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Veröffentlicht am 20.08.2020

Mit Hirn, Charme und Blumen…

Mordsmäßig verkatert
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Inhalt & Handlung:
Als Louisa Manu nach dem Junggesellinnenabend ihrer kleinen Schwester Emily ohne Erinnerung an den Vorabend aufwacht, denkt sie zuerst an eine feuchtfröhliche Feier, sie rechnet jedoch ...

Inhalt & Handlung:
Als Louisa Manu nach dem Junggesellinnenabend ihrer kleinen Schwester Emily ohne Erinnerung an den Vorabend aufwacht, denkt sie zuerst an eine feuchtfröhliche Feier, sie rechnet jedoch nicht damit, eine ihr unbekannte erstochene Frau auf ihrem Wohnzimmersofa vorzufinden. Louisas detektivische Spürsinn ist geweckt und sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, zumal zuerst sie, dann ihr Lebensgefährte Kommissar Joshua Rispo, unter Mordverdacht stehen und sie deren Unschuld zu beweisen sucht.

Schreibstil:
Dies ist der fünfte Teil der Serie rund um Louisa Manu: in unglaublich witziger Manier lässt die Autorin die Blumenladeninhaberin Louisa auf Mördersuche gehen, wobei auch das Privatleben der Protagonistin sehr genau beleuchtet wird. Das Ganze wird aus der Perspektive Louisas erzählt, die nicht mit ihren schrägen Kommentaren zu jeder Begebenheit hinterm Berg hält.

Charaktere:
Louisa ist Detektivin aus Leidenschaft, die ihre Fälle zusammen mit ihrer kleinen Schwester Emily und ihrer ehemaligen Blumenladenmitarbeiterin, der 70jährigen Trudi löst oder vielmehr im wahrsten Sinn des Wortes über deren Lösung stolpert. Dabei ist sie nicht von klassisch taffem Charakter, sondern Louisa ist vielmehr die liebenswürdige Chaotin, die kein Fettnäpfchen auslässt.

Cover:
Wie jedes der anderen Cover dieser Serie ist auch auf diesem eine Blüte abgebildet, die mit einem Mord in Zusammenhand steht: hier tropft Blut von der Blume herunter! Auf den ersten Blick erkennt man, dass es sich hierbei um einen nicht ganz so bitterernsten Krimi handelt! Eine tolle optische Aufbereitung eines „Cosy“-Krimis!

Autorin:
Saskia Louis wuchs inmitten des Ruhrpotts in der kleinen Stadt Hattingen auf, sie schloss ein Bachelor-Studium in Medienmanagement ab und wohnt derzeit in Köln, wo sie sich dem Schreiben von Liebesromanen, unterhaltsamen Krimis und Fantasyromanen widmet.

Sprecherin:
Tanja Lipinski drückt in ihrer erfrischend fröhlichen Art dem Hörbuch ihren ganz persönlichen Stempel auf. Jeder Charakter bekommt seine eigene, unverkennbare Stimmlage, an der man ihn als Hörer sofort erkennt! Man hat nicht das Gefühl, das der Text gelesen wird, vielmehr wirkt es so lebendig und so authentisch, dass man sich direkt inmitten des Geschehens wähnt.

Meinung:
Das Hörbuch wird als „Cosy-Crime“ geführt, dementsprechend erwartet man sich keinen bierernsten, vor Spannung nur so knisternden Krimi, sondern eher leichteres Amüsement. Aber was hier geboten wird, übertrifft klar die kühnsten Erwartungen: unglaublich witzige Situationskomik wechselt sich mit grotesken Situationen ab, man findet trockenen Kommentaren ab, die einen als Hörer wirklich herzlich zum Lachen bringen. Die einzelnen Figuren sind liebevoll herausgearbeitet, sodass man hier einigen sehr sympathischen Charakteren begegnet, über deren Marotten man bereitwillig hinwegsieht. Trotz aller Komik ist der Inhalt trotzdem nicht seicht, immer wieder kommt es zu unvorhergesehenen Wendungen, die dem Hörbuch zusätzliche Spannung verleihen!
Auch wenn dieses Hörbuch der 5. Teil einer Reihe ist, die inhaltlich miteinander verknüpft sind, ist jeder Teil für sich abgeschlossen, sodass man ihm problemlos folgen kann, ohne die anderen Teile zu kennen!

Fazit:
Beste Unterhaltung für die ganze Familie!

Veröffentlicht am 02.08.2020

Gut behütet?

Der Behüter: Thriller
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Inhalt & Handlung:
Aus einem Krankenhaus verschwinden in kurzem Abstand mehrere Frauen werden ermordet und Tage später im Bereich von Mülltonnen abgelegt. Videoaufnahmen des Krankenhauses belegen, dass ...

Inhalt & Handlung:
Aus einem Krankenhaus verschwinden in kurzem Abstand mehrere Frauen werden ermordet und Tage später im Bereich von Mülltonnen abgelegt. Videoaufnahmen des Krankenhauses belegen, dass die Frauen offenbar aus freien Stücken mit dem Täter mitgegangen waren. Sie alle waren sowohl vom Täter als auch schon davor misshandelt worden. Das Ermittlungsteam rund um Laura Kern steht vorerst vor einem Rätsel, die Zeit drängt, denn erneut ist eine Frau aus dem Spital verschwunden und augenscheinlich in die Hände des Täters geraten. Kann sie noch gerettet werden oder ist sie bereits tot?

Schreibstil:
In gewohnter Catherine Shepherd-Manier wird in angenehm flüssiger Form die Geschichte sehr packend in vielen kurzen Kapiteln erzählt. Dabei wird das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven beschildert, mal aus Sicht der Ermittlerin Laura Kern, mal aus dem Blickwinkel des Täters, wobei man jedoch bezüglich seiner wahren Identität bis zum Schluss im Dunkeln tappt. Durch diesen Wechsel in der Sichtweise wird einem auch die Motivation des Täters nähergebracht und erhöht die Spannung.

Charaktere:
Die Protagonistin Laura Kern ist Ermittlerin mit Leib und Seele, sie wurde selbst als Kind Opfer eines Psychopathen, konnte diesem allerdings entkommen. Diese Erfahrung hat jedoch tiefe Spuren in ihrer Psyche hinterlassen, es hilft ihr allerdings auch, sich in die kranke Gedankenwelt eines Serientäters einzufühlen. Ihre Ermittlungserfolge belegen dies. Die Erfahrungen aus ihrer eigenen Gefangenschaft sind so einschneidend gewesen, dass Laura nach wie vor Probleme hat, sich in einer Partnerschaft fallenzulassen und zu vertrauen. Sie hat in ihrem Partner Taylor hat sie jedoch einen Seelenverwandten gefunden, der sie nicht nur beschützt sondern auch tatkräftig unterstützt.

Cover:
Ein Schmetterling eingesperrt in einem Marmeladenglas - Das Cover allein wirkt auf mich bereits sehr beklemmend und gibt schon den ersten Vorgeschmack darauf, was einen hier erwartet, denn die Symbolik spricht für sich!

Autorin:
Catherine Shepherd stammt aus Berlin, lebt heute jedoch mit ihrer Familie in Zons am Rhein. Sie studierte BWL an der Universität Gießen und arbeitete danach in einer Bank in Frankfurt am Main und Düsseldorf.

Meinung:
Dieser fünfte Band der Serie rund um die Ermittlerin Laura Kern ist ein kleiner Geniestreich der Autorin. Auch wenn man ihre Werke kennt und weiß, dass sie in ihren Büchern gerne falsche Fährten auslegt und auf diese Weise ihre Leserschaft gekonnt manipuliert, wird man auch hier wieder in die Irre geführt. Mühelos schafft sie es, den Spannungsbogen über das gesamte Werk zu legen, es wird nicht lang gefackelt, denn schon auf Seite eins wird einem das erste Opfer und dessen Schicksal präsentiert, in rasanter Form geht die Geschichte weiter ohne dass es dabei zu unnötigen Längen kommt!

Fazit:
Ein raffiniert aufgebauter Thriller mit knisternder Spannung!

Veröffentlicht am 08.05.2020

Tolle Mischung aus Spannung und Humor!

Mitternachtsstunde 1: Emily und die geheime Nachtpost
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Inhalt & Handlung:
Emilys Mutter ist bekanntermaßen seltsam, doch als sie eines Nachts einen Brief erhält, in dem sie angeblich von ihrem Verwandten um Hilfe gebeten wird, verschwindet sie spurlos. Noch ...

Inhalt & Handlung:
Emilys Mutter ist bekanntermaßen seltsam, doch als sie eines Nachts einen Brief erhält, in dem sie angeblich von ihrem Verwandten um Hilfe gebeten wird, verschwindet sie spurlos. Noch mysteriöser wird die Sache, als einige Tage später auch Emilys Vater auf der Suche nach seiner Frau ebenfalls verschwindet. Noch dazu tauchen beim Haus der Familie zwielichtige Gestalten auf, sodass Emily sich zu Hause nicht mehr sicher fühlt. Zusammen mit ihrem entzückenden „Swinegel“, dem Igel Hoggins macht sie sich auf die Suche nach ihren Eltern und findet sich bald in einer seltsamen Parallelwelt wieder, in der es von Hexen, Dämonen, und Kobolden nur so wimmelt. Ist ihre Mutter vielleicht noch seltsamer als Emily es vermutet hatte? Die Frage, die Emily jedoch am meisten beschäftigt, ist: Vermag sie ihre Eltern retten?

Schreibstil:
Eine sehr originelle Geschichte, bei der der Spannungsbogen von der ersten Seite bis zum Schluss reicht. Sie ist flüssig zu lesen und bedient sich einer schönen Sprache, völlig frei von vermeintlich „hippen“ Jugendjargon.

Charaktere:
Die Protagonistin, die zwölfjährige Emily, hat man als Leser sofort in sein Herz geschlossen: sie ist ein fröhlicher Teenager, der es einfach nicht leicht hat mit seiner exzentrischen Mutter, mit der sie immer wieder in Streit gerät, weil diese sich in Emilys Augen oftmals viel zu peinlich verhält. Dies bringt Emily gleich zu Beginn der Geschichte einen langen Hausarrest ein. Emily ist nicht nur tierlieb, sie ist auch einfach ein Typ zum Pferdestehlen, was sie sehr sympathisch macht. Aus diesem Grund ist es nur naheliegend, dass man mit ihr mitfiebert, wenn sie dieses gefährliche Abenteuer zu bestehen hat.

Cover:
Dieses Cover finde ich sehr hübsch gestaltet, einerseits in recht düsteren Farben gehalten, da sich ja der Großteil der Geschichte in einer düsteren Parallelwelt abspielt, fixiert einen darauf mit wachsamen Augen Emily mit ihrem Igel Hoggins auf der Schulter. Das Beste an diesem Buch merkt man jedoch erst, wenn man abends zu Bett geht und das Licht ausschaltet: Die Titelschrift und die Laternen auf dem Cover beginnen im Dunkeln zu fluoreszieren, sodass ein Hauch Magie über dem Buch liegt!

Autoren:
Dies ist das erste Kinderbuch des Autorenduos Trindles & Read, die bereits auf eine längere gemeinsame Autorenzeit zurückblicken können. Während Benjamin sich um die Worte kümmert, zeigt sich Laura für die Illustrationen verantwortlich!

Meinung:
Ich hatte das Glück, einige sehr tolle Kinderbücher zu entdecken, dies ist definitiv ein Buch dieser Kategorie: es ist ein –nicht nur für Kinder - enorm spannender Fantasy-Roman, der noch dazu sehr geschickt aufgebaut ist, denn man wird lange Zeit darüber im Dunkeln gelassen, welches Geheimnis hinter der ohnehin schon recht schrägen Figur von Emilys Mutter steckt, und welche Bewandtnis es mit den seltsamen Gestalten hat, die plötzlich beim Haus der Familie auftauchen. Man weiß nicht, worauf diese Geschichte hinausläuft und wie sie sich entwickeln könnte, genau das macht sie so spannend! Aber auch der Humor kommt bei dieser Geschichte nicht zu kurz! Dieser erste Band einer hoffentlich längeren Reihe hat mich wirklich verzaubert, dementsprechend hoch ist meine Erwartungshaltung gegenüber den Folgebänden!

Fazit:
Eines steht fest: Wer bereit ist, sich mit Emily auf eine ungewöhnliche und fantastische Reise einzulassen, wird es mit Sicherheit nicht bereuen und dafür mit unglaublich spannenden Lesestunden belohnt werden!

Veröffentlicht am 22.04.2020

Rocky, der Gangster-Schreck, kehrt zurück

Rocky, der Bankraub und ich oder wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)
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Inhalt & Handlung:
Nachdem Schäferhund Rocky bereits in Band eins aus Altersgründen aus dem Polizeidienst eliminiert worden ist, möchte sich dieser - voll motiviert - ständig beweisen. Er sieht dazu seine ...

Inhalt & Handlung:
Nachdem Schäferhund Rocky bereits in Band eins aus Altersgründen aus dem Polizeidienst eliminiert worden ist, möchte sich dieser - voll motiviert - ständig beweisen. Er sieht dazu seine große Chance gekommen, als er in Begleitung seines Hundesitters, dem Jungen Felix, im Park eine im Gebüsch versteckte Pistole erschnüffelt. Schnell wird klar, dass die Pistole einem berüchtigten Serien-Bankräuber gehören muss, der in der letzten Zeit in der Stadt sein Unwesen treibt. Aber was tun, wenn plötzlich die Pistole verschwindet und einen die Polizei nicht ernst nimmt? Hier ist guter Rat teuer…

Schreibstil:
Die Geschichte wird in kurzen Abschnitten mal aus der Sicht des Jungen Felix, dann wieder aus der Sicht des Hundes erzählt. Wie man sich denken kann, ist die Einschätzung ein und derselben Situation oft ziemlich konträr, was zum Teil zu Missverständnissen zwischen Hund und Jungen führt. Das sorgt wiederum beim Leser immer wieder für Schmunzeln! Zudem ist die Geschichte flüssig zu lesen und bedient sich einer sehr kindgerechten Sprache, die jedoch gänzlich auf nervenden „pseudo-hipen“ Jugendjargon verzichtet, was ich beim Lesen als sehr angenehm empfand!

Charaktere:
Hauptprotagonisten sind einerseits der Polizeihund Rocky, andererseits Felix, der tageweise auf Rocky aufpassen darf, wenn dessen Herrchen, der Polizist Herr Bergmann, beruflich verhindert ist. Rocky war viele Jahre als Spürhund im Polizeidienst im Einsatz, wurde allerdings nach der letzten nicht bestandenen Spürhundprüfung von polizeilicher Seite in den Ruhestand versetzt, was der Hund jedoch nicht verstehen kann.
Felix hingegen ist ein ganz normaler Junge, der es hasst, wenn er irgendwo im Mittelpunkt steht, zudem ist er in der Schule nicht gerade gut, besonders Mathematik bereitet ihm große Schwierigkeiten. Dementsprechend groß sind dadurch auch die Probleme, die er mit seinem Mathe-Lehrer, Herrn Teufel, hat.

Cover:
Das Cover ähnelt dem des ersten Bandes, sodass man auf den ersten Blick erkennt, dass es sich bei diesen Büchern um eine zusammenhängende Serie handelt. Das Cover ist auch diesmal mit kindlichen Motiven auf sehr amüsante Weise illustriert. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass hier die gesamte Geschichte grafisch aufgearbeitet wird – was man allerdings erst nach dem Lesen des Buches realisiert, denn erst dann vermag man auch die kleinen Details richtig zu deuten.

Autor:
Nach mehrjähriger Arbeit auf dem „Schulschiff Deutschland“ studierte Fritz Fassbinder Nachrichtentechnik, danach widmete er sich mehreren Projekten und Entwicklungstätigkeiten für eine Spacelab-Mission der ESA. Heute arbeitet er für das Innenministerium im Polizeiumfeld und ließ sich davon auch zu seinem ersten Kinderbuch mit Krimihandlung inspirieren.

Meinung:
Aufgrund des tollen ersten Bandes wurde die Erscheinung des zweiten von uns bereits mit Spannung erwartet, und gleich vorweg: wir wurden auch diesmal nicht enttäuscht! Auch hier handelt es sich um ein wirklich spannendes, toll geschriebenes Kinderbuch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte! Sehr gelungen finde ich auch den ständigen Perspektivenwechsel zwischen Hund und Jungen: Während Felix seine Sicht im Präteritum erzählt, erlebt der Hund alles in der Gegenwart, dadurch spiegelt sich dessen „Leben im Jetzt“ sehr schön wieder: Vergangenes und Zukünftiges sind ihm einerlei, für ihn zählt immer nur, sein Herrchen mit seinem Verhalten im Hier und Jetzt zufriedenzustellen und dafür eventuell auch das eine oder andere Leckerli abzusahnen.
Die Geschichte selbst beinhaltet alles, was ein gutes Kinderbuch ausmacht: Einerseits greift sie Themen auf, die Heranwachsenden aus dem eigenen Alltag nur allzu vertraut sind wie Mobbing, Schulprobleme, Probleme mit den Eltern, und der damit verbundenen oftmaligen Unsicherheit im Leben eines Teenagers. Andererseits hält sie aber auch Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt, und Hilfsbereitschaft hoch, auch die Liebe zum Tier und das gemeinsame Zusammenwirken zwischen Tier und Mensch haben hier große Bedeutung. Das Wichtigste jedoch ist, dass hier eine wirklich spannende und amüsante Detektivgeschichte erzählt wird!
Am Ende der Geschichte findet sich ein kurzes Nachwort, welches interessante Informationen über Hunde und Spürhunde im Speziellen beinhaltet. Dadurch werden Fragen, die man sich beim Lesen eventuell stellt (und deren Beantwortung innerhalb der Geschichte vielleicht fehl am Platz gewesen wäre und zudem oberlehrerhaft gewirkt hätte), letztlich doch noch profund beantwortet.

Fazit:
Ein wirklich entzückendes Kinderbuch, das zugleich witzig und spannend geschrieben ist, und durch das man auch ganz nebenbei sehr viel Wissenswertes über Hunde erfährt.

Veröffentlicht am 08.04.2020

Was ist „normal“?

Die Tanzenden
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Inhalt & Handlung:
Paris, gegen Ende des 19 Jahrhunderts. Die Aufgabe der Frau ist es, sich dem Mann unterzuordnen und nicht aufzufallen. Wer sich nicht an die Norm hält, läuft Gefahr, in die gefürchtete ...

Inhalt & Handlung:
Paris, gegen Ende des 19 Jahrhunderts. Die Aufgabe der Frau ist es, sich dem Mann unterzuordnen und nicht aufzufallen. Wer sich nicht an die Norm hält, läuft Gefahr, in die gefürchtete „Salpêtrière“, der Nervenheilanstalt von Paris, in der der renommierte Neurologe Jean-Martin Charcot wirkt. Hier landen viele Frauen, derer die Gesellschaft überdrüssig geworden ist: Prostituierte, Bettlerinnen, nach Vergewaltigungen schwer traumatisierte Frauen, oder aber auch jene Freigeister, deren Familien sich für ihr fortschrittliches Auftreten schämen. Hier in der Salpêtrière einmal mit der Diagnose „Hysterie“, „Epilepsie“, „Melancholie“ konfrontiert, sind diese Frauen als „verrückt“ gebrandmarkt und werden hier zumeist für ihr restliches Leben, vor der „gesunden“ Bevölkerung weggesperrt. So auch Eugénie, deren Vater sie eigenhändig einweisen lässt, weil sie angeblich die Fähigkeit hat, mit Toten zu sprechen. Um seinen guten Ruf in der Gesellschaft zu wahren, entledigt er sich ihrer auf diese Weise. Eugénie trifft hier auf die Krankenschwester Geneviève, die seit vielen Jahren ihren Dienst in der Salpêtrière versieht und sich einen guten Ruf als „Oberaufseherin“ der Abteilung gemacht hat.

Schreibstil:
In ihrem Erstlingswerk besticht die junge Französin Victoria Mas mit einer sehr leichten, fast schon melodiösen Schreibweise, die im krassen Gegensatz zu dem oft sehr deprimierenden Inhalt steht. Schonungslos werden hier die für die damalige Zeit gängigen Methoden in der Nervenheilanstalt beschrieben, und die Ungerechtigkeiten, die sämtlichen Insassinnen widerfahren.
Interessant der plötzliche Perspektivenwechsel: ab dem Zeitpunkt, ab welchem bei einer Frau „Hysterie“ oder Ähnliches als Diagnose im Raum stand, wurde diese nur noch als Geisteskranke oder Irre bezeichnet!

Charaktere:
Man trifft hier auf etliche sehr unterschiedliche Charaktere, hier seien zum einen Eugénie erwähnt, eine für diese Zeit unglaublich fortschrittlich denkende junge Frau, die ihr persönliches Glück nicht darin sieht, als Ehefrau in einem Haushalt zu verkümmern, sondern die für ihr künftiges Leben weitaus höhere Ziele gesteckt hat. Der Schock, von ihrer eigenen Familie verraten, in der Salpêtrière zu landen sitzt tief, und sie droht daran zu zerbrechen.
Zum anderen trifft man auf Geneviève, ihres Zeichens langjährige, treue Mitarbeiterin in der Pariser Nervenheilanstalt. Als sie auf Eugénie trifft, gerät ihr Weltbild plötzlich ins Wanken, und sie beginnt vieles zu hinterfragen.

Cover:
Die Farbgebung des Covers beschränkt sich auf drei Farben, mit denen schemenhaft das Bild einer Tänzerin gezeichnet wird, ein Bild das symbolhaft für das verblassende Leben der Frauen in der Salpêtrière steht.

Autorin:
Die gebürtige Französin Victoria Mas hat jahrelang in den USA gelebt, wo sie als Script Supervisor, Standfotografin und Übersetzerin beim Film gearbeitet hat, ist dann aber zu einem Studium an die Sorbonne nach Frankreich zurückgekehrt, wo sie heute als freie Journalistin tätig ist.

Meinung:
Dies ist eines jener Bücher, die sich leicht und locker lesen lassen, die einen aber letztlich im Mark erschüttern, weil sie so viel Ungerechtigkeiten zum Inhalt haben, die einen aus heutiger Sicht einfach nur sprachlos machen: Frauen, die der Gesellschaft lästig oder unbequem waren, wurden aufgrund von fragwürdigen Diagnosen einfach weggesperrt, um mit ihnen menschenverachtende Forschung zu betreiben. Dass diese Frauen aber aus heutiger Sicht gesund, allerdings aufgrund von Gewalt und Misshandlungen schwer traumatisiert waren und einfach nur einer Therapie bedurft hätten, war damals undenkbar - es wurde alles auf „Hysterie“ zurückgeführt. Beim Lesen stellte ich mir mehr als nur einmal die Frage, ob es sich bei den Verrückten tatsächlich um die Insassinnen handelte, oder ob die wahren Verrückten vielmehr jenseits der Anstaltsmauern oder unter den behandelnden Ärzten, den Göttern in Weiß, zu suchen waren, die die Frauen wie Tiere im Zoo vorführten.

Fazit:
Ein Buch, das aufrührt und einen nachhaltig prägt, eine echte Leseempfehlung!