Cover-Bild On The Come Up
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: cbj
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 04.03.2019
  • ISBN: 9783570165485
Angie Thomas

On The Come Up

Von der Autorin des Weltbestsellers »The Hate U Give«
Henriette Zeltner-Shane (Übersetzer)

Jeder hat ein Recht auf Redefreiheit – aber nicht jeder wird gehört…

Die 16-jährige Bri wünscht sich nichts sehnlicher, als eine berühmte Rapperin zu werden. Als Tochter einer Rap-Legende ist das nicht leicht: Ihr Vater starb, kurz bevor er den großen Durchbruch schaffte, und Bri tritt in riesengroße Fußstapfen. Dann verliert ihre Mutter ihren Job. Plötzlich gehören Essensausgaben, Zahlungsaufforderungen und Kündigungen ebenso zu Bris Alltag wie Reime und Beats. Als sich die unbezahlten Rechnungen stapeln und ihre Familie kurz davor ist, ihre Bleibe zu verlieren, wird klar: Eine berühmte Rapperin zu werden, ist für Bri nicht länger nur ein Wunsch, sondern ein Muss …

Angie Thomas bei cbj & cbt:
The Hate U Give
On The Come Up
Concrete Rose
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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2019

Ein Roman der wichtig ist, schockiert und sich dabei so verdammt richtig und gut anfühlt

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Es gibt einfach Bücher im Leben, die nehmen dich von der ersten Zeile an, mit auf eine Reise die so wahnsinnig wichtig ist und die die Macht haben etwas zu verändern.
Ein solches Buch ist “On the Come ...

Es gibt einfach Bücher im Leben, die nehmen dich von der ersten Zeile an, mit auf eine Reise die so wahnsinnig wichtig ist und die die Macht haben etwas zu verändern.
Ein solches Buch ist “On the Come Up” von Angie Thomas.
Es ist einfach ein Lebensgefühl, es ist echt , berührend und aufrüttelnd. Für mich ist es das erste Buch der Autorin und nach den ersten Seiten hat sie mich bereits von ihrem Können überzeugt.
Dabei geht es nicht nur um die Geschichte selbst, die sie uns hier präsentiert. Es geht vor allem um die Message darin. Um Menschlichkeit, den eigenen Wert zu erkennen und auch zu akzeptieren.

Aber natürlich ist auch die Geschichte wichtig. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, weil es mich so begeistert und überrollt hat.
Angie Thomas hat einfach eine unheimlich tolle Art zu schreiben. Voller Einfühlsamkeit und Emotionalität. Aber sie zeigt auch ordentlich Biss. Und dabei lässt es sich auch noch leicht und locker lesen. Die Bilder schossen mir nur so durch den Kopf. Ich habe es inhaliert, ich konnte nicht anders.
Es steckte so voller Leben und Fülle , das es mich einfach gepackt und mitgerissen hat.
Hierbei geht es vor allem um die 16jährige Brianna.
Dabei erfahren wir hier auch die Perspektive von ihr.
Ein junges Mädchen das ich sofort ins Herz geschlossen habe. Sie hat mich einfach so sehr berührt mit ihrer Geschichte. Sie hat mich zum lachen, lieben und weinen gebracht.
Brianna ist tough und weiß sich durchzubeißen. Aber sie ist auch sehr empfindsam und sanft. Ein Mädchen voller Träume und Wünsche.
Aber was wenn die Realität und das Umfeld, diese Träume mit Füßen tritt und komplett auslöscht?
Was bleibt diesem Mädchen , das ein ums andere Mal kämpft dann noch?

Angie Thomas zeigt uns hier nicht nur eine sehr talentierte junge Rapperin mit dunkler Hautfarbe. Sie zeigt uns Missstände, Diskriminierung und Rassenunterschiede. Etwas was so nicht sein sollte und doch ist es so. Sie zeigt klar und ungeschönt was es heißt in Briannas Haut zu stecken und ihr Leben zu leben. Die Brisanz dahinter.
Sollten wir nicht in einer Welt leben, in der man keine Unterschiede mehr macht? Es gab einige Aspekte wo genau das sehr gut zur Geltung kam.
Man empfindet Wut , Fassungslosigkeit und einfach Scham. Brianna ging mir unheimlich nahe. Man kann es nicht nicht an sich heranlassen. So funktioniert das einfach nicht.
All diese Ungerechtigkeit, das Leid und die Ängste die jeden verdammten Tag ausgestanden werden, treffen einfach mitten ins Herz.
Es hat mir wirklich Tränen in die Augen getrieben. Vor Wut, vor Angst, vor Rührung und auch vor Glück und Hoffnung.
Diese Geschichte gibt einfach so unheimlich viel, das es kaum in Worte zu fassen ist.
Dabei werden die Hintergründe und auch die Charaktere sehr detailliert durchleuchtet. Etwas, was es noch greifbarer, noch intensiver machte.
Es zeigte “wach auf und sieh hin” und deshalb empfinde ich dieses Werk auch so wichtig.
Wieviel sehen wir tatsächlich jeden Tag?
Es gibt so viele Fassaden und Schein, das man nicht weiß, was wirklich da ist und was nicht.
Die Vergangenheit ebnet unseren Weg und egal ob wir es wollen oder nicht, sie ist ein Teil von uns und macht uns zu dem was wir sind.

Diese Geschichte zeigt auf, was es anrichten kann. Wie Unschuld und Leben zerstört werden können.
Aber es ist nicht alles dunkel und von Tragik gezeichnet.
Es gab auch Momente des Glücks und der Hoffnung.
Ich habe es so geliebt Brianna strahlen zu sehen.
Ich habe es genossen, wie sie sich immer mehr weiterentwickelt hat. Sie hat es nicht leicht und muss mit einigen Dingen kämpfen. Aber sie umschifft es und findet immer einen Ausweg. Für sich, die Menschen die sie liebt und ihren Traum.
Besonders authentisch wirkte auf mich auch die Umgangssprache die hier benutzt wurde. Ich hab es zwar sehr gut verstanden, aber hinten im Buch findet man noch einmal ein Glossar wo man alles nachschlagen kann.

Besonders beeindruckt haben mich auch Jay, Aunt Pooh und Trey. Diese Geschichte lebt einfach von den authentischen Charakteren, die mit reichlich Ecken und Kanten versehen sind.
Hat es mich bewegt? Absolut. Ich habe so sehr mitgefiebert und gezittert mit diesem Mädchen , das sich langsam aus ihrem Kokon schälte und die Welt sah, wie sie wirklich ist. Ich war stolz auf sie, hab sie bejubelt und ja, es ist etwas fürs Herz und die Augen.
Ein Roman der für mich die unterschiedlichsten Dinge aufzeigt und dabei noch mit einigen Wendungen punkten konnte.
Ein wenig Kitsch ist natürlich trotzdem dabei. Aber manchmal gehört es einfach dazu.
Ein Roman der wichtig ist, schockiert und sich dabei so verdammt richtig und gut anfühlt.

Fazit:
Mit “On the Come Up “ hat Angie Thomas etwas sehr großartiges geschaffen. Ein Werk das vielleicht nicht mit Tempo glänzt , dafür aber mit Authentizität und wirklich wichtigen Themen.
Es rüttelt auf und zeigt deutlich auf, was alles im Argen liegt.
Ein enorm wichtiges Werk, das mich enorm begeistert und mitgerissen hat.
Es hat mich schockiert , berührt und auch zum weinen gebracht.
Aber wisst ihr was? Angie Thomas punktet nicht nur mit Brisanz. Sie bringt auch zum lachen und glücklich sein. Man empfindet Stolz und ja, es fühlt sich einfach so verdammt richtig und gut an.
Für mich ein absolutes Highlight.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Ein Roman, der genau den Nerv der Zeit trifft!

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"You can´t stop me on the come up"

Nachdem Angie Thomas 2017 mit ihrem Sozialthriller um die andauernde Polizeigewalt und den offenen Rassismus in den USA die Welt aufgerüttelt hat, musste ich natürlich ...

"You can´t stop me on the come up"

Nachdem Angie Thomas 2017 mit ihrem Sozialthriller um die andauernde Polizeigewalt und den offenen Rassismus in den USA die Welt aufgerüttelt hat, musste ich natürlich ihren nächsten Roman "On The Come Up" auch lesen. Und auch wenn das ein wenig meine Sorge war, ist ihr neuer Roman keineswegs eine etwas veränderte Neuauflage von „The Hate U Give“ sondern erzählt eine ganz neue Geschichte über ein anderes Mädchen, mit anderem Unterton, anderer Message und anderem Schwerpunkt, erschafft dabei aber ein Ergebnis, das genauso wichtig, genauso schmerzhaft aufrichtig und berührend ist, wie ihr Debüt. Einfach nur WOW!

"Was hat die Welt in letzter Zeit mit dir gemacht?"
Sie hat meine Familie in eine extrem miese Lage gebracht. Sie hat meine Mom um ihren Job gebracht. Sie hat mich auf den Boden geschmissen. Sie hat mich hoodlum genannt.
"Sie hat mir verdammt viel angetan.", sage ich.
Da lehnt Doc sich lächelnd zurück. "Dann lass die Welt mal wissen, wie du dich fühlst."

Das Cover ist schon Teil des wundervollen Kunstwerkes, das diese Geschichte darstellt. Gott-segne-den-cbj-Verlag - hat dieser sich nämlich entschieden, das Originalcover beizubehalten. Im Gegensatz zu "The Hate U Give", das uns strahlend weiß entgegenleuchtete und dessen Titel in schwarzer Schrift geschrieben war, ist hier der Hintergrund schwarz und der Titel prangt in großen, weißen Lettern neben dem Hauptmotiv. Wie das Design hier wieder mit den Kontrasten "Schwarz" und "Weiß" spielt, was natürlich einen passenden Bezug zur Handlung darstellt, ist auffallend hintersinnig. Bis auf den umgekehrten Kontrast lassen sich noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen "THUG" und "OTCU" feststellen: beide haben einen roten Buchrücken, der Autorentitel und weitere Highlights sind in eben dieser Farbe geschrieben und außer dem Comic-Mädchen ist das Bild leer. Auch hier trifft die Gestaltung des Mädchens meine Vorstellung von ihr ganz wunderbar. Die dunkelhäutige Silhouette trägt Timberland Boots, hat Braids (also permanent geflochtene Haare wie z.B. Cornrows), trägt einen Anglerhut, eine Armeehose, ein schwarzes Top, ein Mikrofon in der Hand und den Arm zur Siegespose erhoben - in zwei Worten: genau Bri. Auch der Titel passt wieder wie die Faust aufs Auge und der Untertitel fasst ebenfalls den Grundgedanken der Geschichte wunderbar zusammen.


"There´s a beast that roams my streets,
and he goes by the name of crack cocaine,
it´s kinda strange how he gets in the veins
and turn mothers into strangers who only share the same name"


Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch super konzipiert - sowohl vom Verlag als auch von der Autorin. In drei Teile - "Old School", "Golden Age" und "New School" - und 34 Kapitel geteilt ist die Geschichte übersichtlich formatiert und gebündelt lesbar. Außerdem sind die vielen wundervollen Rap-Texte, die in der Handlung vorkommen abgedruckt und zwar -Halleluja- in Originalsprache! Ich finde, es gibt nichts Anstrengenderes als wenn kunstvolle Wortgebilde, Lyrik oder Gedichte (und als Lyrik kann man diese Texte definitiv bezeichnen) schlecht ins Deutsche übersetzt werden. Manche amerikanische Ausdrücke und vor allem Slang kann man einfach nicht übersetzten ohne dass es total lächerlich klingt und deshalb danke ich der Übersetzerin Henriette Zeltner von Herzen dafür, dass sie es bei den Originalen belassen hat. So sind gewisse Grundkenntnisse der englischen Sprache zwar Voraussetzung für das Verstehen der Hiphop-Passagen, an vielen Stellen steht jedoch als Kompromiss sowohl die englische als auch die deutsche Version einer wichtigen Zeile da.


"Unarmed and dangerous, but America, you made us,
only time we famous, is when we die and you blame us."


Was ebenfalls auffällt, ist dass Slang, Jugendsprache und wichtige Rap-Ausdrücke wie zum Beispiel "Battle", "Flow" oder "Shout-Out" ebenfalls in Originalsprache belassen wurden. Hasser von Anglizismen werden hier zwar nicht viel Spaß haben aber die restliche Leserschaft kann sich eines authentischen Leseerlebnisses erfreuen. Als kleine Hilfe stellt uns der Verlag wieder ein kurzes Glossar am Ende mit kurzen Erklängen der wichtigsten Slang-, Rap- und Insider-Begriffen zur Seite, sodass man schnell hinten spicken kann, wenn einem nicht ganz klar ist, was Bri mit "S´up?" will oder wer denn "Lil´ Kim" ist, über die alle reden. In Anbetracht dieser vielen Pluspunkte ist es nur ein sehr kleiner Wermutstropfen, dass sich leider viele Tippfehler finden lassen.


Erster Satz: "Vielleicht muss ich heute Abend noch jemand killen."


So beginnt Angie Thomas ihren zweiten Roman, der jedoch keineswegs gleich auf der ersten Seite von einem Mord spricht - nein, es geht hier um den großen Traum unserer Protagonistin Bri, ein Rap-Battle im Ring zu gewinnen und als Hip-Hop-Star groß rauszukommen - den Traum zu verwirklichen, den ihr Vater alias der große Rapper Lawless, fast zu erreichen geschafft hätte, wenn er nicht erschossen worden wäre. Bri hat definitiv Talent im Rappen, doch auch als sie sich im Ring beweist und ihren Battle-Gegner Milez tatsächlich "killt", stehen ihre Chancen auf den großen Durchbruch eher schlecht. Zuhause wartet ein leerer Kühlschrank auf sie, im Briefkasten stapeln sich unbezahlte Rechnungen, ständig wird Strom oder Gas abgestellt und es droht der Rausschmiss aus der Wohnung. Denn obwohl ihr großer Bruder Trey einen Studienabschluss mit Auszeichnungen hat und ihre Mutter Jay rund um die Uhr arbeitet, reicht es nicht aus um über die Runden zu kommen. Der Grund ist: kommen aus Garden Heights, einem Ghetto-ähnlichen Stadtteil, der durch Gang-Gewalt und Drogenhandel ebenso bestimmt wird wie durch die florierende Hiphop-Szene. Und dieser Fakt gepaart mit der Farbe ihrer Haut (schwarz) reicht aus, dass Trey nur in einer Pizzeria arbeiten kann und Jay als ehemalig Drogenabhängige keinen Job mehr findet, als sie gekündigt wird. Bri soll sich also unbedingt auf die Schule konzentrieren und "etwas aus ihrem Leben machen" doch alles was sie will, ist rappen, damit ihrer Familie helfen und endlich nicht mehr unsichtbar sein. Und als sie alle Wut und Frustration in einem Song katalysiert wird sie tatsächlich über nach berühmt - doch schnell wünscht sie sich, wieder unsichtbar zu sein, denn sie gerät durch ein paar wütende Zeilen mitten in einen Streit, der zu eskalieren droht, mitten in die Fronten zwischen zwei wütende Gangs während sie in den Medien gleichzeitig als talentiert Newcomerin gefeiert und als gewaltbereite Anstifterin verschrien wird - und sie muss sich entscheiden, wer sie sein will und ob sie ihr "Come-Up" wirklich zu jedem Preis durchziehen will...


"Verdammt, all das, wovon ich geträumt habe, könnte wahr werden. Ich könnte es als Rapperin schaffen. Das ist nicht nur irgendein wildes Produkt meiner Fantasie. Das ist... möglich."


Mit Bris Leben in Garden Heights illustriert Angie Thomas leider die aktuelle Situation vieler Randgruppen und der dunkelhäutigen Bevölkerung in Amerika und erzählt eine authentische und erschreckende Geschichte über das Leben in verarmten Vierteln, Vorurteile, unterschwelligen Rassismus und offen ausgesprochenen Hass. Alltäglicher Rassismus wie skeptische Blicke des Verkäufers in einem Laden, doppelte Kontrollen durch Sicherheitsbeamte und abfällige Bemerkungen werden dabei genauso schmerzhaft ehrlich dargestellt wie die Gang-Gewalt, die ständige Bedrohung durch Waffen, der Handel mit Drogen, die hohe Arbeitslosigkeit und Verschuldung, die das Leben in der "Hood" kennzeichnen. Gerade auch diese unfassbare Armut und Perspektivlosigkeit der "Ghetto"-Bewohner geht ans Herz und zerfetzt die Idee des "Amerikanischen Traums" in der Luft. Durch Anspielungen auf Martin Luther King, die Bürgerrechtsbewegung, Malcolm X oder die Black Panther Party geht sie nebenbei auch auf den historischen Kontext ein, wobei nur wenig Hintergrundwissen erwartet wird und viele Erklärungen dem unwissenden Leser unter die Arme greifen. Auch Polizeigewalt und Willkür spielen hier wie in "The Hate U Give" eine Rolle, hier aber nur am Rande. So wird am Ende wohl jedem Leser eindrücklich klar, dass es auch nach 8 Jahre Obama-Präsidentschaft (und unter Trump nun sowieso) bittere Realität ist, dass dunkelhäutige Menschen in Amerika immer noch diskriminiert werden, im Durchschnitt ärmer sind, schlechtere Jobs, einen schwereren Zugang zu Bildung und dafür mehr Probleme mit Polizeigewalt haben.


"Jay seufzt. "Manchmal gelten für Schwarze andere Regeln, Baby", sagt sie. "Verdammt, manchmal spielen die Dame während wir in einer scheißkomplizierten Schachpartie stecken. Das ist eine beschissene Tatsache, aber es ist eine Tatsache."


Diese brutal ehrliche und ans Herz gehend konzipierte Gesellschaftskritik ist jedoch nicht Mittelpunkt des Romans und wird auch nicht mit Holzhammer-Methode in den Leser eingeprügelt. Im absoluten Fokus steht hier unsere Protagonistin Bri - ihre Träume, ihr Handeln, ihre Gefühle und ihr Instrument um die Stimme zu erheben: Hiphop. Eigentlich kann ich mit dieser Stilrichtung nicht besonders viel anfangen, da ich Gangster Rap immer als ziemlich lächerlich empfunden habe. Hier geht es jedoch um genau das: die Illusionen in der Szene, die Klischees um Drogen, Waffen und Gewalt, die aber eigentlich nichts anderes sind als ein wütender Hilfeschrei. Auch wenn die Musik einfach nicht meins ist, kann ich jetzt viel besser nachvollziehen, wie viel gerade diese Stilrichtung bewegen kann und dass es sich oft lohnt genauer hinzuhören.


"Dieser Kerl wird mit ein paar Lines dein Leben verändern." So war es. Seit Nas mir erklärt hat, die Welt gehöre mir, war nichts mehr so wie vorher. Nach diesem Gefühl bin ich süchtig. Es ist der Grund, warum ich rappe."


Um das Feeling zu bekommen, das Bri beschreibt, habe ich mir vor dem Lesen einige ihrer Top 5 Rapper mal angehört, was ich wirklich jedem Leser empfehlen kann, der noch nicht viel mit Rap zu tun hatte. Bris abgedruckte Freestyle-Raps und vor allem ihr Song "On The Come Up" sind kleine Kunstwerke mit Wortspielen, Reimen und viel spitzer Kritik, die die Geschichte unglaublich reicher machen und mit dem richtigen Beat im Ohr kann man gut nachvollziehen, was die ganze Welt so faszinierend an Hiphop findet. Doch es geht nicht nur um die Musik, en Rhythmus, die Message an sich sondern auch das ganze Milieu darum. Angie Thomas, die als Jugendliche selbst gerappt hat, lässt genügend Realität und eigene Erfahrungen aus der Hip-Hop-Szene miteinfließen, sodass die Rap-Welt authentisch scheint und beim Leser die Emotionen ankommen, die sie vermitteln will.


"Manchmal träume ich, dass ich ertrinke. In einem großen blauen Ozean, der so tief ist, dass ich den Grund nicht sehe. Aber ich sage mir, dass ich nicht sterben werde, egal wie viel Wasser in meine Lungen dringt oder wie tief ich auch sinke. Ich werde nicht sterben, einfach weil ich das sage. Plötzlich kann ich unter Wasser atmen. (…) Aber jetzt bin ich wach und dabei, zu ertrinken. Und ich habe keine Ahnung, wie ich auch nur irgendwas in den Griff kriegen soll."


Und da kam bei mir wirklich einiges an Emotionen an. Bris Schicksal und ihrem Kampf gegen die Ungerechtigkeit wohnt so viel Kraft, Leidenschaft, Ehrlichkeit, Authentizität, Schmerz und Angst inne, aber vor allem ist da sehr viel Wut und Enttäuschung, die direkt unter die Haut geht und einen nicht mehr loslässt. Dafür sorgt auch der jugendliche, direkte Schreibstil der Autorin, dem es mit erschreckend klaren Worten gelingt, dem Leser ein beängstigend eindrückliches Bild von der ganzen Situation zu vermitteln. Es ist wirklich erstaunlich, wie spielend leicht Angie Thomas es schafft, ein mir total fremdes Milieu sowie Probleme und Ängste, die absolut gar nicht meiner eigenen Realität entsprechen an mich heranzutragen, sodass ich erschüttert da sitze und unbedingt etwas tun will! Das kreiert eine eher bedrückende Atmosphäre und unterschwellige Spannung, doch so ernst, brutal und bewegend die Geschichte meist ist, wird sie dennoch auch immer wieder von Szenen unterbrochen, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Immer wieder scheint ein Hauch Humor durch Anspielungen auf "Nerd-Shit" wie "Black Panter" und der Wakanda-Gruß, Star Trek, Star Wars, Harry Potter und Mario Cart durch und man braucht nicht besonders genau hinzuschauen um zwischen all der Frustration und Wut mindestens genauso viel Kreativität, Liebe, Hoffnung und Wille, etwas zu verändern, zu finden.


"Du und dein Bruder, ihr seid mein wichtigster Traum. Der andere kann warten, bis ich weiß, dass es euch gut geht. So was machen Eltern manchmal."
"Du solltest das nicht müssen", wiederhole ich.
"Aber ich will es." Das macht es noch schwerer. Wenn sie es tun müsste, wäre das Verantwortung. Wenn sie es will, ist es Liebe."


Denn neben der spitzen Kritik und dem Hiphop gibt es noch ein anderes Standbein, auf dem die Geschichte fußt und das ist der Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden. Wir werden nicht nur mit Rassismus und Ungerechtigkeit konfrontiert - das ist auch eine Geschichte über Mütter, die sich für ihre Kinder zurück ins Leben kämpfen, Geschwister, die füreinander alles aufgeben würden, Großeltern, die mit allen Mitteln ihre Enkel beschützen wollen und dabei auch mal übers Ziel hinausschießen, Tanten, die in ihrer Anstrengung leicht vom richtigen Weg abgekommen sind und schwer wieder darauf zurückfinden und Freunde (die "Unheilige Dreieinigkeit"), die sich zwar immer wieder streiten, sich jedoch auch jedes Mal zusammenraufen und sich blind verstehen.


"Es ist noch nicht lange her, dass meine Mom mich gefragt hat, wer ich bin. Langsam glaube ich, es zu wissen. (…) Wenn ich sonst nichts bin, bin ich wie meine Familie und sie wie ich. Das ist mehr als genug."


Mitten in all dem Durcheinander aus Hoffnung, Enttäuschung, Liebe und Hass steht die junge Bri, deren Entwicklung wundervoll mit anzusehen ist. Sie sucht sich selbst, rätselt, wer sie sein will, was sie zu sagen hat und auch wenn sie sich zwischendurch oft verläuft, findet sie den richtigen Weg. Mit ihrer starrköpfigen, selbstbewussten, impulsiven Art fährt sie sich das ein oder andere Problem ein, ihre Kreativität, Ehrlichkeit, Loyalität, ihrem Mitgefühl und ihrem ungezügelten Temperament ist sie mir jedoch sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie wächst zur Identifikationsfigur für etliche Jugendliche heran und dient gleichzeitig dazu, eine wichtige Botschaft zu übermitteln, welche am Ende in der Danksagung der Autorin nochmal in Worte gefasst wird: "They can´t stop you, so get your come up". Angie Thomas ruft durch Bri dazu auf, unsere Träume zu verfolgen, sich nicht aufhalten zu lassen, Unrecht anzusprechen und brüllt der Welt ein ganz klares "NEIN" zu Rassismus entgegen! Aufgrund der vielen wichtigen Themen, die angesprochen werden, der starken Identifikationsfigur und der wundervollen Message denke ich, dass man diese Geschichte wunderbar als Schullektüre nutzen könnte um das Thema "Race Relations" zu behandeln - mich hat es auf jeden Fall tief bewegt, dazu gebracht, etliche Notizen zu machen und viele Zitate herauszuschreiben, zu recherchieren, mir Rapsongs herauszusuchen und es zum bisherigen Favorit des Jahres 2019 zu küren.


"You´ll never silence me and you´ll never kill my dream,
just recognize when you say brilliant that you´re also saying Bri."


Fazit:


Eine erschreckende, authentische, berührende und wichtige Geschichte über die bittere Realität von Armut, Vorurteilen, Rassismus und Gewalt in der es neben schmerzhaft aufrichtiger Gesellschaftskritik jedoch auch um Hiphop als Instrument um die Stimme zu erheben und den Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden geht. Überquellende Emotionen, die direkt unter die Haut gehen, eine starke Identifikationsfigur und eine wundervolle Message machen die Geschichte zu einem absoluten Must-Read.

Unglaublich viel Wut und Enttäuschung aber mindestens genauso viel Kreativität, Liebe, Hoffnung und der Wille, etwas zu verändern - ein Roman, der genau den Nerv der Zeit trifft!

Veröffentlicht am 17.04.2020

Coming of Age-Rap

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Whoa- dachte ich nach dem Debüt von Angie Thomas. Ob das Zweite da noch mithalten kann? Ja, es kann.

Das fängt schon bei dem eindrucksvollen Cover an, das anders gestaltet ist als das erste. Oft ist ...

Whoa- dachte ich nach dem Debüt von Angie Thomas. Ob das Zweite da noch mithalten kann? Ja, es kann.

Das fängt schon bei dem eindrucksvollen Cover an, das anders gestaltet ist als das erste. Oft ist es ja so, dass die Cover von gleichen Autoren sich ähneln - hier aber nicht. Ob das gut ist, bleibt jedem selbst überlassen.

Storytechnisch ist das Buch fast perfekt. Ein interessanter Mix aus Coming of Age mit Diskriminierung und Rap. Die Autorin schildert eindrucksvoll, welche Diskriminierung Bri und andere schwarze Jugendliche erfahren. Doch auch wie im ersten Buch geht es am Rand um Drogen und Gangrivalitäten. Obwohl nur selten richtig spannende Teile vorkommen, schafft Angie Thomas es doch, eine Grundspannung aufrecht zu erhalten, die mich die halbe Nacht gekostet hat.

Auch die Protagonistin Bri, die fast schon naiv ist, wird dadurch total sympathisch. Zwar könnte man meinen, dass die Naivität dazu führt, dass einige Konflikte heruntergespielt werden, aber ich finde das nicht.

Ein kleines Manko gibt es für mich bei der Übersetzung: Alle Rap-Lines wurden auf Englisch gelassen. Für Leser, die nicht unbedingt fließend Englisch sprechen vielleicht nicht ideal, gerade weil viel der Handlung auf den Lines beruhen. Die Übersetzerin Henriette Zeltner hätte hier eine bessere Lösung finden sollen.

Fazit:
Ein geniales Buch mit viel guten Themen!

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Veröffentlicht am 09.05.2019

Interessant, aber nicht ganz so mitreißend und emotional

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Nachdem mich "The Hate U Give" von Angie Thomas so begeistern konnte, war mir eigentlich klar, dass ich auch dieses Werk von ihr würde lesen müssen. Das Thema war für mich dabei tatsächlich eher nebensächlich. ...

Nachdem mich "The Hate U Give" von Angie Thomas so begeistern konnte, war mir eigentlich klar, dass ich auch dieses Werk von ihr würde lesen müssen. Das Thema war für mich dabei tatsächlich eher nebensächlich. Thematisch ist "On the Come Up" auch auf jeden Fall anders als sein Vorgänger. Es geht um Bri, die in Garden Heights wohnt, einem 'schwarzen' Viertel (wer "The Hate U Give" gelesen hat, wird es kennen). Ihr Vater, ein berühmter Rapper, ist vor einigen Jahren gestorben und der Rest der Familie – das sind ihre Mutter Jay und ihr Bruder Trey – lebt inzwischen recht nah an der Armutsgrenze, die Rechnungen türmen sich. Dementsprechend muss sich Bri immer Gedanken um Geld machen und ihr Traum, Rapperin zu werden, ist nicht nur ihrem Talent geschuldet, sondern auch der Not ihrer Familie. Nach einigen Ereignissen bietet sich Bri schließlich die Chance, sich und ihren Rap bekannt zu machen. Jedoch muss sie sich dabei fragen, als wer sie eigentlich auftreten möchte, für was sie steht.
Die Story fängt etwas langsamer an, als mir gefallen hätte, und so brauchte ich ein bisschen, um in das Buch einzufinden. Zwar gibt es schon zu Anfang interessante Szenen, aber nur ein bisschen eingestreut, noch mit ein paar langatmigeren Stücken dazwischen. Das bessert sich allerdings mit der Zeit und so wurde die Geschichte immer spannender, bis ich das Buch zu Ende kaum mehr aus der Hand nehmen wollte.
Die Themen, die Angie Thomas hier anspricht, sind wie schon gesagt etwas anders als die in "The Hate U Give". Dort ging es ja vor allem um Polizeigewalt gegen Farbige. Hier ist zwar auch die Ungerechtigkeit gegenüber Farbigen ein Thema, jedoch allgemeiner, in der Hinsicht, wie Farbige gesehen werden, was von ihnen quasi erwartet wird. Da habe ich gemerkt, dass ich zwar manchmal ungläubig den Kopf geschüttelt habe, "On the Come Up" mich aber (leider) nicht so wütend und allgemein emotional gemacht hat wie sein Vorgänger. Ansonsten steht das Rappen stark im Vordergrund. Wie ich das einschätzen sollte, wusste ich anfangs ehrlich gesagt noch nicht. Aber: Die Rap-Szenen waren wirklich der Hammer. Im Nachhinein betrachtet würde ich eigentlich alle Szenen, in denen Bri rappt, zu meinen Lieblingsstellen bezeichnen. Dazu sage ich aber nochmal mehr.
Interessant fand ich ja, dass ein Bezug zu "The Hate U Give" hergestellt wurde. Bris Geschichte spielt eine Weile (ich glaube etwa ein Jahr) nach den Ereignissen dort und so erfährt man grob, wie es danach weiterging. Wer auf ein Crossover hofft, wird allerdings enttäuscht werden, denn bis auf dass die Ereignisse erwähnt werden und auch gewisse Grundsteine für die Ereignisse hier setzen, wird nicht viel referiert. Man kann „On the Come Up“ also auf jeden Fall als alleinstehendes Buch betrachten.
Etwas, das meiner Meinung nach auf jeden Fall schwächer ist, ist die Klischeehaftigkeit der Story. Der Grundton des Buches hat mir trotzdem gefallen, wie auch die Message, aber ansonsten war doch viel eher vorhersehbar. Besonders der Ablauf der Lovestory entsprach den Klischees (auch wenn ich sie dennoch süß fand), sodass die Geschichte nicht unbedingt etwas absolut Besonderes für mich war.
Der Schreibstil von Angie Thomas hat mich wiederum komplett überzeugt. Sie schreibt flüssig, sie schreibt authentisch und sie schafft es, ernste Themen anzusprechen, ohne direkt zu dramatisch zu wirken. Hut ab dafür! Außerdem bin ich wirklich fasziniert von ihrem Talent, die Rap-Szenen zu schreiben. Einerseits, weil ihre Lines wirklich mega sind. Ehrlich, ich konnte mir die Textzeilen sehr gut gerappt vorstellen. Andererseits haben mich aber auch Bris Gedankengänge zum Rappen begeistert. Da 'sammelt' sie Schlagwörter, wiederholt sie für sich, sucht sich reimende Wörter und schafft es so, Brücken zu schlagen, sodass am Ende tolle Lines herauskommen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob Rapper wirklich so denken, aber ich fand die Darstellung genial und einfach nur super zu lesen.
Etwas weniger begeistert bin ich hingegen von der Übersetzung. Na gut, ich finde die Übersetzung nicht schlecht, das muss ich direkt anhängen. Aber ich finde es seltsam, wie hier doch sehr häufig auf Englisch geschrieben wurde. Verständnishalber kein Problem für mich, immerhin lese ich öfter mal Bücher auf Englisch. Aber so wirkte es teils willkürlich, was im Original belassen wurde. Da hatte ich ein paar Mal das Gefühl, man hätte den Ausdruck ach übersetzen können. Erwähnenswert ist außerdem vielleicht, dass Lines im Englischen sind. Was ich gut finde, denn sonst hätte der Jugendroman glaube ich an Authentizität eingebüßt, aber für alle, die nicht ganz so gut englisch können, eher ungünstig. An sich haben sich die Übersetzer jedoch schon auch Gedanken um so etwas gemacht, denn dadurch, dass auch immer mal wieder Szenen-Sprache verwendet wird, wurde hinten ein Glossar mit den wichtigsten Übersetzungen oder auch Erklärungen angehängt.
Zuletzt noch kurz etwas zu den Charakteren. Von denen bin ich ja wirklich ebenfalls begeistert. Meiner Meinung nach hat Angie Thomas es geschafft, selbst kleinere Rollen schön auszubauen, sodass man sie sich gut vorstellen kann, beispielsweise den kleinen Jojo. Dann wären da die wichtigeren Figuren, wie Sonny und Malik, Bris beste Freunde, die ich fast auf Anhieb in mein Herz geschlossen habe mit ihrer unterschiedlichen Art. Jay, die bereits so viel durchgemacht hat, dabei nicht nicht immer das Richtige getan hat, sich nun aber zusammenreißt und alles für ihre Kinder tut. Trey, der mir irgendwie auch von Sekunde Eins an ans Herz gewachsen ist. Daran merkte ich noch einmal ein großes Plus der Autorin: Ihre Fähigkeit, Beziehungen mit wenigen Worten unfassbar authentisch darzustellen. Egal, ob es eine Freundschaft war oder das Familienleben, ich konnte mir die Dynamiken sehr gut vorstellen.
Tatsächlich ebenfalls sehr gerne mochte ich die Protagonisten Bri. Sie hat einen so schon komplexen Charakter und war mir auch sehr bald sympathisch. Sie ist nicht fehlerfrei, aber man merkt doch, dass sich hinter ihrer großen Klappe ein gutes Herz versteckt und ihre Entwicklung ist wirklich schön.
Insgesamt kann ich also sagen, dass "On the Come Up" ein interessantes Buch ist, das zwar nicht ganz mangelfrei ist, mich aber zum Nachdenken gebracht hat. Dadurch, dass ich "The Hate U Give" gelesen habe, vergleiche ich diese beiden Werke der Autorin unweigerlich miteinander und ich muss zugeben, dass dieses doch ein Stück hinter Angie Thomas' Debut zurückbleibt. Nichtsdestotrotz hat es mir wirklich gut gefallen!

Veröffentlicht am 29.04.2019

4,5 Sterne

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Da mir The Hate U Give sehr gefallen hat, wollte ich auch unbedingt das neuste Werk von Angie Thomas lesen. Wobei mich hier zunächst die Thematik nicht so sehr angesprochen hat, doch konnte mich die Geschichte ...

Da mir The Hate U Give sehr gefallen hat, wollte ich auch unbedingt das neuste Werk von Angie Thomas lesen. Wobei mich hier zunächst die Thematik nicht so sehr angesprochen hat, doch konnte mich die Geschichte wieder an die Seiten fesseln.

Bri ist 16 Jahre alt und lebt in ärmlichen Verhältnissen, ihr Vater, ein Rapper der kurz vor dem großen Durchbruch stand wurde vor ihrer Haustür erschossen und ihre Mutter verfiel den Drogen, hat sich nun aber wieder im Griff. Der Bruder hat zwar einen tollen Abschluss am Collage hingelegt, findet aber trotzdem nur einem Job als Pizza Bäcker und dafür muss er schon dankbar sein. Ihre Mutter ist seit Jahren clean, trotzdem hat sie es schwer, weil sie auf ihre Sucht reduziert wird und nicht darauf, dass sie es geschafft hat, erfolgreich davon wegzubleiben. Ihre Tante ist ein Gangmitglied und verkauft Drogen um über die Runden zu kommen.

Ja, man kann wohl sagen, Bri hat es nicht einfach. Sie und ihre zwei besten Freunde gehen auf eine Schule in einem "besseren" Viertel. Dort fühlen sie sich unter den weißen Schülern oft als Außenseiter und werden anders behandelt. So wird Bri für jeden frechen Kommentar sofort ins Sekretariat geschickt, wobei frech hier auch oft Auslegungssache ist. Aber wenn Jugendliche sagen was sie denken, werden sie ja oft als frech betitelt. Und Bris Hautfarbe macht es noch schlimmer.

Die Musik scheint der einzige Ausweg für Bri. Sie möchte unbedingt als Rapperin erfolgreich sein, nicht nur um ihre Familie zu ernähren. Ja ernähren ist hier wörtlich gemeint, denn hier wird ganz deutlich und realistisch gezeigt, wie es Familien / Menschen in Amerika gehen kann. Bri möchte sich auch einfach selbst verwirklichen, das machen, was ihr Spaß macht und allen zeigen, dass auch ein 16-jähriges Mädchen eine erfolgreiche Rapperin sein kann.

Man könnte Bri als zu temperamentvoll, zu aggressiv bezeichnen. Aber ganz ehrlich, ich habe sie sehr gut verstanden und weiß nicht, ob ich mit 16 Jahren in ihrer Situation es geschafft hätte meinen Mund zu halten. Vielleicht würde ich es selbst heute nicht schaffen. Bei so viel Ungerechtigkeit fällt es einem wirklich schwer still zu bleiben, auch wenn es viel klüger wäre.

Ich fand die Geschichte sehr fesselnd, obwohl wenn man den Spannungsbogen betrachtet nicht viel passiert. Ich habe gelesen und gelesen und dann war ich auf Seite 400 und habe mich gefragt, wann denn das große Drama kommt? Ihr wisst schon, diese typischen Szenen, die den Leser schocken sollen, für zusätzliche Spannung sorgen und so weiter. Aber diese blieben aus, was ich wirklich sehr angenehm fand, ja ich habe immer darauf gewartet, aber gerade, dass die Autorin nicht auf so etwas zurückgegriffen hat, fand ich sehr positiv.

Auch die dezente Liebesgeschichte hat mir gefallen. Die Nebencharaktere fand ich gut herausgearbeitet und vor allem Sunny und Bris Bruder mochte ich. Am Ende es Buches gibt es ein Glossar, in dem Begriffe erklärt werden. Ich fand den Gebrauch der Sprache authentisch und nicht störend, wobei ich manchmal wirklich nachschlagen musste, um zu verstehen, was gemeint ist. Gut fand ich auch, dass Bris Texte nicht übersetzt wurden, da dies wohl die Texte zerstört hätte, doch für Leser wie mich, die wirklich schlecht in Englisch sind, hätte ich mir eine kleine sinngemäße Übersetzung auf Deutsch gewünscht, vielleicht am Ende des Buches.

Fazit:
Absolut Lesenswert.
Ich fand die Geschichte unglaublich authentisch, die Armut und Hilflosigkeit, die Ungerechtigkeit und der Rassismus, all dies kam durch die Erzählungen von Bri sehr gut beim Leser an.
Auch wenn man nie Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat, konnte man sich doch durch die Worte von Angie Thomas in Bri hinein fühlen.
Und so sorgt das Buch auch dafür, dass man sein eigenes Denken und Handeln reflektiert und überdenkt.
4,5 Sterne