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Veröffentlicht am 09.08.2020

Was wäre, wenn... Klänge unsere Welt bestimmten?

Der Händler der Töne
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Noé lebt als Waise in einer Welt, in der Töne und Klänge das Leben bestimmen. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Minu arbeitet Noé für den Wirt des Dorfes, in dem sie leben. Doch Noé ist anders, das ...

Noé lebt als Waise in einer Welt, in der Töne und Klänge das Leben bestimmen. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Minu arbeitet Noé für den Wirt des Dorfes, in dem sie leben. Doch Noé ist anders, das bemerkt er schon früh. Denn er kann mehr hören als alle anderen: Er vermag die ganz eigenen und individuellen Klänge der Menschen zu vernehmen. Da er jedoch weiß, dass diese Fähigkeit etwas besonderes ist, hält er sie geheim. Als schließlich der Tonhändler Per mit seinem Perltonäugling Farouk – ein geflügelter Löwe – in das kleine Dorf kommt, sehen Noé und Minu ihre Chance auf eine bessere Zukunft außerhalb der Heimat vor sich. Doch der Händler ist mürrisch und eigenbrötlerisch... Erst nachdem Noé ihm seine Fähigkeit offenbart, stimmt Per zu, ihn als Lehrling mitzunehmen – Minu allerdings muss zurück bleiben. Und so beginnt für den Waisenjungen eine Reise durch die Klangwelt, die mit vielen Gefahren, aber auch mit manch spannenden Begegnungen einhergeht. Noé bemerkt allerdings schnell, dass der Händler ein Geheimnis verbirgt, das ihm sehr zusetzt... Kann er ihm mit seiner einzigartige Gabe helfen?

Die Weltengestaltung und -darstellung dieser Geschichte sind einzigartig und herausragend. Die Ausrichtung auf Töne und akustische Elemente ist von Anfang an sehr gut und spannend gelungen. Der Einstieg ins Buch fiel daher nicht sehr schwer, da alles gut nachvollziehbar beschrieben wurde. Eine wirklich spannende und faszinierende Idee, Getränke und Speisen mit Tönen zu würzen! Ich bin kein musikalischer Mensch und habe nur wenig Wissen in diesem Bereich, aber diese Geschichte arbeitet mit ihrer ganz eigenen Vorstellung von Tönen und Klängen, sodass sogar ich es mir vorstellen konnte. Einen großen Beitrag dazu leistet meiner Meinung nach ebenfalls die sehr ruhige und nahezu entspannte Erzählweise dieses Werkes. Wer hier einen actionreichen und spannungsgeladenen Abenteuerroman erwartet, wird nicht fündig werden. Die Geschichte ist recht kurzweilig, und auch die spannendsten Abschnitte werden durch den Erzählstil gedämpft und sind nicht sehr temporeich. Das würde aber auch nicht zur Thematik und zur Atmosphäre des Buches passen. Denn hier stehen Zusammenhalt, Freundschaft, lebensweisende Entscheidungen und die Suche nach der Definition von Familie im Vordergrund. Aber auch Trauer, Einsamkeit und Schuld spielen wichtige Rollen.

Daher ist das eher dunkle – ja geradezu düster – gehaltene Cover passend gewählt. Auch der matt-glänzende Überzug, der je nach Winkel das Buch golden schimmern lässt, ist auf den Inhalt der Geschichte abgestimmt. Was mir allerdings fehlt ist die Darstellung einer Klanggabel, wo sie doch so eine tragende Rolle in der Klangwelt spielt.

Wer auf der Suche nach einer etwas anderen Geschichte ist, und sich gut in neue Fantasiewelten einfinden kann, dem sei dieses Buch empfohlen. Für Mainstream-Leser ist es, so denke ich, eher nicht geeignet.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Da fehlte leider etwas Tiefgang...

Truly
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Andies Leben war eine Talfahrt in den letzten Monaten, aber nun will sie endlich ihr Eventmanagement-Studium in Seattle beginnen. Ihre beste Freundin June wartet dort bereits auf sie und gewährt ihr zunächst ...

Andies Leben war eine Talfahrt in den letzten Monaten, aber nun will sie endlich ihr Eventmanagement-Studium in Seattle beginnen. Ihre beste Freundin June wartet dort bereits auf sie und gewährt ihr zunächst Unterschlupf, denn Andies Erspartes reicht kaum für eine eigene Unterkunft. Es muss also schnellstmöglich ein Job her, damit ein Zimmer bezahlt werden kann. Zu diesem Zweck schleift June Andie in einen Club, der noch Mitarbeiter sucht. An diesem Abend arbeitet Cooper hinter der Theke, der Andie sofort fasziniert, sie aber gleichzeitig mit seiner abweisenden, kühlen und irgendwie geheimnisvollen Art verschreckt. Möchte Andie wirklich mit diesem Typen gemeinsame Schichten hinter sich bringen?

Die Geschichte um Andie, Cooper, Mason und June las sich flüssig und schnell, nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte (Ava Reed bevorzugt anscheinend gern verschachtelte Sätze). Besonders June sorgte immer wieder für witzige Momente, die bei dem doch teilweise recht anstrengenden Hin und Her zwischen Cooper und Andie dringend notwendig waren. Denn leider zog sich die Story dadurch insgesamt einfach zu lang hin. Auf einen Kuss folgte wochenlanges Ignorieren, obwohl die Protagonisten WG-Mitbewohner sind? Also diese Art der Selbstgeißelung erscheint mir dann doch zu hart... Zudem ist es bei beiden zunächst nur die reine körperliche Anziehung, warum sie sich magisch zueinander hingezogen fühlen. Hier bereits von Liebe bzw. Verliebtheit zu sprechen, obwohl sie kaum etwas über den anderen wissen, da sie sich ja nicht miteinander unterhalten, halte ich für unrealistisch.

Den Wechsel der Erzählperspektive empfand ich als hilfreich, so konnte ich wenigstens ein wenig nachvollziehen, was in Cooper vorging. Denn: Geheimnisvoller Typ schön und gut, aber ich wollte ihn wirklich mehr als einmal kräftig durchschütteln und die notwendigen Worte aus ihm herauspressen! Das Gleiche galt übrigens szenenweise auch für Andie... Und eben diese fehlende Kommunikation hat der Geschichte an Tiefgang geraubt. Sehr schade, wie ich finde, denn Potenzial haben die Figuren definitiv.

Irritiert hat mich die Restaurantszene als Prolog. Diese empfand ich als überflüssig und falsch lenkend. So hatte ich bereits vor Beginn der Geschichte ein relativ schwaches und – ich muss es zugeben – schlechtes Bild von Andie. Zwar konnte dieses revidiert werden im Verlauf der Story, aber auch nach Abschluss des Leseprozesses erschloss sich mir der Grund für diesen Prolog nicht.

Ich bin trotzdem auf Band zwei gespannt, vielleicht schließen sich ja im Gesamtbild ein paar Lücken.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Leider erst auf den letzten Seiten wieder überzeugend...

Children of Virtue and Vengeance
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Die Magie ist zurück in Orïsha! Doch zu welchem Preis? Zélie und Tzain haben ihren Vater bei dem Ritual verloren und die Magie erstreckt sich nicht mehr nur über die Maji, sondern auch über den Adel. Können ...

Die Magie ist zurück in Orïsha! Doch zu welchem Preis? Zélie und Tzain haben ihren Vater bei dem Ritual verloren und die Magie erstreckt sich nicht mehr nur über die Maji, sondern auch über den Adel. Können Zélie und Prinzessin Amari ihren Traum von einem friedlichen Orïsha, in dem Maji und Königsfamilie in Koexistenz leben, in die Tat umsetzen? Oder wird der Adel ihre eigene Macht gegen die Maji einsetzen und das Land in einen blutigen Krieg stürzen?

Wie bereits aus dem ersten Band bekannt herrschen auch hier kurze Kapitel von bis zu sechs Seiten vor. Das szenische Erzählen wird erneut durch den Wechsel des Erzählerfokus zwischen Amari, Zélie und Inan forciert, was mir persönlich gut gefällt. Es entsteht dadurch eine sehr intensive Erzählsituation, die den Leser dicht an die Emotionen der Protagonisten heranführen und immer kleine zentrierte Spotlights auf die Erzählung geben. Die Atmosphäre ist – wie schon im ersten Band – sehr emotional. Allerdings erscheint mir in diesem Band gerade Zélies Gefühlswelt zu konfus, zu übertrieben und kaum mehr nachvollziehbar. Sie wirkt so gebrochen, dass man es als Leser kaum mehr ertragen kann. Das Gleiche gilt für ihre Beziehung zu Amari: Die beiden driften immer mehr auseinander, doch wo die Prinzessin zunehmend selbstbewusster und klarer wird, rutscht die Seelenfängerin in Lethargie und Depressionen ab. Erst die letzten Kapitel reißen für mich einiges heraus, denn hier wendet sich das Blatt erneut: Zélie kann ihre innere ‚Dramaqueen‘ abstreifen und läuft endlich zu alter Stärke auf. Natürlich kann und muss Zélie angesichts der Erlebnisse in ihrem Leben nicht dauerhaft die starke Protagonistin sein. Aber in diesem Band ist sie für meinen Geschmack zu gebrochen.

Und auch Inan missfällt mir hier leider sehr. Ich mochte ihn im ersten Band und hatte große Hoffnungen in ihn als zukünftigen Regenten, aber in „Children of Virtue and Vengeance“ verblasst er nahezu komplett. Er ist nur noch eine kraft- und machtlose Puppe seiner Mutter, die ihn an Fäden durch ein von ihr inszeniertes Spiel zieht, ohne dass er sich dagegen wehrt.

Alles in Allem merkt man leider sehr stark, dass es sich um einen Zwischenband handelt. Das ständige Hin und Her der Handlung (Maji greifen König an, Königin reift Maji an; Zélie mag Roen, liebt aber eigentlich Inan tief in ihrem Herzen; sie lässt Nähe von Roen zu, nur um ihn im nächsten Moment wieder wegzustoßen, usw.) wirkt verwirrend und ist anstrengend auf die Dauer. Vom Zauber der „Children of Blood and Bone“ ist leider nicht mehr viel übrig geblieben... Auch die Selbstverständlichkeit der Verrohung und die Zunahme an Brutalität hat mich etwas schockiert, besonders in Bezug auf Amari. Aber so ist es wohl, wenn Krieg herrscht, egal ob in einem fiktiven Orïsha oder auf einem realen Planeten Erde.

Ich bin trotzdem gespannt, was Band drei uns bringen wird. Wird Orïsha ein Beispiel dafür werden, wie auch wir unsere Differenzen in Bezug auf race und class überwinden können? Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Welchen Weg wählst du aus dem Labyrinth?

Das Dämonen-Labyrinth
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Henna und Gregor, zauberbegeisterte Zwillinge, werden bei der Zaubershow des großen Magiers Anthro P. Phagus ausgewählt, und sollen auf der Bühne fortgezaubert werden. Allerdings enden sie nicht, wie vermutet, ...

Henna und Gregor, zauberbegeisterte Zwillinge, werden bei der Zaubershow des großen Magiers Anthro P. Phagus ausgewählt, und sollen auf der Bühne fortgezaubert werden. Allerdings enden sie nicht, wie vermutet, im doppelten Boden der Holzkiste, sondern in einem Dämonenlabyrinth! Nun ist der Leser gefragt: Wirst du Henna und Gregor unbeschadet befreien können und die richtigen Entscheidungen treffen?

„Das Dämonen-Labyrinth“ ist ein kurzweiliger Lese- und Ratespaß für Kinder (und Erwachsene), die einen kleinen Gruselfaktor nicht scheuen. Das Buch kann mehrfach gelesen werden, denn durch die Auswahl unterschiedlicher Antworten gelangt man zu immer neuen Möglichkeiten, wie die Geschichte verlaufen kann. Meist stehen mehrere Optionen zur Wahl, oft verstecken sich jedoch kleine Hinweise im Text, die die Entscheidung vereinfacht. Aber ab und an gelangt man auch auf Umwegen ans Ziel, besonders dann, wenn der eigene Ideenreichtum gefragt ist.

Ich hätte mir allerdings etwas mehr Story gewünscht, besonders innerhalb des Dämonenlabyrinths. Ich war beim ersten Lesedurchgang recht schnell am Ziel angelangt, allerdings bin ich ja auch nicht unbedingt die Ziellesergruppe. Und angesichts der geringeren Seitenzahl war vermutlich auch kaum mehr möglich, mal von der Komplexität des Schreibens einer solchen Geschichte ganz abgesehen.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Rechtfertigungen ade, gesellschaftliche Akzeptanz juche?

Will ich ein Kind?
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Melanie Hughes, Ende 30 und mit ihrer derzeitigen Lebenssituation eigentlich recht zufrieden, wurde mit einer Frage konfrontiert, von der die Gesellschaft (immer noch!) annimmt, sie sein so ohne weiteres ...

Melanie Hughes, Ende 30 und mit ihrer derzeitigen Lebenssituation eigentlich recht zufrieden, wurde mit einer Frage konfrontiert, von der die Gesellschaft (immer noch!) annimmt, sie sein so ohne weiteres stellbar: ‚Wann ist es denn bei euch soweit mit Nachwuchs?‘ Aber eben diese Erkundigung nach dem eigenen Fortpflanzungsvorhaben ist in hohem Maße übergriffig und hat außer den zwei Betroffenen niemanden etwas anzugehen – und doch ist es gesellschaftlich nicht verpönt, dass man danach fragt und sich somit in fremde Lebenskonzepte einmischt (von aufgerissenen Wunden, durch unverschuldete Kinderlosigkeit gar nicht erst zu sprechen!).

Und so stellt sich die Autorin der Sachlage, indem sie eine Pro- und Kontra-Liste erstellt, die sie hier in mehreren Kapiteln aufarbeitet. Zur Sprache kommen dabei Themen wie das generell veränderte Zeitmanagement, die Vereinbarkeit von Kind und Karriere bzw. Arbeitswunsch, die Veränderungen des Körpers durch eine Schwangerschaft, die Finanzierung und Betreuung eines Kindes und neu entstehende Abhängigkeiten, auch innerhalb der Beziehung zum Partner. Sie geht dabei besonders auf die Punkte des Generationenvertrages (Rente und Pflege im Alter) und die Schwierigkeit der derzeitigen Betreuungslage in Deutschland ein und unterzieht alle diese Aspekte einer gesellschaftskritischen Betrachtung.

Aber Achtung: Wer sich von einer gehörigen Prise Sarkasmus schnell angegriffen oder überfordert fühlt, sollte dieses Buch lieber weglegen. Er trieft aus allen Ecken und zielt auf alle greifbaren Menschengruppen: Helikoptereltern, (freiwillige oder unfreiwillige) Anhänger neuer Food-Trends und auch disziplinierte oder zu chaotische Freunde bekommen ihr Fett weg.

Ich persönlich stimmte mit Melanie Hughes in fast allen Punkten überein: „Kinderkriegen ist heute keine Selbstverständlichkeit im Leben einer Frau, erst recht keine Verpflichtung. Und so ist die Entscheidung, Mutter zu werden, eine bewusste, reiflich überlegte.“ (S. 123) Ich kann ihre Zukunftsängste bezüglich ihrer eigenen Person, aber auch die Aussichten ihr Kind betreffend gut nachvollziehen. Wie wird die Welt in 50 Jahren aussehen, wenn der Klimawandel voll zugeschlagen hat? Werden sich unsere Kinder dann sagen: ‚Wären wir besser nie geboren worden!‘? Aber: Dieses Buch wird mit „Eine Entscheidungshilfe“ beworben. Das ist es aber in keinem Fall, denn dazu fehlen hier die Argumente auf der Pro-Kind-Seite. Natürlich ist Liebe der schlagende und über allem stehende Aspekt, aber eben nicht der einzige.

Es handelt sich hier also eher um eine kurzweilige Lektüre, die Denkanstöße zu Themen gibt, denen man sich bei der Planung von Kindern in unserer heutigen Gesellschaft stellen sollte bzw. muss.

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