Ein leicht zugängliches, nett verpacktes Einsteigerbuch in das Thema "Sinn des Lebens".
Das Café am Rande der WeltVon der "oberflächlichen Zeitverschwendung" bis hin zum "lebensverändernden Sinngeber" - zu diesem dünnen Büchlein von John Strelecky sind im Netz mal wieder sehr widersprüchliche Meinungen zu finden, ...
Von der "oberflächlichen Zeitverschwendung" bis hin zum "lebensverändernden Sinngeber" - zu diesem dünnen Büchlein von John Strelecky sind im Netz mal wieder sehr widersprüchliche Meinungen zu finden, was mein Interesse geweckt hat. Und wie so oft liegt die Wahrheit meiner Meinung nach in der Mitte. Wer philosophische Tiefgründigkeit, eine bildreiche Geschichte oder einen fordernden Schreibstil erwartet, ist hier falsch. Wer jedoch in einfach zugänglicher Form neue Gedanken zum Thema "Sinn des Lebens" präsentiert bekommen will, kann hier Anstoß und Aufforderung finden, sich mehr mit eigenen Wünschen und Träumen zu befassen, über seine Existenz nachzudenken und den Mut zu finden, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
"Warum verbringen wir soviel Zeit damit, uns auf den Zeitpunkt vorzubereiten, an dem wir tun können, was wir möchten, anstatt es einfach sofort zu tun?"
Die Aufmachung von John Streleckys Romanen, die mittlerweile schon zur Trilogie geworden sind, ist mit starken Farben, geometrischen Flächen und einfachen Strichzeichnungen sehr schlicht, aber passend. Ganz im Stil der Cover finden sich in jedem Kapitel und zu deren Anfang eine seitenfüllende bunte Illustration von Root Leeb. Anders als viele Ratgeber zu diesem Thema ist "Das Café am Rande der Welt" kein dicker Wälzer, durch den man sich wochenlang durchkämpfen muss. Man kann diesen kurzen Roman problemlos an einem Nachmittag lesen oder als kurzfristige Motivationsspritze ein paar der sehr kurzen Kapiteln zwischendurch lesen. Dadurch und auch dank des sehr schlichten, schmucklosen Schreibstils stehen die geschilderten Gedanken einem sehr großen Publikum offen und können auch von typischen Lesemuffeln schnell gelesen werden. Leider ergibt sich durch den geringen Umfang der Geschichte auch nicht die Chance auf ausführliche Ausführungen oder gedankliche Tiefe.
Erster Satz: "Manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet, aber vielleicht am meisten braucht, findet man sich an einem unbekannten Ort wieder, mit Menschen, die man gleichfalls nicht kennt, und erfährt neue Dinge."
Das Lesen dieses Buchs hat mir keine riesigen neuen Erkenntnisse beschert, mir keine nennenswert andere Perspektive eröffnet und auch als "lebensverändern" würde ich die Lektüre des Buches für mich keineswegs bezeichnen. Trotzdem sind einige interessante Denkanstöße in den 128 Seiten enthalten, sodass es sich durchaus lohnt, innezuhalten und den Gedankengängen des Protagonisten zu folgen, der aus der Ich-Perspektive von seiner Erfahrung im "Café der Fragen" berichtet, in dem er nach einem Unfall auf dem Highway strandet. Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte um den gestressten Manager John liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, Casey, Mike und Anne bleiben reine Stichwortgeber, an manchen Stellen tauchen Lebensweisheiten im Abriss-Kalender-Stil auf und auch einige mystische Elemente wie die scheinbare Fähigkeit der dreien, Johns Gedanken lesen zu können, lassen das Konstrukt rund um die Philosophie an einigen Stellen etwas wackelig erscheinen. Darüber hinaus sind viele bekannte und fremde Gedanken wie zum Beispiel die "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral" über den Fischer und den Touristen enthalten, wobei ich angesichts des Hypes ein wenig mehr erwartet hatte.
„Wenn man nicht auf das ausgerichtet ist, was man gerne tun möchte, kann man seine Energie mit einer Menge anderer Dinge verschwenden. Wenn sich dann die Gelegenheit bietet, das zu tun was man möchte, hat man möglicherweise nicht mehr die Kraft oder die Zeit dafür.“
Ich denke jedoch dass der Erfolg dieser Geschichte ein Ausdruck dafür ist, dass offensichtlich viele Menschen mit ihrem Leben unglücklich sind und auf eine einfache Möglichkeit der Sinngebung oder des Ausbruchs hoffen. Die optimalen Lösungen kann dieses Buch nicht geben, es schafft jedoch eine gute Grundlage, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Als wie hilfreich und tiefgründig man diese Geschichte empfindet hängt natürlich auch sehr davon ab, wie viel man sich bislang mit dem Thema beschäftigt hat, was man für sich selbst mitnimmt und wie sehr die Ideen auf fruchtbaren Boden treffen. Ich denke es gibt weitaus ausführlichere, philosophischere Bücher zu diesem Thema, als leichtes, nett verpacktes Einsteigerbuch in diese Materie liefert "Das Café am Rande der Welt" jedoch den richtigen Umfang, gut verständliche Sprache und zugängliche Metaphern.
„Unsere Aufgabe so sagte er, besteht darin zu erkennen, dass uns etwas erfüllt, weil wir es selbst nun einmal so empfinden, und nicht, weil jemand anderer uns sagt, dass es erfüllend sei.“
"Das Café am Rande der Welt" ist schnell gelesen, dabei aber weder literarisch ansprechend geschrieben noch mit einer beeindruckenden Geschichte versehen und ob der Roman dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlässt, hängt sehr stark von der Bereitschaft und Offenheit des Lesers ab. Durch dieses Buch wird man vielleicht nicht unbedingt schlauer, aber vielleicht ein wenig sensibler und offener für wichtige Entscheidungen im eigenen Lebensweg. Wem das als Argument ausreicht, kann ich diese Geschichte nur empfehlen!
Zum Schluss noch mein Lieblingszitat:
"Das ganze Leben ist eine tolle Geschichte, John! Einige Menschen erkennen bloß nicht, dass sie selbst die Autoren sind und die Geschichte so schreiben können, wie sie es möchten."
Fazit:
Ein leicht zugängliches, nett verpacktes Einsteigerbuch in das Thema "Sinn des Lebens". Wer philosophische Tiefgründigkeit, eine bildreiche Geschichte oder einen literarisch anspruchsvollen Schreibstil erwartet, wird enttäuscht werden. Wer offen und ohne große Erwartungen an den Roman herantritt, kann jedoch Anstoß und Aufforderung finden, sich mehr mit eigenen Wünschen und Träumen zu befassen, über seine Existenz nachzudenken und den Mut zu finden, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.