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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2020

Ein Appell zur Achtsamkeit und Selbstbestimmung

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
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Inhalt: Eine Auszeit suchend, begibt sich eine gestresste Mutter an einen Platz ihrer Kindheit: Eine kleine Lichtung im Wald, auf der sich eine Bank befindet. Dort trifft sie eine alte Dame, die ihr vier ...

Inhalt: Eine Auszeit suchend, begibt sich eine gestresste Mutter an einen Platz ihrer Kindheit: Eine kleine Lichtung im Wald, auf der sich eine Bank befindet. Dort trifft sie eine alte Dame, die ihr vier Fragen stellt. Vier Fragen, die das Leben der Mutter verändern werden.

Persönliche Meinung: Die Erzählung wird aus der Ich-Perspektive einer gestressten Mutter erzählt, die versucht, Job, Freunde, Kinder, Ehe und Haushalt unter einen Hut zu bekommen. Dabei kommt sie allerdings selbst zu kurz. Die Erzählung ist sehr alltagsnah geschrieben, was ich schön finde. Die Problemlagen und Stressfaktoren der Mutter kennt (wahrscheinlich) jeder: Man sagt zu, einen Kuchen zu backen, obwohl man keine Zeit hat; man geht zur Arbeit, obwohl man eigentlich krank ist usw. Auch die vier Fragen sind sehr passend und alltagsrelevant. Dabei sind sie selbst gar nicht komplex; ihre Beantwortung und Umsetzung hat allerdings weitreichende, die Lebensqualität erhöhende Folgen. Tessa Randau spricht in Form einer kleinen, ansprechenden Erzählung wichtige Fragen an, die im Alltagsstress schnell in den Hintergrund rücken, obwohl sie für ein erfülltes Leben wichtig sind. "Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich" ist ein Appell zur Selbstbestimmung und Achtsamkeit, ohne dass ein belehrender Ton eingeschlagen wird.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Ein tragischer Fall

DUNKEL
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Inhalt: Die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir steht kurz vor ihrer Rente, womit sie sich nicht anfreunden kann. Die Lage spitzt sich noch zu, als ihr von heute auf morgen mitgeteilt wird, dass ...

Inhalt: Die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir steht kurz vor ihrer Rente, womit sie sich nicht anfreunden kann. Die Lage spitzt sich noch zu, als ihr von heute auf morgen mitgeteilt wird, dass sie mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzt wird. Verbissen handelt sie mit ihrem Vorgesetzten einen Deal aus: Sie darf noch zwei Wochen arbeiten und sich einen abgeschlossenen Fall neu aufrollen, danach ist Schluss. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf den Todesfall der russischen Asylbewerberin Elena, der als Unfall abgetan worden ist. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich herausstellen wird…

Persönliche Meinung: Ragnar Jónasson hat in seinem Thriller „Dunkel“ gleich zweierlei geschafft: Der Fall der verschwundenen Elena ist spannend und die Aufklärung ist durch das Spiel mit den Leser*innenerwartungen überraschend. Zusätzlich dazu ist die Ermittlerfigur Hulda sehr komplex und plastisch gezeichnet, was dadurch gelingt, dass ihre Vergangenheit in einem eigenen Handlungsstrang beleuchtet wird. Hulda ist gewissermaßen eine gebrochene Figur, wobei ihre Brüche erst nach und nach aufgedeckt werden. Diese Gebrochenheit habe ich in dieser Art noch nie zuvor gelesen. Beide Handlungsstränge hatten für mich einen ähnlich hohen Spannungsgrad. Der Erzählstil von „Dunkel“ ist sehr flüssig zu lesen und hat, passend zur Handlung, einen bedrückenden Ton. „Dunkel“, der Titel des Romans, ist Programm: Die Ermittlerin ist eine tragische Figur, ihre Vergangenheit düster, der Erzählstil melancholisch und bedrückend, Island als Handlungsort atmosphärisch dicht, der Weg, den Ragnar Jónasson geht, ist mutig und radikal. Alles ist hier dunkel – und das macht den Thriller zu einem besonderen und einmaligen Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Ein Dorf voller Geheimnisse

Das Dorf der toten Seelen
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Inhalt:
1959: Zwei Polizisten werden nach Silvertjärn gerufen, einem kleinen abgelegenen Bergarbeiterdorf in Schweden. Hier trifft sie eine gespenstische Stille. Im ganzen Dorf findet sich keiner der 900 ...

Inhalt:
1959: Zwei Polizisten werden nach Silvertjärn gerufen, einem kleinen abgelegenen Bergarbeiterdorf in Schweden. Hier trifft sie eine gespenstische Stille. Im ganzen Dorf findet sich keiner der 900 Bewohner - bis sie zum Marktplatz kommen. Dort erwartet sie ein grausiger Fund: Eine an einem Schandpfahl befestigte Leiche. Von den anderen Einwohnern fehlt jede Spur, bis plötzlich ein Baby schreit.
60 Jahre später: Alice Lindstedt, Enkelin einer ehemaligen Einwohnerin Silvertjärn, möchte eine Dokumentationserie über das Verschwinden der Einwohner des Bergarbeiterdorfes drehen - denn dieses ist nie aufgeklärt worden. Gemeinsam mit ihrem Filmteam, das aus Freunden und Bekannten besteht, begibt sie sich auf eine Spurensuche in das verlassene Dorf am Silbersee. Warum sind die Einwohner verschwunden?

Persönliche Meinung: "Das Dorf der toten Seelen" ist ein unheimlich spannender Thriller, der voller Mysteryelementen ist. Camilla Stens Erzählstil ist einerseits sehr flüssig zu lesen, andererseits aber auch detailreich. Spannungstechnisch sorgt er für Nervenkitzel und eine dichte, leicht gruselige Atmosphäre. Diese Atmosphäre färbt auch auf die Silvertjärn mit seinen verlassen Häusern, dem verfallenen Schulgebäude und der einsamen Kirche ab. Die Handlung selbst spaltet sich in zwei Handlungsstränge auf: Während wir in der Gegenwart Alice und ihr Team im verlassenen Dorf begleiten, durchlaufen wir in der Vergangenheit die letzten Monate der Dorfbewohner vor ihrem Verschwinden. Klasse gezeichnet sind auch die Charaktere und die Interaktion zwischen ihnen. Einige der Figuren haben eine gemeinsame Vergangenheit, die sich nach und nach entfalltet. Um Spoiler zu vermeiden, kann ich auf die Verbindungen der Charaktere nicht näher eingehen. Nur so viel: Sie sind überraschend, tiefgründig und haben mich währen des Lesens zum Nachdenken gebracht.

"Das Dorf der toten Seelen" ist ein Thriller, den man nicht aus der Hand legen möchte und ein fulminantes Debüt!

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Die Leiden der jungen Fourniers

Die Brüder Fournier
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Inhalt: Iason und Vincent, die beiden titelgebenden „Brüder Fournier“, wachsen in den 1970ern in einem kleinen belgischen Vorort auf. Während Iason ein Stürmer und Dränger ist, zieht sich Vincent eher ...

Inhalt: Iason und Vincent, die beiden titelgebenden „Brüder Fournier“, wachsen in den 1970ern in einem kleinen belgischen Vorort auf. Während Iason ein Stürmer und Dränger ist, zieht sich Vincent eher in sich selbst zurück. Doch gerade Iasons Werdegang ist nicht konfliktfrei: Er hat Probleme, seine Umwelt richtig wahrzunehmen und zu verstehen, wodurch er bei Gleichaltrigen aneckt und schrittweise auf eine schiefe Bahn gerät.

Persönliche Meinung: Der Kriminalroman „Die Brüder Fournier“ geht andere Wege als der klassische Krimi. Er beginnt mit der Festnahme Iasons. Dabei werden die Leserinnen im Unklaren gelassen, weshalb Iason festgenommen wird bzw. ob er schuldig ist. Wir kennen also den Verdächtigen, den potenziellen Täter, nicht aber die Tat. Dieser Aspekt wird konsequent in der Handlung durchgesetzt: Sie behandelt das Heranwachsen des Jungen, lange bevor er festgenommen wird. Interessant ist dabei, dass die Leserinnen einen detaillierten Blick in die Psyche eines Menschen bekommen, der irgendwie nicht in die dörfliche Gemeinschaft zu passen scheint. Nicht die Tat steht im Fokus des Romans, sondern der spätere Verdächtige – mit all seinen Stärken, Schwächen, Irrungen und Wirrungen. Wie das Iasons Verhalten allerdings insgesamt zu bewerten ist, bleibt den Leser*innen überlassen, was auch daran liegt, dass die Erzählfigur bisweilen unzuverlässig (nicht negativ wertend gemeint) ist. Bei „Die Brüder Fournier“ handelt es sich um einen Roman, der Gattungsgrenzen überschreitet: Er ist Krimi, Coming-of-Age-Roman, Psychogramm, Drama und Sittengemälde zugleich.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Ein spannender Krimi, der interaktive Wege geht

Die tote Milliardärin
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Inhalt: Tiburon, 13. Juli 1989, 02:41 Uhr. Ein Notruf wird abgesetzt. Am Telefon: Der bekannte und geschätzte Milliardär Karl Renquist, der panisch mitteilt, dass er soeben seine Frau erhängt im gemeinsamen ...

Inhalt: Tiburon, 13. Juli 1989, 02:41 Uhr. Ein Notruf wird abgesetzt. Am Telefon: Der bekannte und geschätzte Milliardär Karl Renquist, der panisch mitteilt, dass er soeben seine Frau erhängt im gemeinsamen Haus aufgefunden hat. Routinemäßig wird die Polizei eingeschaltet, um den Todesfall zu prüfen. Am Tatort finden sich jedoch Auffälligkeiten. Handelt es sich wirklich um einen Selbstmord?

Persönliche Meinung: Der Krimi besticht durch einen nüchternen und realitätsnahen Stil. Nach und nach werden die einzelnen Schritte der Ermittlung durchgeführt, wobei man als Leserin immer dabei ist und so die Informationen (Zeugenaussagen, Beweise, Autopsie etc.) gewissermaßen aus erster Hand erfährt. Diese Informationen werden allerdings kaum interpretiert; die Schlussfolgerungen werden den Leserinnen überlassen. Dies führt dazu, dass man sich beim Lesen selbst wie ein Ermittler fühlt, wodurch man bestrebt ist, möglichst viele Indizien-Brotkrumen zu sammeln. Besonders interessant fand ich die QR-Codes im Krimi, die (mal mehr, mal weniger klare) Anstöße für die weitere Ermittlungsarbeit geben. Insgesamt handelt es sich um einen gut durchdachten Krimi, der zum Miträtseln einlädt und auffordert!

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