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Veröffentlicht am 25.01.2021

Kaltes Dalsland

Schneenacht
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Embla Nyström, Kriminalinspektorin in Göteborg, verbringt die Winterferien gemeinsam mit Elliot, dem Sohn ihres Ex, bei ihrem Onkel Nisse in Dalsland. Ein Mordfall in der unmittelbaren Umgebung beendet ...

Embla Nyström, Kriminalinspektorin in Göteborg, verbringt die Winterferien gemeinsam mit Elliot, dem Sohn ihres Ex, bei ihrem Onkel Nisse in Dalsland. Ein Mordfall in der unmittelbaren Umgebung beendet den unbeschwerten Urlaub. Bei der Tatortbesichtigung glaubt Embla ihren Augen nicht zu trauen. Vor ihr, in einem Hotelbett erschossen, liegt der Gegenstand unzähliger Albträume, die Embla seit 14 ½ Jahren verfolgen. Damals wurde ihre Freundin Lollo in Emblas Gegenwart überwältigt und verschleppt. Milo Stavic, Gangsterboss aus Göteborg, der jetzt ermordet vor ihr liegt, hat ihr damals gedroht, sie und ihre Familie überall zu finden und zu ermorden, wenn sie von der beobachteten Entführung erzählen würde. Von Albträumen und Schuldgefühlen gepeinigt, hat sie bis heute geschweigen.

Jetzt gilt es, diesen Mord aufzuklären.


Lag es an der anhaltenden Kälte, dass der Krimi und auch die Ermittlungen schwer und langsam in Gang kamen?

Embla Nyström und ihre Geschichte werden behutsam und unkompliziert eingeführt, was mir sehr entgegen kommt, da es mein erstes Buch aus der Embla-Nyström-Reihe ist. Trotzdem wurde ich zu Beginn der Ermittlungen ziemlich unruhig und ungeduldig.
Bei beiden Mordfällen werden nur zögerlich die Zeugen befragt und wer nicht befragt werden will, geht den Ermittlern einfach aus dem Weg.

Erst gegen Mitte des Buches kommen die Ermittlungen in Schwung. Die endlich aufkommende Spannung hält sich dann aber bis zum Ende.

Im Laufe des Geschehens zeigt sich, wie schwierig Ermittlungen bei Morden innerhalb von Clans sind, vor allem wenn sie in verschiedenen Ländern agieren.

Die kriegsähnliche Auseinandersetzung auf dem an der norwegischen Grenze abgelegene Hof fand ich übertrieben und unrealistisch.

Das Ende, ja so ganz befriedigend empfand ich das auch nicht. Wahrscheinlich ist es dann doch der Realität geschuldet, denn vollkommen kriegt man diese Verbrechen nicht gelöst.

Alles in Allem kann für Liebhaber Skandinavischer Krimis eine klare Leseempfehlung gegeben werden.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2020

Unterhaltsamer Krimi mit sozialkritischem Hintergrund

Mörderhof
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Neben der Diskussion über die Erweiterung eines Hühnerhofimperiums, Überdüngung durch Gülle aus Massentierhaltung und Agrarpolitik im Allgemeinen, geht’s hier um „Pommes“ (Kriminalkommissar Willen), der ...

Neben der Diskussion über die Erweiterung eines Hühnerhofimperiums, Überdüngung durch Gülle aus Massentierhaltung und Agrarpolitik im Allgemeinen, geht’s hier um „Pommes“ (Kriminalkommissar Willen), der nach zwei Jahren die Ermittlungen in einem ungelösten Vermisstenfall wieder aufnehmen will.

Wird er den Vermissten finden oder gar dessen Mörder?


Kriminalinski hat hier einen wirklich unterhaltsamen Krimi vorgelegt. In eher dörflicher Atmosphäre wird das Geflecht der Dörfler untereinander gezeigt. Man kennt sich, man zankt sich, man akzeptiert aber letztlich den anderen und man weiß wem man vertrauen kann.

Das schiefe Bild, das manche Fleisch-und Geflügelfabrikanten in der Gesellschaft darstellen, schadet nicht nur der Umwelt und den Verbrauchern, sondern auch den Bauern, die lediglich gesunde und frische Nahrung produzieren wollen, aber mittlerweile als Ursache der Verunreinigung unseres Grundwassers beschuldigt werden.

Die Lösung des Kriminalfalls war ziemlich vorhersehbar, aber der Weg dahin war einfallsreich.

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Veröffentlicht am 12.12.2018

Vielschichtig

Eisiger Dienstag
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Anlässlich eines Routinebesuchs bei einer neuen Klientin entdeckt die Sozialarbeiterin Maggie Brennan die nackte, schon stark verweste Leiche eines jungen Mannes. In Anbetracht des etwas skurrilen Tatortes ...

Anlässlich eines Routinebesuchs bei einer neuen Klientin entdeckt die Sozialarbeiterin Maggie Brennan die nackte, schon stark verweste Leiche eines jungen Mannes. In Anbetracht des etwas skurrilen Tatortes und der geistigen Verwirrtheit der Klientin Michelle Doyce bittet Inspektor Karlson die Psychotherapeutin Frieda Klein um Mithilfe.
Michelle Doyce ist zu keiner Aussage in der Lage und die Leiche ist nicht zu identifizieren.
Karlsons Chef Crawford würde den Fall am Liebsten sofort ad acta legen und Michelle in eine Psychiatrische Klinik einweisen. Aber da hat er wohl nicht mit Friedas Hartnäckigkeit gerechnet. Sie wühlt sich in diese Ermittlung, obwohl sie ein bereits gelöster Fall aus der Vergangenheit immer noch beschäftigt.

Dies ist bereits der zweite Band aus einer Reihe um die Psychotherapeutin Frieda Klein. Er beinhaltet eine abgeschlossene Geschichte und ist ohne Kenntnis des ersten Teils verständlich. Aber es gibt natürlich eine spannende Hintergrundgeschichte und eine On/Off-Beziehung, die sich durch alle Bände dieser Reihe ziehen. Hat man ein Buch gelesen, dann ist man sozusagen „angefixt“ und will wissen, wie es mit Frieda Klein weitergeht.

Die einzelnen Fälle sind spannend und unterhaltsam geschrieben, obwohl ich annehme, dass sie immer nach dem gleichen Schema ablaufen. Entdeckung des Verbrechens, DI Karlson erbittet Friedas Mithilfe, Polizei sieht nach kurzen Ermittlungen keinen Handlungsbedarf, Frieda ermittelt auf eigene Faust weiter, fördert Beweise zu Tage und überführt gemeinsam mit DI Karlson den oder die Täter. Es wirkt dann leider immer etwas vorhersehbar. Obwohl man den Täter natürlich nicht gleich erkennt, führt die manchmal seltsam anmutende Verhaltensweise der Frieda Klein in Richtung des Täters.

Trotzdem gelingt es dem Autorenduo die Geschichten unterhaltsam und spannend zu erzählen.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Verzwickte Verwirrung

Die fehlende Stunde
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In der Nähe von Potsdam werden zwei Kinder vermisst. Traute, die Mutter eines der beiden Kinder, sucht verzweifelt ihren Sohn Mark. Sie stürmt den Hundehof, auf den sie ihren Sohn vermutet und tötet im ...

In der Nähe von Potsdam werden zwei Kinder vermisst. Traute, die Mutter eines der beiden Kinder, sucht verzweifelt ihren Sohn Mark. Sie stürmt den Hundehof, auf den sie ihren Sohn vermutet und tötet im Affekt den Hundezüchter, den sie für einen Pädophilen hält, der ihrem Sohn wahrscheinlich etwas angetan hat.
Zwischenzeitlich hat ein Waldarbeiter die Kinder gefunden. Cleo, das Mädchen ist tot. Der Junge hat überlebt, ist aber nicht ansprechbar.
Hauptkommissar Sigi Kamm zieht sofort die Psychologin Alicia Behrens zu den Befragungen hinzu.
Nachdem der Hundehof in Flammen aufgeht und somit alle Beweise vernichtet werden, eröffnet sich den Ermittlern ein Verwirrspiel und riesiges Lügengeflecht.


„Die fehlende Stunde“ liefert einen interessanten, spannenden und manchmal auch verblüffenden Krimi. Einen Bezug zum Titel des Romans konnte ich allerdings nicht herstellen.

Der Hauptermittler Kamm und die Psychologin Behrens wirken sympathisch. Sie sind wechselhaft professionell, hören oft auf ihr Bauchgefühl und lassen sich hin und wieder privat beeinflussen. Das macht sie menschlich und real.

Im Umfeld des Verbrechens erleben wir allerdings sehr kuriose Gestalten. Das Verhalten der Mütter und ihrer Umgebung ist schon sehr eigenwillig und geheimniskrämerisch. Jeder hat seine Vorgeschichten, Geheimnisse und jeder einzelne ist irgendwie in diese Verbrechen involviert.

Der flüssige Schreibstil, die kurzen Kapitel, der häufige Perspektivenwechsel und die ständig wechselnden Verdachtsmomente hielten den Spannungsbogen stetig hoch, was es schwer machte, das Buch aus der Hand zu legen.

Schade fand ich, das am Ende, als nach vielen Wirrungen und Sackgassen die Lösung erkennbar war, viele offene Fragen nicht weiterverfolgt wurden.
Im privaten Bereich von Kamm und Behrens sind die noch offenen Fragen sicher einer Fortsetzung der Serie geschuldet. Bei den anderen Akteuren hätte gerne schon gewusst, wie es bei ihnen weitergeht bzw. welchen Folgen ihre Lügen und Falschaussagen haben.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Falsche Entscheidung

Nachts in meinem Haus
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Tom und Charlotte Simon führen eine harmonische und liebevolle Ehe. Das hindert Tom allerdings nicht daran, während einer beruflichen Abwesenheit von Charlotte, diese mit ihrer besten Freundin Leslie zu ...

Tom und Charlotte Simon führen eine harmonische und liebevolle Ehe. Das hindert Tom allerdings nicht daran, während einer beruflichen Abwesenheit von Charlotte, diese mit ihrer besten Freundin Leslie zu betrügen. Tom und Charlotte wohnen sehr abgelegen. Nach einem romantischen Stelldichein mit Leslie schrecken Tom ungewohnte Geräusche im Ha auf. Aufgrund eines Gewitters ist der Strom ausgefallen. Mit einer Harpune versucht Tom erst gar nicht den Einbrecher zu stellen, sondern schießt direkt in die Dunkelheit. Mit Schrecken erkennt er, dass er Charlotte mit der Harpune an die Küchentür genagelt hat.
Tom holt René, Ehemann von Leslie und Rechtsanwalt, zur Hilfe. Dieser rät ihm Deutschland sofort zu verlassen und sich in Italien zu verstecken.
Für Tom beginnt eine Odyssee.

Der Beginn des Romans ist unheimlich spannend. Die Tat oder das Unglück katapultieren den Leser gleich in Toms Welt. Der Rückblick auf Toms erste Ehe und wie ihm da mitgespielt wurde, ist ebenfalls interessant. Danach war mir Tom einfach zu passiv. Die Szenen seiner ersten Ehe zeigen zwar, dass er andere für sich agieren lässt, aber dieses Gottvertrauen gegenüber René, den er ja auch noch mit seiner Frau betrügt, halte ich für etwas übertrieben.
Die einzelnen Figuren sind von Frau Thiesler sehr gut ausgearbeitet , sodass bei Toms Passivität sein Weg vorgezeichnet ist. Die Gruppe um Charlotte und Tom zeigt ganz besonders diese Hassliebe zwischen den Reichen und Wichtigen der Schickeria.
Die italienische Szenen zwischen Donato und Gabriella Neri empfinde ich wohltuend und unterhaltsam. Toms Leiden und Verzweiflung wäre sonst zu viel geworden.
Alles in allem ist es ein unterhaltsamer Roman/Krimi mit einigen Längen.