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Veröffentlicht am 12.08.2019

Leider eine grosse Enttäuschung

Als wir im Regen tanzten
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Inhalt:
Recha und Willi, das einstige Traumpaar der Stummfilmgeschichte, gerät in eine berufliche und persönliche Krise. Willis Schwester Felice hingegen steht als Vorzeigemutter und Karrierefrau mit ihrer ...

Inhalt:
Recha und Willi, das einstige Traumpaar der Stummfilmgeschichte, gerät in eine berufliche und persönliche Krise. Willis Schwester Felice hingegen steht als Vorzeigemutter und Karrierefrau mit ihrer glücklichen Ehe als Gegenpol da, aber auch in ihrem Leben kommen Steine ins Rollen, die sie vor einige schwere Entscheidungen stellen.
Vor allem die Entwicklung vom Stummfilm zum Tonfilm aber auch die persönlichen Hadereien der Figuren mit ihrem Leben rücken dabei unschön und eindimensional ins Zentrum, während die Verankerung in der Zeit leider absolut zu kurz kommt. Ausserdem ist dieses Buch zwar als Einzelband zu lesen, die Vorgeschichte gibt es aber auch schon als Buch und ist im Erstling der Autorin, der anscheinend viel besser angekommen ist, zu lesen. Weshalb ich es schon bei "Inhalt" erwähne? Weil der Klappentext diesbezüglich leider sehr irreführend ist.

Meine Meinung:
In diesem Buch hat mir die Figur der emanzipierten, starken, mutigen und sympathischen Felice sehr gut gefallen. Es war wohl die einzige Figur, die einigermassen ausgearbeitet war und vor allem glaubwürdig wirkte. Auch wenn sie gegen Ende des Buches in eine total schräge "Rettungsaktion" verwickelt war, so hat sie, die gar nicht erst im Klappentext auftaucht und als Nebenfigur gehandelt wird, am meisten Platz im Buch eingenommen und hat im Vergleich zu Recha und Willi ausserdem sehr fassbar gewirkt.
Nach dem grandiosen Einstieg, der mich auch dazu bewogen hat, mich überhaupt für das Buch zu bewerben, wirkte plötzlich alles um hundertachtzig Grad gedreht. Die Entwicklung der Filmindustrie, die im Buch viel Raum einnimmt, kam mir sehr abgehandelt und leider nicht kreativ vor und die vielfach angepreiste Verankerung im Zeitgeschehen, die ja wirklich spannend gewesen wäre und natürlich auch einiges an Zündstoff beinhalten hätte können, fehlt fast komplett. Fast immer ziehen sich lahme Dialoge und sehr sinnlose Diskussionen über viele Seiten hinweg, persönliche Dramen werden aufgebauscht und in die Länge gezogen und wenn denn wirklich einmal etwas passiert, das der Geschichte eine Wendung gibt, wird es in wenigen Sätzen behandelt. Das Buch hat mir schon nach den ersten siebzig Seiten gar keinen Spass mehr gemacht und wäre es kein Leserundenbuch gewesen, hätte ich es sofort abgebrochen. Leider wurden aus diesem eigentlich so spannenden Stoff und der sicher auch guten Grundidee ein unglaubwürdiges, langweiliges Konstrukt geschaffen, das so definitiv keine Lesefreude aufkommen lässt.

Schreibstil:
Auch der Schreibstil ist definitiv ein Kapitel für sich. Anfänglich fesselnd, vielversprechend und für sich sprechend, wird da alles immer verschwommener. Mehrere Seiten lang fehlen die Personalpronomen, die Figuren werden zu einem Einheitsbrei verquirlt, der gar keine Identifikation mehr zulässt und sehr viele Handlungsstränge werden angedeutet, verschwinden dann ein wenig aus dem Fokus und werden plötzlich wieder weitergeführt, als hätte die Autorin die Figuren in der Zwischenzeit vergessen und als wären sie ihr dann aus dem Nichts wieder in den Sinn gekommen. Auch wirkt es manchmal so, als hätten ganz verschiedene Personen dieses Buch geschrieben. Die Sprache ist überhaupt nicht wie ein roter Faden, stört den Handlungsaufbau sogar und zieht sich durch nicht zielführendes Geplänkel manchmal wie Kaugummi, obwohl ganz andere Dinge vielleicht hätten vertieft oder besser eingebettet werden sollen. Also auch hier wurde ich leider enttäuscht.

Mein Fazit:
Die ersten Kapitel, die ich schon von der Leseprobe kannte (und aufgrund derer ich mich überhaupt für die Leserunde beworben habe), waren grandios. Dann aber konnten die vielen Schwächen, wie die fehlende Verankerung in der Zeit, die unglaubwürdigen Figuren, die lose gestreiften aber nie verarbeiteten Themen sowie der sprunghafte, scheinbar nicht ausgereifte und alles andere als stringente Schreibstil, mich gar nicht mehr überzeugen. Von mir gibt es definitiv keine Leseempfehlung für dieses Buch. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 28.05.2019

Leider ein Missgriff

Dem Glück so nah
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Handlung und Schreibstil:
Die Handlung dieses Buches ist ein grosses Plus. Sie enthält viele spannende Momente und sehr aussergewöhnliche Wendungen. Es gibt zwar kleine Unstimmigkeiten in der Logik, aber ...

Handlung und Schreibstil:
Die Handlung dieses Buches ist ein grosses Plus. Sie enthält viele spannende Momente und sehr aussergewöhnliche Wendungen. Es gibt zwar kleine Unstimmigkeiten in der Logik, aber ansonsten finde ich, dass Louise Walters sich eine tolle Geschichte ausgedacht hat.
Leider kann sie dies in ihrem Schreibstil nicht wirklich aufgreifen. Das Buch wirkt auf mich ziemlich unfertig und noch nicht wirklich ausgereift oder in allen Details zu Ende gedacht. Die Personen bleiben mehrheitlich oberflächlich und es entstehen dadurch Leerstellen, die entweder gar nicht oder nicht zufriedenstellen gefüllt werden. Ausserdem wird es schnell vorhersehbar, was aber nicht grundsätzlich ein Minuspunkt ist. Das Ganze bleibt aber leider sehr flach und wirkt lieblos konstruiert, was sehr schade ist, weil aus diesem Stoff und der durchaus vorhandenen schriftstellerischen Qualität noch viel mehr hätte entstehen können. Gefühle und Tiefgang fehlen - wie leider schon im Voraus befürchtet - fast komplett und ich habe das Buch nur zu Ende gelesen, weil ich wissen wollte, wie genau das Ende konstruiert war und weil mir Dorothys Lebensgeschichte gut gefallen hat.

Meine Meinung:
Mir gefällt das Cover dieses Buches sehr gut und auch wenn ich es jetzt "erst" als Manuskript gelesen habe, so sieht es doch einfach wunderschön aus. Vom Cover aus habe ich auf ein Jugendbuch geschlossen und dabei eine zarte Liebesgeschichte vermutet. Sehr viel Tiefgang jedoch erwartete ich nicht. Schliesslich bin ich einfach schon zu viel mal enttäuscht worden. Leider scheine ich im Moment aber einfach nicht wirklich ein gutes Händchen mit meinen Büchern zu haben. Irgendwie konnte mich in diesem Monat noch kein Buch so richtig überzeugen und bei allen bisher gelesenen und rezensierten Büchern waren es vor allem die eher lieblosen und oberflächlichen Beschreibungen, die mich gestört haben. Ich bin aber sehr froh, dass ich mit meiner Meinung auch bei diesem Buch nicht alleine da stehe. Fast die ganze Leserunde hat das Buch noch viel kritischer bewertet, als ich dies getan habe. Das lag wahrscheinlich vor allem an den hohen Erwartungen in Bezug auf die ganz grossen Gefühle, die meine Mitleserinnen hatten.

Personen:
"Dem Glück so nah" wird geprägt von zwei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten. Die Geschichte beginnt mit einem Brief, den Roberta, die in der heutigen Zeit lebt, in einem Buch findet. Dieser Brief stammt von ihrem Grossvater und richtet sich an ihre Grossmutter Dorothy, die mittlerweile im Pflegeheim lebt, in deren jüngere Jahre das Buch jedoch immer wieder zurück blendet. Über Roberta erfährt man während der ganzen Lektüre nicht wirklich viel. Sie ist Mitte dreissig, arbeitet in einem Buchladen, führt ein eher langweiliges Leben und wenn sie nicht ihre Bücher und ihre Katze, sowie ihren kranken Vater hätte, dann hätte sie nichts und niemanden. Der Brief ihres Grossvaters, der durchaus viele Fragen aufwirft, lässt sie anfangs ziemlich kalt. Ein grosses Familiengeheimnis taucht auf und Fragen zu ihrer Herkunft, aber irgendwie reagiert sie total gelassen auf diesen Fund, was ich so nicht nachvollziehen konnte. Dorothy hingegen hat zur Zeit des zweiten Weltkriegs einiges durchgemacht. Es geht um verlorene Kinder, Liebschaften und die Bedrohung durch Fliegerbomben. Dorothy war für mich fassbarer und hat mir als Person auch gut gefallen. Ein grosser Kritikpunkt bleibt jedoch: die Dorothy, die jetzt im Pflegeheim lebt, hat mir der Dorothy, die damals ihr Leben total auf den Kopf gestellt und eine folgenschwere Entscheidung getroffen hat, nicht viel zu tun, weil die Autorin die Zukunft der Figur nicht gut auf ihre Vergangenheit abgestimmt hat, was sehr schade ist.


Fazit:
Auch dieses Buch kann ich nicht wirklich empfehlen und ich frage mich langsam ernsthaft, wo denn bitte die tollen Werke, die durch eine stimmig ausgefuchste Handlung und die Schönheit ihrer Sprache bestechen, hingegangen sind. Ich bitte um Buchtipps.

Veröffentlicht am 16.04.2020

Bitte nicht lesen

Rouven
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Ein Kind zu vernachlässigen ist auch eine Vergewaltigung!
Dieser Leitsatz prägt den Erstlingsroman von Robert Stephan Bolli und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Erzählung. Rouven, ein ganz normaler ...

Ein Kind zu vernachlässigen ist auch eine Vergewaltigung!
Dieser Leitsatz prägt den Erstlingsroman von Robert Stephan Bolli und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Erzählung. Rouven, ein ganz normaler vierzehnjähriger Junge, wird aus einem Pfadfinderlager entführt. Eine Woche lang erleidet er schlimmste Folter und Misshandlungen auf perversester Art, bis ihm die Flucht gelingt. Wieder in Freiheit und zutiefst enttäuscht von den Erwachsenen, beschließt er, die Rückkehr in seine Heimat selbst in die Hand zu nehmen. Die härteste Bewährungsprobe für Rouven wird die Abenteuertrekkingtour zu Fuß, ohne Geld und ganz auf sich gestellt über die Alpen.
Der Autor weiß, wovon er schreibt. Als vermutlich an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
Leidender, aber nie Therapierter kennt er nur allzu gut die täglichen Spötteleien in der Schule, Mobbing am Arbeitsplatz und muss sich in seinem Leben mehrheitlich als Einzelkämpfer durchschlagen. Rouven ist ein großartiger Abenteuerroman und zugleich eine Hymne auf die Freiheit, die Liebe und das Leben.

Meine Meinung:
Ich kann nur schwer in (druckreife) Worte fassen, was ich von diesem Buch halte. Leider hat mich "Rouven" in keiner Art und Weise überzeugt, im Gegenteil. Noch selten habe ich ein Buch so widerwillig gelesen.
Aber ich muss ganz von vorne erklären, was mein Problem mit "Rouven" ist. Als erstes einmal habe ich Mühe damit, dass ein Mann, der nur vermutlich ADHS (also nicht einmal eine Diagnose) hat, so darüber schreibt, als wäre sein Leben mit ADHS und wegen ADHS verwirkt gewesen. Erstens einmal wird diese Diagnose heutzutage so häufig wie nie zuvor gestellt und ich denke nicht, dass alle betroffenen Jugendliche und Kinder gemobbt werden und Einzelgänger sind und zweitens hat ADHS überhaupt rein gar nichts mit der Handlung von "Rouven" zu tun, auch wenn uns dies der Autor in seinem Vorwort suggerieren will. Ich mag es wirklich nicht, wenn sich jemand so sehr als Opfer darstellt, Zusammenhänge aufzeigt, die gar nicht existieren und dabei eine Leidensmiene aufsetzt.

Nun zur Handlung. Eigentlich eine ganz gute Idee: ein Junge wird aus einem Pfadfinderlager entführt, ihm gelingt die Flucht und er muss sich auf einen weiten und beschwerlichen Weg durch Italien und die Schweiz machen. Dabei beweist er dem Leser, wie stark und mutig er ist und schafft es sicher auch, andere Kinder und Jugenliche zu motivieren und ihnen vielleicht zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen (der eigentliche Sinn des Buches).
Aber, die Handlung wird noch ein wenig ergänzt: der Junge wird nicht einfach von irgendwem entführt, sondern von Pädophilen und diese misshandeln ihn auf bestialische Art und Weise (was natürlich im Detail geschildert wird), der Junge entdeckt trotz der rohen Gewalt und den Erniedrigungen die Lust in sich und die Freude an der körperliche Liebe und schläft auf seiner Flucht mit der erstbesten Frau, die er trifft. Die "Liebespraktiken" hat er bereits während seiner Gefangenschaft gelernt und er sieht nun auch die Vorteile des Erlebten. Dies ist meiner Meinung nach ein Schlag ins Gesicht jedes Missbrauchsopfers, welches sein Leben lang mit den Folgen der Misshandlungen zu kämpfen hat und diese sicher nie geniessen konnte oder wollte. Aber es geht noch weiter, Rouven schläft mit weiteren Frauen, die er auf seinem weiten Weg antrifft.
Schuld an seiner langen Wanderung ist übrigens seine Mutter, diese habe ihn nämlich immer vernachlässigt und sich zu wenig für ihn interessiert und nun zahle er es ihr heim, indem er so lange wie möglich von zu Hause fernbleibe. Dass seine Mutter alleinerziehend, nach dem Tod des Vaters auch deprimiert und immer am Arbeiten ist, weil das Geld sonst nicht reicht, sieht Rouven (und auch der Autor) nicht ein. Und auch wenn man der Mutter gewisse Dinge vorwerfen kann, so entspricht die Ansicht, die Mutter habe ihn total vernachlässigt und er sei nur wegen ihr vereinsamt, lediglich der pubertären Fantasie des Protagonisten.
Auch dass Rouven kein einziges Mal die Polizei verständigt zeigt, wie unreif und egoistisch der Junge ist. Ganz viele andere Kinder werden die Gefangenschaft und die Misshandlungen wohl nicht überleben und Rouven denkt nur an seine Flucht und seine persönliche "Mission".
Er verliebt sich auch Hals über Kopf und es scheint tatsächlich die grosse Liebe zu sein, doch nachdem er sich von ihr verabschiedet hat, wird diese nur noch ein einziges Mal erwähnt.

Das Buch richtet sich an Jugendliche ab vierzehn Jahren, welche meiner Meinung nach dieses Buch nicht lesen sollten. Es enthält Schilderungen und Ideen, auf die kein normaler Mensche kommt und die ich meinen Kindern auch nie zumuten würde. Robert Stephan Bolli widmet das Buch übrigens seinen Söhnen. Hätte mein Vater dieses Buch veröffentlicht, hätte ich ernsthaft sein Sexualleben in Frage gestellt und mich zudem für ihn geschämt.
Ihr seht nun, was mein Problem ist und nun, da ich genug kritisiert habe, kann ich noch sagen, was mir wirklich gefallen hat. Die Beschreibungen der Wanderungen und die einzelnen Stationen auf Rouvens Weg sind toll, gut ausgearbeitet und recherchiert. Auch seine Art, Kleider und Nahrung zu beschaffen, gefällt mir sehr und ist literarisch sehr fantasievoll beschrieben. Der Schreibstil an sich ist mässig, aber nicht schlecht. Warum also diese perversen, abstrusen, unzusammenhängenden Schilderungen? Warum diese Opferhaltung ohne Kontext und dieses Verurteilen?

Fazit:
Ich habe vorher noch nie ein Buch weggeworfen, weil ich immer jemanden gefunden habe, der meine Bücher "erben" wollte. Dieses Buch aber habe ich weggeworfen, weil ich es niemandem zumuten kann.