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Veröffentlicht am 11.01.2017

Wenn Liebe zur Obsession wird ... - atemberaubender Psychothriller um ein Autorenpaar

Rouge
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9 Jahre nach der Trennung von ihrem Ehemann Adrian Bartosz hat die Autorin Malin Remy einen autobiographischen Roman mit dem Titel "Ehe" geschrieben, um mit diesen Kapitel in ihrem Leben endgültig abschließen ...

9 Jahre nach der Trennung von ihrem Ehemann Adrian Bartosz hat die Autorin Malin Remy einen autobiographischen Roman mit dem Titel "Ehe" geschrieben, um mit diesen Kapitel in ihrem Leben endgültig abschließen zu können. Doch mit dem Buch holt sie auch die dunklen Geister der Vergangenheit wieder ans Tageslicht. Adrian, selber Autor und schon immer eifersüchtig auf Malins schriftstellerische Erfolge, befindet sich unter den Gästen der Premierenlesung. Und so setzt sich ein Strudel aus psychischer und physischer Gewalt in Gang, der alles und jeden im Umfeld der beiden zu verschlingen droht ...

Nach einem kurzen Prolog, der einen ersten Blick auf den Tag Null bietet, springt die Geschichte zur ersten Begegnung von Malin und Adrian zurück und man begleitet die beiden auf dem verhängnisvollem Weg ihrer explosiven Beziehung, die sich dann am Tag Null fulminant entlädt.
Mit einem eindringlichen Schreibstil wird der Leser mit jeder Seite des Buches tiefer in die Abgründe der menschlichen Psyche hineingezogen.
Die Geschichte ist dabei abwechselnd aus den Perspektiven von Malin und Adrian geschrieben, auf einen neutralen Blick auf das Geschehen wird hier weitestgehend verzichtet. So muss man sich beim Lesen selber auf die Suche machen, was hier Wahn und was Wirklichkeit ist.

Astrid Korten gelingt hier ein atemberaubender Psychothriller, der zudem noch auf einem wahren Fall beruht. Die entsprechenden Erläuterungen im Anhang lassen einen genauso wie das Ende des Buches dann auch ziemlich betroffen zurück.

Ein Buch, das seine Leser noch weit über sein Ende hinaus beschäftigt und lange nachhallt.

(Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe des Buches, die bei der CreateSpace Independent Publishing Platform unter dem Titel "Zeilengötter" erschienen ist)

Veröffentlicht am 09.01.2017

Gelungener und treffender Blick auf die Flüchtlingsproblematk - spannend und vielschichtig zugleich

Berlin Gangstas
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Die Berliner Gangster Kemal und Kolja haben mit KOKE ein florierendes Unternehmen gegründet, das sich auf das Schleusen von Flüchtlingen nach Deutschland spezialisiert hat. Dabei sind sie gewissermaßen ...

Die Berliner Gangster Kemal und Kolja haben mit KOKE ein florierendes Unternehmen gegründet, das sich auf das Schleusen von Flüchtlingen nach Deutschland spezialisiert hat. Dabei sind sie gewissermaßen die Luxusschleuser, die sich mit ihren Methoden deutlich von den Machenschaften anderer Schleuser absetzen und ihre Kunden auch über den reinen Transport hinaus betreuen. Dadurch geraten sie aber ins Visier des brutalen und gnadenlosen Clanchefs Arafat, der KOKE in seine Organisation eingliedern will. Der Auftakt eines gnadenlosen Machtkampfes, der mit harten Bandagen geführt wird und bei dem schnell mehr auf dem Spiel steht, als nur ein gut geführtes Wirtschaftsunternehmen ...

Stefan Schweizer gelingt hier ein äußerst gelungener und vor allem treffender Blick auf die Flüchtlingsproblematik unserer Zeit.
Das Buch punktet in erster Linie mit einer sehr gut konstruierten Geschichte, die immer wieder durch unerwartete Wendungen zu überraschen weiß, und mit hervorragend charakterisierten Protagonisten, die durch die Bank sehr vielschichtig angelegt sind. Der Schreibstil ist sehr direkt und dabei alles andere als jugendfrei. Dies ist am Anfang schon sehr gewöhnungsbedürftig, passt aber absolut zur Geschichte und seinen Handlungsträgern. Das Ganze ist zudem immer wieder mit bissigen Bemerkungen und Kommentaren zu den aktuellen politischen Verhältnissen in Deutschland bzw. Europa versehen, die einem manchmal ein Schmunzeln oder sogar ein Lachen entlocken, das einem dann aber schnell wieder im Halse stecken bleibt.
Der Autor bezeichnet sein Buch selbst als modernen Großstadt- und Gesellschaftsroman, eine Bezeichnung, der ich absolut zustimmen kann.

Absolut lesenswert, aber definitiv nichts für zarte Gemüter.

Veröffentlicht am 06.01.2017

Wenn Dich die Schatten der Vergangenheit wieder einholen ...

unbekannt verfahren
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Kurz nachdem Julian seiner Frau Sophie den Vorschlag gemacht hat, das Kind ihrer alten Bekannten Maddy bei sich aufzunehmen, verschwindet diese spurlos.
Nina Hansen, gerade erst aus Niedersachsen in das ...

Kurz nachdem Julian seiner Frau Sophie den Vorschlag gemacht hat, das Kind ihrer alten Bekannten Maddy bei sich aufzunehmen, verschwindet diese spurlos.
Nina Hansen, gerade erst aus Niedersachsen in das eigentlich so beschauliche Steinfurt versetzt und daher noch mitten im Umzugsstress, lässt ihren Mann Jens und die gemeinsame Tochter Mara ohne Zögern im Chaos zurück, als man sie bittet, ihren Dienst vorzeitig aufzunehmen und die Suche nach der Vermissten zu unterstützen. Sie stösst dabei auf den 7 Jahre zurückliegenden Fall einer verschwundenen Reisegruppe, zu der neben Sophie, Julian und Maddy auch noch ihr neuer Kollege Paul Singer gehörte. Liegt in dieser alten Geschichte der Schlüssel für den aktuellen Vermisstenfall ?

Die Charaktere dieser überzeugend konstruierten Geschichte haben alle ihre Ecken und Kanten, einen Symphatieträger sucht man hier lange Zeit vergebens. Dennoch konnte mich das Buch auf ganzer Linie überzeugen, mit jeder Seite wird man tiefer in den Sog, den die Story entwickelt, hineingezogen. Auch in Sachen Schreibstil kann das Buch punkten, die präzisen Orts- und Personenbeschreibungen lassen das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen.
Geschickt wird die aktuelle Geschichte der verschwundenen Sophie mit Rückblenden zur verschwundenen Reisegruppe verknüpft, so das sich das komplizierte Beziehungsgeflecht zwischen den Protagonisten erst nach und nach entblättert, bis dann das erschütternde Gesamtbild vor einem liegt.

Eine überaus gelungene Mischung aus Krimi und Drama, die beweist, das man auch mit wenig Blut große Spannung erzeugen kann.

Veröffentlicht am 20.12.2016

Max Wolfe jagt den Club der Henker - spannender London-Krimi

Wer Furcht sät
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In London macht der "Club der Henker", eine Art Bürgerwehr, Jagd auf Verbrecher und stellt die Videos ihrer Hinrichtungen anschließend ins Internet. Obwohl sie von Teilen der Öffentlichkeit als Helden ...

In London macht der "Club der Henker", eine Art Bürgerwehr, Jagd auf Verbrecher und stellt die Videos ihrer Hinrichtungen anschließend ins Internet. Obwohl sie von Teilen der Öffentlichkeit als Helden gefeiert werden, nehmen Max Wolfe und seine Kollegen den Kampf gegen diesen Club auf. Dabei gerät Max aber selber ins Visier der Henker ...

Obwohl der dritte Fall mit Max Wolfe mein erstes Buch der Reihe war, ist mir der Einstieg problenlos gelungen. Das Buch überzeugt durch eine gut konstruierte Geschichte, überzeugend und vielschichtig gezeichnete Charaktere und einen gelungenen, flüssigen Schreibstil.
Im Vorwort beschreibt der Autor, das es ihm äußerst wichtig ist, mit seinen Büchern nicht nur Spannung, sondern auch Emotionen zu erzeugen. Nach Beendigung dieses Buches kann ich nur unterstreichen, das ihm dieses auf ganzer Linie gelungen ist.

Durch einige zusätzliche Nebenstränge, die den Hauptstrang der Geschichte aber keineswegs unterbrechen oder stören, sondern auf überzeugende Art und Weise unterstützen und ihm zusätzliche, wichtige Facetten hinzufügen, wird zudem das Thema Selbstjustiz aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, so das man beim Lesen seine eigene Haltung zum Thema immer wieder überprüfen kann und auch muss. Gerade in den derzeit doch eher unruhigen Zeiten leistet das Buch somit einen wichtigen Diskussionsbeitrag in einer immer wieder aufflammenden Debatte.

Ein Krimi, der mich auf ganzer Linie begeistert und auf die weiteren Büches der Reihe mehr als neugierig gemacht hat.

Veröffentlicht am 13.12.2016

Beeindruckendes Debüt und ein Thriller, der einen so schnell nicht mehr loslässt

Corporate Anarchy
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Marvin ist ein junger Mann, der an den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen unserer Welt schier verzweifelt. So sehr er auch versucht, die Gier und die Rücksichtslosigkeit in unserer Gesellschaft ...

Marvin ist ein junger Mann, der an den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen unserer Welt schier verzweifelt. So sehr er auch versucht, die Gier und die Rücksichtslosigkeit in unserer Gesellschaft zu bekämpfen, immer wieder rennt er vor Mauern und muss seine eigene Machtlosigkeit in diesem gnadenlosen System erkennen. Zuletzt verliert er sogar seinen Job als Werbetexter, als er einen Großauftrag sabotiert, den er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Als ihm der charismatische Lennard bei einer Demonstration aus einer brenzlichen Lage befreit und ihn anschließend mit zu seinen Freunden vom Camp Zukunft nimmt, sieht Marvin endlich Licht am Ende des Tunnels. Lennard zeigt ihm den scheinbar einzigen möglichen Weg zu Veränderungen auf: den Weg der Gewalt. Marvin bricht alle Brücken hinter sich ab und schließt sich der Gruppe an. Nach einigen erfolgreichen Aktionen überkommen ihn aber erste Zweifel. Kann es sein, das ihm ein furchtbaren Fehler unterlaufen ist und er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat ?

Nils Honne gelingt hier ein beeindruckendes Debüt, das mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Die Geschichte beginnt relativ ruhig und nimmt sich Zeit, seine Charaktere und ihre Hintergründe ausführlich vorzustellen. In diesem Rahmen lässt es der Autor auch nicht an einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik fehlen.
Das Buch ist durchgehend aus der Perspektive von Marvin geschrieben, so das wir beim Lesen besonders an seiner Gedankenwelt mit all seinen Nöten und Ängsten hautnah teilhaben können. Aber auch die anderen Mitglieder der Gruppe werden gut und glaubwürdig charakterisiert.

Ungefähr in der Mitte des Buches kippt die Stimmung dann endgültig und entwickelt sich zu einem echten Triller, der ein gehöriges Maß an Tempo, Spannung und Dramatik in die Geschichte einbringt und so konsequent auf ein furioses Finale zusteuert.

Das Besondere an diesem Buch ist, das hier die üblichen Gut-und-Böse-Denkweisen nicht mehr funktionieren. Die Manager und Wirtschaftsbosse, die von Lennard, Marvin und Co. bei ihren Aktionen ins Visier genommen werden, entpuppen sich fast ausnahmslos als skrupelose Vertreter einer fast schon menschenverachtenden Politik und man ertappt sich beim Lesen mehr als einmal dabei, das man den Motiven der Gruppe innerlich durchaus zustimmen kann, auch wenn man weiß, das die von ihnen eingeschlagenen Wege, ihre Ziele zu erreichen, mehr als fragwürdig sind und auch nicht zu einer andauernden Veränderung der Verhältnisse führen können.

Ein Thriller, der mich überzeugt hat, und ein Autor, den man sich merken sollte.