Wer sagt die Wahrheit?
Meine beste FreundinLizzie Crowley und Becca Zacek waren Arbeitskolleginnen, als ein Unfall Beccas Karriere abrupt beendet. Die beiden verlieren den Kontakt zueinander und so ist Lizzie mehr als erstaunt, als sie die ehemalige ...
Lizzie Crowley und Becca Zacek waren Arbeitskolleginnen, als ein Unfall Beccas Karriere abrupt beendet. Die beiden verlieren den Kontakt zueinander und so ist Lizzie mehr als erstaunt, als sie die ehemalige Kollegin auf Facebook wieder " trifft". Becca ist verheiratet, hat ein Kind und ist erfolgreich in ihrem Job. Als James, Beccas Exfreund, Lizzie um ein Date bittet, fühlt sie sich geehrt. Denn Lizzie fand James schon toll, als er noch mit Becca zusammen war. Doch dann macht Lizzie einen verhängnisvollen Fehler und sendet eine Nachricht, in der sie über Becca herzieht, versehentlich an Becca statt an eine Freundin. Ab da geschehen seltsame Dinge in Lizzies Leben.
Das Buch ist in vier Teile gegliedert, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Im ersten Teil wird in Ich- Perspektive aus der Sicht von Lizzie erzählt. Lizzie hat Tendenz monologartig über ihre Gefühle, Gedanken und Beziehungen zu erzählen. Sehr schnell merkt man dabei, dass sie sich Becca unterlegen fühlt und ein grosses Stück Neid mitspielt. Gegen Schluss geht sie so weit, dass sie auf sozialen Medien Becca stalkt. Damit wird ein hochaktuelles und brisantes Thema bedient : Stalking über Social Media und Cybermobbing. Genau zu dem Zeitpunkt, als ich das Gefühl hatte, es wird, da nur Lizzies Sicht erwähnt wird, zu einseitig, wandelt sich die Geschichte und geht in den zweiten Teil über. Ab da erfährt man in regelmässigen Wechseln die Sicht von Lizzie und die von Becca. Und damit nimmt die Geschichte ordentlich an Fahrt auf. Wo im ersten Teil meine Vermutungen und Verdächtigungen geschürt wurden, ist der zweite Teil Psychothriller vom Feinsten. Teil drei und vier bieten überraschende Wendungen und stellen das vorher vermutete unter ein ganz anderes Licht. Wer sagt die Wahrheit und vor allem, wessen Sicht auf Vergangenes ist richtig? Aeusserst spannend!
Der Schreibstil von Sara Alderson ist äusserst vielseitig und wandelt sich, je nachdem welchem Teil man gerade liest. Im ersten Teil ist die direkte Rede sehr zurückhaltend eingesetzt, was die monologartigen Erzählungen von Lizzie noch verstärkt. Der zweite Teil ist da weniger zurückhaltend, woraus sich eine Geschichte mit Gesprächen, direkten Handlungen und Ermittlungen ergibt.
immer wieder werden rätselhafte Situationen beschrieben, die meine Neugier angestachelt haben. Etwas das Lesevergnügen trübend empfand ich die meist nicht deklarierten Zeitenwechsel als chaotisch und ich benötigte oft einen Moment um einordnen zu können, wo genau die Passage denn zeitlich steht.
Obwohl Lizzie mir nicht unbedingt sympathisch war, war sie doch eine überzeugend charakterisierte Figur.
Denn Lizzie stalkt ihre ehemalige Arbeitskollegin und lästert bei verschiedenen Personen über sie. Bei Becca hingegen, von der man zu Beginn nur aus Lizzies Erzählung erfährt, konnte ich lange nicht einordnen. Als sie greifbarer wird, wird auch so einiges über ihre Persönlichkeit klar.
Dieser Thriller, der meiner Meinung nach in die Rubrik Psychothriller eingeordnet werden muss, ist erfrischend anders. Im Aufbau! Im Plot! Und bei den Figuren!
Allerdings fand ich den Titel irreführend. Denn Lizzie und Becca waren nie beste Freundinnen!