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Veröffentlicht am 28.05.2020

Keineswegs im Garten Eden!

Jenseits von Eden
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„Jenseits von Eden“ war mein erstes Buch von John Steinbeck, eigentlich eher aus einem gewissen Pflichtgefühl heraus, ein Buch dieses amerikanischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers kennenlernen zu ...

„Jenseits von Eden“ war mein erstes Buch von John Steinbeck, eigentlich eher aus einem gewissen Pflichtgefühl heraus, ein Buch dieses amerikanischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers kennenlernen zu müssen. Auch den Film-Klassiker mit James Dean (der übrigens nur das letzte Viertel des Buches behandelt) habe ich noch nicht gesehen.
Aber welch eine Entdeckung! Wortgewaltig, philosophisch, bewegend, abstoßend, liebenswert, witzig, berührend, nachdenklich führt uns Mr. Steinbeck durch ca. 70 Jahre (ca. 1870 – 1918) in das Salinas-Tal in der Nähe von Monterey/Kalifornien.
Eben dieses Salinas-Tal einschl. Flora und Fauna wird im 1. Kapitel mit so wunderbaren Worten beschrieben, dass ich darüber erst sehr spät gemerkt habe, dass der Lebensmittelpunkt der Familie Trask in den ersten Jahren gar nicht das Salinas-Tal war, sondern in Connecticut lag. Aber Samuel Hamilton hatte sich gemeinsam mit seiner Frau Liza ca. 1870 aus dem Norden Irlands kommend in diesem Tal angesiedelt. Später lässt Adam Trask sich mit seiner schwangeren Frau Cathy ebenfalls dort nieder. Adam plant, für seine Frau einen „Garten Eden“ zu schaffen. Das Ehepaar bekommt Zwillinge: Caleb, genannt Cal und Aaron, genannt Aron. Nun kreuzen sich die Wege der Familien häufiger und die Geschichte nimmt an Tempo und Dramatik zu.
Auf eine Inhaltsangabe des Familienepos über 728 Seiten verzichte ich hier und verweise auf die etlichen guten Zusammenfassungen dieses Werkes.
Mit Samuel Hamilton, einer meiner Lieblingsfiguren, hat Steinbeck die Geschichte seines Großvaters mütterlicherseits in den Roman eingeflochten, auch seine Mutter Olive (geb. Hamilton) und eigene Kindheitserinnerungen des Autors finden sich. Diese Teile sind in der Ich-Form geschrieben, die anderen Teile aus der Perspektive der jeweiligen Hauptperson geschildert.
Meine andere Lieblingsfigur war der Chinese Lee, eigentlich ein Angestellter von Adam Trask, aber uneigentlich Berater, Freund, Beichtvater, Finanzminister des Familienvermögens und last but not least maßgebliche Erziehungs- und Vertrauensperson von Cal und Aron, kurz: derjenige, der das Leben im Haushalt Trask organisierte und zusammenhielt (mehrmals im Buch spricht er davon, die Familie zu verlassen und seinen eigenen Buchladen in San Francisco zu eröffnen – jedes Mal stöhnte ich innerlich auf...).
Die biblische Geschichte von Kain und Abel (der „Brudermord“) steht wiederholt im Mittelpunkt der Geschichte. In einem dieser Zusammenhänge erklärt Lee Adam und Samuel seine Interpretation des hebräischen Wortes „timschal“ (Du kannst, Du magst): „seiner Auslegung nach ist der Mensch durch Kains Brudermord nicht zur Sünde verdammt, sondern hat die Wahlfreiheit, gut oder schlecht zu handeln.“ (Wikipedia, Jenseits von Eden, Inhalt, 3. Teil) Durch diese Wahlfreiheit erscheinen einige Ereignisse des Buches in einem neuen / anderen Licht. Über diesen Gedankengang musste / muss ich lange nachdenken…
Ich war immer wieder aufs Neue von diesem Buch fasziniert, da störte es mich meist nur kurz, dass Steinbeck manchmal zu „ausufernder Geschwätzigkeit“ neigt, wie ihm einige seiner Kritiker vorgeworfen haben, die von ihnen gewünschte Straffung hätte vermutlich nicht geschadet. Aber die Beeinträchtigung war erträglich, denn zwischendurch musste ich auch immer mal Schmunzeln: bei aller Dramatik hat Steinbeck es geschafft, skurrile Anekdoten und witzige Dialoge einzubauen.
Für mich war „Jenseits von Eden“ eine sehr große und sehr positive literarische Überraschung und deshalb kann ich es bedingungslos weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Madame Elsa bittet zur Soirée...

Mitternachts Soirée
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Der lang erwartete 2. Krimi von C'rysta Winter „Mitternachts Soirée“ (Der zweite dokumentierte Fall des Achille Perrot) ist ganz in der Tradition der „Queen of Crime“ geschrieben. Schon „Eine Leiche für ...

Der lang erwartete 2. Krimi von C'rysta Winter „Mitternachts Soirée“ (Der zweite dokumentierte Fall des Achille Perrot) ist ganz in der Tradition der „Queen of Crime“ geschrieben. Schon „Eine Leiche für Perrot“ hatte mir sehr gut gefallen, so dass ich mich über die neue Aufgabe für Achille natürlich sehr gefreut habe. Aber beide Bücher sind in sich abgeschlossen, können also problemlos unabhängig voneinander gelesen werden!
Wir treffen erneut auf Achille Perrot, dem Enkel des legendären Hercule Poirot, der ein kleines „Anwesen am Rande einer beschaulichen Ortschaft inmitten der Heide“ (S. 16) erworben hat – in Lower Saxony, besser bekannt als Niedersachsen. Dort in Newkirk lebt auch sein Freund, John Harold Jeff, der Spätere – der wiederum ein Enkel von Inspector Japp ist.
Beide sind – neben anderen Gästen – bei Madame Elsa zur Mitternachts Soirée eingeladen. Achille ist begeistert – denn ehrlich gesagt: er langweilt sich! Deshalb erinnert er sich gern „ an die kurzweilige Lustbarkeit, die von Madame Elsa im Sommer dieses Jahres bei herrlichstem Wetter ausgerichtet worden war und der sie, mit ihrer übersprudelnden Kreativität und einigen kurzweiligen Darbietungen zur Unterhaltung ihrer Gäste, eine ganz außergewöhnliche Prägung verliehen hatte.“ (S. 17)
Die Mitternachts Soirée entpuppt sich aber vollkommen anders als das Fest im Sommer: während eines Auftritts von Madame Elsa bricht einer der Gäste tot zu Füßen der Gastgeberin zusammen. Jeff ist sicher, dass es ein Mord ist – dies wird natürlich später auch bestätigt!
Nun haben wir das klassische „Whodunit“-Szenario: wir Leser/innen kennen alle Anwesenden und könnten Achille bei den Ermittlungen helfen – aber oh, wir haben leider nicht Achilles kleine grauen Zellen und so müssen wir uns an die eigenwilligen Smoking-Schöße von Inspector Jeff klammern, um den Geschehnissen einigermaßen folgen zu können…Mehr wird hier aber nicht verraten!
Die Autorin beschreibt die anwesenden Personen detailliert, so dass wir bald das Gefühl haben, sie persönlich zu kennen. Einige fand ich sympathisch, andere nicht – wie im richtigen Leben!
Der Schreibstil von Frau Winter wirkt leicht altmodisch und versetzte mich mühelos in die Salons der 1930-er Jahre: „Pouline strich mit einer anmutigen Geste den Stiel ihres kegelförmigen Aperitif-Glases entlang und schwenkte die darin befindlichen Oliven.“ (S. 34)
Der Spannungsbogen ist vom Prolog bis zur letzten Seite konsequent aufrechterhalten: man fiebert mit, rätselt, wägt ab, kombiniert – und nein, ich bin nicht auf die Lösung gekommen! Und ja: Achille versammelt – genau wie sein Großvater – alle Anwesenden in einem Raum, um seine Auflösung zu präsentieren (Ihr wisst: die Arbeit seiner kleinen grauen Zellen…)
Mir hat das Buch wunderbare und spannende Lesestunden beschert, deshalb gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung! Und den Liebhaber/innen eines gelungenen Cosy-Krimis sei verraten: Jeff lädt Achille ein, mit ihm seine Tante Trudy im Südengland zu besuchen: „Und niemand wird uns während unseres Aufenthaltes in einen Mordfall verwickeln oder uns eine Leiche vor die Füße legen.“ (S. 318) Ob wir das wohl glauben?

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Ein Buch gegen das Vergessen...

Die Unwerten
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Volker Dützer hat mit seinem Buch „Die Unwerten“ einen Roman über Deutschlands dunkelste Zeit mit seinen schrecklichsten Taten geschrieben: über Euthanasie im Nationalsozialismus.
Die Geschichte startet ...

Volker Dützer hat mit seinem Buch „Die Unwerten“ einen Roman über Deutschlands dunkelste Zeit mit seinen schrecklichsten Taten geschrieben: über Euthanasie im Nationalsozialismus.
Die Geschichte startet im Dezember 1939, seit 6 Jahren ist Hitler an der Macht, im September hat der 2. Weltkrieg begonnen...
Hannah, eine 14-jährige Halbjüdin, leidet unter ihrem Mathematiklehrer, Herrn Pilz, einem glühenden Nationalsozialisten (Rechenaufgabe: „Ein Irrenhaus kostet zwei Millionen Reichsmark. Wie viele deutsche Familien könnten von dem Geld eine Wohnung bekommen?“, S. 14, E-book). Aber Hannah leidet auch an epileptischen Anfällen und bekommt einen gerade im Mathe-Unterricht. Das muss Herr Pilz selbstverständlich sofort an die entsprechenden Stellen melden!
Quasi als „Gegenpart“ lernen wir Joachim Lubeck kennen, ein junger Psychiater., der sich von seinem Vater unterdrückt fühlt: „Sein Vater traute ihm nicht zu, sich allein durchzusetzen und eine Laufbahn als Psychiater aufzubauen.“ (S. 30) Lubeck war 1932 in die SA eingetreten. „Der affige Pomp begeisterte ihn wenig, er sah seine Mitgliedschaft lediglich als Mittel zum Zweck. Was ihn dagegen faszinierte, war die Macht, die mit den Privilegien der SS einherging.“ (S. 31). Durch Beziehungen seines Vaters erhält Lubeck letztendlich eine Stelle bei der Aktion T4. „Lubecks Aufgabe würde es sein, Patienten zu begutachten und Meldebogen auszufüllen: Mit anderen Worten: Er war fortan Herr über Leben und Tod.“ (S. 33)
In den kommenden Jahren kreuzen sich Hannahs und Lubecks Wege immer wieder, als Leserin stockt einem in solchen Situationen meist der Atem, wissen wir doch, dass Lubeck „am längeren Hebel“ sitzt – und außerdem hat sich Hannah Lubeck auch aus anderen Gründen zum „persönlichen Feind“ gemacht.
Es ist wahrhaftig kein „leichtes“ Buch, an einigen Stellen konnte ich kaum weiterlesen, so entsetzten mich die Grausamkeiten der Nationalsozialisten (ja, man weiß es alles, aber es ist schon etwas anderes, dies in einem Roman zu lesen!): „Vor zwei Tagen war der zehntausendste Patient kremiert worden, zur Feier des Tages hatte die Anstaltsleitung jedem Mitarbeiter eine Flasche Bier spendiert.“ (S. 155)
Der Autor lässt uns an der weiteren Entwicklung von Hannah und Lubeck teilhaben (natürlich gibt es noch viele andere Charaktere, auf die ich aber hier nicht eingehe!): Hannah wird stärker und erwachsener, sie verliert ihre Angst (dieser Moment wird sehr berührend beschrieben). Lubeck wird immer skrupelloser: zuerst lässt er nur andere töten zum Schluss tötet er selbst. Anders als Dr. Richard Hellmer im Buch „Im Lautlosen“ von Melanie Metzenthin, der falsche Gutachten erstellt, um seine Patienten vor der Euthanasie zu bewahren, geht Lubeck seinen Weg durch die Hierarchie, er hat auch an sich selbst kaum oder nie Zweifel, auch nicht an seinen Schritten, Handlungen und Entscheidungen.
Der fesselnde und lebhafte Schreibstil hat mich vom Beginn in die Handlung einbezogen, ich habe mit Hannah, gelitten, gezittert und gehofft (und ja, auch geweint!)
In einem ausführlichen Nachwort geht der Autor detailliert auf seine Recherchen ein, ich habe festgestellt, dass ihm viele reale Personen als Vorlage für seine fiktiven Protagonisten dienten. Volker Dützer stellt die Frage, ob dieses Thema in einem (Unterhaltungs-) Roman behandelt werden sollte, meine Antwort: ja, unbedingt! Solche Romane müssen geschrieben werden, denn sie werden bestimmt eher als Sachbücher zu diesem Thema gelesen!
Dies ist ein Buch gegen das Vergessen und für das Statement, dass keine Regierung, kein Staat, kein Regime, keine Behörde das Recht bekommen sollte, über den „Wert“ eines Menschen zu urteilen und zu entscheiden! Eigentlich sollte dieses Buch eine Schulbuch-Empfehlung bekommen...
Für mich ist dieses Buch bestimmt eines meiner Lesehighlights 2020, kein „einfaches“ Buch, dafür aber umso wichtiger!

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Mit den kritisch-liebevollen Augen einer Fußpflegerin...

Marzahn, mon amour
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Eine Freundin empfahl mir dieses Buch, es sei ein nettes Buch, was die Menschen (in Marzahn, aber auch anderswo) sehr gut charakterisiere.
Und wirklich: Katja Oskamp ist es sehr gut und sehr liebevoll ...

Eine Freundin empfahl mir dieses Buch, es sei ein nettes Buch, was die Menschen (in Marzahn, aber auch anderswo) sehr gut charakterisiere.
Und wirklich: Katja Oskamp ist es sehr gut und sehr liebevoll in ihrem Buch „Marzahn, mon Amour“ gelungen, die Menschen in diesem Berliner Stadtteil mit all ihren Sorgen, Nöten und Hoffnungen zu beschreiben – mit den Augen einer Fußpflegerin! Arbeitsbedingt sind es überwiegend ältere Menschen (junge Menschen suchen eher selten eine Fußpflegerin auf...), aber es gibt auch die 5-jährige Mizzi – aber dazu komme ich noch...
Katja Oskamp hat Theaterwissenschaften studiert, als Dramaturgin am Volkstheater Rostock gearbeitet und hat ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig abgeschlossen. Mit vierundvierzig Jahren trifft sie die Erkenntnis: „Mein Leben war fad geworden – das Kind flügge, der Mann krank, die Schreiberei, mit der ich es bisher verbracht hatte, mehr als fragwürdig.“ (S. 7)
Katja Oskamp entschließt sich, den 8-wöchigen Kurs Fußpflege A zu absolvieren. „Als ich den S-Bahnhof verließ, fürchtete ich die Literaturagentin zu treffen, die in der Nähe ihr Büro betrieb und mir zuletzt nur Absagen übermittelt hatte – meine Novelle war von zwanzig Verlagen abgelehnt worden.“ (S. 7/8) Katja Oskamp beendet diesen Kurs und arbeitet danach in einem Kosmetiksalon in Marzahn als Fußpflegerin
Vor ihr auf dem „ pinkfarbenen Fußpflegethron“ sind alle gleich, sie verbiegt sich nicht, sie hört den Geschichten ihrer Kunden und Kundinnen aber genau zu – und diese hat sie treffsicher und emphatisch in ihrem Buch erzählt, dass ich sie mir eigentlich alle sehr gut vorstellen konnte, ich habe nachvollzogen, auf welche Kunden sie sich freut, - und auf welche nicht – aber „Geschäft ist Geschäft“!
Aber ich wollte noch von Mizzi berichten: „Mizzi ist fünf, in meiner Kundengalerie das Gegenstück zur sechsundneunzigjährigen Mutter Noll.“ (S. 113) Sie ist die Tochter einer Schriftstellerkollegin. Und Mizzi genießt den Besuch bei der Fußpflegerin – allerdings liebt Mizzi auch Zahnärzte... Nach einem Besuch erzählte die Mutter der Autorin.“ Mizzi habe am nächsten Tag eine Kitafreundin zu Besuch gehabt, mit der hätte sie Fußpflege spielen wollen. Die Freundin habe gefragt, was das sei, und Mizzi habe ehrlich verblüfft gefragt:“ Wie bitte? Du warst noch nie bei einer Fußpflegerin?“ (S. 113)
Ich habe dieses Buch (von der Seitenzahl eher ein Büchlein) mit zunehmender Freude genossen, die Autorin beschreibt die einzelnen Personen so warmherzig, findet für fast alle Erklärungen, ich habe die Geschichten als sehr aufbauend und positiv empfunden. Mir hat das Lesen großen Spaß gebracht und zweifle etwas – ehrlich gesagt – an den Verlagen, die eine solche Autorin ablehnen...
Von mir gibt es auf jeden Fall eine vollkommen überzeugte Leseempfehlung – und ich werde es demnächst zum Geburtstag verschenken!

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Karen ermittelt "In eigener Sache"...

In eigener Sache
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„In eigener Sache“ ist bereits mein 4. Buch aus der Reihe „Karens Jobs“ von Erich H. Franke. Aber ich habe sie auch nicht in Reihenfolge gelesen und kann deshalb sicher sagen: jedes ist auch als Einzellektüre ...

„In eigener Sache“ ist bereits mein 4. Buch aus der Reihe „Karens Jobs“ von Erich H. Franke. Aber ich habe sie auch nicht in Reihenfolge gelesen und kann deshalb sicher sagen: jedes ist auch als Einzellektüre vollkommen verständlich, da sie in sich abgeschlossen sind.
Diesmal habe ich endlich Karens Familie in Alaska kennengelernt. Grund dafür war ein Mordanschlag auf ihren Onkel Jonas, der sich in Deutschland zur Ruhe gesetzt hat. Karen, eine Agentin im amerikanischen Nachrichtendienst, wird von ihrem Chef gebeten in „eigener Sache“ zu ermitteln.... schnell stellt sich jedoch heraus, dass sie dadurch selbst in Gefahr gerät – und wird deshalb in den „Zwangsurlaub“ in ihre Heimat Alaska versetz (mir fiel dabei auf: ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, dessen Handlung in Alaska spielt!).
Karen hat jedoch kaum noch Erinnerungen an Onkel Jonas und nutzt die Gunst der Stunde, bei ihren Eltern Näheres über die Persönlichkeit des Bruders ihres Vaters herauszubekommen – doch diese „mauern“ und behaupten, nichts zu wissen. Karen wird auch in ihrem Heimatstaat weiterhin verfolgt, wie konnte es dazu kommen? Dies findet sie bald – auch mit Hilfe ihrer (pfiffigen) früheren Kollegen - heraus, ihre Sicherheit ist auch in ihrer Heimat nicht mehr gewährleistet, deshalb kehrt sie dann nach Deutschland zurück. Quasi zum Abschied überlässt ihr Vater ihr einige fragmentarische Briefe ihres Onkels - ich glaube, das sollte zum Inhalt reichen....
Es geht um frühere Freundschaften, aus denen sich tödliche Feindschaften entwickelt haben, Drogen, Macht (-missbrauch), politische Klüngeleien, die bis in die höchste Ebene zu reichen scheinen und vieles mehr....
Als Leser*in ist man schnell in der rasanten Geschichte angekommen und beginnt bald zu zweifeln: wer ist „gut“, wer „böse“? Gibt es vielleicht einen „Maulwurf“? Wem kann Karen überhaupt noch trauen? Ich habe immer wieder gehofft und gezittert, dass Karen bei ihren Nachforschungen vorsichtig bleibt!
Der Spannungsbogen bleibt vom Anfang bis zum Ende straff gespannt, manchmal fiel es richtig schwer, das Buch aus der Hand zu legen...
Und was mir noch besonders gut in diesem Band gefallen hat: wir erleben Karen diesmal nicht nur in ihrer beruflichen, professionellen Umgebung, sondern wir erhaschen ein Zipfelchen von Karen als Privatperson!
Aber der Autor lässt Karen auch einige Gedanken formulieren, über die ich über den Roman hinaus nachdenken musste / noch nachdenke, hier nur zwei Beispiele:
• „Mit einem-Computer und einem bestimmten Plotter kannst Du inzwischen jede Handschrift perfekt nachbilden, sogar den Druck der Feder und die Schreibgeschwindigkeit. Nicht einmal ausgebildete Graphologen könnten noch Unterschiede zum Original erkennen'.“ (…) Karen schwirrte der Kopf. (...)Doch wenn dieses Schreiben eine computergenerierte Fälschung war, was war dann ein handgeschriebenes Testament noch wert? Was der Abschiedsbrief eines Selbstmörders oder gar ein eigenhändig unterschriebenes Schuldeingeständnis?“ (S. 16 / 17)
• „Gab man solchen Menschen Macht über andere und dazu ein Feindbild, dann verselbstständigten sich ihre Handlungen und es kam zu Grausamkeiten, die die Täter hinterher selbst nicht mehr erklären konnten.“ (S. 218 / 219)
Also Spannung pur in Kombination mit ernsthaften Fragestellungen / Gedanken, das hat mir sehr gut gefallen, hier ist die Verknüpfung wunderbar gelungen! Ich kann diesen Roman deshalb mit gutem Gewissen weiterempfehlen!

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