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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2020

Eindringlich, aktuell & erschütternd

American Dirt
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„American Dirt“ ist ein erschreckend aktueller Roman der in Spanien geborenen und heute in New York lebenden Autorin Jeanine Cummins.

Bei einer Familienfeier müssen Lydia und ihr achtjähriger Sohn Luca ...

„American Dirt“ ist ein erschreckend aktueller Roman der in Spanien geborenen und heute in New York lebenden Autorin Jeanine Cummins.

Bei einer Familienfeier müssen Lydia und ihr achtjähriger Sohn Luca miterleben, wie der Rest der Familie kaltblütig ermordet wird, da ihr Mann als Reporter zu viel über die Drogenkartelle geschrieben hat. Aus Angst flieht Lydia mit Luca in den Norden zu flüchten. Es beginnt eine äußerst gefährliche Reise mit dem Güterzug „La Bestia“ und der permanenten Angst entdeckt zu werden.

Schon die ersten Seiten beginnen so erschreckend und dramatisch, dass ich beim Lesen unweigerlich ängstlich die Luft anhalten musste und mit Entsetzen die Ereignisse in Lydias Leben verfolgt habe. Bisher hatten Lydia und ihre Familie ein ganz normales Leben und von heute auf morgen, ist da nur noch Angst und eine Gefahr, der es zu entkommen gilt.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und mitreißend. Sie berichtet sehr eindringlich aber ohne zu dramatisieren. Durch Rückblicke erfährt man einiges aus Vergangenheit, wodurch die Entwicklung der Geschichte klarer wird.

Lydia ist eine starke Persönlichkeit, die niemals die Hoffnung aufgibt und die alle Kraftreserven mobilisiert um ihren Sohn und sich in Sicherheit zu bringen. Ihre Verzweiflung und ihre Erschöpfung sind spürbar und dennoch kämpft sie immer weiter.

Auch wenn es sich um fiktive Ereignisse handelt, der Hintergrund ist real. Es gibt die Drogenkartelle, die organisierten Verbrecherbanden, den Güterzug „La Bestia“, Menschenschmuggel, Korruption und Gewalt und somit kann diese Geschichte jeden Tag in Teilen traurige Wirklichkeit werden.

„American Dirt“ ist ein Buch voller Spannung, das fesselt und mich fassungslos zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Spannend und berührend

Ich an meiner Seite
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„Ich an meiner Seite“ ist ein Roman der österreichische Autorin Birgit Birnbacher, in dem sie die Schwierigkeiten der Resozialisierung gelungen darstellt.

Der 22-jährige Arthur hat gerade eine 26-monatige ...

„Ich an meiner Seite“ ist ein Roman der österreichische Autorin Birgit Birnbacher, in dem sie die Schwierigkeiten der Resozialisierung gelungen darstellt.

Der 22-jährige Arthur hat gerade eine 26-monatige Haftstrafe hinter sich und versucht den Weg zurück ins Leben zu finden. Leider gestaltet sich dies schwieriger als gedacht.

Der Schreibstil der Autorin ist ruhig und unaufgeregt, gleichzeitig aber auch sehr vielseitig. Sie wechselt zwischen kurzen Sätzen und ausgesprochen ausschweifenden Dialogen. Trotz des ernsten Hintergrundthemas ist der Roman humorvoll, gleichzeitig berichtet Birgit Birnbacher aber auch bedrückend und empathisch. Auch der Wechsel der Zeiten sorgt für Abwechslung. So erfährt man eine Menge über Arthurs Kindheit und seine Familie, kann rätseln, was zu dem Gefängnisaufenthalt von Arthur geführt hat.

Arthur wird authentisch beschreiben, er ist intelligent aber auch unsicher und sehr bemüht alles richtig zu machen. Die übrigen Charaktere werden ebenfalls gut beschrieben, sind interessant aber man erhält über sie nicht mehr Information als nötig sind, um das Leben um Arthur herum und ihre Beziehung zu ihm zu verstehen.

Durch die kurzen Kapitel und die vielen Wechsel sorgt die Autorin für einen Sog, der einen weiterlesen lässt. Ihre knappen Sätze, die nur die wichtigsten Informationen vermitteln, lassen eine Menge Spielraum für eigene Gedanken.

Das Buch gibt einen interessanten Einblick in das Leben von Arthur und die Schwierigkeiten, denen er nach seinem Gefängnisaufenthalt gegenübersteht.

Mein Fazit: Ein interessantes & kritisches Buch, das ich durchaus empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Frisch, amüsant, überzeugend

Männer sind auch nur Menschen
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In ihrem neusten Buch „Männer sind auch nur Menschen: Warum es hilft, sie hin und wieder daran zu erinnern“ gibt die Autorin Nicole Staudinger zahlreiche Tipps und Ratschläge, wie Frauen sich effektiv ...

In ihrem neusten Buch „Männer sind auch nur Menschen: Warum es hilft, sie hin und wieder daran zu erinnern“ gibt die Autorin Nicole Staudinger zahlreiche Tipps und Ratschläge, wie Frauen sich effektiv und Schlagfertig gegen Männer und festgefahrene Muster zu Wehr setzen können ohne böse anzuecken.

Ihr Schreibstil gefiel mir ausgesprochen gut. Ich habe mich direkt angesprochen gefühlt. Die kurzen Kapitel lassen sich ruckzuck lesen, sind unterhaltsam, abwechslungsreich und amüsant. Viel Situation und Beispiel kamen mir ausgesprochen bekannt vor und ihre Ideen, wie man am besten damit umgeht oder wie man reagieren könnte, fand ich klasse.

Schlagfertigkeit ist wichtig, aber genauso wichtig ist es, dass wir Frauen zusammenhalten und gemeinsam gegen die Vorurteile und Einschränkungen, die sich in der Gesellschaft eingeschlichen haben, vorgehen.
Ein Buch aus dem Leben, das es wirklich auf den Punkt trifft – lesen lohnt sich.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Autobiografische Erinnerungen

Rosie
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In ihrem Buch „Rosie Szenen aus einem verschwundenem Leben“ schreibt die Autorin Rose Tremain über ihre Kindheit und Jugend.

Sie beschreibt ihr Leben, ihre Kindheit und ihre Beziehung zu ihrer Familie ...

In ihrem Buch „Rosie Szenen aus einem verschwundenem Leben“ schreibt die Autorin Rose Tremain über ihre Kindheit und Jugend.

Sie beschreibt ihr Leben, ihre Kindheit und ihre Beziehung zu ihrer Familie und Freunden. Das Verhältnis zwischen ihr und ihren Eltern war schwierig, wirkt zeitweise fast kalt und emotionslos, aber trotzdem rechnet sie hier nicht mit ihnen ab, sondern beschreibt es eher distanziert. Es fehlt an Zuneigung und Nähe, ihre Mutter Jane bringt ihr keine Liebe entgegen, verhält sich einfach sehr egoistisch und schickt letztendlich Rose und ihre Schwester in ein Internat. Glücklicherweise hatte Rosie eine Nanny, durch die sie Liebe und Zuneigung erhalten hat.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich angenehm lesen. Dadurch, dass sie nicht chronologisch berichtet, sondern nur einzelne, für sie bedeutsame Szenen herausgreift, fand ich das Gelesene äußerst abwechslungsreich. Es ist also keine komplette Biografie. Rose Tremain hat nur einige Einblicke in ihr Leben gegeben, Details herausgegriffen und dabei durch Fußnoten Hinweise zu ihren bisher veröffentlichen Bücher gegeben. Das ist interessant, wenn man diese Bücher bereits kennt, weckt aber auch Interesse für noch nicht gelesene Werke.

Zwischen dem Text befinden sich Fotos von Rose und ihrer Familie, die ein anschauliches Bild der Zeit und des Zeitgeschehens vermitteln.

Insgesamt ist das Buch eher leichte Lektüre, in der die Autorin aus ihrer Kindheit und Jugend berichtet und die mich neugierig auf weitere Werke von Rose Tremain gemacht hat.

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Anspruchsvoll – anstrengend - lohnenswert

Milchmann
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„Milchmann“ ist der erste Roman der Autorin Anna Burns, der in Deutsch veröffentlicht wurde. Die verschiedenen Auszeichnungen, die der Roman erhielt, haben mich neugierig gemacht und ich war gespannt, ...

„Milchmann“ ist der erste Roman der Autorin Anna Burns, der in Deutsch veröffentlicht wurde. Die verschiedenen Auszeichnungen, die der Roman erhielt, haben mich neugierig gemacht und ich war gespannt, ob der Roman meinen Erwartungen entsprechen würde.

Anna Burns berichtet aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt. Sie wird von einem wesentlich älteren und einflussreichen Mann – dem Milchmann – gestalkt und zieht dadurch die Aufmerksamkeit der Leute auf sich, die ihr eine Affäre anhängen. Dies ist aber nur das Grundgerüst des Romans, in dem es vielmehr – um die politischen und religiösen Konflikte, die Menschen und das gesamte Zeitgeschehen der 1970er Jahre in Irland – geht.

Die Ausdrucksweise der Autorin erfordert viel Aufmerksamkeit. Die Sätze sind lang und verschachtelt und der Schreibstil subtil, trocken und sarkastisch.

Die Charaktere haben keine Namen, sondern werden durch ihren Bezug zu der Protagonistin oder andere Eigenarten benannt. Dadurch fand ich es schwierig eine Verbindung zu ihnen aufzubauen und sie blieben mir eher fern. An einigen Stellen ging mir die Autorin ein wenig zu sehr ins Detail und ich hätte gerne auf die brutalen Einzelheiten und das daraus folgende Kopfkino verzichtet.

In dem Buch steckte neben der Geschichte um die Protagonistin und den Milchmann so viel an historischen Hintergründen, Andeutungen, Fakten, die sich bis in die Gegenwart ziehen, dass es wahnsinnig aufwühlend ist und eine unglaubliche Brisanz enthält.

Es ist kein Roman, der unterhält und mit dem man sich wohlfühlt, aber einer der aufrüttelt, erschreckt und den man lange im Gedächtnis behält.

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