Dystopie-Roman mit Sichtpotential
Left to Fate - die Ausgesetzten von Gloria Trutnau hat sich ganz schnell an die Spitze meiner Jahreshighlights katapultiert. Ich hab mit den Charakteren mitgefiebert, sie ins Herz geschlossen und mit ihnen ...
Left to Fate - die Ausgesetzten von Gloria Trutnau hat sich ganz schnell an die Spitze meiner Jahreshighlights katapultiert. Ich hab mit den Charakteren mitgefiebert, sie ins Herz geschlossen und mit ihnen mitgelitten. Sie konnten mich genauso überzeugen wie die Geschichte selbst und ich kann euch das Buch nur empfehlen.
Jetzt zum Inhalt:
Nach dem dritten Weltkrieg entstand Concordia dort, wo früher Amerika war. In Concordia wird so einiges anders gehandhabt wie bei uns. Beispielsweise übernehmen die Kinder die Berufe ihrer Eltern und werden bei ihrer Berufseinführung auf zukünftige Straftaten gescannt. Wenn dabei eine Straftat aufgezeigt wird, wird man ins verlassene und teils zerstörte New York verbannt. So passiert das auch mit Samantha, die eigentlich einen Regierungsposten hätte übernehmen sollen. In New York wird sie von einer der beiden Gangs aufgenommen und auf ihr neues Leben als Ausgestossene in New York vorbereitet. Dort wird sie aber nicht von allen freundlich aufgenommen und sie muss schnell herausfinden, wer Freund und wer Feind ist. Während sie erforscht, weshalb sie verbannt wurde, kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht und sie fühlt sich immer stärker von ihrem Anführer David angezogen, aber auch der hat einige Geheimnisse, die er mit niemandem teilen möchte. Schon gar nicht mit Samantha.
Samantha ist anfangs sehr verschlossen und tut sich schwer damit, anderen zu vertrauen, was jedoch verständlich ist, so wie sie in Concordia erzogen worden ist. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, verfällt aber oft in Schweigen, wenn es wichtig wäre, etwas zu sagen. Für mich als Leserin war das völlig nachvollziehbar und machte Samantha dadurch menschlicher. Da man die Geschichte aus ihrer Sicht erlebt, lernt man sie durch die Geschichte hindurch sehr gut kennen.
David scheint ein echt heisser Typ zu sein. Er ist der Anführer der Gang, zu der Samantha dann auch gehört. Anfangs geht er sie ziemlich harsch an, was im Verlauf der Geschichte auch Sinn macht, jedoch sieht man schnell was er für Samantha empfindet und es gibt auch die ein oder anderen romantischen Szenen zwischen den beiden. Er mag ebenso stur und verschlossen sein wie Samantha, aber er tut nur das, wovon er denkt, dass es für alle das Beste wäre.
Auch in diesem Buch gibt es den ein oder anderen Fiesling, beispielsweise Jeff. Man erfährt zwar, was sein Verhalten auslöst und bekommt zwischen durch (aber sehr selten) auch andere Seiten von ihm zu sehen, ich konnte aber nicht warm mit ihm werden und hätte mir doch noch mehr Hintergrundinfos über ihn gewünscht. So geht es mir auch mit ein paar anderen Figuren wie Matthew und Erin. Man erfährt ein wenig über ihre Vergangenheit, aber etwas mehr hätte mich auch nicht gestört, ganz im Gegenteil. Alle drei sind interessante Figuren, denen mehr Hintergrundinfos nicht geschadetet hätten.
Die Geschichte konnte mich völlig von sich überzeugen. Sie war spannend, teils romantisch und es gab sogar die ein oder anderen Schiesserein. Zeitreisen waren ebenfalls ein Thema und sehr gut umgesetzt. Das ist eines der ersten Bücher, in denen ich die Zeitreisen, die keinen grossen Teil der Geschichte einnehmen, komplett nachvollziehen konnte und mich nicht gefragt habe, wie das überhaupt funktionieren kann und ob da nicht doch ein Zusammenhangsfehler vorliegt. Und das Ende? Ohne zu spoilern möchte ich sagen, dass ich mit dem Ende nicht unzufrieden bin, Ich hätte es mir so aber nie vorgestellt. Ich würde unglaublich gerne wissen, was nach dem Epilog passiert, aber ich glaube nicht, dass es einen zweiten Teil davon geben wird, auch wenn ich diesen genauso verschlingen würde, wie Left to Fate.
Also ein durchaus gelungener Dystopie-Roman mit viel Spannung und etwas Romantik.