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Highlander1312

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Interessante Idee, Probleme bei der Umsetzung

Die Mitternachtsbibliothek
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Im Buch Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig geht es um Nora, die in ihrem Leben alles andere als glücklich ist und tristen Gedanken nachhängt, die sich rund um vertane Chancen drehen. Nach einem weiteren ...

Im Buch Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig geht es um Nora, die in ihrem Leben alles andere als glücklich ist und tristen Gedanken nachhängt, die sich rund um vertane Chancen drehen. Nach einem weiteren Schicksalsschlag beschließt sie, dass es nun reicht und versucht sich das Leben zu nehmen. Aber nicht mit Mrs. Elm und der Bibliothek. Dort landet sie nämlich und soll jetzt bitte doch nochmal überlegen, wie es mit ihr weitergehen soll. Kriegt sie nochmal die Kurve?

Die zugrundeliegende Idee ist sehr gut.
[Achtung, kleine Spoiler] Ein bisschen ist das ganze Konzept aber wie Schrödingers Katze. Um bei mir als Leser Emotionen zu wecken, brauche ich authentische Gefühle bei den Protagonisten. Das steht aber im Widerspruch zum Ausprobieren von Leben wie Nora es hier tut. Sie sagt selbst, sie kann zwar in Leben aber nicht in Gefühlswelten eintauchen. Wie soll ich dann ansatzweise eine Bindung zu ihr aufbauen? Erst ca. ab Seite 250 fand ich es wirklich spannend, gerade weil Nora es nun endlich schafft, zu fühlen! Das Ende war dann aber doch etwas vorhersehbar. [Spoiler Ende]

Am Anfang stören ein paar Satzbaufehler und Dopplungen und nach dem ersten Aufbau des Settings fand ich es recht langatmig bzw. ist Noras Lernkurve einfach sehr flach und sie reflektiert mir nicht genug, warum es jetzt wieder nicht geklappt hat.

Im Buch geht es außerdem um Depressionen und viel Philosophie. Da ich Nora lange nicht so sympathisch fand, war es ein bisschen viel gewolltes "zum Nachdenken anregen", sodass ich dann meistens nicht nachgedacht habe.

Das Ende ist sehr versöhnlich und die letzten 70 Seiten konnte ich genießen, aber trotz guten Schreibstils und einer interessanten Idee war das Buch insgesamt nicht so mein Fall.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Schall und Rauch

Schwarzpulver
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As großer Fan von Dystopien wollte ich unbedingt den Debütroman von Laura Lichtblau lesen. Mit Schwarzpulver bringt sie ein Deutschland auf Papier, das sich hinter einer Spaltung der Gesellschaft befindet, ...

As großer Fan von Dystopien wollte ich unbedingt den Debütroman von Laura Lichtblau lesen. Mit Schwarzpulver bringt sie ein Deutschland auf Papier, das sich hinter einer Spaltung der Gesellschaft befindet, die uns aktuell möglicherweise noch bevorsteht.

Worum geht's?
Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft. Eine patriotische, sicherheitsbesessene und konservative Partei steht an der Spitze des Staates und nutzt jede Möglichkeit für weitere Propaganda. Andersgläubige werden aufs Schärfste beobachtet und die Schaffung einer bis an die Zähne bewaffneten Bürgerwehr sorgt für eine düstere Atmosphäre. In diesem Tunnel der Angst irren drei Personen umher, Burschi, Charlie und Charlotte, die sich allesamt fragen, ob das so richtig ist und wenn nein, was denn der oder die einzelne überhaupt bewirken kann. Die junge Burschi kennt Traditionen von zuhause, ist aber so gar nicht in Einklang zu bringen mit der indoktrinierten herrschenden Meinung der Partei. Charlie widersetzt sich seiner Mutter Charlotte, jobbt bei einem pseudo-rebellischen Musiklabel und Charlotte selbst ist stolzes Mitglied der Bürgerwehr. Bis sie sich und ihren neuen Job mehr und mehr hinterfragt. Letztlich finden sich alle in einem Strudel der Ignoranz, der Sinnlosigkeit und der Verzweiflung wieder und versuchen diesem zu entkommen.

Wie war's?
Schwarzpulver ist eine literarische Dystopie. Nicht zu vergleichen mit thrillerähnlichen, erschreckenden Szenarien, die erhebliche Spannung aufbauen und meistens zwei, drei Helden haben, die sich gegen das System stellen. Viel eher empfand ich Schwarzpulver ähnlich wie 1984 von George Orwell. Ein übermächtiger Staat gibt nicht viel auf Mindermeinungen und regiert mit harter Hand. Gleichgesinnte werden nicht nur bejubelt, sondern im Rahmen der Bürgerwehr sogar noch bewaffnet. Homosexuelle, Ausländer und Systemkritiker werden verachtet, ausgegrenzt und abgestempelt. Ich fand das Buch nicht leicht zu lesen, da das Ziel so verworren war. Was bezweckt das Handeln der Protagonisten und was ist das eigentlich für ein Setting, in dem wir uns befinden?
Die Autorin schafft mir Burschi eine liebenswerte Person, mit Charlie einen Rebell, der dringend aus der mütterlichen Zwangsjacke fliehen möchte und mit Charlotte eine Parteigenossin par excellence, die nach und nach das System und vor allem sich selbst in Frage stellt.
Die verschiedenen Perspektiven sind interessant, münden für mein Empfinden aber in zu wenig gemeinsamen Szenen, sodass der große Zusammenhang nur gering ausfällt. Insgesamt wahrlich vielmehr Literatur als Belletristik mit interessanten Elementen einer nahezu paranoiden Gesellschaft und Protagonisten, die auf der Suche nach sich selbst sind.

Ein Buch der leisen Töne, das mit gutem Schreibstil den teilweise literarisch anspruchsvollen Inhalt auffängt und mich etwas ratlos zurücklässt.

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Ein polarisierendes Buch

Milchmann
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Kürzlich las ich Harte Jahre und Das wirkliche Leben. Dabei fand ich Harte Jahre extrem anspruchsvoll und bei Das wirkliche Leben bleibt die Protagonistin bis zum Ende namenlos und wird nur das Mädchen ...

Kürzlich las ich Harte Jahre und Das wirkliche Leben. Dabei fand ich Harte Jahre extrem anspruchsvoll und bei Das wirkliche Leben bleibt die Protagonistin bis zum Ende namenlos und wird nur das Mädchen genannt.

Das gefeierte Buch Milchmann von Anna Burns verbindet nun beides. Das Buch ist im Tropen Verlag erschienen und lockt durch eine ausgefallene Gestaltung. Sowohl das Cover als auch der Buchrücken fallen einem direkt ins Auge. Der Klappentext lässt viel offen und spricht den Diskurs um das noch immer gegenwärtige Machtgefälle aus gesellschaftlicher Sicht zwischen Mann und Frau an.

Tatsächlich geht es um mehr, die junge Erzählerin beschreibt auf kühle Art und Weise wie sie zum Objekt der Begierde des "Milchmannes" wird. Was das in ihr auslöst und wie die Gesellschaft dazusteht, sind erste Fragen, die der Roman zu beantworten versucht.

Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass das Buch ganz anders als der Großteil der Bücher sein wird, die ich bisher lesen durfte. Namen? Fehlanzeige. Kurzweilige Kapitel? Nope. Klare, präzise Sätze? Ganz und gar nicht. Das ist anstrengend, das ist kompliziert. Wer sich damit arrangieren kann, bekommt eine spannende Geschichte, die Potenzial für Interpretationen in Deutsch-Leistungskursen besitzt. Karl May - bekannt für seine seitenlangen Landschaftsabschweifungen - würde der Mund offen stehen, wenn er die Bandwurmsätze zu schier endlosen Gedankengängen lesen würde. Auf 450 Seiten sind es insgesamt nur 7 Kapitel!

Aber ich bleibe dabei, das Buch ist neben der genannten Schwierigkeiten auch besonders gut. Die Geschichte spricht in konkreter Form ein dramatisches Einzelschicksal an und ist gleichzeitig eine Metapher für die Gesellschaft an sich, für die Stimmung in Kriegsgebieten und für die zeitweise Ohnmacht des weiblichen Geschlechts.

Im Gesamten konnte das Buch mich aber nicht überzeugen und lässt mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Tolle Themenauswahl, gute Wortwahl und geeignete Szenerie auf der einen Seite und ein extravaganter Schreibstil mit einer kühlen Namenlosigkeit und komplizierten Wortgebilden sorgen auf der anderen Seite für wenig Lesefreude. Ich bin mir aber sicher, dass das mindestens die Hälfte der Leser genau andersherum sehen wird. Ich bin gespannt auf die Resonanzen in Deutschland.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Escape-Abenteuer rund um die Zeitfanatiker von CHRONOS

Escape Adventures – Von Agenten und Doppelgängern
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Wie ihr vielleicht schon ahnt, bin ich aktuell im Rätselfieber. Nach "Von Sternenfahrern und Planetenstaub" habe ich auch "Von Agenten und Doppelgängern" durchgeknobelt. Das Escape-Spielebuch ist ebenfalls ...

Wie ihr vielleicht schon ahnt, bin ich aktuell im Rätselfieber. Nach "Von Sternenfahrern und Planetenstaub" habe ich auch "Von Agenten und Doppelgängern" durchgeknobelt. Das Escape-Spielebuch ist ebenfalls im Frechverlag Mitte März erschienen und mit der Schwierigkeit "mittel" eingestuft.

Diesmal wirft uns der vermaledeite blaue Energiestein in der Zeit zurück, um einem internationalen Bund von Geheimagenten bei der Bekämpfung der berüchtigten kriminellen Organisation CHRONOS zu helfen. Man fühlt sich ein bisschen wie im Kalten Krieg und ständig werden neue Intrigen, geheime Treffen und Codes aufgezeigt, die es zügig zu entschlüsseln gilt. CHRONOS geht über Leichen, kennt keine Gnade und will die Herrschaft über die Welt an sich reißen.

Die Rätsel in diesem Buch sind nicht ganz so vielseitig wie sonst. Häufig geht es um versteckte Bilder und Wortspielereien, man könnte sagen, dass die Rätsel "haptisch" nicht so außergewöhnlich waren. Manche Rätsel waren geradezu kinderleicht. Aber natürlich gab es auch hier wieder zwei Rätsel, bei denen wir bis heute nicht wissen wie man auf die Lösung kommt. Gerade beim Taubenrätsel standen wir gefühlt stundenlang auf dem Schlauch und CHRONOS hätte uns an dieser Stelle definitiv besiegt.

Insgesamt ist "mittel" aber angebracht, wenn man die ganz schweren und ganz leichten Rästel zusammenzieht. Die Geschichte ist nicht schlecht, wirkt aber an manchen Stellen etwas unlogisch und zusammenhangslos. Besonders die "internationalen" Agenten waren beim Vorlesen eher nervig, right?
Gut gefallen hat uns hingegen die Einführung eines weiteren Spezial-Gadgets, der Agentenbrille aus roter Folie, auch wenn dadurch diesmal keine XXL-Map dabei gewesen ist. Leider hat uns die Brille beim Europarätsel (das eigentlich ziemlich cool war) nur bedingt geholfen, da wir die Sachen trotzdem nicht gut erkennen konnten.

Trotz der Tipps, die wir benötigt haben, sind wir am Ende gut durchgekommen und haben in der Auswertung sehr gut abgeschnitten.

Mit "Von Agenten und Doppelgängern" ist wieder eine gute Edition der beliebten Escape Adventures entstanden, das einen Flair von Exit Games zum Spieleabend bringt und immer 2-3 Stunden Spaß verspricht! Für Fans von Worträtseln außerdem ein echter Genuss!

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Sex, Drugs & Art

Das Palais muss brennen
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"Ich sagte, dass ich heute bereits einen Finger in der Vagina gehabt hätte im Juridicum. Ich sprach vom Einführen eines Tampons während der Menstruation." (S. 12)

Dieses Zitat plus den Klappentext geben ...

"Ich sagte, dass ich heute bereits einen Finger in der Vagina gehabt hätte im Juridicum. Ich sprach vom Einführen eines Tampons während der Menstruation." (S. 12)

Dieses Zitat plus den Klappentext geben schon ein ganz gutes Bild über das Buch ab. Wobei der Klappentext auch recht verwirrend ist, denn ich habe einen studentisch-politischen Roman gegen den aufkommenden Rechtsextremismus erwartet. Damit lag ich leider urfalsch, um im Wienerisch zu bleiben, das hier toll genutzt wird.

Leider bin ich eher enttäuscht. Die junge Autorin (Jahrgang '95!) beweist, dass sie über viel Sprachwitz verfügt, philosophisch verschachtelte Sätze zusammenbasteln kann und ein feines Gespür für das Wiener Nachtleben besitzt (aus Erfahrung?).

Ansonsten war ich etwas enttäuscht, denn die suggerierte Handlung läuft eigentlich nur nebenher. Viel eher ist Protagonistin Lu mit Drogen, Sex, Kunstinterpretationen und pseudo-rebellischem Pläneschmieden beschäftigt. Aber selbst diese Pläne werden meist nur in Nebensätzen eingebracht. Stattdessen dreht sich Lu's Universum vor allem um Sex. Das Buch ist meiner Meinung nach unnötig stark übersexualisiert. Das Zitat oben soll das zeigen. Ich hatte mehr das Gefühl in einem Coming of Age-Roman für neureiche Studenten gelandet zu sein. Statt ernsthaft gegen die rechtsgerichtete Mutter zu protestieren, erlebte ich Luise als Drama Queen mit hedonistischem Lebensstil, die erst auf die rechten Kader schimpft und sich dann vom Geld der Mutter im Palais den Dom Perignon und gutes Koks reinzieht. Ihre Liebhaber*innen TT und Sef sind deutlich reifer, von einer "rebellischen Brut" (Klappentext) kann aber nicht die Rede sein.

Wie gesagt trösten Sprachwitz und Dialoge etwas über die Kritikpunkte hinweg, aber alles in allem war nicht das drin, was ich gehofft hatte. Aufgrund der sprachlichen Qualität der Autorin würde ich einem weiteren Buch aber gerne eine Chance geben. Dann gerne mehr Rebell und weniger Pubertät!

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