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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2018

Gesellschaftskritik und Lovestory

After Work
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Die 28 Jahre alte Lexia Vikander hat einen schrecklichen Tag hinter sich. Die kleine Werbeagentur, für die sie arbeitet, ist von einem Riesenkonzern aufgekauft worden. Dessen Management soll die Agentur ...

Die 28 Jahre alte Lexia Vikander hat einen schrecklichen Tag hinter sich. Die kleine Werbeagentur, für die sie arbeitet, ist von einem Riesenkonzern aufgekauft worden. Dessen Management soll die Agentur umstrukturieren, weshalb Lexia um ihren Job fürchtet. Und statt nach Feierabend einen schönen Mädelsabend zu verleben, ist sie von ihren sogenannten Freundinnen sitzen gelassen worden. Frustriert und voller Selbstzweifel versinkt Lexia in der berauschenden Wirkung rosafarbener Cocktails und schüttet dem Fremden neben sich ihr Herz aus. Am nächsten Morgen entpuppt sich eben jener Mann als neuer Chef. Adam Nylund hat sich in der Geschäftswelt bereits einen Namen gemacht. Er ist Finanzmanager, streng, effizient und gefürchtet.

Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos. Die Szene in der Bar ist über die Maßen peinlich und gleichzeitig an Witzigkeit kaum zu übertreffen. Wenn sich diese spielerische Leichtigkeit durch das ganze Buch gezogen hätte, wäre es wundervoll gewesen. Lexia und Adam sind zwei vollkommen verschiedene Charaktere. Lexia fühlt sich aufgrund ihres Übergewichtes häufig ungenügend und unsicher. Adam dagegen entspricht dem Ideal eines erfolgreichen Mannes. Er ist gutaussehend, tough und wohlhabend. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden entspinnt sich anfangs sehr vorsichtig, wird im Verlauf extrem heiß, bis sie in einem Konfettiregen aus kitschiger Romantik endet. Das alles ist sehr unterhaltsam und liest sich problemlos weg.

Nicht ganz so leicht ist das alles dominierende Thema Feminismus, Sexismus am Arbeitsplatz, Frauenquote etc. Ein topaktulles Thema, zu dem auch sehr viel Richtiges gesagt wird. Gerade die Werbebrange übt einen enormen Einfluss darauf aus, was als Schönheitsideal angesehen wird, und ich stimme vollkommen zu, dass insbesondere Frauenkörper nicht in ein Size-Zero-Schema gepresst werden dürfen. Die tiefere Botschaft des Buches sind Toleranz und Akzeptanz jedem Menschen gegenüber, ungeachtet seines BMI, Religion, Ethnie und so weiter. Allerdings wird seitenweise auf dem immer gleichen Problem herumgeritten, ganze Dialoge werden doppelt und dreifach geführt. Für einen romantischen Frauenroman war das einfach zu viel. Als Leser wird man hin und her gerissen zwischen einer prickelnden Liebesgeschichte und den heftigen Kontroversen von Feminismus und Sexismus.

Die Wahl des Covers ist ganz gehörig schiefgelaufen. Es ist zwar schön und ansprechend gestaltet, doch angesichts des Themas und der Botschaft der Autorin ein totaler Fehlgriff.

Im Großen und Ganzen kann man mit ‚After Work‘ ein paar angenehme Lesestunden verbringen. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Erzählstil und es war mutig, so schwierige Themengebiete konkret anzusprechen.

Veröffentlicht am 19.04.2020

Mit erhobenem moralischem Zeigefinger

Ohne Flugzeug um die Welt
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Klimawandel, Umweltschutz, Fridays for Future – das sind alles Schlagworte, die uns beschäftigen. Aber nur, weil im Titel dieses Buches das Wörtchen ‚klimabewusst‘ vorkommt, bedeutet das nicht automatisch, ...

Klimawandel, Umweltschutz, Fridays for Future – das sind alles Schlagworte, die uns beschäftigen. Aber nur, weil im Titel dieses Buches das Wörtchen ‚klimabewusst‘ vorkommt, bedeutet das nicht automatisch, dass es sich um einen ultimativen Ratgeber zum Thema Reisen ohne Flugzeug handelt.

Alles beginnt sehr vielversprechend mit der Ankündigung einer Hochzeit. Einer der schönsten Gründe für eine Reise. Allerdings gerät er alsbald in den Hintergrund und es folgt eine umfangreiche Einführung ins Thema Klimakrise. Das Buch versucht eine Mischung aus Sachbuch und Reisebericht zu sein. Doch das qualitative Gefälle zwischen beiden Gebieten ist zu enorm, um ein homogenes Bild zu ergeben.

In allem, was mit der Klimakrise in Zusammenhang steht, sind die beiden Autoren voll in ihrem Element. Sie profitieren von ihren Erfahrungen im Verfassen von Seminararbeiten. Zwischen stilistischen Richtlinien, Fachwissen und einer umfangreichen Bibliografie befinden sie sich in vertrauten Gewässern. Zumal in diesen Teilen keine eigenen Forschungsergebnisse präsentiert, sondern Fakten aus existierenden Studien wiedergegeben werden.

Der Reisebericht nimmt sich dagegen sehr einfach aus. Simple Sätze, häufig mit identischem Wortlaut, wechselnde Erzählperspektiven. Die Schilderungen der Vorbereitungen, Reise und der Hochzeit sind kurz und emotionslos. Allzu schnell fällt man ins Thema CO2-Ausstoß zurück und verliert sich darin. Ich lese sehr gerne Reiseberichte und Reiseblogs, man muss kein erfahrener Schriftsteller sein, um einen halbwegs interessanten Reisebericht zu verfassen. Schon eine Reise allein bietet doch eigentlich genug Erzählstoff. Alles, was von der Reise um die Welt hängengeblieben ist, sind stundenlange Zugfahrten und gewichtige Diskussionen, dann und wann mit Mitreisenden. Dabei wird auch unermüdlich auf jedes länderspezifische Konfliktthema hingewiesen. Man fühlt sich beim Lesen häufig moralisch zurechtgewiesen.

„Ohne Flugzeug um die Welt“ bietet auch nicht den irgendwie erhofften Wow-Effekt. Ich weiß selbst nicht, was ich erwartet habe, aber statt des Flugzeuges nehmen die beiden eben ein Frachtschiff. Kurz und gut. Vielleicht habe ich zu stark an Jules Verne gedacht und finde den Reisebericht deshalb zu banal.

Alles in Allem informiert das Buch intensiv zur Klimakrise und regt zum Umdenken und Mitdenken an, wie wir alle zum Umweltschutz beitragen können. Die fachliche Seite ist gut recherchiert und wird wissenschaftlich vorgetragen. Wenn der Reisebericht schwungvoller, aufgeweckter, emotionaler aufbereitet worden wäre, läse er sich bestimmt besser. Im Endeffekt habe ich mich nicht auf diese Reise mitgenommen gefühlt, sondern hatte nur den moralischen Zeigefinger unter der Nase.

Vielen lieben Dank an die Bloggerjury und LYX für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Bedenkliche Erziehungsmethode

Das kleine Nein-Schwein
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Kennen wir nicht alle solche Tage, an denen uns schon die morgendliche Routine einiges an Kraft abverlangt? Auch bei uns ist morgens alles eng getaktet. Wenn da ein Kind nicht mitzieht und wir bei jedem ...

Kennen wir nicht alle solche Tage, an denen uns schon die morgendliche Routine einiges an Kraft abverlangt? Auch bei uns ist morgens alles eng getaktet. Wenn da ein Kind nicht mitzieht und wir bei jedem Handschlag Überzeugungsarbeit leisten müssen, wird es zeitlich echt knapp und wir sind super gestresst. Das Problem dürfte Eltern bekannt sein. In diesem Buch sagt auch Ferkel zu allem Nein. Anziehen, Essen, Zähneputzen – Nein, Nein, Nein! Als Konsequenz wird Ferkel ohne Essen, Klamotten und Abschiedskuss in der Kita abgesetzt. Ihm ist kalt und es ist hungrig. Nach diesem sehr langen, schrecklichen Tag bringt Mama Ferkel ins Bett und fragt, ob der nächste Tag wieder ein Nein-Tag wird. Selbstverständlich nicht, meint Ferkel.

Ich bin schockiert.

Was sind denn das bitte für katastrophale Erziehungsmethoden? Wenn du nicht gehorchst, dann gibt’s Liebesentzug von Mama und du wirst halb nackt und hungrig in der Kita abgegeben. Die Bedürfnisse des Kindes bleiben komplett auf der Strecke. Der Lösungsansatz, Ferkel das Nein-Sagen abzugewöhnen, ist erschreckend.

So eine Botschaft geht gar nicht und ich verstehe nicht, wie dieser Band der Ferkel-Reihe so weit abgeschlagen von den anderen Bänden sein kann. Die anderen Ferkel-Bände sind mit Abstand besser und zeitgemäßer, süß gereimt und einfach herzig illustriert.

Abgesehen von den Illustrationen kann ich wenig Positives zum Nein-Schwein sagen. Es ist definitiv kein Trost für Eltern kleiner Nein-Sager, so wie es auf der Rückseite heißt. Natürlich sind die beschriebenen Situationen aus dem Leben gegriffen und am Ende bringt Mama Ferkel liebevoll ins Bett. Aber dabei schwingt die Drohung mit, dass der nächste Tag genauso ablaufen wird, sollte Ferkel wieder einen Nein-Tag haben.

Mama-Schweins Weg, die Situation am Morgen zu handhaben, ist das absolute Negativ-Beispiel. So eskalieren wie im Buch sollte es niemals! Und wo steckt eigentlich Papa-Schwein?

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Veröffentlicht am 14.11.2018

Leider, leider nicht mein Geschmack

Still Broken
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Eine schlechte Rezension zu verfassen, macht nicht so viel Spaß, wie man vielleicht denkt. Irgendjemand fühlt sich trotz aller Meinungsfreiheit und Kritikfähigkeit immer angegriffen und ist beleidigt. ...

Eine schlechte Rezension zu verfassen, macht nicht so viel Spaß, wie man vielleicht denkt. Irgendjemand fühlt sich trotz aller Meinungsfreiheit und Kritikfähigkeit immer angegriffen und ist beleidigt. Meistens sind es die eingefleischten Fans, die meinen, ihre Lieblingsautorin in Schutz nehmen zu müssen. Aber jeder hat nun einmal seine eigene Meinung und in diesem Fall tut es mir auch echt leid, aber „Still Broken“ trifft überhaupt nicht meinen Geschmack. Das ist leider so. Dabei klang der Klappentext vielversprechend und in Teilen fand ich die Liebesgeschichte sogar recht süß. Wäre sie nur nicht so spürbar konstruiert gewesen…

Gleich zu Beginn sieht Norah auf einer Party diesen unfassbar heißen Typen, ihre Blicke begegnen sich und sofort ist da diese magische Anziehung. Natürlich entpuppt sich der heiße Typ als Bruder von Norahs Mitbewohnerin. Und natürlich wird sie ihm auch noch in der Redaktion zugeteilt. Von Anfang an prallen die beiden Protagonisten aufeinander. Diese ständigen Begegnungen wirken sehr erzwungen und übertrieben. Genauso die ach so leidenschaftlichen Gefühle zwischen den beiden, die plupp! einfach da sind, alles überwältigen, aber für mich nicht nachvollziehbar waren. Außerdem ist Max alles, aber definitiv kein Bad Boy. Er zieht sich bloß wie einer an.

Die Handlung besteht hauptsächlich aus abrupten Szenensprüngen und starken Gefühlsaufwallungen, die weder zur Geschichte noch zu den Charakteren passen wollen. Den Figuren hätte mehr Homogenität gutgetan. Die dramatischen Höhepunkte sind zahlreich – und wie! Lügen, Tod, Vergewaltigung, Familientragödien und die Mafia! Es ist schwer, das alles in eine einheitliche Story zu verpacken. Die unvorhergesehenen Dramen stiften einiges an Verwirrung. In der großen Rahmenhandlung steckt doch genug Spannung, die völlig ausgereicht hätte für einen aufregenden Roman. Insgesamt ist die Geschichte überladen mit Dramatik und Gefühlen, dadurch wirkt sie unrealistisch. Und bei den vielen Nebensträngen ist es letztlich auch kein Wunder mehr, dass am Ende die ein oder andere Lücke offen bleibt. Oder weiß einer, was aus Drew geworden ist? Eben war er noch am Telefon, und dann?

Ich empfand „Still Broken“ als sehr unstimmig, mit unlogischen Handlungssträngen und einer zu plumpen Verarbeitung von Klischees. Es ist schade und tut mir wie gesagt wirklich leid, aber in den Roman wurde zu viel hineingesteckt. Manchmal ist weniger halt doch mehr.