburg, wobei hier im ersten Band der russische Schauplatz etwas zu kurz kommt. Sehr interessant fand ich die Erzählungen aus Deutsch-Südwestafrika, wo Philippe sich in die Afrikanerin Udako verliebt und geplante Überfälle auf Diamantenfelder untersuchen soll. Noch ahnt er nicht, in welch großer Gefahr er schwebt.

Der Großteil der Geschichte spielt jedoch in Berlin, dem Dreh- und Angelplatz der Meindorffs. Was jedoch alle drei Stränge vereint ist der gesellschaftliche Unterschied und die bereits schwelende Unruhe des Arbeiterstandes gegen die Adeligen und Großbürger, sowohl in Deutschland, als auch in Russland. Ebenso ein Thema ist die startende Frauenbewegung. Es ist die Zeit der "Suffragetten" und Demys Freundin Lieselotte schließt sich den Aktivistinnen mit viel Engagement an. Auch die nicht standesgemäße Liebe der beiden jüngeren Meindorffsöhne birgt Konfliktpotential.

Elisabeth Büchle hat diese Themen hervorragend in die Geschichte einflechten lassen und sehr interessant beschrieben. Man spürt die Unruhe und Spannung....die Welt beginnt sich zu ändern. Neben den vielen neuen wissenschaftlichen Errungenschaften wollen auch die einfachen Leute ihr Leben nicht mehr hinnehmen.
Auch die Gefühlswelt der kleinen Demy wirkt sehr authentisch, die sich, obwohl umgeben von vielen Menschen im Hause Meindorff, schrecklich einsam fühlt.

Während zu Beginn des Romans der Leser in die Geschichte eingeführt wird und alle Personen und Schauplätze kennenlernt, schlich sich meiner Meinung nach in der Mitte eine kleine Länge in die Erzählung ein. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen von Demy und ihre Einführung in die Gesellschaft fand ich etwas langweilig. Im letzten Drittel steigt allerdings die Spannung rasant und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, bis ich das Buch mit einem Seufzen zugeschlagen hatte. Leider endete es mit einem etwas fiesen Cliffhanger, deswegen bin ich schon gespannt, wie die Trilogie weitergehen wird und welche Schicksalsschläge noch auf Demy, Tilla, Philippe, Hannes und Anki warten, denn der erste Weltkrieg steht noch vor der Tür....

Schreibstil:
Elisabeth Büchle schreibt sehr lebendig und einfühlsam. Es wurde gut recherchiert und viele historische Persönlichkeiten sind mit der fiktiven Geschichte verwoben.
Die Atmosphäre dieser Zeitepoche wurde von der Autorin wunderbar widergegeben. Man fühlt sich direkt vor Ort. Der Wechsel des Schauplatzes wird am Beginn des jeweiligen Kapitels angezeigt, ebenso Monat und Jahr.
Im Anhang befindet sich ein Glossar über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

Fazit:
Bewegender Auftakt einer Familiensaga, die mit interessanten Schauplätzen und Figuren punkten kann. Das rasante Ende und ein Cliffhanger lassen mich nun gespannt auf den nächsten Teil warten, den wir wieder gemeinsam lesen möchten.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Die Himmelsstürmerinnen

Unsere Hälfte des Himmels
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Der neue Roman von Clarissa Linden hat zwei Kernthemen: Frauen als Pilotinnen und die Frauenbewgeung der 70-iger. Aber auch das Thema Freundschaft und Mutter/Tochter-Beziehung stehen im Vordergrund. In ...

Der neue Roman von Clarissa Linden hat zwei Kernthemen: Frauen als Pilotinnen und die Frauenbewgeung der 70-iger. Aber auch das Thema Freundschaft und Mutter/Tochter-Beziehung stehen im Vordergrund. In zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt die Autorin von Lieselotte und ihrer Mutter Amelie.

Während Lieselotte Anfang der 1970-iger in einer unglücklichen Ehe "gefangen" ist, erleidet ihre Mutter einen schweren Autounfall. Das Verhältnis der Beiden war eher unterkühlt, da Amelie ihrer Tochter nicht viel Beachtung schenkte. Liebe und Aufmerksamkeit erhielt sie nur von ihrer Großmutter Luise. Als Lieselotte die Nachricht erhält, dass ihre Mutter Amelie im Koma liegt, reist sie nach Frankfurt. Dort quartiert sie sich kurzfristig in ihrer Wohnung, was ihrem Mann Eduard gar nicht recht ist. Bald schon stellt sie fest, dass die junge Studentin Marga, die in der Wohnung gegenüber wohnt, ein ganz anderes Bild von ihrer Mutter hat. Und dann scheint Amelie auch noch ein Mitglied der "Himmelsstürmerinnen" zu sein, einer Gruppe von Frauen, die sich dem Fliegen verschrieben haben. Lieselotte macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit und lernt eine ganz andere Frau kennen, als die, die sie meint zu kennen....

Im Vergangenheitsstrang lernen wir Amelie als junges Mädchen kennen, die gerne Segelfliegerin werden möchte. Nur in der Luft fühlt sie sich frei und gemeinsam mit ihren Freundinnen sind sie die "Himmelsstürmerinnen". Doch 1935 stehen bereits alle Zeichen auf Sturm und für Frauen wird es immer schwerer überhaupt einen Beruf zu ergreifen, denn die "richtige deutsche Frau" ist Ehefrau, Hausfrau und Mutter vieler arischer Kinder.

"Wie du schon gesagt hast: Frauen müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist. Männer können alles haben. Männer müssen sich nie gegen etwas entscheiden" - Seite 251

Doch Amelie und ihre beste Freundin Hanni geben ihre Träume nicht so schnell auf. Nichts soll ihren gemeinsamen Weg als Freundinnen und Fliegerinnen trennen. Doch dann verliebt sich Amelie in Felix von Bissingen....

Wie bei fast allen Büchern, die in zwei Zeitstränge geteilt sind, hat mir auch hier wieder der Part in der Vergangenheit besser gefallen.

Amelie ist eine junge Frau, die es nicht leicht hat, aber ihren großen Traum leben möchte. Ihre Mutter Luise unterstützt sie dabei. Amelie steht jedoch immer im Schatten der willensstarken Johanna, ihrer besten Freundin. Diese setzt alles daran ihr gemeinsames Ziel zu erreichen und schreckt dabei auch nicht vor unlauteren Mitteln zurück....
Die Freundschaft zwischen Hanni und Amelie nimmt großen Raum in der Handlung ein. Hanni war für mich zwar kein angenehmer Charakter, aber ich hatte sie sehr lebendig vor Augen. Sie ist verwöhnt und egozentrisch, fokusiert sich alleine auf ihren großen Wunsch und zerstört dabei alles um sich herum. Ihr nahm ich die Liebe zum Segelfliegen ab, bei Amelie hatte ich allerdings nicht immer das Gefühl. Leider geht die Geschichte rund um die Fliegerei im Laufe des Romans zugunsten der Liebesgeschichte verloren. Das fand ich sehr schade! Auch die politischen Ereignisse sind nur kurz angerissen und hier hätte ich gerne etwas mehr Hintergrundinformationen dazu gehabt.

Lieselotte entspricht den damaligen Frauenbild. Sie ist nicht viel mehr als die Haushälterin ihres Mannes und versucht ihm alles recht zu machen. Dabei stellt sie alle ihre Bedürfnisse zurück. Erst durch den Unfall ihrer Mutter und der Gleichgültigkeit ihres Mannes gegenüber dem Geschehen, scheint Lieselotte aufzuwachen.
Mit Marga haben wir eine selbstbewusste Studentin, die Lieselotte zu helfen versucht, endlich auf ihren eigenen zwei Beinen zu stehen. Hier verbindet die Autorin gekonnt das Thema Frauenbewegung in den Siebziger Jahren in den Roman mit ein. Es geht um das Recht der Abtreibung (Mein Körper gehört mir!) und auch Scheidungen werden immer öfter zum Thema. Diese Passagen haben mir gut gefallen und zeigen auf, was sich im letzten Jahrhundert punkto Gleichberechtigung alles getan (oder nicht getan) hat.
So richtig überzeugt von Lieselottes Wandlung war ich allerdings nicht. Sie bleibt mir zu lasch und selbst die Recherchen über die Vergangenheit ihrer Mutter gibt sie in fremde Hände.

Ein bewegender Roman mit sehr interessanten Themen, der mich allerdings nicht auf allen Ebenen vollkommen überzeugt hat. Auch die obligatorische Katze durfte wieder nicht fehlen und findet mit "Cat Balou", der Katze von Marga, ihren Einsatz =).
Sehr empfehlen kann ich Clarissa Lindens Roman "Ich warte auf dich, jeden Tag" meine Rezi, den ich wirklich großartig fand!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Clarissa Linden alias Christiane Lind ist wahnsinnig gut zu lesen, flüssig und bildgewaltig. Bei ihr rauscht man immer durch die Handlung und möchte gar nicht aufhören zu lesen, egal unter welchen Namen oder über welche Themen sie schreibt.
Zu Beginn des Romans gibt es eine kleine Personenliste, unter den Kapitelüberschriften des Stranges aus der Vergangenheit stehen Zitate bekannter Fliegerinnen.

Fazit:
Ein bewegender Roman mit sehr interessanten Themen, der mich allerdings nicht auf allen Ebenen vollkommen überzeugen konnte. Vielschichtig und wunderbar zu lesen!

Veröffentlicht am 10.01.2017

Bedenke deine Entscheidungen

Die Entscheidung
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Dieser Krimi der leisen Töne ist anfangs durch die verschiedenen Handlungsstränge und Perspektiven noch ziemlich verworren. Der Leser wird von Bulgarien nach Frankreich und wieder zurück katapultiert, ...

Dieser Krimi der leisen Töne ist anfangs durch die verschiedenen Handlungsstränge und Perspektiven noch ziemlich verworren. Der Leser wird von Bulgarien nach Frankreich und wieder zurück katapultiert, ohne sich wirklich zurechtzufinden....was sich allerdings im Laufe der Geschichte natürlich ändert.

Der Prolog beginnt mit dem Ausbruch eines namenslosen jungen Mädchen aus einem Haus, das streng bewacht wird. Man spürt ihre Angst und weiß, dass es hier um Leben und Tod geht, wenn ihr die Flucht nicht gelingt.

Danach der Schwenk nach Südfrankreich, wo Simon wie jedes Jahr die Weihnachtszeit im Sommerhaus seines Vaters verbringt. Er ist geschieden und eigentlich sollten seine beiden Kinder mit ihm Weihnachten verbringen, doch seine Exfrau nutzt seine Gutmutigkeit aus und zieht ihr Angebot kurzfristig wieder zurück. Seine Freundin Kristina hat ebenfalls die Nase voll, weil sich Simon noch immer nicht offiziell zu ihr bekannt hat und sich von seiner Exfrau immer wieder ausnutzen lässt. Sie stellt ihm ein Ultimatum. So sitzt er letztendlich alleine im Südfrankreich und lernt bei einem Strandspaziergang die verwahrloste Nathalie kennen. Diese ist in einem unbewohnten Feriendomizil eingestiegen und hat dort einige Tage geschlafen, bis der Hausmeister sie gefunden hat und nun der Polizei übergeben will. Simon nimmt die junge und völlig verängstigte Frau, die keine Papiere bei sich hat, mit und gibt ihr zu Essen und eine Schlafmöglichkeit. Doch als sie ihm gesteht einen Mann getötet zu haben und ihr Freund Jérome sie vor Menschen warnte, die hinter ihnen her sind, weiß Simon, dass er einen Fehler begangen hat.....

Im dritten Handlungsstrang, der in Bulgarien spielt, kämpft Kiril mit seiner Familie ums Überleben. Die fünf Kinder, seine Frau Ivana und er haben kaum mehr etwas zu Essen, der Strom ist abgeschaltet, die Miete seit Monaten nicht mehr bezahlt und auch sein Bekannter Dino will ihm kein Geld mehr leihen. Kiril und Ivana wissen weder ein noch aus. Als Dino den Beiden von Bekannten erzählt, deren Tochter bei einer Modelagantur untergekommen ist und große Chancen als Topmodel im Westen hat, schlägt er ihnen vor, ihre bildhübsche ältere Tochter Ivanka der Agenturchefin vorzustellen. Kiril hofft, dass wenigstens eines seiner Kinder die Chance auf ein besseres Leben bekommt, und geht auf den Deal ein.....

Sicher hat man als Leser einige Ideen, wie diese drei Handlungsstränge zusammenhängen könnten und doch ist es nur ein Teil der sehr umfangreichen Geschichte, die Charlotte Link uns hier präsentiert. Denn neben Menschenhandel, Magersucht und Beziehungsproblemen nimmt die Autorin diesmal auch Bezug zu den Ereignissen im November in Paris 2015.
Nach einem etwas verwirrendem Anfang begann sich nach und nach ein Bild abzuzeichnen und die Geschichte zog mich immer mehr in seinem Bann. Überraschende Wendungen und unvorhersehbare Geschehnisse ließen mich an der doch teilweise sehr komplexen Handlung dranbleiben. Obwohl der Kriminalroman auch ein paar Längen aufweist, fand ich die Dramatik hinter den Kulissen sehr spannend.
Das Ende, bei dem ein Strang mehr oder weniger offen blieb, fand ich gut gewählt. Hier ein Happy Ende zu bringen wäre zu viel des Guten gewesen.
Die Autorin beeindruckt vorallem mit der Aussage, wie eine völlig harmlose Entscheidung das Leben eines Menschens völlig aus der Bahn werfen kann.

Charaktere:
Nathalie und Simon sind beide nicht wirklich liebenswerte Charaktere, die jedoch im Laufe des Romans an Substanz gewinnen. Vorallem Simon beginnt seine große Schwäche zu überdenken, es allen recht machen zu wollen und im Endeffekt immer als Verlierer dazustehen. Nathalie hingegen ist abhängig von der Liebe zu Jérome, der selbst nur seine Vorteile im Sinn hat. Durch sein blendendes Aussehen und seiner charmanten Art gelingt es ihm auch viele Menschen zu täuschen. Beeindruckt hat mich Ivana, die hier kämpft wie eine Löwin. Die anfangs schwache und völlig verzweifelte Frau wird zu einer Kämpferin, die alles für ihre Tochter aufgibt.
Die Ermittler im Krimi spielen hingegen nur eine kleine Rolle, die aber am Ende des Krimis noch eine besondere Bedeutung haben werden.....

Schreibstil:
Der Schreibstil von Charlotte Link lässt sich wunderbar lesen, ist leicht und flüssig. Die Charaktere sind gut gezeichnet, wachsen einem aber nicht ans Herz. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge erlebt man die Geschichte aus verschiender Sichtweise und kann sich so mehr in die Gefühlswelt der Figuren hineinversetzen.

Fazit:
Ein komplexer Spannungsroman, der durch die anfangs vielen Stränge etwas verwirrend beginnt, jedoch danach rasant fortschreitet und mit überraschenen Wendungen punkten kann.