Lesehighlight
Mein Leselebenshighlight.
Das beste Buch, das ich wahrscheinlich je gelesen habe!
Mein Leselebenshighlight.
Das beste Buch, das ich wahrscheinlich je gelesen habe!
Mein Leselebenshighlight.
Das beste Buch, das ich wahrscheinlich je gelesen habe!
Mein Leselebenshighlight.
Das beste Buch, das ich wahrscheinlich je gelesen habe!
Inhaltserzählung:
Sie öffnete die Schachtel ... und da, etwas erhöht auf einem Sockel, lag eine Uhr - die Uhr. Die Uhr von Baba, ihrem Papa. Jetzt gehörte sie ihr. Hadia blickte auf, Baba wartete auf ihre ...
Inhaltserzählung:
Sie öffnete die Schachtel ... und da, etwas erhöht auf einem Sockel, lag eine Uhr - die Uhr. Die Uhr von Baba, ihrem Papa. Jetzt gehörte sie ihr. Hadia blickte auf, Baba wartete auf ihre Reaktion ... Natürlich kannte sie die Uhr schon. Baba trug sie bei besonderen Anlässen. Sie hatte die Uhr als Kind sogar schon einmal in der Hand halten dürfen und vielleicht hatte sie sie damals sogar übers Handgelenk geschoben. Noch nie hatte sie ein so schlichtes, aber auch kunstvolles Geschenk erhalten; so offensichtlich kostbar und doch entbehrlich, und nie erträumt - bis zu dem Moment, als sie es bekam, und sie wusste gleich, dass sie die Uhr so tragen würde, wie ihren Nachnamen; mit Stolz. "Bist du sicher?", fragte sie unwillkürlich. Die Uhr lag Baba von allem, was er besaß, am meisten am Herzen. Baba war nie sentimental, aber diese Uhr nahm er gelegentlich aus seiner Schreibtischschublade, polierte sie und legte sie wieder in ihr Behältnis zurück. Hadia hätte sich nie träumen lassen, dass sie eines Tages ihr gehören würde. "Für alles, was du erreicht hast," sagte Baba und seine Miene zeigte ihr, dass er sich über ihre Reaktion freute, die ja auch wirklich ganz aufrichtig gewesen war. "Aber Baba, ist das nicht eine Uhr für einen Mann?" fragte sie ihn später, als sie alleine in seinem Arbeitszimmer waren. "Wer sagt, dass sie für einen Mann ist?" fragte Baba zurück. Sie dachte einen Moment nach. "Männer?" Baba lachte. "Genau," sagte er. Baba hielt ihr Handgelenk in die Höhe. Die Uhr war ein bisschen zu groß für sie, aber auf eine Weise, die ihr gefiel. "Sie gehört jetzt dir," sagte er zu ihr. Sie war schon immer für dich gedacht, Hadir. Ich wusste nur nicht, wann der richtige Moment kommen würde, um sie dir zu schenken."
(Hadia und Rafik, CD 1, Kapitel 95)
Autorin:
Fatima Farheen Mirza, 1991 geboren, wuchs in Kalifornien auf. Sie studierte am renommierten Iowa Writers' Workshop und lebt heute in New York. Entdeckt wurde sie von der Schauspielerin Sarah Jessica Parker, die auch ihr erster Buh verlegte. Mit ihrem Roman A Place For Us, schaffte sie es einen Platz im Herzen ihrer Leser zu ergattern. Wichtige Themen wir Identität und Zugehörigkeit sind Teil von Mirzas Alltag. Und so sind diese bewegenden Themen auch Teil ihrer Geschichten. Die Autorin steht regelmäßig auf den Bestsellerlisten und ist von heutigen Diskussionen gar nicht mehr wegzudenken.
Übersetzerin:
Sabine Hübner, geboren 1957, aufgewachsen in Stuttgart, lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in München und ist Literaturübersetzerin. Sie übersetzt seit 1989 Belletristik, Lyrik und Sachbücher.
Sprecher:
Julia Nachtmann, geboren 1981, hatte Engagements an diversen deutschen Theatern. So gehörte sie zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und wurde für ihre darstellerische Leistung mit dem Boy-Gobert-Preis ausgezeichnet. Darüber hinaus war sie in der Kinokomödie »Die Kirche bleibt im Dorf« und in Fernsehserien wie »Der Dicke« zu sehen. Sie hat bereits zahlreiche Hörbücher eingelesen.
Barnaby Metschurat (geboren 1974) ist ein beliebter deutscher Schauspieler („Solino“, „L‘auberge espagnole“, „KDD-Kriminaldauerdienst“). Für DAV hat er im Hörspiel „Königsallee“ von Hans Pleschinski mitgewirkt und „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ von Matt Haig sowie „Und was hat das mit mir zu tun? Ein Verbrechen im März 1945. Die Geschichte meiner Familie“ von Sacha Batthyany eingelesen.
Heikko Deutschmann wurde 1962 in Innsbruck/Österreich geboren. An der Berliner Hochschule der Künste absolvierte er von 1981 bis 1984 sein Schauspielstudium und studierte 1997/98 an der Drehbuchakademie der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Erstes Engagement erhielt er 1983 bis 1985 an der Berliner Schaubühne, weitere Engagements am Hamburger Thalia Theater, Schauspielhaus Köln und Schauspielhaus Zürich. Er ist unter anderem Sprecher in den DAV – Hörbüchern »Achilles Verse. Mein Leben als Läufer« und »Achilles’ Laufberater« von Achim Achilles, »Scriptum« von Raymond Khoury, »Der romantische Egoist« von Frédéric Beigbeder, »Weißer Schatten« von Deon Meyer und »Der Mackenzie Coup« von Ian Rankin.
Gabriele Blum, geboren 1954, studierte Schauspiel am Mozarteum Salzburg. Neben ihrer Arbeit am Theater ist sie als TV-Coach und Dozentin für Schauspiel tätig und als vielseitige Hörbuchsprecherin erfolgreich. Für DAV wirkte sie u. a. bei »Worauf wir hoffen« von Fatima Farheen Mirza und C. J. Cookes »Broken Memory« mit.
Bewertung:
Das Cover ist ein toller Hingucker und verrät so gar nichts über die Geschichte im Innern. Ich wäre nie darauf gekommen, dass es sich um eine Traditions-Geschichte indischer Menschen handelt. Der Titel hinterlässt Hoffnung für die Geschichte und ihre Charaktere , und erst mittendrin bemerkte ich, wie unheimlich gefühlvoll und philosophisch der Titel ausgewählt wurde, weil kein passender hätte ausgewählt werden können.
Worum handelt die Geschichte? Es geht um eine muslimisch indisch-amerikanische Familie, die mehr oder weniger streng ihre Traditionen auslebt und die Eltern diese an ihre Kinder weitergeben. Neben den Eltern stehen insbesondere die Kinder Amar, ihr einziger Sohn und Hadia, die älteste Tochter im Mittelpunkt der Geschehnisse. Während die Eltern Laila und Rafik mit ihrer Erziehung der Kinder hadern, bekommen Amar und Hadia besondere Rollen zugewiesen. Amar präsentiert das Oberhaupt der Familie, neben seinem Vater und Hadia wird in die Rolle der braven und gehorsamen Frau erzogen. Beide stehen einen unheimlichen Druck aus, mit dem sie - jeder für sich und auf eigene Weise - versuchen, umzugehen.
Der Klappentext lässt einen glauben, es gehe alleine um Amar und seine Stellung in der Familie und in der Öffentlichkeit. Jedoch wird diese erst viel später in der Geschichte deutlich. Als erstes erfährt man von Hadias Gefühlsleben und die Anforderungen an sie, die die Eltern stellen. Da war ich etwas irritiert, weil der Klappentext einen sofort zu Amar führt. Sein Leben innerhalb der Familie mitsamt seinem Gefühlsleben wird erst viel später deutlich gemacht. Der Zuhörer bekommt hier den Eindruck einer klassischen Traditionsfamilie, die um jeden Preis an ihre Werte, gemäß des Glaubens, festhalten wollen - und übersehen dabei das Wohlergehen ihrer Kinder. Weder Amar noch Hadia halten diese Werte mit all seinen Anforderungen nicht stand und geraten - völlig verscheiden - auf die schiefe Bahn.
"Du hast irgendwas," sagt sie sanft und fährt mit den Daumen seinen Augenbrauen nach. "Es ist nichts, Ma, versprochen." "Oh, Amin ... Mit dir ist doch immer irgendwas." "Vielleicht wird das Leben so erst interessant," meint er achselzuckend. "Das Leben ist interessant genug. Mach nicht den Fehler, Traurigkeit mit einem interessanten Leben zu verwechseln."
(Laila und Amar, CD 1, Kapitel 106)
Ganz schlimm trifft es Amar, der besonders unter seinem Vater leidet. Dieser war mir oft unsympathisch und übertrieb es wirklich. Typischer Ego-Vater! Der arme Sohn! Da würde ich an seiner Stelle auch weglaufen! Er kann ja gar nichts richtig machen in den Augen seines Vaters! Die tiefe Verzweiflung und das innere Leiden von Amar hat mich unheimlich berührt! Ganz kleine Szenen beschreibt die Autorin glaubhaft gelungen, wie der Vater denkt und fühlt; in einer hofft er dass niemand anderes die Spucke sieht, die aus dem Sohn vom kräftigen Kerzenausblasen rauskam ... Wie bescheuert, denkt man sich da. Und das stößt bei mir in Sachen Traditionen und Glauben sauer auf; oft geht es gar nicht um diese Werte, sondern um den Stolz und das Ego einzelner Personen - wie hier beim Vater.
Hadia wird, ebenfalls wie Amar, als eine besondere Kostbarkeit gehalten. Schon sehr früh ist sie den hohen und strengen Anforderungen vom Vater ausgesetzt. Einerseits wird ihr suggeriert, mehr zu sein, als eine typisch muslimische Frau, die genauso viel erreichen kann wie die Männer in dieser Welt - andererseits soll sie nach den ihr vorgegebenen Werten leben und sich diesen angemessen als Frau anpassen. Diese Zerrissenheit hat die Autorin sehr spürbar umgesetzt, sodass auch ich mit meinen Gefühlen den Eltern gegenüber zerrissen war. Die Achterbahnfahrt zwischen Stolz und Lob zu Enttäuschung und Missfallen der Eltern hat mich sehr mitgenommen.
Zwischen Amar und Hadia gibt es eine tiefe Verbindung, die weit über das Geschwistersein hinausgehen. Jeder von ihnen kämpft auf seine Weise mit den Anforderungen der Eltern. Jeder rebelliert auf seine Weise. Während in jungen Jahren ihre Verbundenheit von Geschwisterliebe tief ist, sorgen Anforderungen und Druck im Laufe der Jahre zu Missgunst und Neid. Besonders Hadia leidet darunter; sie versteht nicht, wieso Amar so als mann bevorzugt wird. Das treibt sie auch dazu an, genauso hart zu arbeiten wie die Männer. Vor allem Hadia hat das Gefühl, mit Amar wetteifern zu müssen.
Für Amars Eskapaden brachten dir Eltern eine endlose Geduld auf, und vielleicht war nur das schlimmer als die Frage, ob sie ihn mehr liebten und zwar die Geduld ihrer Eltern auf die Probe zu stellen und zu merken, das sie nicht reichte. Amar ist ihr Sohn. Schon das Wort 'Sohn' klingt leuchtend wie Gold, wie die wirkliche Sonne, die ihre Tage beherrscht. Baba sagt manchmal zu Hadia: "Eines Tages wirst du mit deinem Mann zusammenleben, dann wirst du für seine Eltern sorgen und uns vergessen." Es ist als Scherz gemeint. Aber es ist nie lustig. "Amar wird sich dann um uns kümmern, stimmt's Ami?" "Warum kann ich das nicht tun?", fragt Hadia dann. "Weil es die Rolle der Tochter ist, wegzugehen. Eine eigene Familie zu gründen, den Namen ihres Mannes anzunehmen. Töchter gehören uns nie wirklich," erklärt Baba dann. 'Aber ich möchte euch gehören', würde sie dann am liebsten erwidern. 'Entweder möchte ich euch gehören oder nur mir selbst.'
(Hadias Sicht, CD1, Kapitel 114/115)
Im Bezug auf ihre Erziehungsmethoden sind sich Laila und Rafik uneins, sie projizieren ihre Gefühle und Gedanken erzieherisch auf die Kinder, insbesondere auf Amar und Hadia, und schießen so weit über ihr Ziel hinaus. So kommt es, dass Laila zu nachsichtig ist und Rafik zu streng. Leider verbinden sich ihre Methoden nicht zu einem gesunden Maß und können das Leiden in Amar nicht ausgleichen.
Auch das Leben außerhalb der Familie verpasst die Autorin nicht zu erzählen ... Die Familie ist immerzu damit beschäftigt, nicht aufzufallen und gleichzeitig an ihren eigenen Werten festzuhalten. Auch die Geschehnisse nach dem 11. September 2001, die die Autorin hier beifügt, finden bei der Familie ihren Platz. Nun von Außen konfrontiert mit Missgunst und Misstrauen ...
Was in diesem Leben geschieht, ist nicht endgültig. Es gibt noch ein anderes Leben. Und dort bekommen wir vielleicht noch eine Chance. Vielleicht werden wir es dort richtig machen. Ich werde dich eine Tage wiedersehen. Daran glaube ich. Wenn nicht in diesem Leben, dann im Nächsten.
(Rafik zu Amar, CD 1, Kapitel 123)
Die Autorin lässt nicht nur verschiedene Charaktere zu Wort kommen, sie springt auch zeitlich hin und her. Das empfand ich schon als verwirrend, oft wusste ich nicht, in welcher Zeit ich mich befinde; in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Ich habe das bis zum Ende auch nicht ganz auf die Reihe bekommen und für mich klären können. Es werden auch keine Zeitangaben gemacht, sodass sich das Zurechtfinden noch erschwert. Das zerstört etwas den Zauber der Geschichte und holte mich aus dem Hörfluss des Momentes. Zum Beispiel verstand ich fast durchweg den Zusammenhang von Hadia und ihrem Fast-Ehemann nicht ... Wie hat sie ihren Liebsten kennengelernt? Über alles Mögliche wird berichtet, vor allem rückwirkend. Die aktuelle Hochzeitssituation wird hier weniger erzählt. Erst fast am Schluss kommt kurz Hadias Verlobter und später Mann zu Wort und klärt auf.
Die Autorin lässt die Hauptpersonen der Familienmitglieder zu Wort kommen: Vater und Mutter, Laila und Rafik, ebenso Sohn und Tochter, Amar und Hadia. Das ermöglichte mir einen intensiveren Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Vier. Vieles konnte ich so besser nachvollziehen. Die Sprecher überzeugen mit ausdrucksstarken Stimmen und beleben so die verschiedenen Charaktere.
Fazit:
Schon, bevor ich die Hälfte des Hörbuches gehört hatte, zeigte sich für mich deutlich, wie genau die Autorin über solche Verstrickungen von Traditionen und Weltoffenheit Bescheid weiß ... Dass sie Ahnung davon hat, zeigt sie mit dieser Familiengeschichte, und dabei nimmt sie einem mit auf die Achterbahnfahrt der einzelnen Schicksale einer solchen Familie. Sie erzählt realitätsnah und glaubhaft die Verstrickungen innerhalb einer Familie, die mit und gegen alles kämpft, um ihre Identität zu behalten. Die Themen Liebe, Glaube, Werte, Eifersucht, Stolz, Rebellion, Selbstfindung, Standhaftigkeit ... Die Autorin erzählt intensiv berührend und mit viel Respekt die verschiedenen Perspektiven der indischen Kultur und ihre Wertvorstellungen. Die poetische und authentische Erzählweise hallt im Nachhinein noch nach.
Der größte Kritikpunkt sind für mich die chaotischen Zeitsprünge ohne Zeitangaben. So hätte ich leichter navigieren können. Aber so bin ich auch bis zum Ende des Hörbuchs nicht ganz durchgeblickt, und das hat meinen Hörfluss deutlich gestört. Da es essenziell für eine Erzählung ist, zu wissen, in welcher Zeit man sich befindet, muss ich hier einen ganzen Stern abziehen, leider. Ich hätte sonst gerne 5 Sterne gegeben, trotz minimaler anderer Kritikpunkte. Aber die Geschichte an sich ist so eindrucksvoll und lebendig erzählt ... es hat mich einfach mitgerissen.
Ich denke jedoch, dass diese Familiengeschichte mit ihren Traditionen nicht für Jedermann fesselnd ist - wer interessiert an Familienschicksalen und Kulturen ist, wird hier definitiv seine Freude haben. Wie es ist, eine Familie mit kulturellen Wertvorstellungen zu sein ...
Es war egal, was die anderen dachten, wenn im eigenen Herzen kein Frieden herrschte.
(CD 2, Kapitel 52)