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Veröffentlicht am 01.05.2020

Ise, die starke Frau im Hintergrund

Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus
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1923. Die 26-jähre Ilse Frank lebt in München und arbeitet in einer Verlagsbuchhandlung. Während eines Kurztrips im Mai nach Hannover mit ihrer Freundin Lise lernt sie den wesentlich älteren Architekten ...

1923. Die 26-jähre Ilse Frank lebt in München und arbeitet in einer Verlagsbuchhandlung. Während eines Kurztrips im Mai nach Hannover mit ihrer Freundin Lise lernt sie den wesentlich älteren Architekten Walter Gropius kennenlernen, der als Gründer des „Bauhauses“ in die Geschichte eingehen wird. Im August trifft sie ihn bei den Eröffnungstagen der Bauhaus-Ausstellung in Weimar wieder und ist von Gropius immer mehr fasziniert, aber die Anziehung beruht auf Gegenseitigkeit, die beiden heiraten im Oktober. Ilse ist von der Bauhaus-Idee dermaßen begeistert und sich um den Spitznamen „Frau Bauhaus“ verdient macht, dass sie schon bald zur gleichberechtigten Partnerin von Walter Gropius avanciert.
Jana Revedin hat mit „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“ einen unterhaltsamen und informativen biografischen Roman vorgelegt, den sie mit gut recherchierten historischen Fakten angereichert hat. Sie lässt die inzwischen in Vergessenheit geratene zweite Ehefrau von Walter Gropius, Ilse „Ise“ Frank, wieder lebendig werden, um ihr nachträglich den gebührenden Respekt und die nötige Anerkennung zu zollen und um dem Leser deutlich zu machen, welchen Einfluss Ise in der Bauhaus-Geschichte gehabt hat. Die Autorin kommt als Architektin vom Fach und hat akribische Hintergrundrecherche betrieben, um daraus einen durchaus unterhaltsamen Roman zu stricken, der zum einen zwar fiktiv ist, sich zum anderen aber sehr nah an belegbare Fakten hält. Sie lässt Ise neben Gropius als starke engagierte moderne Frau agieren, was zur damaligen Zeit doch recht ungewöhnlich war und so gar nicht dem Frauenbild entsprach. Obwohl es ein Roman und keine Biografie ist, bedient sich die Autorin einem eher einem sachlichen prägnanten Erzählstil, der eher nüchtern daher kommt und zwar die Fakten preisgibt, jedoch nicht unbedingt Nähe zum Leser schafft, da es an Gefühl und Emotionalität mangelt und auch das gewisse Etwas fehlt. Gerade die Zeit des Nationalsozialismus, unter dem das Bauhaus-Projekt einige Blessuren davon trug, kommt hier leider etwas zu kurz, zumal Ilse als Jüdin auch dieser braunen Gefahr ausgesetzt war.
Ilse besaß neben Selbstvertrauen auch Kreativität und Durchsetzungsvermögen, was ihr Respekt und Ansehen in Künstler- und Architektenkreisen einbrachte. Aber sie auch eine erfolgreiche Strippenzieherin, die Gott und die Welt kennt und ihren Einfluss zu nutzen weiß, um das Bauhaus immer bekannter werden zu lassen und öffentliche Anerkennung zu bekommen. Walter Gropius ist wesentlich älter als Ilse, besitzt Charisma und Überzeugungskraft, war aber auch leicht depressiv, was den Umgang mit ihm für Ilse nicht gerade leicht machte. Viele bekannte Künstler finden in diesem Buch ebenfalls Erwähnung und zeigen auf, wie weitreichend der Einfluss des „Bauhauses“ in der Architektur war und bis heute ist.
„Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“ ist ein interessanter biografischer Abriss über das Bauhaus und seine Gründer, wobei Ilse Gropius als Charakter hier im Vordergrund steht. Verdiente Leseempfehlung für alle, die sich für historische Persönlichkeiten und für das Bauhaus interessieren.

Veröffentlicht am 25.04.2020

Münsterländer Tafelrunde

Der kleine Ort zum Glücklichsein
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Endlich gibt es für Ellie einen Anlass, sich eine Weile von ihrem stressigen Job und ihrem Privatleben zu verabschieden. Die Beziehung zu ihrem Freund ist ein Wechselbad der Gefühle und auch mit ihrem ...

Endlich gibt es für Ellie einen Anlass, sich eine Weile von ihrem stressigen Job und ihrem Privatleben zu verabschieden. Die Beziehung zu ihrem Freund ist ein Wechselbad der Gefühle und auch mit ihrem Beruf steht Ellie momentan auf Kriegsfuß. Da lohnt es sich doch, für drei Monate einmal durch Abwesenheit zu glänzen und sich das Gehirn freipusten zu lassen, was bei Großtante Ava im münsterländischen Herzbach bestimmt gelingen wird. Doch kaum ist Ellie dort, erwartet sie nur ein altes Kochbuch und eine Nachricht ihrer urlaubsbedingt abwesenden Tante, sich nicht nur um deren Hund, sondern auch um Avas Freunde und Bekannte zu kümmern, die eine spezielle Tafelrunde bilden. Was sie damit meint, wird Ellie bald am eigenen Leib feststellen…
Janina Lorenz hat mit „Der kleine Ort zum Glücklichsein“ einen kurzweiligen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der in ein beschauliches münsterländer Dörfchen mit seinen herzlichen Bewohnern einlädt, um dort nicht nur die Seele baumeln zu lassen, sondern Protagonistin Ellie dabei zu begleiten, wenn sie einige für sie wichtige Lebensentscheidungen treffen muss. Der locker-leichte Erzählstil lässt den Leser schnell in die Geschichte eintauchen und sich anhand der bildhaften Beschreibungen des kleinen Örtchens Herzbach schnell dort wohl und zuhause fühlen. Auch die verschiedenen kleinen Marotten der Tafelmitglieder werden anschaulich beschrieben sowie deren zwischenmenschliche Beziehungen untereinander. Enttäuschend dagegen die Behandlung von Hund Max, die bei Hundebesitzern Unverständnis hervorruft und die Stirn runzeln lässt. Etwas mehr Hintergrundwissen seitens der Autorin wäre hier schon gefragt gewesen. Die Geschichte an sich ist weder spannend noch besonders, sondern eher seicht und sehr unkompliziert, weshalb sie sich gut als Lückenfüller eignet.
Die Charaktere sind oberflächlich gestaltet, ihnen fehlt es an Tiefgang, so dass man ihnen als Leser eher unbeteiligt folgt und sie bei ihrem Treiben mit gebührendem Abstand beobachtet, ohne zu stark involviert zu sein. Ellie kommt sehr naiv rüber, man kann sich als Leser kaum vorstellen, dass sie in ihrem Job erfolgreich ist. Allerdings strahlt sie eine gewisse Offenheit sowie Optimismus und Hilfsbereitschaft aus, die sie schnell mit den Dorfbewohnern zusammenwachsen lässt. Aber auch das eine oder andere Mitglied der Tafelrunde sticht aus der Menge heraus und lässt die Geschichte manchmal ganz amüsant wirken.
„Der kleine Ort zum Glücklichsein“ ist die richtige Lektüre für eine kleine Auszeit, in der man an nichts denken und von der Geschichte berieseln lassen möchte. Wenig Tiefgang, aber sympathisch und mit einer eingeschränkten Leseempfehlung versehen.

Veröffentlicht am 18.04.2020

Das Haus in der Memory Lane No. 7

Memory House
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Die 30-jährige New Yorker Polizistin Beck Holiday lebt im Haus ihrer Mutter und ihres Stiefvaters. Sie ist schwanger von einem One-Night-Stand mit einem verheirateten Kollegen und verstößt gegen die Dienstvorschrift, ...

Die 30-jährige New Yorker Polizistin Beck Holiday lebt im Haus ihrer Mutter und ihres Stiefvaters. Sie ist schwanger von einem One-Night-Stand mit einem verheirateten Kollegen und verstößt gegen die Dienstvorschrift, woraufhin sie suspendiert wird. Über ein Anwaltsschreiben erfährt sie, dass sie von einer Everleigh Applegate in Fernandia Beach/Florida in der Memory Lane ein Haus geerbt hat, bei der sie in ihrer Kindheit mit ihren Eltern immer die Sommerferien verlebt hat. Da Beck seit dem 11. September 2001 unter Amnesie leidet – der Tag, an dem ihr Vater starb – kann sie sich nicht an die Zeit dort erinnern. Aufgrund der Suspendierung nutzt Beck die Zeit nach Florida zu fliegen, um sich das Haus anzusehen und vielleicht zum Verkauf anzubieten. Bereits in den ersten Tagen trifft sie dort auf Bruno, ihre ehemalige Jugendliebe, an den sie sich nicht erinnern kann. Je länger sie im Memory House wohnt, umso mehr hofft sie auf die Rückkehr ihrer Erinnerungen an damals…
Rachel Hauck hat mit „Memory House- Dein Leben wartet schon auf dich“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der sich über zwei Zeitebenen erstreckt und das Leben mehrerer Protagonisten ins Rampenlicht stellt. Der flüssige und emotionale Erzählstil lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, wo er in der Gegenwart im Jahr 2019 Becks und Brunos Lebenswege miterleben darf, während er in der Vergangenheit der 50er Jahre Everleigh und Don kennenlernt. Die wechselnden Perspektiven ergänzen sich nicht nur sehr schön, sondern steigern auch den Spannungsverlauf in der Geschichte immer weiter. Die Autorin gewährt dem Leser während der gesamten Handlung einen sehr intensiven Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Hauptprotagonistinnen und schafft dadurch eine besondere Nähe zu den beiden Frauen, die so einige Schicksalsschläge zu verkraften haben. Auch der christliche Aspekt wird von der Autorin sehr gut in die Handlung miteingebaut, dessen Hauptaugenmerk auf Vergebung und Vertrauen liegt. Während die ersten beiden Drittel des Romans schlüssig und wunderbar zu verfolgen sind, lassen einige Ereignisse und Wendungen im letzten Drittel den Leser am Ende ungläubig zurück, denn zu unwahrscheinlich und konstruiert muten diese an, um mit dem Ausgang der Geschichte zufrieden sein zu können. Einige eingebaute Zwischenfälle waren für die Handlung völlig unerheblich, besser wäre gewesen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, den Abschluss nachvollziehbar und nicht im Galopp herbeizuführen. Das wäre der Geschichte würdig gewesen.
Die Charaktere sind detailliert und lebendig ausgearbeitet, sie vermitteln Menschlichkeit und Glaubwürdigkeit, fordern den Leser regelrecht auf, mit ihnen zu fiebern. Beck ist eine toughe Frau und liebt ihren Beruf als Polizistin. Doch sie steht an einem Scheideweg und muss sich neu orientieren. Zu Beginn wirkt sie abweisend, zurückhaltend und vor allem schroff, doch nach und nach kommt auch ihre weibliche und warmherzige Seite zum Vorschein. Bruno ist ein freundlicher und offener Kerl, der leider zu wenig an sich selbst glaubt und deshalb auch kein Selbstvertrauen ausstrahlt. Everleigh ist eine herzensgute Frau, die lange Zeit in der Vergangenheit lebt und sich dabei fast selbst aufgibt. Sie muss ganz neu lernen, nach vorn zu sehen und sich dem Leben zu öffnen. Don will es allen recht machen, doch eigentlich möchte er sein Leben mit eigenen Träumen verwirklicht sehen. Er ist liebevoll und hat das Herz am rechten Fleck. Aber auch Hunter, Gaynor und andere spielen in dieser Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle.
„Memory House- Dein Leben wartet schon auf dich“ ist ein unterhaltsamer Roman über zwei Zeitebenen und zwei Frauen, die sich ähnlicher sind, als es auf den ersten Blick scheint. Die Geschichte rankt sich um Liebe, Familie und wichtige Entscheidungen, allerdings ist manches nicht sehr glaubwürdig und wäre verzichtbar gewesen. Nicht das beste Buch der Autorin, aber durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 08.04.2020

Die Kompassmacherin

Die Kompassmacherin
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1531 Nürnberg. Katharina will in die Fußstapfen ihres Vaters treten und wie er Kompassmacherin werden. Ihr Vater hat sie immer unterstützt, doch fällt er einem Mord zum Opfer, der erst einmal vertuscht ...

1531 Nürnberg. Katharina will in die Fußstapfen ihres Vaters treten und wie er Kompassmacherin werden. Ihr Vater hat sie immer unterstützt, doch fällt er einem Mord zum Opfer, der erst einmal vertuscht wird und ihn als angeblichen Verräter dastehen lässt, der das Kompassgeheimnis verraten wollte. Katharina versucht mit allen Mitteln, das Handwerk ihres Vaters fortzuführen, doch die Innung der Kompassmacher nimmt die junge Frau nicht ernst. Selbst ihr eigener Onkel stellt sich gegen sie. Ludwig, der Sohn eines alten Freundes ihres Vaters kommt ihr zu Hilfe, als Katharina gewahr wird, dass ihr Vater einem heimtückischen Mord erlegen ist. Gemeinsam versuchen sie zu ergründen, wer dahinter steckt und geraten dabei selbst in Gefahr, denn jemand will unbedingt verhindern, dass sie die Wahrheit aufdecken…
Andrea Bottlinger hat mit „Die Kompassmacherin“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der im Renaissance-Zeitalter beheimatet ist. Der Erzählstil ist locker-flüssig und macht es dem Leser leicht, ins 16. Jahrhundert abzutauchen, um den Protagonisten bei ihrem Abenteuer zu folgen. Die Autorin mischt vor historischem Hintergrund eine Liebesgeschichte mit einer spannenden Mördersuche. Die geschichtlichen Fakten sind in Dosen eingesetzt, allerdings wäre hier etwas mehr Ausführlichkeit wünschenswert gewesen. Wechselnde Perspektiven erhöhen die Spannung innerhalb der Handlung und stellen den Leser mal an die Seite von Katharina, mal Ludwig, während nach und nach das Geheimnis offenbart wird. Die damalige Rolle der Frau wird leider nur angedeutet und nicht weiter ausformuliert. Frauen waren zu jenen Zeiten nicht als Meisterin für ein Handwerk zugelassen, dies war ausschließlich Männern vorbehalten. Frauen durften damals auch nicht die Betriebe ihrer Ehemänner übernehmen, wenn diese vor ihnen starben. Sie mussten sich entweder einen neuen Mann suchen und den Betrieb übertragen oder aber verkaufen. Der Spannungslevel liegt bei dieser Geschichte im mittleren Bereich, da wäre mehr drin gewesen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und besitzen lebendige menschliche Züge, so der Leser ihnen gerne folgt. Katharina ist recht selbstbewusst, lässt sich nichts vormachen und steht für die Dinge ein, die ihr wichtig sind. Sie lässt sich nicht einschüchtern und geht den Dingen auf den Grund. Ludwig ist ein offener und fröhlicher junger Mann, der neben seiner Hilfsbereitschaft auch eine gesunde Neugier besitzt. Die Beziehung zu seinem Freund Theo ist eng, sie können sich immer aufeinander verlassen und nehmen das Leben, wie es kommt, immer mit einem Zwinkern in den Augen. Katharinas Magd Magda ist ihrer Herrin ebenfalls eng verbunden.
„Die Kompassmacherin“ ist ein unterhaltsamer Roman, der für kurzweilige Lesestunden sorgt. Wer allerdings eine tiefgründige Geschichte vor gut recherchiertem historischem Hintergrund sucht, wird eher enttäuscht sein. Eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.04.2020

Der Puderkrieg

Rouge
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Die junge Jüdin Josiah Herzenstein kommt als junge Frau von Polen per Schiff nach Australien, um bei ihren Verwandten in Sicherheit zu sein. Sie hat hochfliegende Pläne und möchte einmal ein eigenes Schönheitsunternehmen ...

Die junge Jüdin Josiah Herzenstein kommt als junge Frau von Polen per Schiff nach Australien, um bei ihren Verwandten in Sicherheit zu sein. Sie hat hochfliegende Pläne und möchte einmal ein eigenes Schönheitsunternehmen leiten. Schon bald setzt sie ihre Ideen in die Tat um und verkauft eigens angerührte Cremes mit großem Erfolg. Die Heirat mit einem amerikanischen Journalisten führt sie von Australien erst nach London und dann nach New York, wo sie ihren Namen in Josephine Herz ändert und ihr Kosmetikunternehmen immer mehr wächst. Ihre größte Konkurrentin ist die Kanadierin Constance Gardiner, die mit ihren Schönheitsprodukten ebenfalls den Weltmarkt erobern will. Die beiden Frauen wetteifern umeinander, indem sie immer wieder neue Produkte entwickeln und als erste auf den Markt bringen wollen. Constance‘ Geheimwaffe ist die junge CeeCee, die mit Ideenreichtum gesegnet ist. Als Constance eines Tages CeeCee eine ihrer Ideen klaut und sie auch noch vor den Kopf stößt, bewirbt sich CeeCee bei Josephine und vergrößert mit deren Hilfe das Herz-Imperium, während CeeCee auch ihre eigene Schönheitsmarke unter die Frauen bringt. Der Konkurrenzkampf zwischen Josephine und Constance wird immer härter….
Richard Kirshenbaum hat mit „Rouge-Rivalinnen der Schönheit“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der zwar fiktiv ist, dennoch starke biografische Parallelen der Lebensläufe von Helena Rubinstein und Elizabeth Arden aufweist, die jahrelang miteinander den berühmten „Puderkrieg“ miteinander führten. Der flüssige und bildhafte Schreibstil sowie wechselnde Perspektiven geben dem Leser die Möglichkeit, schnell in der Geschichte zu versinken, um den Frauen beim Aufbau ihrer Imperien und auch in ihrem bunten Privatleben zuzusehen. Der Autor erzählt seine Geschichte abwechselnd mal aus der Sicht von Josiah/Josephine, Constance und CeeCee und deckt mit ihnen einen Zeitraum von 1922 bis 1950 ab. Der Rahmen der Geschichte wird durch die Erzählungen von Josephines Butler Bobby de Vries abgebildet und erstreckt sich 1983 bis 1993. Interessant zu verfolgen sind die Verfolgung der einzelnen Produktideen der Hauptakteurinnen sowie die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die sie mit ihren Marken ansprechen wollten. Der Autor lässt auch den historischen Hintergrund gut in seine Geschichte hineinfließen und zeigt auf, dass auch in den USA der Antisemitismus stark ausgeprägt war. Zudem wurden berufstätige Frauen schon damals eher schräg angesehen und als Unternehmensführerinnen erst einmal nicht besonders ernst genommen. Das Thema Homosexualität spielt in dieser Geschichte ebenfalls eine große Rolle, die zu jenen Zeiten in Amerika strafbar und ein Tabuthema war.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt und wirken neben ihrer Lebendigkeit auch glaubwürdig. Sie strahlen zwar nicht gerade Wärme und Sympathie aus, dennoch folgt der Leser ihrem Treiben gern und lässt sich mitnehmen in die Welt der Schönheit. Josiah ist schon als junge Frau extrem ehrgeizig und einfallsreich. Sie arbeitet hart und verlangt von anderen unbarmherzig das gleiche. Oftmals wirkt sie wie ein General, der seine Kommandos abfeuert, doch gegen die Vorbehalte gegen sie als Jüdin und als Geschäftsfrau wappnet sie sich und erwirbt sich damit auch stetig immer mehr Respekt. Constance steht der Ehrgeiz ebenfalls auf die Stirn geschrieben. Allerdings kämpft sie oft mit unlauteren Mitteln, sie stiehlt die Ideen anderer, um sich zu bereichern und muss sich gleichzeitig darauf konzentrieren, dass ihr privates Geheimnis nicht ans Licht kommt. Als Mulattin hat CeeCee es besonders schwer, sich in der Geschäftswelt zu behaupten. Dennoch gibt sie nie auf und durch ihren scharfen Verstand erblickt so manche Innovation das Licht. Ebenfalls erwähnenswert sind Mickey, Alexej, Van Wyke, Lally oder James, um nur einige der Weggefährten der drei Frauen zu nennen, denen wichtige Rollen zukommen.
„Rouge-Rivalinnen der Schönheit“ ist ein unterhaltsamer Roman über den „Puderkrieg“, der jahrelang zwischen zwei Gründerinnen von Schönheitsimperien herrschte, der aber auch ihr Privatleben auf interessante Weise beleuchtet. Kurzweilige Lektüre, die eine Empfehlung verdient!