Wichtiges Thema, enttäuschende Umsetzung
Dear MartinMEINE MEINUNG
Als ich das Buch zufällig entdeckt habe, hat mich das Cover gleich an THUG und OTCU, weswegen ich es mir näher angeschaut habe. Obwohl es schon vor zwei Jahren veröffentlicht wurde, ist es ...
MEINE MEINUNG
Als ich das Buch zufällig entdeckt habe, hat mich das Cover gleich an THUG und OTCU, weswegen ich es mir näher angeschaut habe. Obwohl es schon vor zwei Jahren veröffentlicht wurde, ist es momentan so aktuell wie nie, was die erschreckende Realität sehr gut widerspiegelt.
Es geht um Justyce, einen afroamerikanischen Teenager, der eigentlich ein gutes Leben führt. Er ist sehr gut in der Schule, wird vermutlich in Yale studieren und hat gute Freunde. Als er eines Abends seiner betrunkenen Ex-Freundin helfen möchte, interessiert all das die Polizisten allerdings nicht. Sie sehen in ihm einen Einbrecher und verhaften ihn ohne weitere Nachfragen. Nun beginnt Justyce, sich den Reden von Martin Luther King zu widmen und versucht, diese auf seinen Alltag zu beziehen. Er beginnt, Martin Luther King Briefe zu schreiben, die für ihn wie eine Art Tagebuch funktionieren und er beginnt, sich gegen den Rassismus in seiner Stadt/seinem Land einzusetzen.
Der Schreibstil wechselt zwischen der Er- und der Ich-Perspektive, wobei die Geschichte etwas distanzierter in der Er-Perspektive, und die Briefe etwas persönlicher in der Ich-Form geschrieben wurden. Allgemein ist der Schreibstil nicht mein liebster gewesen, ich kann nicht genau definieren, was mich gestört hat, aber er hat mich wirklich fesseln können. Ich bin nicht wirklich schnell voran gekommen und hatte oft auch keine Lust mehr, weiterzulesen. Oft habe ich Passagen übersprungen, weil es mich einfach nicht catchen konnte.
Dafür war die Handlung allerdings umso fesselnder, wobei sie für viele Menschen die traurige, tägliche Realität darstellt.
Durch Justyn, seine Familie und seinen besten Freund Manny erfahren wir, mit welchen Vorurteilen und Problemen sich POC tagtäglich auseinander setzen müssen. Angefangen mit "kleinen" Dingen (die nun wirklich nicht unbedeutend sind), wie blöde Kommentare der Mitschüler, bis hin zu großen Dingen, wie unbegründete Verhaftungen. Wir erleben, wie schnell POC nur aufgrund ihres Aussehens verurteilt werden, wie mehr sie kämpfen müssen und was sie alles über sich ergehen lassen müssen.
Ich hätte mich nie als Expertin der ganzen Rassismus-Debatte betitelt (niemals!), aber ich habe mich immer für relativ aufgeklärt gehalten. Seit Anfang Juni, seit dem Mord an George Floyd, habe ich angefangen, mich mehr mit dem Thema zu beschäften und musste schockierend feststellen, dass ich in Wahrheit überhaupt nichts weiß, was mich selbst überrascht und schockiert. Aus diesem Grund war ich auch hier immer wieder negativ schockiert, welche schrecklichen Erlebnisse POC über sich ergehen lassen müssen. Wie gesagt, konnte mir das Buch in vielen Momenten die Augen öffnen.
Aber obwohl das Buch eine wahnsinnig wichtige Message hat und einige (junge) Menschen bestimmte gut an das riesige und wichtige Thema heranführt, konnte mich dieses Buch als Roman nicht zu 100% abholen. Während es mir viel die Augen öffnen konnte, dafür gesorgt hat, dass ich mich noch weiter mit dem Thema beschäftigen möchte und die Handlung unglaublich authentisch wirkte, hat es irgendwie doch nicht ganz funktioniert. Wie bereits angesprochen war der Schreibstil nicht der Hammer, leider verrät der Klappentext schon den gesamten Inhalt und viele Nebenthemen wurden nur sehr oberflächig behandelt.
FAZIT
Eine wichtige Message rund um ein großes und wichtiges Thema, an das ich mit diesem Roman heran geführt wurde. Es spiegelt die bittere Realität für POC wider und konnte mir die Augen vor all dem Rassismus (gewollt und ungewollt), Diskriminierung und Vorurteilen immer weiter öffnen. Doch leider hat es mir als Roman nicht wirklich gefallen, was vor allem an dem stockenden Schreibstil gelegen hat.