Auszüge aus dem Leben eines jungen aber starken Mädchens
Abschied von der HeimatDie kleine Erika wird in Zeiten der Hungersnot von ihren Eltern nach Südböhmen zu ihrer Tante Mimi geschickt, um dort wenigstens für kurze Zeit ein besseres Leben führen zu können. Doch der Aufenthalt ...
Die kleine Erika wird in Zeiten der Hungersnot von ihren Eltern nach Südböhmen zu ihrer Tante Mimi geschickt, um dort wenigstens für kurze Zeit ein besseres Leben führen zu können. Doch der Aufenthalt dauert länger als geplant. Erika fügt sich ihrem Schicksal und wächst relativ unbeschwert bei der Tante zu einer jungen Frau heran. Doch einzelne Schicksalsschläge und der zweite Weltkrieg fangen an, Erikas vermeintlich heile Welt zu erschüttern.
Der Roman steigt direkt in das Geschehen ein und berichtet aus der Sicht Erikas ihre Reise zur Tante nach Böhmen. Als noch sehr junges Mädchen vertraut sie der Entscheidung ihrer Eltern und nimmt tapfer die lange Reise auf sich. Der weitere Verlauf der Geschichte setzt sich aus einzelnen Schlüsselbegebenheiten in Erikas Leben zusammen und skizziert so ihre Entwicklung in der neuen Heimat. Sie findet viele neue Freunde, doch leider entpuppt sich nicht jeder von ihnen als wahrer Freund. Als dann die Nazi-Herrschaft über Böhmen hereinbricht, gilt es nicht nur für Erika, Position zu beziehen. Dieser Erzählstil ist an sich schlüssig gewählt, da die Handlung einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt abdeckt. An manchen Stellen fehlte mir persönlich aber der direkte Anknüpfungspunkt zur Vergangenheit und es dauerte eine Weile, bis ich mich in der neuen Situation wiederfand.
Die Gefühle Erikas und die einzelnen Situationen werden von der Autorin sehr authentisch beschrieben, so dass man als Leser die Stimmung sehr gut nachempfinden kann. Das macht das Buch sehr kurzweilig und fesselnd. Man möchte dabei bleiben und wissen, wie es weiter geht.
Frau Sonnenberger schafft es außerdem, durch ihre gut gesetzten Dialoge und die Beschreibung der Umwelt und der verschiedenen Handlungsorte, das Gelesene greifbar zu machen und dem Leser eine gute Vorstellung der Handlung zu vermitteln.
Leider waren manche Entscheidungen und Handlungen der einzelnen Protagonisten im Rahmen der Geschichte nicht ganz nachvollziehbar. Besonders zum Ende hin fühlte ich mich oftmals etwas hängengelassen oder auch überrumpelt von der Geschwindigkeit, die die Geschichte auf einmal aufnahm. Man hatte, salopp gesagt, das Gefühl, das Buch ist jetzt dick genug, wir bringen die Geschichte jetzt zu ihrem vorläufigen Abschluss und erwähnen nur noch das nötigste.
Besonders irreführend empfand ich diesbezüglich auch den Klappentext, der in meinen Augen nur wenig mit der eigentlichen Handlung gemein hat.
Viele Situationen blieben ungelöst, was aber zugegeben auch daran liegen kann, dass die Geschichte ihre Fortsetzung in einem weiteren Buch findet. Ich zumindest hoffe, dass dort dann einige der Handlungsstränge wieder aufgegriffen werden und der Leser mit ein paar logischen Anknüpfungen noch positiv überrascht wird. Ich werde dem Folgebuch auf jeden Fall noch eine Chance geben.