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Veröffentlicht am 03.06.2020

Nebenan liegt die Buchwelt

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Hope Turner ist Anfang 40, alleinstehend, ziemlich einsam ohne Freunde oder nähere Bekannte. Seit der Trennung von Christian, ihrem Ex-Partner, hat sie nur noch ihre Mutter, die ihr am Herzen liegt, und ...

Hope Turner ist Anfang 40, alleinstehend, ziemlich einsam ohne Freunde oder nähere Bekannte. Seit der Trennung von Christian, ihrem Ex-Partner, hat sie nur noch ihre Mutter, die ihr am Herzen liegt, und diese lebt in einem Heim und leidet unter Alzheimer. Eines Tages begegnet Hope in einem abgelegenen Buchladen einem Mann, der ihr sehr gut gefällt, gleichzeitig passieren seltsame Dinge um sie herum. Und dann erfährt sie, dass sie in Buchwelten eintauchen kann, und genau diese Fähigkeit ist jetzt sehr von Nöten. Jemand versucht, die Ordnung zu stören, das Buch der gelöschten Wörter zu stehlen und somit Chaos auch im echten Leben zu verursachen. Hope Turner ist möglicherweise die einzige Chance, das zu verhindern, doch weder die realen Personen noch die Buchfiguren sind immer das, was sie vorgeben zu sein.


Dieses Buch (ganz ohne gelöschte Wörter) hatte so viel Potenzial. Endlich, so dachte ich. Endlich mal eine Protagonistin, die mit beiden Beinen im Leben steht, weiß, was sie will, die sich nicht mit sinnlosem Teeniedrama abgibt oder aufhält. Und anfangs schien es auch so, als würde sich diese Annahme erfüllen. Doch davon abgesehen, dass Hopes Fähigkeit für die Buchwelt ein bisschen zu genial ist, um Spannung zu verursachen, rücken die Probleme der Buchwelt teilweise schnell in den Hintergrund, damit Hope bei jedem neu auftauchenden Mann wie ein Backfisch erröten kann und weiche Knie bekommt. Es gibt auch ganz nette Ideen – M, die Chefin, eigentlich Frau Holle, ein paar der auftauchenden Buchgestalten und natürlich der Grundplot selbst. Doch hier muss in der Entwicklung von Hope und der eigentlichen Geschichte noch sehr viel mehr geschehen, damit es ein großer Wurf wird, ganz besonders auch, was die Logik angeht. Viel zu oft finden sich alle Anwesenden mit einem „Na gut, isso“ ab, stellen die falschen oder gar keine Fragen. Es gibt noch viel Luft nach oben und ich hoffe, dass im zweiten der Band dieses Potenzial ausgeschöpft wird.

Veröffentlicht am 25.05.2020

Verbrechen lesen

Der Knochengarten
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Seit dem letzten (zehnten) Fall von Tony Hill, dem Profiler, und Carol Jordan, der Chiefinspektorin, ist alles anders. Carol ist suspendiert, Tony sitzt im Knast. Ausgerechnet er, der so viele hinter Gitter ...

Seit dem letzten (zehnten) Fall von Tony Hill, dem Profiler, und Carol Jordan, der Chiefinspektorin, ist alles anders. Carol ist suspendiert, Tony sitzt im Knast. Ausgerechnet er, der so viele hinter Gitter gebracht hat, ist für den Tod eines Menschen verantwortlich. In dieser Zeit wird bei einem Kloster ein Massengrab gefunden - und sämtliche Knochen und Schädel deuten auf tote Kinder. Was ist da passiert? Wieso wissen die Behörden von nichts? Als dann auch noch gleich neben dem Kloster weitere Tote gefunden werden, dieses Mal erwachsene Männer, muss das verbliebene Team von Carol Jordan rotieren, um alles im Überblick zu behalten. Und Carol selbst kämpft mit PTSB und darum, die Kontrolle über ihr Leben nicht zu verlieren.

Eigentlich finde ich diese Krimis immer sehr unterhaltsam, aber dieses Mal hat sich Val McDermit keinen Gefallen erwiesen. Viel zu langatmig wurde auf alles, vor allem auf das Persönliche eingegangen, die Fälle, um die es geht, vermochten kaum zu fesseln, da zumindest einer der Täter von Anfang an feststand und es auch da auch überhaupt keine Überraschungen gab. Selbst die Grausamkeit im Kloster ging bei all den persönlichen Dramen unter, und bei all den angeschnittenen Fällen gab es kaum eine befriedigende Lösung. Stattdessen kam mir dieses Buch vor wie eine viel zu langgezogene Einleitung zu Teil 12 und damit einem neuen Leben von Tony und Carol. Für einen Krimi ist mir das zu wenig. Ganz wacklige 3 Punkte.

Veröffentlicht am 14.04.2020

Massaker

London Dark: Die ersten Fälle des Scotland Yard - Folge 01
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Cluskey und das neue Team des Scotland Yard sind noch immer auf der Suche nach demjenigen, der hinter den Anschlägen auf den Hochadel steckt. Während Graham nur knapp einer Feuerhölle entkommt, weil ihn ...

Cluskey und das neue Team des Scotland Yard sind noch immer auf der Suche nach demjenigen, der hinter den Anschlägen auf den Hochadel steckt. Während Graham nur knapp einer Feuerhölle entkommt, weil ihn sein junger Kollege Winterfeld rettet, geht jemand um und vernichtet Beweise. Nach dem Attentat mit dem Feuer überfällt derjenige auch Cluskeys arabischen Freund, der wahrscheinlich jemandem auf die Spur gekommen ist. Alles deutet auf ein Mitglied des Hochadels, der auch noch versucht, sich durch Flucht zu entziehen, doch dann stolpert Cluskey über die Lösung des Falls ...

... und zwar buchstäblich. In diesem Teil ging mir der ach so helle Constable ernsthaft auf die Nerven. Er übersieht die offensichtlichsten Dinge, jagt wie ein Bluthund einer Wurst hinterher, die ihm verlockend vor die Nase gehalten wird und stellt sich dermaßen dumm an, indem er nicht nur einmal, nein zweimal kurz hintereinander Alleingänge unternimmt - selbstverständlich unbewaffnet. Macht man ja so, ganz besonders, wenn man sich in die Höhle des Löwens traut. Seine permanente Selbstüberschätzung ging mir so sehr auf die Nerven, dass ich zum Schluss schon beinahe wünschte, seine Gegner würden Erfolg haben. Da jedoch an dieser Stelle das Hörbuch schon wieder abrupt endet, bin ich nahezu gezwungen, mir das nächste auch noch anzutun. Sollte es dann jedoch nicht mal wenigstens mit diesem Fall zum Ende kommen, ist das mein persönliches Ende mit der Serie. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.04.2020

Zwillingsspiel

Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge
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Zoe und Zara sind zwar Zwillinge, aber obwohl beide wunderschön und genial sind, brillieren sie auf jeweils anderen Gebieten. Während die eine als Profilerin in Europol. Karriere macht, ist die andere ...

Zoe und Zara sind zwar Zwillinge, aber obwohl beide wunderschön und genial sind, brillieren sie auf jeweils anderen Gebieten. Während die eine als Profilerin in Europol. Karriere macht, ist die andere ein kriminelles Genie. Zara, der Polizistin, kommt das zugute. Sie kann oder will keine Gesetze übertreten, deshalb bitte sie Zoe, einen gefährlichen Fall für sie zu unternehmen. Ihnen ist ein umgedrehter IS-Mann abhanden gekommen, und wenn der nicht rechtzeitig befreit wird, verliert er nicht nur seinen Kopf, sondern Europol auch das Wissen über diverse Anschläge in Europa. Dafür muss Zara in der Zeit Zoes Platz als Verbrecherkönigin neben dem Paten von Südeuropa einnehmen - eine Aufgabe, die für sie fast unmöglich zu bewältigen ist.

Vorneweg: Der Schreibstil ist wirklich sehr routiniert und rasant und Oetker hat bestimmt viel Ahnung von den Verhältnissen in Frankreich, Spanien, Italien und Marokko. Diese Leistung möchte ich ihm gar nicht absprechen, ganz im Gegenteil, das war interessant zu lesen. Womit ich auf Dauer gar nicht klar gekommen bin, sind die übermenschlichen Fähigkeiten von Zoe. Schon mit Anfang 20 ist die dermaßen abgebrüht, dass ihr alles gelingt und jetzt ist sie wahrhaft unstoppable. Gegen sie wirkt Supermann wie ein Anfänger und Wonderwoman kann einpacken. Nach dem ersten Drittel des Buches verlor sich für mich die Spannung, verpuffte ins Nichts, weil ich sicher war, dass Zoe das schon packen würde. Zara ist auf ihre Art nicht anders, wie sie sich mal eben in Zoes Leben einfühlt und selbst den Lover erkennt, ist schon faszinierend. Und dann ausgerechnet bei zwei solchen Superfrauen gelingt einem Terroristen, was ihm am Ende in dem Hotel gelingt - ohne eine Erklärung. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Von daher war es zwar eine schnelle Lektüre, aber keine, die mich nachhaltig beeindrucken oder im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 09.04.2020

Everleigh und Evie

Kill the Queen
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Lady Everleigh lebt zwar am Königshof von Bellona, ist dort aber eher das Aschenputtel des Adels. Als mittellose Waise nach dem Mord an ihren Eltern dort aufgenommen, muss sie all die Arbeiten verrichten, ...

Lady Everleigh lebt zwar am Königshof von Bellona, ist dort aber eher das Aschenputtel des Adels. Als mittellose Waise nach dem Mord an ihren Eltern dort aufgenommen, muss sie all die Arbeiten verrichten, die dem niederen Adel vorbehalten sind und sie wird regelmäßig von der Kronprinzessin und deren Hofstaat gemobbt. Bei einem wichtigen Treffen mit ausländischen Würdenträgern schlägt die Kronprinzessin, die nicht mehr warten will, zu. Sie tötet ihre Mutter, die Königin, alle ihre Cousins und Verwandten und die ausländischen Adligen. Dank ihrer Magieimmunität überlebt Everleigh gerade so und kann fliehen. Sie schließt sich einer Gladiatorentruppe an, ohne zu verraten, wer sie ist: Die letzte Überlebende des Königshauses, die in der Lage wäre, außer der Kronprinzessin den Thron zu besteigen.

Es handelt sich hier um eine klassische Aschenputtelgeschichte. Das arme Waisenmädchen, das ständig unterdrückt wird, jetzt allerdings zu einer Frau herangewachsen ist. Mich hatte der Klappentext gereizt, weil er suggerierte, dass sie eben nicht besonders auserwählte Fähigkeiten hatte, aber tatsächlich sind ihre Fähigkeiten genau betrachtet die mächtigsten überhaupt. Dadurch entwickelte sich die Geschichte äußerst vorhersehbar, und auch noch recht simpel und schnell. Sie wird innerhalb weniger Monate zu einer ultimativen Kämpferin, die sich vor niemandem verstecken braucht. Bei den Beschreibungen dazu läuft jedem, der ein bisschen was von Trainingsmethodik versteht, ein kalter Schauder über den Rücken. Eigentlich hätte sie nach ein paar Monaten als halber Krüppel auf der Krankenstation liegen müssen, nicht topfitte Gladiatorin sein dürfen. Von Schwertkämpfen versteht die Autorin nicht viel und hat sich auch nicht die Mühe gemacht, sich groß damit zu beschäftigen. Der Schreibstil ist flüssig und macht die Geschichte unterhaltsam, allerdings hätten es gern weniger Wiederholungen sein dürfen. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lesen werde.